Auf dem Weg zu einer universalen Theologie der Religionen – Zwischenbilanzen und Aufbrüche

Entwicklungen in der christlichen Theologie hin zu einer gleichgewichtigen Begegnung mit anderen religiösen Traditionen nimmt die von dem Basler Systematiker Reinhold Bernhardt herausgegebene Reihe auf: “Beiträge zu einer Theologie der Religionen” (BThR). Theologischer Verlag Zürich (TVZ) 2005-2010
— Verlagshinweise hier —

Er hat mit Hilfe engagierter TheologInnen, PhilosophInnen und
ReligionswissenschaftlerInnen neue und erweiterte Wege im
interreligiösen Dialog gebahnt und die verstehende Begegnung der
Religionen “cross-cultural” weiter gebracht.  Inzwischen hat sich ein unterschiedliches Verständnisspektrum im Blick auf eine interreligiös offene Theologie entwickelt.

Übersicht mit Kommentierung und Besprechungen von BThR 1-8 hier

  • BThR 1 (2005): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Kriterien interreligiöser Urteilsbildung,
  • BThR 2 (2006): Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs?
    Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion
  • BThR 3 (2007): Reinhold Bernhardt / Thomas Kuhn (Hg.):
    Religionsfreiheit. Schweizerische Perspektiven
  • BThR 4 (2008): Uwe Gerber: Wie überlebt das Christentum?
    Religiöse Erfahrungen und Deutungen im 21. Jh.
  • BThR 5 (2008): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Multiple religiöse Identität.
    Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen
  • BThR 6 (2008): Bernhard Nitsche: Gott – Welt – Mensch.
    Raimon Panikkars Denken – Paradigma für eine Theologie in interreligiöser Perspektive?
  • BThR 7 (2009): Reinhold Bernhardt / Klaus von Stosch: Komparative Theologie.
    Interreligiöse Vergleiche als Weg der Religionstheologie
    — Rezension BThR 7 hier —

REZENSIONEN von BThR 8-10

  • BThR 8 (2009): Matthias Tanner / Felix Müller / Frank Mathwig / Wolfgang Lienemann:  Streit um das Minarett. Zusammenleben in der religiös pluralistischen Gesellschaft
  • BThR 9 (2010): Sung Ryul Kim: Gott in und über den Religionen.
    Auseinandersetzung mit der >pluralistischen Religionstheologie<
    und das Problem des Synkretismus
    — Rezension BThR 9 hier —
  • BThR 10 (2010): Walter Dietrich / Wolfgang Lienemann (Hg.):
    Religionen, Wahrheitsansprüche, Konflikte
    Theologische Perspektiven
    — Rezension BThR 10 hier —

Buch des Monats Dezember 2010: Integrative Herausforderungen religiöser Vielfalt

Die gesellschaftliche Integration etablierter Religionen und neuer verschiedener religiöser Strömungen als eine Zukunftschance wahrnehmen und nutzen, das beschreiben die Herausgeber und Autoren in:

Hans-Peter Großhans / Malte Dominik Krüger (Hg.):
Integration religiöser Pluralität
Philosophische und theologische Beiträge zum Religionsverständnis in der Moderne.

Leipzig: EVA 2010
— Rezension hier —

Die Normalen und die Irren

Irre! – Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen – Mit diesem provokanten Titel rüttelt der Kölner Psychiater und Theologe Manfred Lütz seine Leser und Leserinnen auf. In vielen Fensehtalkshows spricht er immer wieder die unverstellte Menschlichkeit an, die gerade die Sensiblen auszeichnet. Sie werden aber oft missverstanden und verachtet oder als “spinnert” abgetan. Und viele werden durch die erlebte Härte der Umgebung seelisch krank. Für sie bricht der Autor “eine Lanze”. Er tut das mit nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit angenehmem kölschen Humor:


Manfred Lütz (Autor)
Eckhart von Hirschhausen (Vorwort):
Irre! Wir behanden die Falschen:
Unser Problem sind die Normalen – Eine heitere Seelenkunde

Gütersloher Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Buch des Monats November 2010 – Seelsorge interreligiös

