Archiv für den Monat: Oktober 2013

Kommentar zu Wochenaufgabe 4

Liebes Openreli-Team,

im Newsletter finde ich keinen Knopf, mit dem ich die neue Wochenaufgabe kommentieren kann, deshalb versuche ich es auf diesem Weg – vielleicht liest ja jemand mit?

Also: In meinem PC schlummert sehr viel Zeug, das ich zur Bearbeitung der Wochenaufgabe einbringen könnte. Was mich derzeit hindert: Ich müsste Stunden investieren, um das alles in für dieses Projekt hier passende Formen zu bringen (und z. T. erst mal zu lernen, wie das geht) – ohne zu ahnen, was davon “die Welt” da draußen überhaupt gebrauchen kann…  Das werde ich sicher nicht ohne Weiteres tun. Auch wenn es mich längst sehr, sehr reizt, mir selber und meinen diversen Bezugsgruppen – zu denen neuerdings auch Leute hier gehören, zumindest möglicherweise – den aktuellen Stand der Dinge endlich mal strukturiert und kommentiert zur Verfügung zu stellen. Gern  zum Ausprobieren und/oder Kommentieren, das schätze ich sehr. Schöne Idee, wirklich – aber nicht in einer Woche nebenbei zu bewältigen. Und es wäre wohl weder sinnvoll noch freundlich, Euch einfach mit Mailanhängen zu überschütten und zu sehen, was Ihr draus macht…

Zwei Möglichkeiten lägen mir näher:

1.) Ich könnte als “Hausaufgabe” kurze Beschreibungen von Materialien/Projekten/Lernsituationen im Kursblog einstellen – und wenn jemand per Kommentar Interesse zeigt, die konkreten Elemente nachschieben.   Würde ich machen, weil ich nett bin ;-), aber so richtig effizient  und anschaulich-einladend ist das nicht (und was lerne ich dabei?). Eigentlich müsste ich dazu sowieso eine längere “Navigationshilfe” erstellen, denn inwiefern sich das Material erschließt, ohne dass ich die Chance zum Erläutern habe, weiß ich nicht. Das könnte jedenfalls  ggf. ein halbwegs sinnvoller Blogbeitrag sein, stelle ich mir vor.

2.)Es wäre wohl auch möglich, an einem Beispiel exemplarisch zu zeigen, wie wir arbeiten. Aber zum einen gehen dabei all die Varianten verloren, und zum anderen kann ich dann immer noch nicht, was ich eigentlich gern können würde (siehe 3.).

3.) Am liebsten wäre mir, ich könnte für ausgewählte Schwerpunkte gezielt z. B. weitere Blogs erstellen (z. B. für Religionspädagogik bei den Erzieherinnen, für Material zum Rheinland-Pfälzer Lernbausteinelehrplan…) . Dafür wüsste ich auch bereits Zielgruppen, die auf jeden Fall davon profitieren würden, wenn die Sachen frei zugänglich wären. Wenn so etwas – bzw. das Grundgerüst + meinetwegen exemplarisch Weihnachtsbeispiele, das könnte ja anschließend weiterwachsen – bei dieser Fortbildung hier herauskäme, wäre das wunderbar. Aber dafür fehlen mir noch immer die technischen Kompetenzen. Trotz meiner persönlichen Lernziele, die ja zur ersten Wochenaufgabe gehörten, bin ich von “souverän” noch weit, weit weg. Ich bin ja froh, dass ich inzwischen den direkten Weg gefunden habe, wie ich einfache Beiträge tippe… Für ein größeres Projekt bräuchte ich aber andere Strukturen, vieles geht nicht als Fließtext. Auf der Suche nach Möglichkeiten, Word-Dokumente, pdfs, ganz zu schweigen von Publisher-Dokumenten einzufügen, scheitere ich aber manchmal schon an der Spezialsprache. Ich kann mich da sicher hineinwühlen (und werde es wohl auch versuchen, der Reiz ist groß), aber das dauert mit dem ganzen Versuch und Irrtum ganz sicher viiiel länger als die eine Woche, die ich dafür Zeit hätte. Schade, aber ich glaube, hier bin ich “raus”.

Ich mag jetzt aber auch nicht “um Hilfe schreien” (so nett das Angebot ist), denn ich habe schon jetzt ein ganz schlechtes Gewissen wegen der unendlichen Arbeit, die Ihr in all das hier steckt, und werde euch ganz sicher nicht mit meinen Einzelfragen belämmern. Außerdem scheinen mir die Dinge, für die Ihr Euch begeistert und die Ihr uns eröffnen möchtet (“Hangouts” – ?) nicht recht zu dem passen, was ich für meine Ideen benötige.

