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“Du bist schön!”

Heute, am Aschermittwoch,  startet die Fastenzeit. In der evangelischen Kirche steht sie wie in jedem Jahr unter einem ungewöhnlichen Motto. Statt auf Fleisch, Alkohol, Zigaretten usw. zu verzichten (was man natürlich trotzdem tun könnte, wenn man wollte) geht es um eine ganz andere, mindestens ebenso schädliche und schwer loszuwerdende schlechte Gewohnheit: Sich selber herunterzumachen. Sich zu klein, zu dick, zu hässlich, zu dumm und zu faul zu finden und sich damit das Leben selber schwer zu machen. Stattdessen heißt es 7 Wochen lang täglich: “Du bist schön!”

“7 Wochen ohne Runtermachen – geht das überhaupt?” Wir werden sehen…

Zum Start der Aktion am heutigen Aschermittwoch empfehle ich herzlich diesen Link:

http://7wochenohne.evangelisch.de/

Die Aktion ist in mancher Hinsicht auch beruflich relevant:

  • In unserer Gesellschaft lernen Kinder – vor allem Mädchen – schon von klein auf, dass es  für das Leben wichtig ist, schön und schlank zu sein. Wie pädagogisch wertvoll ist das? Wie können wir dazu beitragen, dass Kinder ein positives Selbstbild entwickeln?
  • Manche Jugendliche geraten in der Pubertät in heftige Krisen wegen ihres Äußeren. Wie können wir sie begleiten?
  • Menschen mit Beeinträchtigungen haben manchmal keine Chance, den gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen. Ihr Anblick löst bei anderen Abwehr aus. Was können wir als Fachkräfte tun?

In den kommenden Tagen werde ich zu solchen Fragen hier Lernsituationen und Materialien einstellen, die uns zur Auseinandersetzung einladen – schön eine nach der anderen, damit wir im Kommentarfeld diskutieren können, wenn Ihr möchtet. Ich bin schon gespannt auf Beiträge und Ideen.

Heute geht es aber erst mal um uns selber.

“Du bist schön! – 7 Wochen ohne Runtermachen” – was haltet Ihr von der Aktion?

Eure Kommentare sind erwünscht 😉

 

Feste gestalten

Was macht ein Fest zum Fest? Was sollten wir alles bedenken, wenn wir mit Kindern oder Jugendlichen feiern möchten?

Hier die Universal-Mindmap als Gedächtnisstütze:

2014-04-19 19.57.27

… wenn erst mal das Motto gefunden ist, können die Äste passend ergänzt werden – das sollte für jeden Festanlass möglich sein und macht im Team am meisten Spaß.

Das Rundumsorglospaket: Ein möglicher Lernweg vom Blick in den Kalender bis zur Auswertung (als pdf zum Download):

Festezeitung

Viel Spaß beim Feiern!

 

 Beitragsbild: S. Hofschlaeger/pixelio.de

 

Ostern ohne Hasen

Unter der Überschrift “Ostern ohne Hasen” haben wir kurz vor den Osterferien eine geniale Methode zur kreativen Ideenfindung ausprobiert:

Die 6 – 3 – 5 -Methode

So geht´s:

6_3_5_Poster

Dies war unsere Lernsituation:

Das Team der KiTa, in der Du Dein Osterferienpraktikum absolvierst, möchte wie in jedem Jahr ein Osterfest mit den Kindern feiern. Den Mitarbeiterinnen ist aufgefallen, dass viele Kinder „der Osterhase bringt bunte Eier“ für den Kern der Osterbotschaft halten. Dies mit den Kindern zu diskutieren halten sie für eine weniger gute Idee, denn sie möchten den kindlichen Glauben an Fabelwesen etc. respektieren. Die Alternative: Wir feiern ein Osterfest, bei dem der Osterhase nicht vorkommt.

Die Problemstellung: Sammelt kindgerechte, kreative Ideen für ein Fest unter dem Motto „Ostern ohne Hasen“.

Damit es wirklich richtig kreativ wird, haben wir  einen Zwischenschritt eingefügt: Nach der Klärung der Problemstellung haben wir an der Tafel alles gesammelt, was uns spontan in den Kopf kam:

Ostern ohne Hasen

Bei der folgenden Durchführung der 6 – 3 – 5 – Methode waren die Ideen aus diesem Brainstorming tabu – sie durften auf dem Formblatt nicht mehr eingetragen werden.

