Buch des Monats September 2014: Martyrium und Selbstopferung (nicht nur) im Mittleren Osten

Rz-Dehghani-Horsch-MartyrdomSasha Dehghani / Silvia Horsch (eds.):
Martyrdom in the Modern Middle East.

Ex Oriente Lux, Band 14. Würzburg: Ergon 2014, 225 S., Abb.
— ISBN 978-3-95650-030-5 —

Dieser Band präsentiert die überarbeiteten Beiträge eines Workshops an der Freien Universität Berlin aus dem Jahr 2011: “Traditions of Martyrdom in the Modern Middle East”. Entstanden ist dadurch eine Vergleichsperspektive im Blick auf das Märtyrerverständnis in den monotheistischen Religionen, aber auch unter Berücksichtigung hinduistischer Traditionen am Beispiel von Mahatma Gandhi. Ein gewisser Schwerpunkt liegt dabei auf dem Baha’i-Glauben. Insgesamt werden von den einzelnen AutorInnen soziologische, philosophische und theologische Aspekte des Märtyrertums in Vergangenheit und Gegenwart wirkungsgeschichtlich untersucht. Die Konfliktsituationen in ihrer Unterschiedlichkeit bringen auch Märtyrerprofile in erstaunlicher Vielgestaltigkeit hervor. Dies schlägt sich in bestimmten Ritualen, aber auch in den künstlerischen Darstellungen nieder.

Das Buch bietet wichtige Einsichten in die religiös-theologischen Grundmuster von(Selbst-)Opfer und Martyrium, hauptsächlich in den monotheistischen Religionen und in gesellschaftlichen Zusammenhängen.  Die ungewollten und gewollten Martyrien sind eine Herausforderung an Menschenwürde und Menschenrechte. Die Wiederherstellung der Humanität gehört zu den dringendsten globalen Aufgaben!

Ausführliche Beschreibung: hier

 Reinhard Kirste

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 Rz-Dehghani-Horsch-Martyrdom, 31.08.14

 

 

 

Die Faszination der antiken Götter

Rz-Sonnabend-GötterHolger Sonnabend: Götterwelten. Die Religionen der Antike.
Darmstadt: Theiss (WBG) 2014, 192 S., Abb., Zeittafel
— ISBN 978-3-8062-2635-5 —

Mit seinem neuen Buch bringt der Althistoriker Holger Sonnabend eine Art Fortsetzung und geht mehr erzählend den einflussreichsten religiösen Traditionen der Antike nach. Bis auf Judentum und Christentum haben diese „alten“ Religionen letztlich nicht überlebt, aber ihre Wirkungen sind bis heute zu spüren. Ich würde allerdings zu den heute noch existeiernden Religionen den Zoroastrismus dazu zählen. Insgesamt gelingt dem Autor ein farbiges Religionen-Bild unserer Vorgänger-Religionen, wie sie sich im Zweisstromland, im Mittelmeerraum, aber auch im mittleren und nördlichen Europa entwickelt haben.

Insgesamt ist dem Autor jedoch eine neugierig machende Lektüre für alle diejenigen gelungen, die die Brennpunkte und Entwicklungs-Schübe antik-religiöser Glaubensformen und Traditionen auch im Blick auf heutige Religiosität bedenken möchten.

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste, 24.08.2014

Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats August 2014: Die islamische Philsophie und Europa

Rz-Yousefi-Islam-PhilHamid Reza Yousefi: Einführung in die islamische Philosophie.
Eine Geschichte des Denkens von den Anfängen bis zur Gegenwart.

UTB Philosophie Nr. 4082. Paderborn: Fink 2014, 240 S., Abb.

— ISBN 978-3-8252-4082-0 —

Der Autor, Hamid Reza Yousefi, interkulturell orientierter Philosoph mit iranischen Wurzeln, hat sich schon seit Jahren zur Aufgabe gesetzt, die Philosophie in ihrer Interkulturalität näher zu untersuchen und zu beschreiben.
Mit diesem Buch füllt er nun eine erhebliche Lücke angesichts der üblichen westlich-einseitigen Einschätzungen zur europäischen Philosophiegeschichte.

