Kinderlesebibel

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Michael Landgraf
Kinderlesebibel
Illustriert von Susanne Göhlich
1. Auflage 2011
96 Seiten vierfarbig, komplett illustriert gebunden

ISBN 978-3-525-58017-2

Vandenhoeck & Ruprecht
12,99 Euro

Unter den zahlreichen Kinderbibeln unserer Zeit nimmt die Kinderlesebibel von Michael Landgraf einen besonderen Platz ein. Das Profil ist auf Kinder bis ca. 8 Jahren ausgerichtet und soll deren Leselust und Lesevermögen fördern. Es dominiert eine klare und eingängige Sprache[1], die der Alterstufe angemessen ist. Darüber hinaus animiert der Sprachstil für eigenes Erzählen; die prägnante Kürze lädt zum Weitererzählen ein und schärft den Sinn für Elementares. Die vielfältigen Bilder von Susanne Göhlich unterstützen und vertiefen den Text. Anschauliche doppelseitige Karten auf den ersten und der letzten Buchseiten sind durch entsprechende Bilder mit den erzählten Geschichten verbunden und helfen so bei der Orientierung. Das Lexikon der „Schweren Wörter“ dient dem eigenständigen Nachforschen bei ungewohnten und fachspezifischen Wörtern.

Michael Landgraf versteht es, auch theologisch Bedeutsames und zu Unterscheidendes auf angemessene Weise in diese Kinderlesebibel einzubringen, was ja bekanntlich nicht einfach ist. Neben der traditionellen Einteilung „Altes“ und „Neues Testament“ ist auch die Bezeichnung „Erstes“ bzw. „Zweites Testament“ [E. Zenger] zu finden. „Gleichnisse“[2] sind eine bestimmte Form von Geschichten, die Jesus[3] erzählt hat; die Evangelisten Matthäus, Lukas, Markus und Johannes werden als Übermittler der biblischen Geschichten benannt. Ausgesprochen singulär für eine Kinderbibel ist die Einbeziehung des Buches der Offenbarung. Das muss man erst mal hinbekommen, dieses schwer zu lesende letzte Buch der Bibel für Grundschulkinder auf einer Seite in elementarer Sprache zusammen zu fassen! „Der Seher Johannes träumt von Gottes neuer Welt … In Gottes neuer Welt ist es so schön wie einst im Paradies“ (90). Hier schließt sich der Kreis der biblischen Geschichten.

Mit dieser Kinderlesebibel liegt eine ausgezeichnete Bibelausgabe für Kinder vor, die in vielfacher Hinsicht sehr gute Arbeitsmöglichkeiten bietet.

 

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Michael Landgraf
Werkbuch Kinderlesebibel
Einführungen, Rahmenerzählungen, Materialien
1. Auflage 2011
119 Seiten mit zahlreichen Abb. und Kopiervorlagen, DIN A4 kartoniert

ISBN 978-3-525-58018-9

Vandenhoeck & Ruprecht

14,99 Euro

Das dazugehörige Werkbuch erweitert den Rahmen der didaktischen Möglichkeiten ganz erheblich. Es bietet zu den biblischen Geschichten knappe Einführungen in theologische Hintergründe, geht auf Vorkenntnisse und Voreinstellungen der Kinder ein und nennt Kompetenzen, die mit der Erarbeitung der Geschichte gefördert werden können. Methodisch-gestalterische Impulse und zahlreiche Liedvorschläge runden das Angebot an die Unterrichtenden ab.

Von besonderer Bedeutung sind zwei Geschwisterpaare, die von M. Landgraf um die biblischen Geschichten herum gruppiert worden sind. Paar 1: Lea und Ruben gehören zu einer Familie, die zu den ersten Christen in Palästina gehört. Sie hören und erleben Dinge aus der näheren Umwelt Jesu. Gespräche und Erzählungen ihrer Eltern vermitteln altersgemäß Sachinformationen und lassen eine lebendige Verbindung zur Zeit Jesu entstehen. Paar 2: Marie und Martin leben in unserer Zeit und beschäftigen sich z. B. mit schulischen und familiären Themen und Problemstellungen. Durch Einbezug biblischer Stichworte entsteht eine Verbindung zu Bibelgeschichten; auf diese Weise wird die thematische Relevanz biblischer Inhalte für unsere Zeit deutlich.  Zu jedem biblischen Thema aus der Kinderlesebibel nehmen die beiden Geschwisterpaare auf ihre besondere Weise Stellung. Mit dieser genialen Rahmung[4] eröffnen sich unterrichtlich zahlreiche weitere Möglichkeiten; die Geschwisterpaare können mehr oder weniger intensiv in die Lernguppe einbezogen werden und Teil der Aktivitäten werden!

Das Werkbuch bietet zur Kinderlesebibel eine Fülle guter Arbeitsblätter im DIN A 4-Format mit vielseitigen Aufgaben und Anregungen. Das Spektrum reicht von Lückentexten, verschiedenen Rätseln und Suchaufgaben bis hin zu Mal- und Gestaltungshilfen und Bewegungsanregungen. Das Konzept ist ansprechend und übersichtlich. Die Arbeitsblätter sind gut geeignet Schülermappen bzw. Portfolios zu bereichern.

Lehrkräfte bekommen Hinweise zum Ermitteln bzw. Überprüfen des Bibelwissens. Das Werkbuch bereichert den Religionsunterricht – aber auch die Arbeit in kirchlichen Kindergruppen – sehr. Die Kinderlesebibel erhält auf diese Weise einen prominenten und zentralen Platz im religionspädagogischen Angebot der Schule bzw. der Kirche.

 

Dr. Manfred Spieß

Universität Bremen

Religionswissenschaft und Religionspädagogik


[1] Die Bibeltexte sind erkennbar dem Prinzip der „Leichten Sprache“ verpflichtet. Das erleichtert den Einsatz in inklusiv geführten Gruppen sehr.

[2] Die Entscheidung für die Verwendung dieses Begriffs kann ich gut nachvollziehen. Jedoch fehlt das Wort in der Liste der „Schweren Wörter“!

[3] Die Bezeichnung der neutestamentlichen Erzählungen mit der Überschrift „Geschichten vom Sohn Gottes“ erscheint mir jedoch problematisch. Denn sie unterstützt eine mögliche kindliche Fehleinschätzung, als sei Jesus biologisch der Sohn Gottes. Hingegen verweist die Kinderlesebibel im Text selbst völlig korrekt auf die Entstehung der christologischen Titel: „Die Freunde erzählten anderen von Jesus. Sie gaben ihm viele Namen: Lehrer, Retter, Gottes Sohn, Christus“ (47). Das stützt die Auffassung, dass „Gottes Sohn“ als theologischer Begriff zu verstehen ist.

[4] In vergleichbarer Weise hat der niederländische Bibelerzähler Nico ter Linden seine Erzählungen für Erwachsene „Es wird erzählt …“ (Bd 1 – 6) hermeneutisch gestaltet.

 

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