So ging es weiter:

  • Die Klasse wurde in Gruppen zu 6 Personen aufgeteilt.
  • Jede/r bekam ein Formblatt zum Ausfüllen.
  • Die Problemstellung wurde in den Kasten oben eingetragen.
  • Dann hatte jeder 5 Minuten Zeit, 3 Ideen zu entwickeln und in die Kästchen der ersten Zeile einzutragen.
  • Nach 5 Minuten wurde das Blatt im Uhrzeigersinn weitergegeben. Wieder gab es 5 Minuten Zeit, um entweder 3 neue Ideen in die zweite Zeile einzutragen oder bereits notierte Ideen weiterzuspinnen.
  • Dies wurde so lange wiederholt, bis jeder das eigene Blatt vom Anfang wieder vor sich liegen hatte.

So sieht das Formblatt aus:

6-3-5-Methode_Formblatt

6-3-5-Methode_Formblatt

Wichtig: Das Ganze spielt sich schweigend ab. Ideen werden nicht kommentiert. Es geht zunächst um die bloße Menge an Ideen, nicht um die Qualität – auch verrückte Impulse sind willkommen. Sortiert wird später.

Meine persönlichen Favoriten bei den später verworfenen Ideen (pssst!):

  • Eine Antiosterhasendemonstration unter dem Motto “Ei love Jesus” (Slogan auf Buttons, mit gezeichnetem Ei)
  • Ostereieractionpainting: Eier ausblasen, mit Acrylfarbe füllen und an eine Leinwand klatschen
  • Allerlei bekannte Kinderspiele in österlicher Variante: “Wer hat das Ei aus dem Nest geklaut?”

Nach dem kompletten Durchgang bekamen die Einzelnen den Auftrag, auf dem eigenen Zettel die 3 besten Ideen zu markieren.

Dann wählte jede Gruppe gemeinsam aus allen markierten Vorschlägen wiederum die 3 besten Ideen aus. Diese wurden auf Metaplankarten festgehalten und im Plenum vorgestellt.

Ostern ohne Hasen Ergebnisse

Was sich in der Methodenbeschreibung recht trocken liest, führte zu ausgesprochen kreativen Ideen, extrem viel Spaß und dem Erfolgserlebnis: “Wir dachten, uns fällt gar nichts mehr ein – aber je länger wir überlegt haben, desto besser wurden die Ideen…”

Die Methode im Kontext der “vollständigen Handlung”:

Dem Eingeweihten erschließt sich:

Diese Übung gehört in einem Lernarrangement “Wir feiern Ostern in der KiTa” in die Phase “Planen“.

Worum es an Ostern eigentlich geht, welche Rolle die Eier spielen, was der Hase damit zu tun hat etc. pp. sollte vorher, in der Phase “Informieren“,  erarbeitet worden sein. Dorthin gehört auch die religionspädagogische Theorie zu “Feste feiern mit Kindern”.

Beim “Planen” geht es zunächst darum, viele Ideen zu sammeln – z. B. mit der beschriebenen Methode. In unserer Gruppenbesprechung wurde schnell deutlich: Um gute Ideen von nicht so tollen zu unterscheiden, benötigen wir nun noch Kriterien und Ziele (das gehört ebenfalls zum “Planen”).

Diese Vorüberlegungen sind die Basis, wenn wir in der Phase “Entscheiden” den Festablauf zusammenstellen und die Auswahl der einzelnen Programmpunkte begründen (!).

Die “Durchführung” geschieht idealerweise in der KiTa, ersatzweise in der Lerngruppe.

Beim “Kontrollieren” überprüfen wir mithilfe geeigneter Methoden, ob wir unsere Ziele erreicht haben.

Und zum Schluss “bewerten” wir unsere eigene Kompetenz: Sind wir nun in der Lage, unvergessliche Feste zu gestalten? Was können wir schon gut, was möchten wir noch besser können?

 

Beitragsbild: Frau Schütze/ Flickr

Mit etwas Verspätung…

… noch ein weihnachtlicher Beitrag bzw. eine Beitragsserie. Wir haben weit vor Weihnachten begonnen, aber dann kam allerhand dazwischen…

Macht nix – viele Aspekte passen auch zu anderen Festen, oder zu anderen kultursensiblen Situationen, und die Kinder werden uns wohl sowieso noch öfter begegnen 😉

Also:

Weihnachten feiern – interkulturell

 Wie es begann: Unser Anschluss

Die Problemstellung, anhand derer wir uns mit den Fragen der „Interkulturellen Pädagogik“ auseinandersetzen, ergab sich aus dem vierwöchigen Kindergartenpraktikum in der Unterstufe. Dort hatte eine Schülerin miterlebt, dass ein Kind aus religiösen Gründen nicht beim Singen von Martinsliedern mitmachen durfte (die Eltern sind Zeugen Jehovas).

