Buch des Monats Juli 2010 – Religiöse Grundlagen der Menschenrechte

An der Achtung für der Würde des “Anderen” entscheidet sich serh deutlich, wie es die Religionen grundsätzlich und praktisch mit den Menschenrechten und der Menschenwürde handeln. Die religiöse Geschichte der Menschenrechte ist für alle Religionen nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Die katholische Theologin Katharina Ceming versucht nun, den “Ernstfall” Menschenrechte (auch im Blick auf Frauenrechte) durch die verschiedenen Religionen durchzudenken. Dabei ist ihr ein beeindruckendes Werk gelungen:

Katharina Ceming:
Ernstfall Menschenrechte.
Die Würde des Menschen und die Weltreligionen
München: Kösel 2010
— Rezension hier —

Katharina Ceming hat die Zusammenhänge von Spiritualität und Ethik schon mehrfach aufgenommen und dabei Gemeinsamkeiten der Religionen immer wieder herausgehoben.
Hier sei an das Buch erinnert:
Sorge dich nicht um morgen –

Die Bergpredigt buddhistisch gelesen.

München: Kösel 2009
Rezension hier —

Besonders durch das von von ihr gegründete Institut: Quelle des guten Lebens nimmt diese Überlegungen kontinierlich und lebenspraktisch auf.
Die INTR°A-Bibliothek hat dieses Buch wegen seiner religiös-aktuellen Bedeutung zum Buch des Monats Juli 2010 gewählt.

 

Die Jenseitsmythen der Menschheit

Unter diesem Titel haben zwei erfahrene Pädagogen udn Theologen Jenseitsmythen aus verschiedenen religiösen Traditionen zusammengestellt, große Religionen, traditionale Glaubensweisen – bereits vergangene, aber auch heute noch sehr lebendige, und zwar:

Aus dem Mittelmeerraum und dem Mittleren Osten in der Antike, Nordgermanen, Judentum, Christentum, Zoroastrismus, Islam, Indien, Tibet, Ostasien, Indonesien, Australien, Neuseeland und Ozeanien, Schwarzarfika, Sibirien, die beiden Amerikas.

Im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund über Jenseitsvorstellungen in den Religionen wurde das Buch ausführlich besprochen:

Dietrich Steinwede / Dietmar Först:
Die Jenseitsmythen der Menschheit.

Düsseldorf: Patmos 2005
— Rezension und Beispiele hier —

Herausforderung für interreligiöse Bildung – gerade in der Schule

Kompetenz Religion ist in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft nach der Meinung einer größer werdenden Zahl von TheologInnen und PädagogInnen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen eine unandingbare Notwendigkeit.


In dem gleichnamigen Buch haben AutorInnen aus dem "Forum für religiöse Bildung", kurz: "interreligion(e)s eine Zwischenbilanz gezogen und visionäre Impulse gesetzt:

Aaron Schart / Andreas Obermann (Hg.):
Kompetenz Religion.
Religiöse Bildung im Spannungsfeld von Konfessionalität und Pluralität.

Nordhausen: Bautz 2010, 292 S.
— Rezension hier —

So wird deutlich, dass Dialog und Begegnung der Religionen  nicht nur das Hobby von einigen wenigen "Multikulturellen" sein kann, sondern "Schlüsselkompetenz Religion" als pädagogische Notwendigkeit für die Schule und einen veränderten Religionsunterricht umgesetzt werden muss.

Berlin – sakrale Entdeckungen

Spiritualität sucht auch architektonischen Ausdruck. Große Städte verbreiten hier ein eigenes, sehr unterschiedliches Flair. Von Berlin vermutet man eher, dass die religiösen Gebäude eine Randfunktion haben oder höchstens Repräsentationsbauten sind. Ein durchaus anderes und zudem facettenreiches Bild bietet der Band

            
Thomas Götz / Peter Eichhorn:
                
Berlin. Sakrale Orte.

             
Berlin: Grebennikov 2010, 160 S.,
             
500 Farbfotos und Abbildungen
— Rezension hier —

Aber nicht nur die Kirchen aus den verschiedenen Jahrhunderten bis in die Gegenwart kommen ins Bild, sondern auch die Synagogen, Tempel und Moscheen der "Anderen".

Buch des Monats April 2010: Reformkräfte im Buddhismus und Christentum

Dieses Buch des Privatdozenten Yukio Matsudo verdient deshalb besondere Beachtung, weil es Konvergenzen innerhalb religiöser Reformbewegungen deutlich macht, hier bezogen auf den japanischen Buddhismus des Mittelalters und die europäische Reformation des 16. Jahrhunderts:

Yukio Matsudo: Hairetischer Protest.
Reformatorische Bewegungen im Buddhismus und Christentum.
Norderstadt: Books on Demand 2009
— Rezension hier —

Auch wenn der Haupttitel  zuerst etwas befremdlich klingt, so gibt doch der Untertitel bereits den Hinweis auf einen ausgeführten Vergleich von Reformschüben, die den Buddhismus in Japan und das Christentum in Europa wesentlich veränderten. Beide Entwicklungen spielen bis in die Gegenwart eine entscheidende Rolle. Überdies wird hier ein wichtiger Beitrag zur theologischen Fundamentierung des buddhistisch-christlichen Dialogs geleistet.

 

Die Bergpredigt buddhistisch gelesen

Dies ist der Untertitel des Buches von Katharina Ceming, Privatdozentin für Fundamentaltheologie an am Katholische-Theologischen Seminar der Universität Augsburg. Sie nimmt Wort der Begrgpredigt Jsu auf und spiegelt sie in der lebenshaltung Buddhas. Dabei entsteht eine erstaunliche Nähe und Ähnlichkeit der beiden Religionsstifter:

Katharina Ceming: Sorge dich nicht um morgen.
Die Bergpredigt buddhistisch gelesen.

