Religion miteinander lernen

Aufeinander zugehen – gemeinsam Schätze teilen
Christliche und islamische Geschichten, Lieder und Ideen für die interreligiöse Begegnung in Kita und Schule

Autorenteam:
Saida Aderras, Beate Brauckhoff, Reinhard Horn, Michael Landgraf, Ulrich Walter

Kontakte Musikverlag Lippstadt
ISBN 978-3-89617-310-2
128 Seiten     19,80 €

Aufeinander zugehen – gemeinsam Schätze teilen

Lieder für die interreligiöse Begegnung in Kita und Schule

Texte: Saida Aderras, Beate Brauckhoff, Reinhard Horn, Michael Landgraf, Ulrich Walter

Musik: Reinhard Horn
CD – Artikel-Nr. 2380-5         13,90 Euro

 

Religion miteinander lernen

 

Ungewohnt neuartig und faszinierend zugleich: diese interreligiöse Arbeitshilfe. Für die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten und Grundschulen stellt ein Autorenteam kompakt und kreativ Materialien zur biblischen und koranischen Überlieferung vor.

Michael Landgraf und Ulrich Walter begründen den Weg des interreligiösen Lernens mit dem besonderen Auftrag der religiösen Bildung in unserer Gesellschaft (7-8). Religiöse Prägungen sollen wertgeschätzt werden, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede befragt werden und zu einem achtungsvollen Miteinander führen. Dies soll schon in der Kita und Grundschule beginnen. In besonderem Maße betrifft dies Kinder aus christlichen und muslimischen Familien, die inzwischen gemeinsam diese Einrichtungen besuchen.

Im Buch „Aufeinander zugehen – gemeinsam Schätze teilen“ werden – immer mit Blick auf die pädagogische Umsetzung – Grundinformationen zum christlichen und zum islamischen Glauben vermittelt. Die Islamwissenschaftlerin und Religionslehrerin Saida Aderras stellt übersichtlich die Fünf Säulen des Islam vor, behandelt die sechs Glaubensgrundsätze und geht auf die biblischen und koranischen Prophetennamen ein. Ein vergleichendes Namensspiel weckt die Entdeckerfreude der Kinder und lässt nach den „Geschichten hinter den Namen“ fragen (14). Es folgt, unter Mitwirkung der Pfarrerin Beate Braukhoff, eine ausführliche Beschreibung des Lebens und Wirkens des Propheten Mohammed (15-22). Die Erzählung dieser Geschichte wird unterstützt durch anschauliche Gestaltungsvorschläge mit Legematerialien. Anschließend Basisinformationen zum Christentum: Bibel; Glaubensbekenntnis, Taufe und Abendmahl, Gebet. Dem Vaterunser wird ausführlich Beachtung geschenkt, die einzelnen Bitten werden in den großen Kontext des Glaubens und Lebens gestellt. Die Texte sind kompakt und klar geschrieben, aufs Erzählen hin ausgerichtet. Unterrichtende werden hier inspiriert, auf dieser Grundlage erzählerisch tätig zu werden.

Die großen Feste dürfen natürlich nicht fehlen. Advent und Weihnachten sowie Passion und Ostern werden erläutert; dann Geschichten vom Ramadan-Fasten und der Weihnachtszeit. Hier kommen Kinder zu Wort! Auch dieses Kapitel schließt mit zahlreichen praktischen Anregungen.

Die Bibelkenntnis vieler Zeitgenossen lässt zu wünschen übrig. Darum ist es gut, dass das interreligiöse Arbeitsbuch auf Grundgeschichten aus der Bibel eingeht: Schöpfung, Abraham, Mose, Maria und Jesus. Davon spricht auch der Koran, was den meisten Menschen bei uns nicht bekannt ist! Die koranischen Überlieferungen sind teilweise ähnlich, teilweise sehr unterschiedlich zur Bibel. Das Autorenteam geht mit dieser Tatsache differenziert um. Michael Landgraf stellt aus beiden Quellen Überlieferungen von Mose/Musa vor, als Erzählvorschläge mit Anregungen zur Gestaltung mit Symbolen (59-68). Die Josefs-/Jusuf-Erzählung wird von Saida Aderras und Ulrich Walter in integrativer Weise dargeboten (69-76). Ein spannender Versuch, der sich aber aus der Quellenlage didaktisch rechtfertigen lässt. Bei der Geschichte vom Propheten Jona/Yunus werden jeweils gesonderte Erzählungen mit Legematerialien vorgeschlagen(77-84). Für viele dürfte auch die koranische Weihnachtsgeschichte, besser gesagt: die Geburtsgeschichte Jesu, vor allem in der Sure 19 „Maryam“ eine inhaltliche Überraschung sein (85-88). Ein Gleichnis mit Wurzeln in Bibel und Koran ruft zu Barmherzigkeit und Nächstenliebe auf (89-94). Praktische Anregungen für die Visualisierung der sechs Werke der Barmherzigkeit runden die gemeinsamen Themen ab. Zahlreiche Kopiervorlagen stützen und ergänzen die Erzählungen (117-126).

Die 19 Lieder auf der gleichnamigen CD unterstützen die pädagogische Arbeit hervorragend. Reinhard Horn und der Kinderchor bringen mit viel Schwung die Inhalte zum Klingen. Viele neue Lieder, auch aus der Feder der Autoren, begleiten die thematische Arbeit. Sie betonen das Miteinander, aber auch das Interesse an Neuem, Fremden. Sie bieten lebendige Impulse und fördern den Umgang „mit allen Sinnen“. Auch für muslimische Kinder gehört das Singen in Kita und Schule mehr und mehr dazu. Das arabisch-deutsche Lied zum Lobe Gottes kann eine Brücke zwischen den Kulturen sein (11).

Die folgende Szene markiert eine Grunderkenntnis, die in diesem Buch deutlich zum Tragen kommt:
Beate Braukhoff lässt drei Reisende über Abraham/Ibrahim ins Gespräch kommen: Abdul, David und Timon. Nach längeren Gesprächen bricht es aus den jüdischen, christlichen und islamischen Gesprächspartnern heraus:

„Also“, sagt David. „Da ist also ein Vater, der hat zwei Söhne und aus denen werden drei Religionen.“
Abdul sagt: „Also sind Juden, Christen und Muslime miteinander verwandt? – Halbbrüder sozusagen?!“ (46)

Zugegeben, Familienverhältnisse sind nicht immer einfach und harmonisch. Aber es ist in unseren Zeiten besonders wichtig, die brüderliche Seite dieses Verhältnisses der Religionen zu betonen. Viel zu wenig ist bei Christen wie auch bei Muslimen über die jeweils andere Religion bekannt. Es ist an der Zeit, an die Inhalte heran zu gehen, um Gemeinsames und Trennendes besser einschätzen zu können, dabei durchaus auch Schätze zu heben! Die Bildungsstätten Kita und Grundschule sind hier ganz wichtige Begegnungsorte, wo diese Erstbegegnungen angeleitet werden können.

Für Erzieherinnen und Erzieher, wie auch für Lehrerinnen und Lehrer liegt hier ein verheißungsvoller Ansatz vor, wie das „Aufeinander-zu-gehen“ religionspädagogisch gelingen kann. Auf weitere Entwürfe dieser Art darf man sicherlich hoffen!

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Dr. Manfred Spieß, Oldenburg         3.7.2018

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