Buch des Monats September 2015: Meister Eckhart und Nikolaus von Kues – Bilder verstehen und transzendieren

Rz-Schwaetzer-Eckhart-Cusanus-BildHarald Schwaetzer und Marie-Anne Vannier
in Verbindung mit Johanna Hueck,
Matthias Vollet und Kirstin Zeyer (Hg.):

Der Bildbegriff bei Meister Eckhart und Nikolaus von Kues.

Texte und Studien zur europäischen Geistesgeschichte, Reihe B, Band 9.
Münster: Aschendorff 2015, 268 S., 24 Abb. im Anhang — ISBN 978-3-402-15996-5 —

Das äußere Sehen ist nur der Zugang zu einem Teil von Realität, die „in Wirklichkeit“ viel umfassender ist. Für die Mystiker war darum das innere Sehen als Annäherungselement an das Göttliche entscheidend. Dies prägt dann menschliche Gottesbilder in all ihrer Vorläufigkeit und Hoffnungs-Vision. Mit dem Bild ist jedoch immer auch ein bestimmter Ausdruck, also Sprache verbunden. Dadurch gibt es die Möglichkeit, etwas zu benennen, also dem erahnt Gesehenen einen Namen zu geben.
Zwei Tagungen im März 2012 in Metz und in Trier sind der Hintergrund für diese Veröffentlichung. Die Herausgeber, ausgewiesene Mystik-Kenner, haben hier die Vorträge thematisch zusammengefasst.

Die Texte zeigen in unterschiedlicher Weise nicht nur die Bezüge zu Meister Eckhart, sondern auch zur neuplatonischen Tradition der Rheinischen Mystik. Ein Gesichtspunkt, der immer wieder thematisiert wurde, ist der Zusammenhang von Name und  Benennung, vereinfacht gesagt: Wie lässt sich das Namenlose benennen und das Unbegreifbare begreifen? Nikolaus von Kues hat gezeigt, dass man danach fragen darf, ja muss! Aber wie kann das angemessen geschehen? Dazu ist also eine besondere Wissensform nötig. Sie beschreibt der Cusaner in der docta ignorantia. Wahres Verstehen ist offenbar nur möglich durch den Zusammenfall der Gegensätze (coincidentia oppositorum).  Damit wird zugleich die Begrenztheit des kategorialen Denkens offenbar.

Dieses nicht leicht zu lesende Buch ist von großer Wichtigkeit. Denn hier wird von zwei zentralen Theologen des Mittelalters eine phänomenale Pluralität und Differenziertheit entwickelt. Sie dient dem Versuch, sich dem Geheimnis des Göttlichen anzunähern. Dies geschieht vorläufig und durchaus widersprüchlich, wenn es um Benennung des Göttlichen geht. Chancen und Anregungen mit Hilfe von Metapher, Bild und Symbolik geben Hinweise, dass das Göttliche bei aller Konzeptualisierung nur im Paradox annäherungsweise zugänglich und im Bild metaphorisch ausdrückbar ist. Herausgeber und Autoren manifestieren mit deiesme Buch zur rheinischen Mystik  einen wichtigen Abschnitt europäischer Geistesgeschichte – gerade auch im Blick auf gegenwärtige Debatten zur Gottesfrage.

Ausführliche Beschreibung: hier

 

Reinhard Kirste

Rz-Schwaetzer-Eckhart-Kues-Bild, 31.08.15

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