Herausforderung für interreligiöse Bildung – gerade in der Schule

Kompetenz Religion ist in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft nach der Meinung einer größer werdenden Zahl von TheologInnen und PädagogInnen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen eine unandingbare Notwendigkeit.


In dem gleichnamigen Buch haben AutorInnen aus dem "Forum für religiöse Bildung", kurz: "interreligion(e)s eine Zwischenbilanz gezogen und visionäre Impulse gesetzt:

Aaron Schart / Andreas Obermann (Hg.):
Kompetenz Religion.
Religiöse Bildung im Spannungsfeld von Konfessionalität und Pluralität.

Nordhausen: Bautz 2010, 292 S.
— Rezension hier —

So wird deutlich, dass Dialog und Begegnung der Religionen  nicht nur das Hobby von einigen wenigen "Multikulturellen" sein kann, sondern "Schlüsselkompetenz Religion" als pädagogische Notwendigkeit für die Schule und einen veränderten Religionsunterricht umgesetzt werden muss.

Berlin – sakrale Entdeckungen

Spiritualität sucht auch architektonischen Ausdruck. Große Städte verbreiten hier ein eigenes, sehr unterschiedliches Flair. Von Berlin vermutet man eher, dass die religiösen Gebäude eine Randfunktion haben oder höchstens Repräsentationsbauten sind. Ein durchaus anderes und zudem facettenreiches Bild bietet der Band

            
Thomas Götz / Peter Eichhorn:
                
Berlin. Sakrale Orte.

             
Berlin: Grebennikov 2010, 160 S.,
             
500 Farbfotos und Abbildungen
— Rezension hier —

Aber nicht nur die Kirchen aus den verschiedenen Jahrhunderten bis in die Gegenwart kommen ins Bild, sondern auch die Synagogen, Tempel und Moscheen der "Anderen".

Religiosität in der Stadt – das Beispiel Graz

Die Städte und Regionen verändern sich. Migration und Globalisierung haben weitreichende Wirkungen auf die traditionellen Religionen und Konfessionen in der westliche Hemisphäre. In verschiedenen Städten und Landkreise Europas und Nordamerikas hat man darum untersucht, wie sich die Religiosität der Menschen verändert hat und welche religiösen Gruppierungen das kulturelle Spektrum verändern und bereichern.

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist eine österreichische Untersuchung:

Anna Strobl: Was Graz glaubt.
Religion und Spiritualität in der Stadt.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 19.
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

 Die Kirchen und christlicehn Gemeisnahften sind angesichts der neuer religiöser Bewegungen und der einwanderndenReligionen in besonderer Weise herausgefordert. Der interreligiöse Dialog wird dabei zu einem Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.

Begegnungen mit dem Orient – “Books Ex Oriente”

Der Orient gehört wesensmäßig zu unserem eigenen Kulturverständnis. Die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam stammen alle aus dem "Osten". Goethes Dichtung des West-östlichen Divan erinnert in besonderer Weise an die Zusammengehörigkeit von Ost und West.

Während der zu Suhrkamp gehörende
Verlag der Weltreligionen
ein großes Buchreihenprojekt inszeniert hat, versucht dies nun unter bescheideneren Bedingungen der Übersetzer und Verleger Axel Monte mit den "Books ex Oriente". Texte im Heftformat, die sich in eine Reihe "Ex Oriente" und in eine andere "Ex Occidente" gliedern. So wird deutlich, dass die Kulturbrücken zwischen Oriente und Okzident nicht nur sinnvoll sind, sondern der Verstärkung bedürfen.

Übersicht und Besprechungen hier

zu den bisherigen Heften. Renommierte Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart behandeln
— jüdische und islamische Mystik
in der Entwicklungslinie
     von den Anfängen im Osten hin zu "jüdischen Pietisten" in Ägypten
     sowie die späteren Kabbalisten und Sabbatianer
— die "immerwährende Philosophie"
— indoeuropäische Märchen und Mythen
— die sog. Kriegermönche in Tibet und Bedeutungsgehalte der Apokalyptik

Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Böhme-Studien Bd. 1:
— Günther Bonheim und Petra Kattner im Auftrag des Internationalen Jacob-Böhme-Instituts (Hg.):
Mystik und Schriftkommentierung. Berlin: Weißensee-Verlag 2007.
Darin auch ein Beitrag von Axel Monte (S. 165-181): Die dritte Schrift – Islamische Mystik und ihr Verhältnis zur Schriftlichkeit.

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09). 

 

Buch des Monats November 2009 – Multireligiös lernen – ein Beispiel aus der Schweiz

Im Umkreis von Universität und Schulen im Schweizer Luzern haben Religionswissenschaftler, Theologen und Lehrer ein Buch zusammengestellt, das für einen konfessionsübgreifenden Religionsunterricht als Leitfaden gedacht ist:

Willi Bühler / Benno Bühlmann / Andreas Kessler (Hg.):
Sachbuch Religionen.

Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam. Luzern 2009
– Rezension hier –

Die "Sachlichkeit" der Autoren, die bewusst auf eine Bevorzugung der einen oder anderen Religion oder gar des Christentums verzichten, ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine sympathische Darstellung der großen religiösen Traditionen sich mit authentischen Einblicken, besonders in die Schweizer religiös-plurale Situation verbindet. Dies wird durch Rituale und Porträts von Jugendlichen und einer ansprechenden Bebilderung erreicht. Sie stellt überwiegend Einblicke in aktuelle unterschiedliche Religiosität dar.

