Zen-Buddhismus und Christentum – was trennt, was eint?

Die Religionswissenschaftlerin, Zen-Praktizierende und Asien Erfahrene Ursula Baatz hat mit dem Buch

"Erleuchtung trifft Auferstehung. Zen-Buddhismus und Christentum. Eine Orientierung" (Rezension hier)

den Versuch unternommen, das spannungsreiche und zugleich intensive Verhältnis von Zen und christlicher Spiritualität zu durchleuchten.

Als Schülerin des berühmten Jesuiten und Zen-Meisters Hugo Enomiya-Lassalle nimmt sie Erfahrungen und Beurteilungen von unterschiedlich Zen Praktizierenden hauptsächlich in Japan und im deutschsprachigen Raum auf, zeigt Zen-Wirkungen auf den Philippinen, weist auf europäische Engführungen bestimmter Zen-Verständnisse hin und plädiert für eine Zweisprachigkeit im Blick auf Zen und Christentum. Damit können jedoch offen bleibende Fragen nicht ausgeräumt werden, so dass vielleicht eine erneute Prüfung unter religionspluralistischen Vorzeichen weitere Orientierung bringen könnte.

Transformation des Christentums durch Dialog

Der Protagonist religionspluralistischer Theologie, der Englander John Hick, hat das neue Buch des Münsteraner Professors für Religiöse Studien, Perry Schmidt-Leukel, Transformation by Integration (hier: Rezension) als ein aufregendes Buch deshalb bewertet, weil es eine neue Phase des interreligiösen Dialogs eröffnet.

Durch die Interaktion in der Begegnung von Menschen verschiedener Glaubensweisen, ändern sich festgefahrene Muster. Indem für das Verständnis des eigenen Glaubens die anderen Religionen komplementär wichtig werden und in die eigene religiöse Biografie einbezogen werden, entwickelt sich ein hoffnungsvolles Christentum für das Friedenswirken in der Gesellschaft. So gewinnt eine christliche religionpluralistische Theologie ganz aktuelle und konkrete Dimensionen.

Aung San Suu Kyi – Der Weg zur Freiheit

Anlässlich des 63. Geburtstages im Juni 2009 der seit fast 20 Jahren unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin hat der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht die Gespräche Aung San Suu Kyi´s mit Alan Clements neu aufgelegt und in den Begleittexten aktualisiert. Der Amerikaner Alan Clements lebte selbst eine Zeit lang als buddhistischer Mönch und tritt publizistisch für die Freilassung Aung San Suu Kyi´s ein.
Diese ist inzwischen glücklicherweise im November 2010 erfolgt.

Es ist ein beeindruckendes Dokument für einen engagierten Buddhismus, der von der Gewaltlosigkeit geprägt ist. Vgl. dazu die Rezension des Buches: Der Weg zur Freiheit (Aus dem Englischen  von Udo Rennert)

Mehr zu Aung San Suu Kyi: hier

Der Dialog muss weitergehen!

Unter diesem Titel hat der österreichische Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger einen Dokumentenband herausgebracht, der die Dialogbemühungen der katholischen Kirche auf höchster Ebene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreibt. Eine ausführliche Rezension zeichnet hier nach, wie sich die Konzilsdokumente  dabei faktisch als Kriterium für die weiteren, besonders päpstlichen, Inititiativen erweisen. Sie ermöglichen dem Herausgeber aber gleichzeitig auch kommentierende Kritik an bestimmten Äußerungen und Akzentverschiebungen zu üben, die besonders seit dem Pontifikat Benedikts XVI. aufällig wurden.

Ein unverzichtbares Buch für die interreligiöse Arbeit – nicht nur im Blick auf die katholische Kirche! 

Vgl. bereits erschienene Dokumentationen aus dem englischsprachigen Bereich: 

— Francesco Gioia (ed.): Pontificial Council For Interreligious Dialogue. Interreligious Dialogue. The Official Teaching of the Catholic Church (1963-1995). Boston: Pauline Books 1997

— Byron L. Sherwin / Harold Kasimov (eds.): John Paul OO and Interreligious Dialogue. Maryknoll, NY: Orbis 1999 

Offizielle katholische Dokumente zum Dialog mit dem Islam:

— CIBEDO (Hg.) / Timo Güzelmansur (Zusammenstellung) / Christian W. Troll (Einleitung): Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam. Regensburg: Pustet 2009 

Christsein inmitten der Weltreligionen

Dies ist der Untertitel eines Buches, dessen Haupttitel "Der Glaube der Anderen" heißt und hier ausführlich rezensiert ist. Es wurde von dem katholischen Theologen und Lehrbeauftragten an der Univereswität Luzern, Christoph Gellner, geschrieben. Darüberhinaus kamen ihm bei dieser leicht zu lesenden Darstellung seine Erfahrungen als Leiter einer kirchlichen Weiterbildungseinrichtung zugute.

Angesichts der Migrantenströme und der Globalisierung sind die Religionen so nahe zusammen gerückt wie nie zuvor (vgl.dazu GEO kompakt Nr. 16/2008). Gellner geht so vor, dass er sich von einem christlichen Ausgangspunkt her auf den Dialog mit anderen Religionen ohne Werturteile einzulassen versucht. Dies geschieht in großer Offenheit auf der Basis der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Insofern bleibt auch diese Begegnung einem eher inklusivistischen Verstehensmodell der "Anderen" verhaftet, mit dem aber die Begegnung mit den großen  monotheistischen Religionen und den religiösen Traditionen Asiens als Chance und Bereicherung des eigenen christlichen Glaubens empfunden wird.

Gewissermaßen eine Art weiterführendes Verstehensmodell stellt der 2008 erschienene Sammelband dar, herausgegeben von Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel: Multiple religiöse Identität. Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen (Rezension hier).

 

Wie Buddhisten andere Religionen sehen

150Der mit dem Sommersemester 2009 an der Universität Münster lehrende Religionswissenschaftler und Theologe Perry Schmidt-Leukel hat die Referate und Ergebnisse einer Tagung des Europäischen Netzwerks für Buddhistische Studien unter dem Titel: "Buddhist Attitudes to Other Religions" / Buddhistische Haltungen zu anderen Religionen herausgebracht. In einer ausführlichen Besprechung werden die dortigen verschiedenen Ansätze (hauptsächlich im Mahayana-Buddhismus) vorgestellt und die Chancen für den interreligiösen Dialog ausgelotet.

Die weibliche Seite des Buddha

Hinter diesem Titel, der aufhorchen lässt, verbirgt sich ein Buch, das die lange vernachlässigte Seite buddhistischer Traditionswege ins Licht holt, nämlich dass Frauen in der spirituellen Wirkungsgeschichte aller buddhistischen Richtungen (Theravada, Mahayana, Vajrayana)  eine nicht zu unterschschätzende Rolle spielen. Der Blick in die Geschichte mit vielen Erzählungen über buddhistische Frauen auf dem Weg zum "Erwachen" macht das Buch zu einer spannenden und  Kenntnis erweiterenden Lektüre. Weitere Erläuterungen bietet eine ausführliche Rezension.