Tariq Ramadan und der Prophet Mohammed als Vorbild

Tariq Ramadan, Enkel des Gründers der Muslim-Bruderschaft Hassan al-Banna gehört zu denjenigen europäischen Philosophen und Islamwissenschaftlern, die sich mit ihren Vorträgen und Büchern für ein Islam-Verständnis einsetzen, das nicht einen speziellen Euro-Islam propagiert, sondern aufzeigt, wie der Islam in die Kultur des Westens hineingehört. Er fordert darum in seinem Buch "Radikale Reform" zeitgemäße Lesarten des Islam
(vgl. ufuq.de vom 09.06.09).

Seine Propheten-Biografie ist darum weniger ein wissenshaftlicher Forschunbgsbericht als vielmehr im Sinne aktualisierender Lesart ein narratives Bekenntnis zu Mohammed:

Tariq Ramadan: Muhammad.
Auf den Spuren des Propheten.

Aus dem Englischen von Fiona Poppeler und Felicitas Schreiber
unter Mitwirkung von Kristiane Backer. München: Diedrichs 2009, 288 S.
— Rezension hier —

Die vorliegende ausführliche Buchbeschreibung und Bewertung, die im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund entstanden ist, ist gleichzeitig eine Empfehlung, sich mehr mit der Gründergestalt des Islam zu beschäftigen.

Wie schwierig die Haltung Tariq Ramadans wirklich zu beurteilen ist, zeigt die Tatsache, dass er im April 2010 zum ersten Mal nach sechs Jahren Verbot wieder in die USA einreisen durfte (Bericht der NZZ vom 12.04.10).

Auch zuvor hatte es schon mehrfach Auseinandersetzungen im seine Person gegeben (vgl. INTR°A-Tagebuch vom 28.08.09).

Woran glaubt die Welt? Auswertung des Religionsmonitors und Ergänzendes zur religiösen Mediennutzung

Die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene und internationale ausgeweitete Untersuchung unter dem Stichwort "Religionsmonitor" hat eine Fülle wichtiger Ergebnisse zu Religiosität, Spiritualität und Religionenverständnis gebracht. Noch im Jahre 2007 kam die erste vorläufige Übersicht heraus
(hier die Kommentierung zum Religionsmonitor 2008).

Im Herbst 2009 ist nun die gesamte auswertende
 

mit Analysen und Kommentaren erschienen. Imgrunde wird erst jetzt  deutlich, wie differenziert weitreichend zugleich die Veränderungen der religiösen Landschaften – mit Schwerpunkten ausgewählter Länder auf allen Kontinenten (mit Australien nur am Rand erwähnt) – die jeweiligen Gesellschaften prägen.

Dies gilt im Blick auf die großen christlichen Konfessionen, aber auch für den Islam und es gilt noch mehr im Blick auf die Typen von Religiosität, wo signifikante Unterschiede zwischen den Generationen deutlich werden, allerdings nicht selten dort, wo man sie ursprünglich nicht vermutet hätte.

In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fragt nun der Religionsmonitor auch nach religiöser Mediennutzung Jugendlicher. Vermutlich wird die Auswertung Ende 2010 erfolgen.

Zusammenstellung und Detailergebnisse auf der beigefügten CD-ROM
Grundauswertung und Methodenberichte zu den einzelnen Ländern

Australien Indonesien Russland
Brasilien Israel Schweiz
Deutschland Italien Spanien
Frankreich Marokko Südkorea
Großbritannien Nigeria Thailand
Guatemala Österreich Türkei
Indien Polen USA

Protokolle der qualitativen Erhebung (Deutschland)

Protokolle der Tiefen- und
Experteninterviews


 

Religiosität in der Stadt – das Beispiel Graz

Die Städte und Regionen verändern sich. Migration und Globalisierung haben weitreichende Wirkungen auf die traditionellen Religionen und Konfessionen in der westliche Hemisphäre. In verschiedenen Städten und Landkreise Europas und Nordamerikas hat man darum untersucht, wie sich die Religiosität der Menschen verändert hat und welche religiösen Gruppierungen das kulturelle Spektrum verändern und bereichern.

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist eine österreichische Untersuchung:

Anna Strobl: Was Graz glaubt.
Religion und Spiritualität in der Stadt.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 19.
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

 Die Kirchen und christlicehn Gemeisnahften sind angesichts der neuer religiöser Bewegungen und der einwanderndenReligionen in besonderer Weise herausgefordert. Der interreligiöse Dialog wird dabei zu einem Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.

Christentum, Weltreligionen und religiöse Bewegungen – elementare Lernwege

ReligionspädagogInnen und Fachleute aus Theologie und Religionswissenschaft haben für die Schule nicht eine neues Kompendium der Religionen geschrieben, sondern elementare Zugänge zu den verschiedenen Glaubensformen heute eröffnet, und zwar grundsätzlich, pädagogisch orientiert und im Blickauf die heutige Situation:

Rainer Lachmann / Martin Rothgangel /

Bernd Schröder (Hg.): Christentum und Religionen elementar


Lebensweltlich – theologisch – didaktisch



                             
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010


                   
— Rezension hier —


Gleichzeitig wird mit diesem 5. Band die Reihe "Theologie für L
ehrerinnen und Lehrer" abgeschlossen. Neben den Themen "Theologische Schlüsselbegriffe" (Bd. 1, 2004, 2. Aufl.), "Elementare Bibeltexte" (Bd. 2, 2008, 3. Aufl.), "Kirchengeschichtliche Grundthemen" (Bd. 3, 2008, 2. Aufl.) und "Ethische Schlüsselprobleme" (Bd. 4, 2006) liegt damit ein didaktisches Kompendium vor, das den Unterrichtenden im Blick auf die Begegnung mit Religionen und religiösen Strömungen manches leichter machen dürfte.

Christliche Kunst und indische Kultur – ein Brückenschlag besonderer Art

Mit ihrem Forschungsprojekt zur christlichen Kultur im universal-religiösen und multikulturellen Kontext Indiens hat die langjährige Pfarrerin der deutschen evangelischen Gemeinde in Delhi und Nordindien, Dr. Gudrun Löwner, einen wichtigen Beitrag zum besseren Kulturenverstehen geleistet.
Christliche Themen in der indischen Kunst. Von der Mogulzeit bis heute. Frankfurt/M.: Lembeck 2009
(inzwischen bei der Evangelischen Verlagsanstalt – EVA: Leipzig)
— Ausführliche Information der EVA hier —

Hier zieht sie eine vorläufige Bilanz ihrer Kunstanalysen und den vielfältigen Begegnungen mit indischen Künstlern.

Der Schweizer Botschafter in Indien, Philippe Welti, hat im Rahmen der Buchvorstellung in Delhi (Februar 2010) aufschlussreiche Bemerkungen zur Arbeit von Gudrun Löwner gemacht: Hier seine Rede.

Das Projekt, das auch von der Stiftung Omnis Religio unterstützt wurde, macht besonders deutlich, wie sich im post-kolonialen Zeitalter des indischen Subkontinents eine eigenständige Malerei entwickelt hat, die bewusst die Wurzeln der angestammten und früher eingewanderten Religionen, sozusagen der “Hinduismen” und der “Islame” aufnimmt. Dabei wird der Schwerpunkt der Betrachtung auf die Mogulzeit bis in die Gegenwart gelegt und entsprechende Querverbindungen über die verschiedenen Zeitepochen hinweg gezogen.

Gemeinsames Fundament für die Kulturen der Welt

Innerhalb der Geisteswissenschaften diskutiert man intensiv, wo und wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen und Kulturen liegen. Ethnologen, haben sich bisher eher zurückgehalten und Kulturwissenschaftler haben verstärkt das "Eigene" betont.

Der Bonner Ethnologie Christoph Antweiler gibt diese Zurückhaltung auf, indem er mit dem Begriff der "kulturellen Universalien" eine Verständigungsbasis zwischen den Kuklturen aufbaut.

Christoph Antweiler: Was ist den Menschen gemeinsam?
Über Kultur und Kulturen.

Darmstadt: WBG (2007) 2009, 2. Aufl.