Man möchte angesichts der Schwierigkeiten für einen interreligiösen Unterricht in Deutschland sagen: Was in der Schweiz möglich ist, müsste doch im Blick auf den deutschen Religionsunterricht auch möglich sein!

Übrigens: In der Schweiz hat man die Auswahl zum Buch des Monats November 2009 sehr positiv aufgenommen (Die Neue Luzerner Zeitung berichtet).

Nordrhein-Westfalen und das Ruhrgebiet – ein multireligiöser Kosmos

Zwei Bücher mit Bestands- und Veränderungsanalysen sind in relativ kurzen Zeitabständen auf den Markt gebracht worden. Beide behandeln die religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen bzw. eingeschränkter des in der Umstrukturierung begriffenen Ruhrgebiets.

Erich Geldbach / Peter Noss (Hg.): Vielfalt und religiöser Wandel. Lexikon der Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet. Essen: Klartext 2009,
608 S., Abb., Karten, Register (Rezension hier).

Markus Hero / Volkhard Krech / Helmut Zander (Hg.): Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Empirische Befunde und Perspektiven der Globalisierung vor Ort. Paderborn: Schöningh 2008, 322 S., Statistiken, Lexikon der in NRW vertretenen Religionsgemeinschaften (Rezension hier).

Hinter beiden Bänden steckt eine jahrelange Arbeit fachlich
kompetenter AutorInnen, die eine Gruppe stärker an lexikalischer Zusammenstellung interessiert, die andere Gruppe mehr mit der Intention soziologischer Analyse und präziser Aufschlüsselung der erhobenen Daten, die beide im Umfeld der der Ruhr-Universität Bochum entstanden sind, aber erstaunlicherweise nicht in Kooperation miteiandner standen .

Beide Arbeitsgruppen haben versucht,
die Pluralität eines sowohl städtisch wie auch ländlich strukturierten Gebiets mit teilweise klassischen religiösen Schwerpunkten (katholisch oder evangelisch) in ihrer Veränderung wie ein farbiges Mosaik dazustellen dessen religiöse Vielfalt und Lebendigkeit  kaum zu überschauen ist.

Von der Aussagekraft her un der Aufarbeitung der  Datenfülle her dürfte vermutlich der Band über die “Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen” die größere Langzeitwirkung haben.

Der Dialog muss weitergehen!

Unter diesem Titel hat der österreichische Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger einen Dokumentenband herausgebracht, der die Dialogbemühungen der katholischen Kirche auf höchster Ebene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreibt. Eine ausführliche Rezension zeichnet hier nach, wie sich die Konzilsdokumente  dabei faktisch als Kriterium für die weiteren, besonders päpstlichen, Inititiativen erweisen. Sie ermöglichen dem Herausgeber aber gleichzeitig auch kommentierende Kritik an bestimmten Äußerungen und Akzentverschiebungen zu üben, die besonders seit dem Pontifikat Benedikts XVI. aufällig wurden.

Ein unverzichtbares Buch für die interreligiöse Arbeit – nicht nur im Blick auf die katholische Kirche! 

Vgl. bereits erschienene Dokumentationen aus dem englischsprachigen Bereich: 

— Francesco Gioia (ed.): Pontificial Council For Interreligious Dialogue. Interreligious Dialogue. The Official Teaching of the Catholic Church (1963-1995). Boston: Pauline Books 1997

— Byron L. Sherwin / Harold Kasimov (eds.): John Paul OO and Interreligious Dialogue. Maryknoll, NY: Orbis 1999 

Offizielle katholische Dokumente zum Dialog mit dem Islam:

— CIBEDO (Hg.) / Timo Güzelmansur (Zusammenstellung) / Christian W. Troll (Einleitung): Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam. Regensburg: Pustet 2009 

Christsein inmitten der Weltreligionen

Dies ist der Untertitel eines Buches, dessen Haupttitel "Der Glaube der Anderen" heißt und hier ausführlich rezensiert ist. Es wurde von dem katholischen Theologen und Lehrbeauftragten an der Univereswität Luzern, Christoph Gellner, geschrieben. Darüberhinaus kamen ihm bei dieser leicht zu lesenden Darstellung seine Erfahrungen als Leiter einer kirchlichen Weiterbildungseinrichtung zugute.

Angesichts der Migrantenströme und der Globalisierung sind die Religionen so nahe zusammen gerückt wie nie zuvor (vgl.dazu GEO kompakt Nr. 16/2008). Gellner geht so vor, dass er sich von einem christlichen Ausgangspunkt her auf den Dialog mit anderen Religionen ohne Werturteile einzulassen versucht. Dies geschieht in großer Offenheit auf der Basis der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Insofern bleibt auch diese Begegnung einem eher inklusivistischen Verstehensmodell der "Anderen" verhaftet, mit dem aber die Begegnung mit den großen  monotheistischen Religionen und den religiösen Traditionen Asiens als Chance und Bereicherung des eigenen christlichen Glaubens empfunden wird.

Gewissermaßen eine Art weiterführendes Verstehensmodell stellt der 2008 erschienene Sammelband dar, herausgegeben von Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel: Multiple religiöse Identität. Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen (Rezension hier).