Universale Moral ? Die Goldene Regel

Durch Hans Küngs Projekt Weltethos hat sich auch die Debatte um die Universalität der sog. Goldenen Regel wieder verstärkt. Martin Bauschke, Mitarbeiter der “Stifung Weltethos,” hat es nun unternommen, den religiösen, politischen, philosophischen und alltäglichen Facetten dieser Grundorientierung nachzugehen:

Martin Bauschke:
Die Goldene Regel. Staunen – Verstehen – Handeln.

Berlin: EB-Verlag 2010
— Rezension hier —

Mose und Paulus – Begegnungen von Judentum, Christentum und Islam

Die drei monotheistischen Traditionen haben trotz aller Unterschiede eine gemeinsame Geschichte, die sich in ihrem Offenbarungsverständnis ausdrückt: Bei Mose, dem Gesetzgeber, der Stifter der Tora scheint das auf der Hand zu liegen, bei Paulus im vergleich mit dem Koran schon weniger. Und doch zwei Bücher geben erstaunliche Einblicke:

— Christfried Böttrich / Beate Ego / Friedmann Eißler:
Mose in Judentum, Christentum und Islam.

Göttingen: V & R 2010

— Bertram Schmitz: Paulus und der Koran.
Göttingen: V & R 2010

— Rezensionen hier —

Islam mit europäischem Gesicht

Unter diesem Titel haben drei interreligiös und didaktisch ausgewiesene Fachleute ein Buch herausgebracht, dass das Thema Integration auf die Basis von realisierbaren multireligiösen Möglichkeiten stellt – im Sinne eines friedvollen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen:

Benjamin Idriz / Stephan Leimgruber / Stefan Jakob Wimmer (Hg.):
Islam mit europäischem Gesicht.
Perspektiven und Impulse.

Kevelaer: Butzon und Bercker 2010
— Rezension hier —

Vgl.  weitere Bücher zum Thema “Islamfeindschaft” und “Islamverherrlichung” im Blog Ein-Sichten (September 2010)

Annäherungen an den Koran – Vielfalt neuerer Übersetzungen

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe deutscher Koran-Ausgaben und Übersetzungen
(vgl. Wikipedia zum Koran insgesamt).

Zuweilen hat man den Eindruck, dass deutsche Verlage um die beste Übersetzung wetteifern. Sie versuchen dabei Authentizität im Blick auf das arabische Original und wissenschaftliche Korrektheit miteinander zu verbinden. Die Ergebnisse sind recht unterschiedlich.

Der Herder-Verlag hat 2009 mit der Übersetzung von Ahmad Milad Karimi auch noch einen Islamwissenschaftler, Bernhard Uhde, für das Poetische des Koran betonende deutsche Ausgabe gewonnen.
Die vorliegende Rezension, verbunden mit einem Vergleich einiger Suren aus der Koranausgabe von Max Henning (Hugendubel 1999) bezieht sich auch auf die Ausgabe von Muhammad Asad (s.u.).

Der Patmos-Verlag ist einen anderen Weg gegangen (ebenfalls 2009). Er hat die englische Koranausgabe des berühmten Konvertiten Muhammad Asad, alias Leopold Weiss zusammen mit dessen Kommentar ins Deutsche übertragen lassen. Herausgekommen ist eine sprachlich nicht immer ganz befriedigende, aber unter historischen Gesichtspunkten wichtige Ausgabe, deren Bedeutung durch Asads wenig orthodoxen Kommentar noch steigt (Rezension hier).

Nun ist auch die Koran-Übersetzung von Hartmut Bobzin fertig (C.H. Beck München 2010). Im Interview beschreibt er seine Motivation und die Typik seiner Übertragung ins Deutsche. — (Rezension hier)
Der Schriftsteller Stefan Weidner hält sie trotz einer Reihe von Schwerfälligkeiten für die derzeit beste deutsche Koranübersetzung, wie er in Qantara.de schreibt.

2009 kam eine weitere ausführliche Übersetzung heraus, der im Anhang noch weitere Beiträge zu einem sachgemäßen Koranverständnis hinzugefügt wurden: Ali Ünal: Der Koran und seine Übersetzung mit Kommentar und Anmerkungen, eine Übertragung aus dem Englischen von Fatima Grimm und Wilhelm Willeke (Offenbach: Fontäne 2009) — (Rezension hier)

Überhaupt lohnt ein Überblick der beachtlichen Zahl von Koranausgaben mit Hadithen, Kommentaren und Vergleichen von Bibel unbd Koran (Details hier), die hier in einer orientierenden Zusammenstellung präsentiert werden.

Vielfalt des Orients – Festschrift für Peter Heine

Einblicke in die Vielfalt des Orients und den vom Mittelmeer bis Indien bietet die von fachkompetenten FreundInnen, SchülerInnen und KollegInnen herausgegebene Festschrift für den renommierten Islamwissenschaftler Peter Heine zu dessen 65. Geburtstag. 

Anke Bentzin / Henner Fürtig / Thomas Krüppner / Riem Spielhaus (Hg.):
Zwischen Orient und Okzident.

Studien zu Mobilität von Wissen, Konzepten und Praktiken.
Festschrift für Peter Heine
Freiburg u.a.: Herder 2010,368 S. 

In Anspielung an das Goethe-Zitat aus dem West-östlichen Divan: "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" bedeutet die Lektüre dieser Artikelvielzahl zugleich eine geografisch und geschichtlich orientierte Reise in die Vielfalt des Orients zwischen Antike und Gegenwart. Grundsätzliches zur (islamischen) Religionsauslegung ("Aushandlungen"!) bis in die Praxis von Scharia und Kopftuchfragen, Wissentransfer und Identitätsprobleme sowie Globalisierung damals und heute eröffenen auch viele bisher nicht gesehene und ungewöhnliche Perspektiven (etwa bei der Kulinarik).  

Verwundete Glaubensgewissheit und Gewaltreaktionen in der Begegnung von Christentum und Islam

Verunsicherung des eigenen Glaubens stellt religiöse Gewissheiten in Frage und kann leicht in Aggression umschlagen. Das haben Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart oft genug erlebt und erleben es immer wieder. Gleichzeitig wird die Begegnung zwischen diesen beiden monotheistischen Religionen durch die oft gewaltsam erhobenen Ansprüche belastet und macht immer wieder die gegenseitig erlittenen Verwundungen offenbar. Das hat ein  Herausgeberteam von den Universitäten Münster und Paderborn ermutigt, diesen Verwundungen genauer nachzugehen:

Jürgen Werbick / Muhammad Sven Kalisch / Klaus von Stosch (Hg.):
Verwundete Gewissheit.
Strategien zum Umgang mit Verunsicherung im Christentum und im Islam.

Beiträge zur komparativen Theologie Bd. 1
Paderborn u.a.: Schöningh 2010
— Rezension hier —

Die in einem solchen Rahmen angestellten Vergleiche sind darum nicht nur ein innertheologisches Beschäftigungsspiel, sondern diese können friedenspädagogische Orientierungen geben.

Menschlichkeit entdecken – im Christentum und im Islam

Viele sehen in den biblischen und koranischen Texten Ausbrüche und scheinbare Legitimierung von Gewalt. Daher lohnt es, die heiligen Texte von Christentum und Islam unter unter dem Gesichtpunkt der Menschlichkeit gemeinsam zu durchdenken. Dies hat eine christlich-islamische Arbeitsgruppe im religionsökumenischen Teamgeist getan:

Hans Grewel / Luise Becker / Peter Schreiner (Hg.):
Quellen der Menschlichkeit.
Bibel und Koran von Christen und Muslimen gedeutet.
München: Kösel 2010, 320 S., Abb., Glossar

— Rezension hier—

Die hier vorliegende didaktische Auswahl aus Bibel und Koran mit den entsprechenden Hinführungen und Kommentaren dürfte gerade für die Vorbereitung und Durchführung von religiösen Themen im Unterricht (nicht nur im Religionsunterricht) eine praktische interreligiöse Hilfe sein.

Wie wichtig solche christlich-islamische Verhältnisbestimmungen sind hatte der Jesuit Christian Troll sehr präzise beschrieben:

Christian W. Troll: Unterscheiden, um zu klären.
Orientierung im christlich-islamischen Dialog
Freiburg u.a.: Herder 2008

— Besprechungen hier — 

 

Islamic Finance – Islamische Ethik und gerechtes Wirtschaften

Zwei Fachökomomen haben sich des immer wichtigen werdenden Feldes von „Islamic Finance“ angenommen. Finanzgeschäfte im islamischen Rechtsrahmen, im Einklang mit der Scharia, wachsen erheblich an. Darum nehmen viele große internationale Finanzdienstleister Islamic Banking in ihre Geschäftsstruktur mit auf.
Vgl. dazu den Bericht der Financial Times Deutschland zu den Islam-Anleihen der Deutschen Bank.

Die Frage islamischen Wirtschaftens wird nun auch in der ZDF-Mediathek: Forum am Freitag (09.04.2010) in mehreren Beiträgen (auch als Video) behandelt

Das Buch der beiden Ökonomen stellt neben der aktuellen Debatte nun Grundlegendes zur islamischen Finanz-Ethik dar.

Michael Saleh Gassner / Philipp Wackerbeck:
Islamic Finance – Islam-gerechte Finanzanlagen und Finanzierungen.
Köln: Bank-Verlag 2010, 2. Aufl.
— Rezension hier

Abdruck auch in der Börsenzeitung vom 25.05.2010

 Aus der Ankündigung des Bank-Verlages Köln:

"Als erste
deutschsprachige Publikation gibt es einen umfassenden Überblick über
islamische Finanzdienstleistungen, analysiert die prozessualen und
organisatorischen Rahmenbedingungen und geht dabei weit über
bankbetriebliche und ökonomische Zusammenhänge hinaus.
In der vorliegenden zweite Auflage wurden Themen wie „Sukuk –
Islamische Anleihen“ und „Takaful – Islamische Versicherungen“
überarbeitet und ergänzt. Ein neues Kapitel befasst sich ausschließlich
mit den Besonderheiten des Risikomanagements. Zudem wurden die
Ausführungen zu rechtlichen Rahmenbedingungen des islamischen
Finanzwesens vertieft."