Nun stellt Yousefi nicht einfach Kurzbiografien zu Leben, Werk und philosophischer Bedeutung einzelner Denker hintereinander, sondern nimmt im Grunde ein interkulturelles Strukturmuster der Orientierung wieder auf, das er bereits in seinem Buch „Die Bühnen des Denkens“ (2013) beschrieben hatte. Von daher macht er deutlich, dass Philosophie von einem Sehnsuchtsimpuls geprägt ist, der die Selbst-Auf-Klärung des Menschen und die der materiellen und geistigen Welt vorantreibt.

Man merkt diesem angenehm zu lesenden Buch an, wie sehr der Autor, europäisch-zentrierte Sichtweisen dahingehend ändern möchte, dass er in der Weite des Mittelmeerraum und des Mittleren Ostens den Quellgrund für visionäre Denk-Konstrukteure sieht. Geistige Lebenskraft kann nur aus dem engen Zusammenwirken östlicher und westlicher Denker auch gesellschaftlich, religiös und politisch wirksam werden.

Yousefi hat mit diesem Studienbuch eine wichtige „Orient-Erweiterung“ im Kontext europäischer Philosophie geleistet.

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Yousefi-Phil-Islam, 31.07.14  Creative Commons-Lizenz

 

Lernen im Trialog – Gotteshäuser und Feste

Rz-Sajak-FesteDas von der Herbert Quandt-Stiftung geförderte Schulprojekt des interreligiösen Lernens im Kontext von Trialog der Kulturen bietet auch entsprechende Unterrichtsmaterialien. Mit einer Gruppe von Fachleuten – gerade auch aus der Praxis – hat der Religionspädagoge Claus Peter Sajak (Universität Münster) inzwischen zwei Hefte herausgebracht. Sie ermöglichen auf einer soliden theologischen und religionswissenschaftlichen Basis nicht nur Zugänge zu Judentum, Christentum und Islam, sondern auch mögliches Miteinander durch diese Unterrichtshilfen zu vertiefen. Im Rahmen eines Seminars für künftige ReligionslehrerInnen an der TU Dortmund wurden die beiden bisher erschienen Hefte umfassend besprochen.

 Lernen im Trialog, Heft 1:
Clauß Peter Sajak (Hg.):
Gotteshäuser. Entdecken – Deuten – Gestalten.

Sekundarstufen I und II.
Paderborn: Schöningh 2012
— Rezension: hier —

Lernen im Trialog, Heft 2:
Clauß Peter Sajak (Hg.):

Feste feiern. Jahreszeiten  – Mahlzeiten – Lebenszeiten.
Sekundarstufen I und II
Paderborn: Schöning 2013  — Rezension: hier —

Clauß Peter Sajak beschäftigt sich seit längerem mit den Fragen des interreligiösen Lernens. Davon zeugt z.B. das Buch:

Clauß Peter Sajak u.a.: Kippa, Kelch, Koran: Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen.
Ein Praxisbuch. München:
Kösel 2010 — Rezension: hier —

Creative Commons-Lizenz

 

 

 

 

Die Arabische Welt im Umbruch

Rz-Pott-arab-SeeleMarcel Pott : Der Kampf um die arabische Seele.
Der steinige Weg zur islamischen Demokratie.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, 208 S. (mit einem kleinen Islam-Glossar, S. 194), zugleich bpb Schriftenreihe Bd. 1359 –— ISBN: 978-3-462-04407-2 —

Der Journalist und Autor Marcel Pott hat sich als Nahost-Experte durch seine Recherchen, Dokumentationen und Veröffentlichungen als kompetenter Berichterstatter und Kommentator erwiesen. Er schreibt: “Der arabische Frühling war kurz, doch er hat viele Fragen aufgeworfen, auf die es noch keine Antworten gibt.”

Für den Verfasser entscheidet sich vor allem in Ägypten mit 85 Millionen Menschen, das Ursprungsland der Muslimbruderschaft (S. 62 ff), wohin die Reise der arabischen Völker in der Zukunft geht.

