Religiosität in Europa und weltweit

Im Jahre 2007 präsentierte die Bertelsmannstiftung die ersten Ergebnisse des Religionsmonitors 2008. Das Handbuch der Religionen (HdR, Olzog-Verlag) nahm im Rahmen der Gesamtkonzeption diese Thematik auf. I (vgl. Grundlegende Artikel).

In einer Ergänzungslieferung, HdR EL 17, 2008 I-14.11.6, wurde dieses auf Deutschland und international bezogene Projekt ausführlich analysiert. Als Ergebnis wurde trotz der nicht überall bisher möglichen repräsentativen Erhebungen und erst vorläufiger Bilanzierung "ein religionsvergleichendes Projekt angeschoben wurde, das nicht nur für einzelne Länder, sondern sogar für die künftige Weltgesellschaft und den Einfluss religiöser Traditionen mit ihren variierenden Strömungen … nicht hoch genug eingeschätzt werden kann."

RPI-virtuell hat dazu weitere Informationen gesammelt. Auch im INTR°A-Tagebuch wurde bereits im Februar 2008 diese wichtige Untersuchung vorgestellt.

Christentum in Afrika und im Nahen Osten

Christliche Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika lenken den Blick auf Regionen, die zum einen zu den frühesten christlichen Gebieten gehörten und zum zum anderen durch Kolonialgeschichte und christliche Mission aus Europa geprägt sind.

Im vorliegenden hier besprochenen Buch des Rostocker Religionswissenschaftlers Klaus Hock wird die Christentumsgeschichte des westlichen Asiens und Afrikas vom Maghreb bis in den Süden nicht nur aufgearbeitet, sondern dargestellt wie plural und spannungsreich die Entwicklungen in den einzelnen Regionen verliefen oder verlaufen. Während die Christen im Orient immer weniger werden, nimmt das Christentum in Schwarzafrika, allerdings oft mit fundamentalistischen Tendenzen zu. Und die Auseiandersetzung mit dem Islam und den traditionalen Religionen gehört zu den Alltagsphänomenen.

Klaus Hock hat mit dieser Arbeit eine Lücke im Verstädnis von Ausbreitung und Identitätssuche eines eigenständigen Christentum im Nahen Osten und Afrika geschlossen. 

Wer oder was ist Gott? John Hick und der religiöse Pluralismus

Der englische Theologe und Religionsphilosoph John Hick (geb 1922) hat wie kaum ein anderer die Debatte um eine religionspluralistische Theologie der Religionen weltweit angestoßen. Als Vordenker eines religiösen Pluralismus, der nicht die Vermischung der Religionen will, sondern sie gerade als unterschiedliche, aber dennoch gleichwertige Heilswege akzeptiert, hat der interreligiöse Dialog durch ihn eine neue Qualität bekommen (Texte von Hick und Rezensionen hier bei rpi-virtuell).

In seinem November 2008 erschienen Buch "Who or What is God?"  (hier die Rezension) lässt er verschiedenen Gesichtspunkte so Revue passieren, dass er die Frage nach Gott im Blick auf die Suche nach der Wahrheit und im Blick auf Gerechtigkeit und Frieden in den vorgelegten Aufsätzen differenziert und konkretisiert.

 

Orthodoxe Spiritualität – Der Geist des Ostens im Westen

Die östliche Theologie findet gerade im Blick auf den Islam
im deutschsprachigen Raum oft nicht die genügende Würdigung. Deshalb ist es dem
„Ostkirchengeschichtler“ Martin Tamcke von der Universität Göttingen zu danken, dass er zum einen  geschrieben hat

Im Geist des Ostens leben.
Orthodoxe Spiritualität und ihre Aufnahme im Westen 

und zum andern im Rahmen eines Symposiums mit jungen
ForscherInnen eine ausgesprochen  aufschlussreiche Palette orthodoxer und orientalischer
Theologie herausgegeben hat, und zwar unter dem Titel:

Christliche Gotteslehre im Orient seit dem Aufkommen des Islams bis zur Gegenwart.

Gerade in einer Zusammenschau der beiden Bücher (vorgestellt durch eine ausführliche Besprechung) erweitert sich das Spektrum interkonfessionellen und interreligiösen Denkens
durch die hier geleistete sachlich-empathische und zukunftsweisender Forschungsarbeit.

So machen beide Titel deutlich: Die aufeinander Gewiesenheit des orthodoxen
Ostens und des (lateinischen) Westens, diese unbedingte Komplementarität
erinnert uns: Wir brauchen auch weiterhin den Geist des Ostens im Westen. Das gilt für uns Christen im Wsten, aber auch für die geschichte und Gegenwart des christlcih-islamsicehn Dialogs.