Pastoralpsychologisch erfahrene AutorInnen verschiedener Religionen haben im Blick auf unsere faktisch multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften in Europa ein Handbuch erarbeitet, das nicht nur bisherige Defizite spiritueller Begleitung von Menschen aufzeigt, sondern gangbare Orientierung eröffnet. Wo Menschen mit ganz unterschiedlichen biografischen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, sind die Vertreter der Religionen besonders gefragt, gemeinsam auf solche Herausforderungen zu reagieren. Dies geschieht beeindruckend in:

Helmut Weiß / Karl Federschmidt / Klaus Temme (Hg.):
Handbuch Interreligiöse Seelsorge

Neukirchener Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Das Buch zeichnet sich also nicht nur durch sorgfältige Analysen aus, die zur Einordnung von “spiritual care” in die jeweilige religiöse Tradition dienen, sondern die AutorInenn entwickeln aus diesen religiösen Bezugspunkten Perspektiven für Kindergarten, Diakonie, Krankenhaus, Gefängnis., Schule, Jugend- und Stadtteilarbeit sowie im Blick auf die Notfallseelsorge. Bereits vorliegende Erfahrungen können zur weiteren Projekten ermutigen.

Buch des Monats Oktober 2010 – Jacques Gaillot – Der Bischof mit dem virtuellen Bistum

“Es gibt wenige Bischöfe, die nicht nur die Not und den Reformstau ihrer Kirche sehen, sondern mit positiver Kritik zu mutigen Schritten mahnen, sie trotz des großen Risikos selber entschlossen gehen”. So heißt es im Klappentext des Buches, das dem ehemaligen vom Papst 1995 abgesetzten Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, gewidmet ist, der am 11. September 2010 seinen 75. Geburtstag in Paris feierte.

Roland Breitenbach (Hg.)
Jacques Gaillot.
Die Freiheit wird euch wahr machen.
Würzburg: Reimund Maier Verlag 2010
— Rezension hier —

Der kirchlich und politisch engagierte Bischof wurde in ein nicht mehr vorhandenes Bistum in der algerischen Wüste versetzt: Partenia. Daraus wurde das einzige virtuelle Bistum der Welt, dem sich Menschen aller Nationen udn aller Schichten verbunden wissen. Sie hoffen und sie engagieren sich für eine freie Kirche der Wahrhaftigkeit, die sich mit den Ausgegrenzten, Armen udn Verlassenen verbunden weiß.

Mehr zu Jacques Gaillot auch im INTR°A-Blog

Die religionspluralistische Theologie in der Auseinandersetzung und das Problem des Synkretismus

In einer multikulturellen Welt ist auch die (christliche) Theologie besonders herausgefordert, den Dialog mit den verschiedenen religiösen Strömungen und Weltanschauungen “aufd Augenhöhe” zu pflegen. In den letzten jahrzehnten hat es beeindruckende Versuche gegeben, bisherige Grenzen zwischen den Religionen zu überbrücken. Besonders wichtig wurde in diesem Zusammehang die religionpluralistische Theologie, auf die sich der Autor, ein ev. Pfarrer und Dozent aus Südkorea, besonders bezieht. Er tut dies allerdings so, dass er den von Karl Barth aufgerissenen Graben zwischen Religion udn Offenbarung imgrunde weiter vertieft:

Sun Ryul Kim:
Gott in und über den Religionen.

Auseinandersetzung mit der “pluralistischen Religionstheologie”

und das Problem des Synkretismus

Beiträge zu einer Theologie der Religionen Bd. 9
Zürich: TVZ 2010

— Rezension hier —

Zwar werden neben John Hick eher Vertreter einer inklusivistischen Religionstheologie behandelt (S. Mark Heim und Jacques Dupuis) , dennoch ist auch hier die Beurteilung mit dem Verdikt der “Nicht-Dialogfähigkeit” dieser Ansätze belegt. Vielleicht ist dies eher ein kontraproduktiver Beitrag zu einer Theologie der Religionen.

Mehr zur Reihe: Beiträge zu einer Theologie der Religionen: hier

Vielfalt des Orients – Festschrift für Peter Heine

Einblicke in die Vielfalt des Orients und den vom Mittelmeer bis Indien bietet die von fachkompetenten FreundInnen, SchülerInnen und KollegInnen herausgegebene Festschrift für den renommierten Islamwissenschaftler Peter Heine zu dessen 65. Geburtstag. 