Für den Verfasser entscheidet sich vor allem in Ägypten mit 85 Millionen Menschen, das Ursprungsland der Muslimbruderschaft (S. 62 ff), wohin die Reise der arabischen Völker in der Zukunft geht. Besonders interessant sind bereits seine Bemerkungen zu Heliopolis, wo Macht und Reichtum aufeinandertreffen (S. 13).

Analysen der ägyptischen nach-revolutionären Gesellschaft und Politik bis zur Präsidentschaftswahl in Ägypten im Juli 2012 und Konflikte zwischen säkularen und religiösen Kräften und die Rolle des Militärs sind auch nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi relevant. Dazu blickt er in diesem Buch auf Entwicklungen in Libyen und Syrien, in Tunesien. Könnte letzteres ein Musterbeispiel für eine islamische Demokratie (S. 122 ff.) und damit Modell der gesamten arabischen Welt sein? Denn vom Atlantik bis zum Arabischen Meer ist die arabische Welt im Umbruch (S. 136 ff.).

Nun will offensichtlich Saudi-Arabien eine Union der Monarchien (S. 149), und Libyen bleibt ein Sonderfall (S.154).

Ganz aktuell ist das Kapitel: Die syrische Tragödie: Freiheitskampf oder Religionskrieg (S.162 ff.): Die Machthaber um Assad bilden immer noch einen Machtfaktor, von oppositionellen Gruppen (insbesondere islamisch und islamistisch orientierten) bedrängt. Zusätzlich wirken die auswärtigen Mächte hinein, und zwar durch die gegensätzlichen Interessen von Saudi-Arabien und dem Iran, verstärkt durch den Machtkampf zwischen den USA und Russland im Blick auf die Einflussnahme im Nahen Osten.

Der Kampf um die arabische Seele und eine neue soziokulturelle Identität sowie eine Neubestimmung des politischen Islams beginnt. Die Entwicklungen zu einem demokratischeren System erscheinen fraglich. Wahrscheinlich werden die Unruhen noch länger andauern.

Das Buch ist generell ein neutraler und gut lesbarer Einstieg in die Entwicklungen im arabischen Raum seit 2011.

Prof. Dr. Eckhard Freyer, Hochschule Merseburg

 

Rz-Pott-arab-Seele-Freyer, 29.12.13   Creative Commons-Lizenz

 

Islam und interreligiöses Lernen

Rz-Islam-bpbBundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Islam. Politische Bildung und Interreligiöses Lernen.
Arbeitshilfen für die politische Bildung.
Bonn 2002-2006, 8 Module (in 5 Material-Lieferungen), mit dem vollständigen Bild- und Textmaterial auf CDs.
Wissenschaftliches Autorenteam
– Projektleitung: Wolfgang Böge, Jörg Bohne;
für die bpb: Franz Kiefer (verantwortlich)

Ausführliche Beschreibung: hier

Seit mehr als sechzig Jahren hat die Bundeszentrale für politische Bildung das Anliegen, den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen zu ermöglichen. Dabei dient die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen vor allem dazu, um Vorurteile abzubauen, damit Verständigung und ein interreligiöser Dialog überhaupt stattfinden kann. Das gestellte Material zum Islam von der bpb ist übersichtlich und strukturiert aufgebaut. Durch einleitende Kommentare oder orientierende Briefe wird der Leser mit den Intentionen der Autoren vertraut gemacht, so dass ein Einstieg in die Thematik leichter gelingt. Die Inhalte überzeugen durch Vollständigkeit und umfangreiche Zusatzinformationen, sowie detaillierte Definitionen von eher unbekannten Begriffen aus dem Islam. Neben diesen Definitionen werden auch Karikaturen und Bilder abgedruckt, so dass man zwischen verschiedenen Zugängen zur Thematik wählen kann. Besonders gut eignen sich die Materialhefte und die CDs als Nachschlagewerk für Lehrer- und Lehrerinnen sowie an Religion interessierte Menschen.