München: Kösel 2009
— Rezension hier —

Zusammen mit Jürgen Werlitz hatt sie schon mit dem Buch: Die verbotenen Evangelien. Apokryphe Schriften (München: Piper 2007) größere Aufmerksamkeit erregt. Mit diesem relativ schmalen neuen Band leistet sie einen fundamentalen Beitrag zu einem intensiveren christlich-buddhistischen Dialog.

Begegnungen mit dem Orient – “Books Ex Oriente”

Der Orient gehört wesensmäßig zu unserem eigenen Kulturverständnis. Die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam stammen alle aus dem "Osten". Goethes Dichtung des West-östlichen Divan erinnert in besonderer Weise an die Zusammengehörigkeit von Ost und West.

Während der zu Suhrkamp gehörende
Verlag der Weltreligionen
ein großes Buchreihenprojekt inszeniert hat, versucht dies nun unter bescheideneren Bedingungen der Übersetzer und Verleger Axel Monte mit den "Books ex Oriente". Texte im Heftformat, die sich in eine Reihe "Ex Oriente" und in eine andere "Ex Occidente" gliedern. So wird deutlich, dass die Kulturbrücken zwischen Oriente und Okzident nicht nur sinnvoll sind, sondern der Verstärkung bedürfen.

Übersicht und Besprechungen hier

zu den bisherigen Heften. Renommierte Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart behandeln
— jüdische und islamische Mystik
in der Entwicklungslinie
     von den Anfängen im Osten hin zu "jüdischen Pietisten" in Ägypten
     sowie die späteren Kabbalisten und Sabbatianer
— die "immerwährende Philosophie"
— indoeuropäische Märchen und Mythen
— die sog. Kriegermönche in Tibet und Bedeutungsgehalte der Apokalyptik

Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Böhme-Studien Bd. 1:
— Günther Bonheim und Petra Kattner im Auftrag des Internationalen Jacob-Böhme-Instituts (Hg.):
Mystik und Schriftkommentierung. Berlin: Weißensee-Verlag 2007.
Darin auch ein Beitrag von Axel Monte (S. 165-181): Die dritte Schrift – Islamische Mystik und ihr Verhältnis zur Schriftlichkeit.

Buch des Monats Februar 2010 – Jesus asiatisch sehen lernen

Der durch seine indisch-biografischen Hintergrund und durch das 2. Vatikanische Konzil gleichermaßen geprägte Jesuit Michael Amaladoss öffnet angesichts westlicher Einseitigkeiten neue Horizonte eines interreligiös möglichen Jesusverständnisses:

Michael Amaladoss: Jesus neu sehen. Indische Denkanstöße
(Herder 2010) – Rezension hier –

Dieses erweiterte Verständnis wird durch die Aufdeckung der asiatischen Gesichter Jesu möglich. Sie werden in diesem Buch mit bewundernswerter Deutlichkeit in der Zusammengehörigkeit von westlichen und östlichen Jesusbildern angesprochen. Auf dem Pilgerweg der Religionen hin zum "Reich Gottes" werden Brücken gebaut und wird Versöhnung mit den "anderen" gestiftet.

Vgl auch seinen Aufsatz (2006):
Im Dienst des interreligiösen Dialogs in Indien 

 

Körper und Geist in Achtsamkeit – Bücher des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh

Gibt es so etwas wie eine buddhistische Psychologie? Gibt es darüber hinaus ein Erfahrungsfeld, das Heilung in umfassenden Sinne signalisiert?
Der über 80jährige aus Vietnam stammende buddhistische Mönch und Zen-Meister Thich Nhah Hanh weist immer wieder auf dei Konditionierungen unsere Seins und auf die Möglichkeit, vertraute und oft gefährdende Handlungsmuster zu durchbrechen. Lebenspraktisch und alltagsbezogen hat er in seinen vielen Reden und Anleitungen Orientierungshilfe gegeben, ohne dass sich die Zuhörenden nun auf die Religion des Buddhismus festlegen müssen. Heilende Veränderung des Selbst – davon berichten seine Bücher immer wieder.

Eine Übersicht über einen Teil seiner älteren und neuesten Bücher kann 
hier als Sammelrezension
abgerufen werden.

Buch des Monats November 2009 – Multireligiös lernen – ein Beispiel aus der Schweiz

Im Umkreis von Universität und Schulen im Schweizer Luzern haben Religionswissenschaftler, Theologen und Lehrer ein Buch zusammengestellt, das für einen konfessionsübgreifenden Religionsunterricht als Leitfaden gedacht ist:

Willi Bühler / Benno Bühlmann / Andreas Kessler (Hg.):
Sachbuch Religionen.

Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam. Luzern 2009
– Rezension hier –

Die "Sachlichkeit" der Autoren, die bewusst auf eine Bevorzugung der einen oder anderen Religion oder gar des Christentums verzichten, ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine sympathische Darstellung der großen religiösen Traditionen sich mit authentischen Einblicken, besonders in die Schweizer religiös-plurale Situation verbindet. Dies wird durch Rituale und Porträts von Jugendlichen und einer ansprechenden Bebilderung erreicht. Sie stellt überwiegend Einblicke in aktuelle unterschiedliche Religiosität dar.

Man möchte angesichts der Schwierigkeiten für einen interreligiösen Unterricht in Deutschland sagen: Was in der Schweiz möglich ist, müsste doch im Blick auf den deutschen Religionsunterricht auch möglich sein!

Übrigens: In der Schweiz hat man die Auswahl zum Buch des Monats November 2009 sehr positiv aufgenommen (Die Neue Luzerner Zeitung berichtet).