Anke Bentzin / Henner Fürtig / Thomas Krüppner / Riem Spielhaus (Hg.):
Zwischen Orient und Okzident.

Studien zu Mobilität von Wissen, Konzepten und Praktiken.
Festschrift für Peter Heine
Freiburg u.a.: Herder 2010,368 S. 

In Anspielung an das Goethe-Zitat aus dem West-östlichen Divan: "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" bedeutet die Lektüre dieser Artikelvielzahl zugleich eine geografisch und geschichtlich orientierte Reise in die Vielfalt des Orients zwischen Antike und Gegenwart. Grundsätzliches zur (islamischen) Religionsauslegung ("Aushandlungen"!) bis in die Praxis von Scharia und Kopftuchfragen, Wissentransfer und Identitätsprobleme sowie Globalisierung damals und heute eröffenen auch viele bisher nicht gesehene und ungewöhnliche Perspektiven (etwa bei der Kulinarik).  

Evangelium und Inkulturation – Brücken und Brüche

Zum 65. Geburtstag des bekannten jesuitischen Pastoraltheologen Michael Sievernich ist eine umfangreiche Festschrift erschienen, die die unterschiedlichen Facetten des spannenden Themenfeldes von Inkulturation, Mission, Evangelisierung und interreligiöser Begegnung umschreibt. Die Herausgeber, Mariano Delgado von der Universität Fribourg (Schweiz) und der emeritierte Bonner Fundamentaltheologie und Religionsphilosoph Hans Waldenfels haben eine beachtliche Zahl von kompetenten und international anerkannten Beiträgern zusammengebracht.

Mariano Delgado / Hans Waldenfels (Hg.):
Evangelium und Kultur. Begegnungen und Brüche
Festschrift für Michael Sievernich.

Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte 12
Fribourg (CH): Academic Press / Stuttgart: Kohlhammer 2010
— Rezension hier —

Dieses Buch stellt sich wie eine Reise dar, und zwar "chronografisch" und geografisch: ein spannender interkultureller Weg vom Mittelalter in die Neuzeit und fast durch alle Kontinente dieser Erde.

 

An der Grenze des Todes – zum Roman “Die Hütte” von W.P. Young

Das Thema von Schicksalsschlägen und Begegnungen mit dem Tod beschäftigt nicht nur Philosophen und Theologen, sondern auch Schriftsteller auf unterschiedlichste Weise. Der christlich geprägte amerikanische Romanautor William Paul Young entwirft dazu eine Serie von Schicksalsschlägen, die in der die Entführung und Ermorderung der Tochter des Protagonisten gipfelt. Dem folgt Jahre späterein Szenario der Gottesbegegnung in jener Hütte, in dem der Mord geschah:


William Paul Young:

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott.
Roman: Hamburg: Allegria 2009

— Besprechung hier —

Buch des Monats August 2010 – Jacques Dupuis und der religiöse Pluralismus

Der belgische Jesuit Jacques Dupuis (1923-2004) ist durch sein theologisches Engagement bei der Begegnung der Religionen bekannt geworden. Der Vatikan versuchte mit einer Notifikation (2001) diese interreligiöse Offenheit auszubremsen. Das bereits 1997 in Englisch und Französisch erschienene Buch (Rezension hier), inzwischen Standardwerk einer christlichen Theologie der Religionen in Fortführung des 2. Vatikanischen Konzils, ist nun endlich in Deutsch verfügbar:

Jacques Dupuis
Unterwegs zu einer christlichen Theologie des religiösen Pluralismus.
Hg.: Ulrich Winkler, Vorwort Hans Waldenfels
mit dem Text der Notifikation und weiteren Stellungnahmen
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Ausführliche Rezension hier —

Jacques Dupuis gelingt es mit diesem Werk, Geschichte und Systematik interreligiöser Begegnung so aufzuarbeiten, dass die  Unterschiede und Konvergenzen aus einer trinitarisch-christologischen Sicht heraus deutlich werden. Religiöser Pluralismus wird damit zur Chance vertiefter Begegnung religiöser Traditionen und ihrer Heilsangebote.