Buch des Monats Februar 2009 – Theologie interkulturell

Seit über 20 Jahren wird am Fachbereich Katholische Theologie der Universität Frankfurt/M.  »Theologie
interkulturell«  betrieben. Die katholische Kirche als Weltkirche zeigt sich durch die aus Asien, Ozeanien, Afrika und Lateinamerika kommenden Gastdozenten in einer für manchen unerwarteten Vielfalt sowie theologischer und interreligiöser Offenheit.

Unter dem Titel "Theologie interkulturell. Glaubenskommunikation in einer gewandelten Welt" wird im vorliegden Band  eine  Bilanz des Austauschs und der Begegnung zwischen Ost und West, Nord und Süd zu gezogen – eine spannende Lektüre des von Thomas Schreijäck herausgegebenen Bandes, den die INTR°A-Bibliothek mit einer Rezension zum Buch des Monats Februar 2009 ausgewählt hat.  Die LeserInnen werden bei er Lektüre erstaunt
sein, welche Vielfalt sich in den 20 Jahren seit Beginn von „Theologie interkulturell“
hier entwickelt hat.

Dorothee Sölle – Widerstand und Spiritualität

100Zwei Bücher mit Texten von Dorothee Sölle (1929-2003) und eine Biografie über sie geben den jenigen einen packenden Einblick, die einen Zugang zu dieser Theologin, Dichterin und politischen Kämpferein suchen. Schließlich gehört Dorothee Solle, die das theologische Denken im Sinne politischer Verantwortung und Engagement aufgebrochen hat, aber zugleich von tierfer Spiritualität und ästhetischer Sprachkraft geprägt ist.

Hier werden darum gemeinsam vorgestellt (PDF-Datei): Mut. Kämpfe und Liebe das Leben und Dorothee Sölle. Rebellin und Mystikerin (von Renate Wind, Theologieprofessorin an der Ev. FH Nürnberg).

 

 
 

 
 

Weihnachten und der Koran

Unter diesem Titel hat der Tübinger katholische Theologe Karl-Josef Kuschel ein hoch interessant zu lesendes Buch verfasst, das hier ausführlich rezensiert ist. Dialogisch inspiriert, geht er den Urkunden des Glaubens in den  Geburtsgeschichten Jesu im Neuen Testament und im Koran nach. Er berücksichtigt dabei die traditionsgeschichtlichen Zusammenhänge beider Traditionen, besonders im Blick auf Johannes den Täufer und Maria. Die Heilsansage von damals wird ihm zum Ansporn, die Aktualität dieser Aussagen zu betonen, und zwar gerade vor dem Hintergrund aktueller Versuche, den Frieden zwischen den Religionen zu fördern. Das wäre auch ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art.

Buch des Monats Dezember 2008 – Jahresbuch der Heiligen

Dies ist ein Heiligenkalender der besonderen Art: Die Autoren und Gestalter stellen die Heiligen der (katholischen) Kirche und mögliche Vorbilder für alle nachdenklichen Menschen in die Reihenfolge des Kalenderjahres:
— Gedenktage der Heiligen in Geschichte und Gegenwart
— Geschichten und Legenden aus der Tradition
— vorzüglich reproduzierte Bilder aus der Kunst
machen das Buch zu einer anregenden und meditativen Orientierungsreise durch das Jahr. Dies beschreibt die ausführliche Rezension. Gleichzeitig liegt ein Fundus christlicher Spiritualität vor, die dem einzelnen wie auch dem Unterrichtenden viele Möglichkeiten zur Nutzung bietet.

Glaube in Vermittlung – nach Paul Ricoeur

Der katholische Fundamentaltheologe Knut Wenzel von der Universität Frankfurt/M. hat sich mit der der Bedeutung der Hermeneutik des französischen Philosophen und Theologen Paul Ricoeur auseinandergesetzt und gezigt wie im schöpfungstheolgischen Kontext Auslegung des Menschen über die "Selbst-Auslegung" zur Anerkennung des Anderen führt.

Weitere Hinweise gibt die ausführliche Rezension des unter dem Titel "Glaube als Vermittlung" bei Herder erschienenen Buches.

Athanasius, Nizäa oder wer ist Jesus wirklich?

Mit der Herausgabe von Texten des Athanasius von Alexandria durch die Kirchengschichtlerin Uta Heil ist es möglich, die Entwicklung des christologischen Dogmas original nachzuverfolgen (Rezension hier). Mit den Themen: Gegen die Heiden, Menschwerdung des Wortes Gottes, Über die Beschlüsse der Synode von Nicäa  erleben die Leser, wie aufregend, aber letztlich auch immer unabgeschlossen theologische Entwicklung von Glaubenslehren bleibt und wie veränderte Situationen nach neuen Klärungen auch in anderen Sprachzusammenhängen rufen. Letztlich wird im 4. Jahrhundert die Frage keineswegs gelöst: Wer war / wer ist dieser Jesus wirklich? Und diese Frage bleibt auch nach fast 2000 Jahren Theologiegeschichte im "Suchfeld" des Glaubens.