Die Materialien sind nach Jahrgangsstufen sortiert und ermöglichen so eine unkomplizierte Art der Unterrichtsvorbereitung. Zusammenfassend kann man festhalten, dass die reichhaltigen Materialhefte und CDs zum Islam eine wirklich gelungene Informationsquelle sowie ein Nachschlagewerk für (angehende) Lehrer/innen ist. Neben den fächerübergreifenden Themen überzeugen die Inhalte zudem mit ziemlicher Vollständigkeit und übersichtlicher Klarheit.

Katja Niederbiermann
im Rahmen des Seminars Vielfalt des Islam
im Wintersemester 2013/2014 an der TU Dortmund

TU-DO/WiSe 2013/2014/Rz-Islam-bpb, 03.12.13    Creative Commons-Lizenz

 

 

 

 

 

 


[1]    Im Folgenden bpb genannt.

[2]   Thomas Krüger,CD 1, Vorwort S.3

[3]   CD 1, S. 12

[4]   CD 1, S. 14

[5]   CD 1, S. 52

[6]   CD 2, Vorwort an die Kollegen und Kolleginnen, S. 88

[7]   Materialien zu finden unter http://www.bpb.de/shop/

Auf dem Wege der Verständigung: Das besondere Lexikon Christentum – Islam

Rz-Islam-Lexikon-DialogRichard Heinzmann in Zusammenarbeit mit Peter Antes, Martin Thurner, Mualla Selçuk und Halis Albayrak
(Hg.: im Auftrag der Eugen-Biser-Stiftung): Lexikon des Dialogs.
Grundbegriffe aus Christentum und Islam.

— Band 1: Abendmahl – Kult
— Band 2: Kultur – Zwölferschiiten.

Freiburg u.a.: Herder 2013, 851 S., Indices
(türkische und englische Ausgaben in Vorbereitung). — ISBN 978-3-451-30684-6 —

Ausführliche Besprechung: hier

In siebenjähriger Arbeit haben über 100 kompetente Wissenschaftler aus Christentum und Islam zusammen mit der Eugen-Biser-Stiftung in München und der  Islamisch-Theologischen Fakultät der Universität Ankara gemeinsam dieses Lexikon erarbeitet und zugleich die jeweilige Begrifflichkeit auch noch in türkischer Sprache erläutert. Mit über 300 Artikeln ist hier tatsächlich ein Mammutwerk entstanden, das es so bisher auf dem deutschsprachigen Markt nicht gibt.

Den Leitgedanken des Lexikons hat der Vorsitzende der Eugen-Biser-Stiftung, der christliche Philosoph Richard Heinzmann, klar auf den Punkt gebracht: „Es [das Lexikon] ist von dem Leitgedanken geprägt, Christen und Muslimen vertiefte Kenntnisse über die jeweils andere Religion zu vermitteln, ebenso allen an der Begegnung dieser Kulturen beteiligten Menschen Grundlagen für das Gespräch und damit für das friedliche Zusammenleben und das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenwirken eine Voraussetzung zu bieten“ (S. 7).

Dieses Lexikon hat nicht den Anspruch, für alle theologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Probleme im Horizont von Islam und Christentum Lösungswege zu bieten, aber es ist ein beeindruckender „Etappensieg“ kompetenter und nachhaltiger Verständigung über gemeisanme, differierende und gegensätzliche Begrifflichkeiten der beiden Religionen.

Unabhängig davon, wie diese Grundlagenarbeit weitergehen wird, für Forscher/innen und Interessierte ist hier bereits eine wissenschaftlich definitorische Standortbestimmung zwischen Christentum und Islam erreicht worden, hinter die niemand mehr ehrlichen Gewissens zurück kann! Insofern sei den Förderern, Herausgebern, dem großen Autorenteam und auch dem Herder-Verlag ausdrücklich gedankt.

