Moral ohne Gott? Zur Bedeutung der Vernunft im Mittelalter

Der Atheismus gilt als ein Phänomen der Neuzeit. Dass aber schon mittelalterliche Theologen versucht haben, ethisches Handeln vernunftgemäß zu begründen – ohne Gott dabei direkt ins Spiel zu bringen –  logische Folgerungen dieser Art finden sich in dem Buch:

Gregor von Rimini (ca. 1300-1358):
Moralisches Handeln und rechte Vernunft.

Kommentar zu den Distinktionen des 2. Sentenzenbuches.
HBPh[MA] Bd. 22. Freiburg u.a.: Herder 2010
— Rezension hier —

Natürlich ist nicht die Leugnung Gottes bei diesem scholastischen Theologen ernsthaft in Erwägung  gezogen, aber als Hypothese kann es hilfreich sein, Gott einmal außer acht zu lassen und festzuhalten, dass ethische Debatten sehr wohl ohne eine Rückbindung an Gott auskommen – dank einer Vernunft, die in der Lage ist, „schlechtes Handeln“ (theologisch: Sünde) als solches aus sich heraus zu erkennen.

In der beeindruckenden Reihe Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters (HBPh[MA]) werden übrigens eine Reihe von mittelalterlichen Denkern vorgestellt, deren geistesgeschichtliche Bedeutung oft unterschätzt wurde und wird.

Die INTR°A-Bibliothek hat übrigens im Kontext  mittelalterlicher (Religions)-Dialoge u.a. bereits vorgestellt:

  • Averroes: Über den Intellekt (HBPh[MA]) Bd. 15.
    Freiburg u.a.: Herder 2008
    — in Verbindung mit Annemarie Mayer: Drei-Religionen – ein Gott?  Ramon Llulls interreligiöser Diskussion über die Eigenschaften Gottes.
    Freiburg u.a.: Herder 2008 (Rezension hier)
  • Gilbert Crispin: Religionsgespräche mit einem Juden und einem Heiden. HBPh[MA] Bd. 1. Freiburg u.a.: Herder 2005
    (Rezension hier)