Erzählschule (5): Erzählen!

Für den Fall, dass Du Gelegenheit hast, die Geschichte tatsächlich vor Kindern zu erzählen, hier einige

Kriterien für einen lebendigen “Vortrag”:

  • Kurze Hauptsätze, keine Satzgefüge. Hauptsätze vergegenwärtigen das Geschehen direkt.
  • Schlichte, verständliche Wortwahl, kleine Denkschritte. Anknüpfungen mit „und“ und „und da“.
  • Wenig Adjektive und schmückende Beiworte.
  • Mit vielen Verben erzählen – sie machen eine Erzählung plastisch und entwickeln das Geschehen.
  • Viel direkte Rede.
  • Angemessene Zeitform: nicht Perfekt, sondern Präsens oder Imperfekt. In der Zeitform bleiben.
  • Den Erzählfluss nicht durch Sacherklärungen stören. Schwierige Begriffe und Sachinformationen in der Erzählung verarbeiten.
  • Kindgemäß und bildweckend erzählen – nicht kindisch, auch nicht verniedlichend.

 So bitte nicht: Den Text vorher ausformulieren und dann auswendig lernen. Genau so klingt das dann: Auswendig gelernt. Deine Aufmerksamkeit ist innen, bei Deinem Gedächtnis, nicht bei den zuhörenden Kindern. Du verlierst ganz schnell den Faden. Du kannst nicht flexibel auf Kommentare eingehen.

So bitte auch nicht: Schnell fertig werden wollen. Geschichten, die nur die Überschriften nennen und sich scheuen, Szenen auszumalen, sind sterbenslangweilig. Unterschätz die Kinder nicht: Wenn Du lebendig erzählst, hören Sie gern auch länger zu.

Stattdessen: Führ Dir die Szenenfolge Deiner Erzählung vor Augen, lass sie wie einen inneren Film ablaufen, und dann stürz Dich hinein in die Erzählung. Wenn Du Dich damit sicherer fühlst, wähle bei den ersten Versuchen eine Methode, die Dein Gedächtnis unterstützt, z. B. durch Bilder.

Noch ein Tipp: Manchmal hilft es, die Technik des Erzählens “an sich” (wörtliche Rede etc.) erst einmal an einer alltäglichen Geschichte zu üben. Such Dir eine Partnerin und erzähle ihr, was Du heute vor dem Frühstück gemacht und erlebt hast – mindestens 20 Minuten sollte die Erzählung dauern… Und dann bitte um Feedback!

Für schriftliche Ausarbeitungen:

Bring Deine Erzählung in tabellarische Form. Leg zwei Spalten an. In die linke Spalte schreibst Du Stichworte dazu, was in der Szene passiert (ganz knapp). In die rechte Spalte notierst Du, wie Du erzählst bzw. was mit dem gewählten Medium passiert. Du kannst z. B. das gezeigte Bild beschreiben – aufschreiben, welches Instrument zu hören ist – notieren, was die Schauspieler bei der Erzählpantomime tun usw., je nach gewählter Erzählform. Skizzen sind auch erlaubt, wenn es passt. Wichtig ist vor allem die Übersichtlichkeit: Du sollst Dich mit einem Blick orientieren können..

 

(Beitragsbild: Rudolpho Duba/pixelio.de)

4 Gedanken zu „Erzählschule (5): Erzählen!“

  1. Hallo Frau Holzhüter!=)
    Meine Frage ist vielleicht ein bisschen blöd, aber ich will mir ganz sicher sein.=) Wenn ich in der Tabelle nur Stichpunkte habe, dann sehen sie doch gar nicht, ob ich die Punkte, wie nur Hauptsätze usw. alle beachtet habe. Außerdem werde ich da doch auch nicht reinschreiben, was sich sehe und rieche usw. Muss ich das trotzdem für die Ausarbeitung so machen, wie ich es wirklich machen würde?
    Lg Julia

  2. Liebe Julia,
    blöde Fragen gibt´s doch gar nicht!
    Die Punkte (Hautpsätze etc.) sind für das freie mündliche Erzählen gedacht, die Phantasiearbeit zur Vorbereitung. In der Tabelle sehe ich, was Du mit der Spannungskurve machst und wie Du die ausgewählte Methode umsetzt. Außerdem sehe ich (im Punkt davor) den ersten und den letzten Satz. Du wirst Dich wundern, was man daran alles erkennen kann…
    Scxhöne Grüße, Marion Holzhüter

    1. Wow, mal jemand, der die gleiche Frage hatte wie ich… Also, wenn ich richtig verstanden habe, muss ich nicht alles aufschreiben, was und wie ich es erzählen würde und in den Anhang packen (Wort für Wort)?!
      Bitte um kurze Rückmeldung. Ich habe nämlich auch die Befürchtung, dass wenn ich nur Stichpunkte schreibe, dass dann für die Ausarbeitung etwas fehlt.

      Schönes Wochenende

      1. Liebe Jasmina,
        es bleibt dabei: mündliche Erzählungen vorher Wort für Wort aufzuschreiben halte ich nicht für sinnvoll (das hab ich ja im Beitrag erklärt). Mach halt Stichworte, die ich kapieren kann… ich möchte in der Tabelle erkennen können, was Du in welcher Reihenfolge erzählst, wo Du die Schwerpunkte setzt und wie Du mit der Veranschaulichung (in welcher Form auch immer) umgehst. Okay?
        Schönes Wochenende und viel Spaß bei der Projektwoche
        Marion Holzhüter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert