Trinität

Trinität

Volker Henning Drecoll (Hrsg.): Trinität.

Themen der Theologie 2. (UTB 3432)
Tübingen: Mohr 2011, VIII, 279 S.

 

Neue Lehrbuchreihe zu Debatten der Theologie

Zusammenfassend:

Eine neue Lehrbuchreihe zur Theologie beginnt mit den Bänden Kirche und Trinität. Kompetente Handbucheinführungen auf dem Stand der Forschung in sprachlich sorgfältiger Darstellung. Didaktische Aufbereitung fehlt, keine Quellentexte aufbe­rei­tet – etwa als Vorbereitung auf eine Prüfung.[1] Für Theologen sind religionswissen­schaftliche Kapitel eine Errungenschaft; für Religionswissenschaftler kompetente Darstellung der theologischen Forschung, denen der vergleichende Blick aber fehlt. Preiswert!

Im Einzelnen:

Band 2 behandelt „Gott“ unter der theologischen Perspektive der Trinität. Religionswissenschaftlich gesehen ist das  eine sehr spezielle christlich-theologische Perspektive auf die Frage nach Gott. In den Kapiteln wird sie weniger als Perspek­tive und Besonderheit bearbeitet, denn als die Lösung der Gottesfrage im Christen­tum. Wenn das die Idee war, an einem Spezialfall das ganze Kapitel Gotteslehre zu bearbeiten, dann ist die Fragestellung zu eng gefasst. Die Kapitel behandeln Jan Dochhorn, Altes und Neues Testament (also vor der Trinitätsdebatte, sehr kleinteilige Diskussion); Volker Henning Drecoll, Kirchen­geschichte; Christiane Tietze, Dog­matik; David Käbisch, Praktische Theologie und Andreas Feldtkeller, Religionswissen­schaft.

Damit begeben sich die Kapitel der vergleichenden Perspektive, der sich theolo­gi­sche Aussagen nicht erst in der Gegenwart ausgesetzt sehen. Die Trinitätslehre ergibt sich als Lösung der Auseinandersetzung mit der platonischen Gotteslehre und ihrer neuplatonischen Spekulation. Gleichzeitig soll dieses Modell die Traditi­onen der Bibel neu deuten. Das geschieht in der Kennt­nis und Abgrenzung mit den jüdischen Debatten.[2] Später ist der Islam die Heraus­forderung. – Im religionswissenschaft­lichen Kapitel ist davon etwas eingeholt. Gut präsentiert A.F. die Debatte um Monotheismus und Polytheismus. (Die Vielheit in der Einheit ist eher an Sonder­fällen der antiken Religionsgeschichte vorgestellt).[3] Hinsichtlich der Auseinander­setzung mit dem Islam führt das Kapitel sehr gut an den Kern des Problems. Von dieser vergleichenden Perspek­tive hätten die anderen Kapitel sehr profitiert.

Der Deus absconditus und die Theodizee, also die Frage woher Unglück, Not und Leiden in die Welt kommt, wird nicht mit der Rahnerschen Ökonomie oder Barths Behauptung von der vollständigen Offenbarung gelöst (S. 185). Das sind zwar Versuche, das Problem zu fassen, aber damit ist es nicht beseitigt. Die Frage hat sich ‚nach Auschwitz‘ verschärft und neu, anders gestellt. Das Problem des Teufels ist nur an einer Stelle angesprochen, einer Apokryphen, dafür in vollem Vergleich mit jüdischer und islamischer Rezeption (S. 41–43). So könnte der ganze Band arbeiten. Die Frage der Medien und der Darstellung (Gottesbild, Riten, Metaphern) bleibt dem Religionswissenschaftler überlassen. Die Themen der Theologie öffnen sich nur zaghaft neuen Perspektiven. In diesem Rahmen bietet der Band aber gute und aktuelle Artikel.

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[1] Sehr speziell immerhin der Abschnitt bei Jan Dochhorn zur Textkritik in Trinität, 69-71.

[2] Boyarin, Abgrenzungen 2004/2010. Schäfer, Geburt 2010.

[3] Christoph Auffarth: Justice, the King and the Gods: Polytheism and Emerging Monotheism in the Ancient World. In: Reinhard G. Kratz / Hermann Spieckermann in collabaoration with Björn Corzilius and Tanja Pilger (eds.): One God – One Cult – One Nation. Archaeological and Biblical Perspectives. BZAW 405. Berlin; New York 2010, 421-453.

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Juni 2011
Christoph Auffarth,
Religionswissenschaft
Universität Bremen

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