Von der Erzählung dieser Erfahrung aus kamen wir im Gespräch auf die Frage, wie religiöse Feste in der KiTa so gestaltet werden können, dass einerseits der Festanlass eine erkennbare Rolle spielt, andererseits aber niemand zu etwas genötigt wird oder suggeriert bekommt, das seiner eigenen Tradition widerspricht.

Gemeinsam verabreden wir…

Die Lernsituation:

 Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. In der KiTa „Kekskinder“ überlegen die Erzieherinnen und Erzieher,  wie sie die Advents- und Weihnachtszeit mit den Kindern gemeinsam gestalten möchten.  Dem Team ist wichtig, dass die Kinder in der Einrichtung Anregungen aus dem Bereich „Religiöse Bildung und Erziehung“ bekommen – dazu gehört es, dass die Kinder „Feste und Rituale aus eigenen und fremden Kulturkreisen entdecken“ (BEE S. 52). Dafür bietet die Weihnachtszeit sich natürlich ganz besonders an. Dem Team ist aber auch bewusst, dass  die Kinder und ihre Eltern unterschiedliche Erfahrungen, Vorstellungen und Bräuche mit dem Weihnachtsfest verbinden und dass nicht alle Familien dieses Fest feiern. Auf diese Verschiedenheiten möchten die Erzieherinnen und Erzieher angemessen eingehen.

Wir versetzen uns in die Lage des Teams und planen die Weihnachtsfeier für die Krümelmonstergruppe.

Dafür benötigen wir zuerst… na klar, die Kinder! Das Gruppenfoto mit unserer frei erfundenen Kindergruppe habt Ihr ja oben schon gesehen. Hier noch mal als Galerie:

Wir nutzen nun die Informierenphase, um unsere “Personenbeschreibungen” zu den Kindern weiter auszubauen und am Rande auch schon Ideen für die Feier aufzuschnappen.

1.   Informieren

In dieser Unterrichtsphase geht es darum, die nötigen Sachinformationen für die Lösung des Problems zu sammeln.

Folgende Arbeitsfragen haben wir für die Recherche vereinbart:

1. Welche Weihnachtsbräuche gibt es in verschiedenen Ländern?

D. h. auf die Situation bezogen: Welche Vorstellungen, Bräuche, Erzählungen… kennen die Kinder vermutlich von zu Hause? Und bei den Kindern, die nicht aus christlich geprägten Familien kommen: Wie gehen diese Familien mit dem Weihnachtsfest um?

2.  Was dürfen manche Kinder nicht?

D. h. auf die Situation bezogen: Gibt es im Blick auf Advent und Weihnachten religiöse Vorbehalte, Verbote o. ä., die das Team im Blick haben sollte? Ergeben sich daraus pädagogische Fragen, die geklärt werden sollten?

Die Recherche führen wir arbeitsteilig durch und nutzen dabei neben dem Internet auch verschiedene Bücher (für Kinder oder für ErzieherInnen), in denen sich möglicherweise die passenden Informationen finden.

Nebenbei entsteht ein Pool an „Buchempfehlungen“, die sich an folgenden Fragen orientieren:

  • Was hat mir an dem Buch gefallen?
  • Was hat mir an dem Buch nicht gefallen?
  • Was beinhaltet das Buch?
  • Was habe ich aus dem Buch für meine Arbeit gelernt?
  • Was werde ich mir für mich persönlich merken?
  • Wie viele Sternchen (maximal 5) gebe ich dem Buch?

Wenn wir die Empfehlungen sammeln und veröffentlichen, haben wir später einen Fundus an Buchtipps (oder Warnhinweisen), auf die wir in vergleichbaren Situationen zugreifen können.

So sieht´s aus, nachdem wir die Informationen gesammelt und verarbeitet haben:

Weihnachten Krümelmonstergruppe

… und bevor es noch zu Missverständnissen kommt, gleich ein Text zu Risiken und Nebenwirkungen dieser Vorgehensweise:

Achtung: Kulturfalle!

Im Bereich der interkulturellen Erziehung ist es wichtig, nicht in die Kulturfalle zu tappen.

„Die Muslime“ oder „die Buddhisten“ gibt es genau so wenig, wie es „die Christen“ oder „die Katholiken“ bzw. „die Evangelischen“ gibt.  Wenn ich weiß, welcher Religionsgemeinschaft jemand angehört, weiß ich eigentlich noch nicht viel, selbst wenn ich einiges über „die Religion“ gelernt habe. Ich weiß nicht, welche der religiösen Vorstellungen oder Gewohnheiten für den konkreten Menschen eine Rolle spielen und wie wichtig sie ihm sind. Ich weiß nicht, welche Geschichten er oder sie kennt, an welche Regeln er oder sie sich hält.  Ich weiß nichts über seine Haltung zu anderen Religionen. Meine Kenntnisse über „den Islam“ oder „das Christentum“ bilden allenfalls eine Grundlage für ein Gespräch, in dem ich mit manchen Begriffen etwas anfangen kann und in dem ich eine gewisse Ahnung habe, wonach ich fragen könnte.