— Rezension hier —

 So versucht er nicht nur, frischen Wind in diese anthropologisch notwendige  Debatte zu bringen, sondern auch die im englischsprachigen Raum unter den Kulturwissenschaftlern laufenend Diskurse in den deutschen Sprachraum hineinzuziehen. Auch wenn das Buch durch seine wissenschaftlichen Zuspitzungen nicht immer leicht zu lesen ist, liegt ein Grundlagenwerk vor uns, das in relativ kurzer Zeit bereits eine 2. Auflage erreicht hat.

Eine leicht lesbare kompakte Variante dazu hat Antweiler unter dem Titel geschrieben: Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. (Murmann 2009) 

Wozu Gott? Gottesbilder und Religion(en) auf dem Prüfstand

Im Rahmen des Funkkollegs "Religion und Gesellschaft" beim Hessischen Rundfunk ist ein Begleitband erschienen, der in vielen Facetten deutlich macht, dass Religion in der Moderne nicht verschwunden ist, vielmehr die "Rückkehr von Religion" auffällt. In dem Buch:

Wozu Gott? Religionen zwischen Fundamentalismus und Fortschritt (Verlag der Weltreligionen 2009)

— Rezension hier —

bedenken prominente AutorInnen aus Religionswissenschaft, Theologie, Philosophie, Soziologie und Journalismus nicht nur die veränderte Situation, sondern versuchen auch im Blick auf die vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche von der Politik bis zur Kunst Konsequenzen zu ziehen. Die Abschaffung der Gottesbilder und das Gewaltpotential von Religionen wird ebenso diskutiert wie ihre humanisierenden Einflüsse.

Buch des Monats Januar 2010 – Frauen als Avantgarde

Das von der ZDF-Moderatorin Petra Gerster und der Germanistin und Publizistin Andrea Stoll herausgebrachte Buch:

Ihrer Zeit voraus. Frauen verändern die Welt
(cbj-Verlag 2009)
– Rezension hier –

fügt nicht nur der beachtlichen Zahl von Frauenbüchern ein weiteres hinzu, sondern wagt einen subjektiven Querschnitt durch die Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart.

Das mit ansprechenden Bildern und Fotos sowie kurzen biografischen Hinführungen und einem ausführlichen Register versehene Buch eignet sich in besonderer Weise als Einstieg, um Geschichte und Gegenwart verstärkt unter dem Blickwinkel von Frauen wahrzunehmen.

Die gute didaktische Aufschlüsselung des Bandes macht es gleichzeitig zu einer Unterrichtshilfe für die vorbereitenden LehrerInnen, aber es kann auch als Lektüre-Möglichkeit für interessierte Jugendliche genommen werden.

Gandhi – Verantwortung der Religionen für Gewaltlosigkeit

Die Literatur zu Gandhi ist kaum zu übersehen. Das hier angezeigte Buch bietet durch den Vergleich von Gandhi und Jesus die Möglichkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leben der beiden Protagonisten des friedens zu sehen. Besonders interessant ist, wie gerade die Bergpedigt und das gewaltfreie Handeln Jesu Gandhi beeinflusst hat. Hinzu kommt, dass dieser Vergleich die dialogische Offenheit beider Vorbilder den Weg zur Gleichwertigkeit bei der Begegnung der Religionen betont:

Wolfgang Sternstein: Gandhi und Jesus.
Das Ende des Fundamentalismus.
Gütersloher Verlagshaus 2009
— Rezension hier —

Unterstützend sollen zwei ältere Titel ins Spiel gebracht werden, die besonders den systematischen Zusammenhang des gewaltfreien Widerstehens aus Gandhis religiösem Denken (Margaret Chatterjee) offenkundig machen, zusammen mit der Herausforderung: Gandhi für Christen (A. Ronald Sequeira):
Hier die Besprechungen

Daneben sei nicht die Langzeitwirkung des berühmt gewordenen Filmes von Richard Attenborough vergessen:
Gandhi. Der Film (1982)

Vgl. auch die Materialsammlung zu  Gandhi bei rpi-virtuell 

Siehe auch: Brückenbauer des interreligiösen Dialogs

 

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09).