                                                                                                                                                                                     Reinhard Kirste 

 

Creative Commons-Lizenz

                                                                                                                         Rz-Islam-Lexikon-Dialog, 16.11.13

Handbuch der Religionen (HdR): Kontinuierlich wachsende Printausgabe und Online-Zugänge

Trotz starker Digitalisierung in der Kultur des Buches ziehen es immer noch viele vor, sich Material auf der “Papierbasis” zu besorgen.
Dazu gehört seit 1997 das von dem Religionswissenschaftler  Udo Tworuschka und dem Historiker Michael Klöcker im Olzog-Verlag München herausgegebene
HANDBUCH DER RELIGIONEN (HdR)
Zugang zur Printausgabe: hier

Viele Spezialisten und für die einzelnen Themenfelder zuständige Fachgebietsleiter haben dieses Handbuch im Ringformat mit jährlichen Ergänzungslieferungen zu einem vierbändigen Werk anwachsen lassen. Inzwischen finden sich in den Ordnern mit inzwischen 37 Ergänzungsliefeungen über 4500 Seiten Text (!).
Hier wurde also ein umfassendes Lexikon der Religionen entwickelt.  Es ermöglicht einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der verschiedenen religiösen Traditionen und Strömungen in Deutschland.  Das macht allerdings die Übersicht und schnelle Auffindbarkeit bestimmter einzelner Themen nicht immer leicht.

Das Gesamtinhaltsverzeichnis bietet darum eine erste Übersicht.
Download Inhaltsverzeichnis: hier

Weiterhin können über eine Suchmaske nun alle Artikel als Volltextsuche
(einige kostenlos, die meisten gegen geringe Gebühr) online abgerufen und heruntergeladen werden:
Online-Zugang zum HdR

Dieses umfassende Werk zu den Konfessionen und Religionen  im deutschsprachigen Raum hat mit seinen Grundsatzbeiträgen eine religionswissenschaftliche Basis gelegt. Mit den Aktualisierungen zu religiösen Entwicklungen und Veränderungen dürfte es für die Recherche von Fachleuten und Interessierten aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgezeichnet recherchierte Zugänge für eine sachkompetente Orientierung bieten.

 

 

Den Islam spielend lernen?

Rz-The-Top-5-for-Life-SpielbrettJinan Rashid (Hg.): The Top 5 For Life.
Das Sinnspiel, das Spaß macht.

Leipzig: Cube & Orbit 2011.
Kommunikations-Spiel zum Islam mit Spielbrett, Aktions- und Bildkarten.


Für Kinder ab 6 Jahren – mit aktuell bis zu 10 Spielversionen — Preis: 29,90 € —
In diesem Brettspielspiel (mit Karten) einer offensichtlich jüngeren muslimischen Autorin werden den TeilnehmerInnen in leicht fassbarer Weise die Hauptthemen des Islam nahegebracht:
 Die Fünf Säulen (= The Top 5): Glaubensbekenntnis, Ritualgebet, Fasten im Ramadan, Wallfahrt nach Mekka, Sozialabgabe.
Das Verständnis dieser Säulen wird durch die islamisch-monotheistische Gottessicht und die Bedeutung des Propheten Mohammed erweitert, und zwar mit dem Ziel, eine gewisse Lebensorientierung zu ermöglichen.
Dem Spiel sind mehrere Anleitungen beigefügt, die einiges über die Variationsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen aussagen, allerdings sind die inhaltlichen Informationen über den Islam im Zusammenhang der Spielkarten eher sparsam ausgefallen.

Die Vorzüge
Das Spiel “Top 5 for Life” ist damit grundsätzlich nach einer guten Idee entwickelt: ein Spiel, bei dem man auf vielfältige Art und Weise über eine Religion ins Gespräch kommen kann. Besonders gelungen ist die Vielfalt an Möglichkeiten, die das Spiel bietet: es kann in allen Altersklassen, allein, sowie in kleinen und in großen Gruppen gespielt werden. Diese Variabilität ist ein sehr großer Pluspunkt. Natürlich lässt sich das Spiel auch allein spielen. Alles könne sich so ein Bild, über zentralen Inhalte des Islam verschaffen.

Probleme:
Pädagogisches: Was die kindgerechte Vermittlung der Inhalte betrifft, stockt leider stockt gerade in den Spielvarianten für Kinder und Jugendliche die Spieldynamik erheblich. Ein Kind soll eine Bildkarte zuordnen und die anderen Kinder entscheiden, ob die Erklärung einen Punkt wert ist. Die Tatsache dass Kinder entscheiden sollen, ob das Gegenüber gewinnt oder verliert gestaltet sich unseres Erachtens schnell zum Problem, weil dadurch die Beurteilung eines Anderen in den Vordergrund tritt.

Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Zuordnung zu den Oberbegriffen, weil durch die Mehrfachmöglichkeiten die Eindeutigkeit verloren geht und dadurch Unklarheiten über Bild- und Inhaltszuordnungen aufkommen. Das kann eine Chance sein, kann aber ebenso Verwirrung stiften, weil man im Spiel normalerweise eindeutige Zuordnungen erwartet.

Mediale Darstellung: Sie betrifft überwiegend die Optik und die Beschaffenheit des Spiels an sich. Sowohl die Bilder auf dem Spielbrett, als auch die der Karten sind teilweise stark verpixelt und auch in ihrer Gestaltung uneinheitlich (Comic, Foto, etc.). Das wirkt nicht sehr ansprechend. So sollte auch das Spielbrett von der grafischen Gestaltung einheitlicher sein, z.B. nur Zeichnungen oder nur Fotos. Insgesamt wäre ein besser Qualität wünschenswert.

Der Preis: Das Preis- Leistungsverhältnis ist nicht ausgewogen. Auch wenn die Herstellung eines solchen Spieles allein vom Material her nicht billig ist, darf man dennoch erwarten, dass bei einem Preis von fast 30 € die technische Qualität insgesamt besser ist.

Fazit:
Die Grundidee stimmt und sollte methodisch weiter ausgebaut werden. Als Gesamteindruck neben den unbestreitbaren Vorzügen bliebt, dass „The Top 5 for Life“ nicht ganz bis zum Ende durchdacht ist und deshalb in der Gestaltung eine Reihe von Brüchen festzustellen sind. Dies ließe sich gewiss in einer überarbeiten Auflage des Spiels verbessern.

Wir haben in einem Seminar zur Religionslehrerausbildung Chancen, Einsatzmöglichkeiten und Nachteile ausführlich bedacht. Wir können von daher nur eine beschränkte Empfehlung aussprechen.

Mehr zum Hintergrund des muslimischen Netzwerks „Zahnräder“:           
http://www.zahnraeder-netzwerk.de/2013/04/22/zrk2013/

Rezension im Rahmen des Seminars „Interreligiöses Lernen und dessen theologische Grundlagen“ an der Technischen Universität Dortmund (Sommersemester 2013)

Wiebke Bierbrodt und Arbeitsgruppe

Rz-The-TOP-5-for-Life, 16.07.13


 

Religionsmonitor 2013 – Studie: “Religiosität im internationalen Vergleich”

Rz-Religionsmonitor-internationalDer Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung 2013 hat im Frühjahr erhebliche Beachtung und Diskussionen ausgelöst. 
Das gilt für den Bereich: “Religiosität und Zusammenhalt in Deutschland“.
(vgl. Besprechung in den “Ein-Sichten” vom  25.06.2013).

Der kürzlich vorgelegte Teil über Religiosität im internationalen Vergleich” dürfte eine ähnliche Wirkung zeigen.
Der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel hat die Auswertung vorgenommen.

Hier der gesamte Text zum Download

Das MIGAZIN, Fachmagazin für Migration und Integration in Deutschland (25.06.2013) hat eine übersichtliche Beschreibung und differenzierte Bewertung vorgelegt. Sie zeigt, dass bei den Länderuntersuchungen Religiosität in Europa kontinuierlich abnimmt (mit einigen typischen Länderabweichungen), aber außerhalb Europas eine gesellschaftlich entscheidende Rolle spielt. Dabei ist in Europa insgesamt ein recht entspanntes Verhältnis zu Religion(en) zu beobachten. Eine Ausnahme bildet der Islam. Er wird weiterhin überwiegend  negativ eingeschätzt und gilt für viele nicht mit der Demokratie vereinbar. Nachdenklich machende und zum Teil beunruhigende Bilanzen, auf die Religionsgemeinschaften und politisch Verantwortliche unbedingt angemessen reagieren müssten!

Man darf auf die weiteren Auswertungen gespannt sein!