Ebenso ist es mit Menschen aus verschiedenen Ländern: Ich weiß nicht, ob ein aus Frankreich zugezogenes Kind zu Hause französische Weihnachtslieder singt – genauso wenig wie ich weiß, dass ein deutsches Kind gern Sauerkraut isst…

Eine interkulturelle Pädagogik, die Kinder als Vertreterinnen und Vertreter von Klischees behandelt, schadet mehr, als sie nützt. Sie löst unter Umständen überflüssige Fremdheitserfahrungen aus, so dass Vorurteile erst entwickelt werden, die die Kinder ohne die gut gemeinte Aktion gar nicht erst entwickelt hätten.

Also: Denken wir nicht, wir wüssten jetzt schon alles, was wir wissen müssen! Wir wissen gerade so viel, dass wir für ein Gespräch mit den Eltern und/oder den Kindern gut vorbereitet sind.

Im richtigen Leben würden wir an dieser Stelle vermutlich einen Elternabend durchführen. Da wir unsere Kindergruppe frei erfunden haben, ist das leider nicht möglich…

Professioneller Umgang mit Eltern aus verschiedenen Religionen und Kulturen ist ein eigener Bereich, zu dem es Literatur gibt – wer möchte, kann sich darauf gern spezialisieren und die Gruppe anschließend  einweihen. Hat jemand Lust?

2.   Planen

Unser Ergebnis aus der Informierenphase könnte man mit einem Satz zusammenfassen: Sooo kompliziert ist das alles gar nicht… viele Eltern lösen die (möglichen) “Probleme” pragmatischer als erwartet. Und na klar: Ohne Absprache mit den Eltern geht gar nichts – darum kümmern wir uns am besten gleich beim Aufnahmegespräch, nicht erst kurz vor der Feier.

Bei der Gelegenheit können  wir den Eltern auch gleich den Kern unseres Konzeptes zur interkulturellen Pädagogik schmackhaft machen. Wir haben uns mit einschlägiger Literatur befasst und daraus unsere “10 Gebote” entwickelt:

Unsere Gebote Interkulturelle Erziehung

Bevor wir mit der Suche nach konkreten Ideen beginnen, stellen wir unser Weihnachtsfest unter ein Motto. Dieses bildet den roten Faden der Festgestaltung. Alle Ideen sollten dazu passen.

Grundsätzlich haben wir an dieser Stelle zwei Möglichkeiten:

Wir können den interkulturellen Aspekt direkt thematisieren, indem wir die kulturellen und/oder religiösen Besonderheiten aufgreifen und erfahrbar machen, z. B. so:

  • „Das schönste Fest bei uns zu Hause“
  • „Wer bringt die Geschenke?“
  • „Weihnachten in Europa“

Die zweite grundsätzliche Möglichkeit ist die indirekte Thematisierung, bei der man darauf achtet,

dass sich jedes Kind mit den eigenen Traditionen und Gewohnheiten eher „nebenbei“  wiederfindet, ohne dass die Besonderheiten direkt betont werden,

und dass  alle bei allem mitmachen können, so dass die Gemeinsamkeiten mehr erlebt werden als die Unterschiede.

Mögliche rote Fäden:

  • „Weihnachten mit allen Sinnen erleben“
  • „Weihnachten musikalisch“
  • „Weihnachten mit Groß und Klein“
  • … und viele mehr

Dazu brauchen wir noch die Übersicht über die Elemente, die zu jedem Fest dazugehören (als Hilfsmittel, wenn wir nach Ideen suchen). Dazu nutzen wir eine Mindmap mit folgenden Hauptästen:

  • Geschichte(n)
  • Essen und Trinken
  • Musik
  • Rituale
  • Spiel und Bewegung
  • Raumgestaltung
  • Kreatives Gestalten
  • Kommunikation
  • Weitere Ideen

3.   Entscheiden

Nun können wir alle Entscheidungen treffen (und begründen), die bei der Vorbereitung eines Festes notwendig sind.

Um ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen, gestalten wir diese Phase als Wettbewerb. Hier die Ausschreibung:

Der Weihnachtsfeierwettbewerb Februar 2014

Und nun bin ich gespannt auf die Entwürfe!