Versteht mich bitte richtig: Das ist ganz sicher keine grundsätzliche Kritik, ganz im Gegenteil, ich bin sehr begeistert von all den Angeboten (ich schwärme schon die ganze Zeit meinen Leuten in der realen Welt etwas vor…), beeindruckt von Euren Kompetenzen und Eurem Engagement,  zutiefst dankbar und ein wenig neidisch, und ich lerne täglich spannende neue Möglichkeiten kennen, nur halt nicht schnell genug  – das hier ist also nur mein persönlicher, sehr subjektiver Vorbehalt gegenüber der Aufgabenstellung der Woche. Das Anliegen teile ich, aber mein möglicher Beitrag ist mir unklar. Mache ich mich verständlich?

Ob es Sinn macht, das hier in den Beitragsmixer zu schmeißen? Wer weiß… Dümmer werde ich davon vermutlich nicht, es ist bloß etwas peinlich – also los!

 

Wochenaufgabe: Den Blick schärfen – Rückgriff auf vorhandene Erfahrungen

Diese Wochenaufgabe werde ich vermutlich nicht in einem Rutsch lösen… aber es wird Zeit, einfach mal anzufangen.

Erster Kommentar zum Online-Modul: Herzlichen Dank! Schon die Aufmachung bietet mir Anreize, hier “dranzubleiben” – toll, wie die Visualisierung und technische Aufbereitung einen Beitrag aufwertet. Beneidenswert, das zu können…

Zu den Aufgaben

1. Meine letzte “Sternstunde”

Eine Stunde in einer ErzieherInnenklasse zur religiösen Entwicklung im Kindesalter, kurz vor den Herbstferien (letzte Stunde vor dem Praktikum). Mein “Arbeitsplan”  sah eigentlich vor, gemeinsam zwei sehr unterschiedliche Kinderzeichnungen mit “Gottesbildern” zu betrachten und dann theoriegeleitet die Kompetenzen

Religiöse Entwicklung begleiten – “Kinder, Jugendliche und zu betreuende Erwachsene als entscheidungs- und handlungsfähige Subjekte wahrnehmen und in ihrer Entwicklung fördern” und “Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, Ich-Stärke und Vertrauen zu entwickeln.”   (FSS – Lehrplan Rheinland-Pfalz, Modul 9 a)

weiterzuentwickeln.

Allerdings hatten einige Schülerinnen am Vorabend eine Dokumentation über eine religiöse Gemeinschaft (die “12 Stämme”)  im Fernsehen gesehen, die die Gemüter sehr erregt hat, weil dort Kinder unter religiösen Vorwänden so misshandelt wurden, dass sie vom Jugendamt “gerettet” werden mussten. Dies erwies sich als ausgesprochen lohnender Anschluss an die angestrebten Kompetenzen, denn im Gespräch kristallisierte sich mehrere komplexe mögliche Praxissituationen heraus:

“Es kann jedem von uns auch passieren, dass wir beruflich mit Kindern zu tun bekommen, die eine lebensfeindliche, angstmachende religiöse Sozialisation erfahren haben – wie begleiten wir solche Kinder angemessen?”

… abgelöst von “Ich möchte eigentlich selber erst mal vermeiden lernen, Kindern von mir aus versehentlich Angst zu machen, ein negatives Gottesbild zu verbreiten, durch Unkenntnis oder Ungeschick religionspädagogischen Schaden anzurichten – wie rede ich angemessen von Gott, wenn ein Kind mich fragt?”

Wir haben dann gemeinsam versucht herauszufinden, welche Fragen da denn gestellt werden könnten, an welchen Stellen es also schwierig wird – und im Lauf des Zusammentragens  haben die Schülerinnen ihre eigenen Fragen auf den Tisch gebracht. Zum Teil solche, die sie “immer schon” mit sich herumgetragen haben, zum Teil solche, die sich aus dem Gespräch ergaben – und zwar (für mich absolut spannend zu beobachten) vor allem an Stellen, wo zwei Annahmen “richtig” zu sein schienen, die aber nicht zusammenpassten: Wenn Gott die Menschen liebt – wie kann es die Hölle geben? Wenn es die Hölle nicht gibt – wie kann es “Gerechtigkeit” geben? Liebt Gott jeden? – was wird dann aus den Opfern, z. B. den Kindern aus der Dokumentation, hat er dazu keine Meinung? Warum greift er nicht ein – oder greift er ein, und alles ist vorherbetimmt? Wie kann er aber dann jemanden bestrafen, denn der hatte doch gar keine Wahl? Komme ich in die Hölle, weil ich nciht religiös sozialisiert bin, und wenn, was soll daran “gerecht sein”?! usw.

Theorien wurden mit höchstem Engagement aufgestellt, diskutiert, verworfen, neu kombiniert – unglaublich lebendig.   Die Vielfalt in der Klasse (diverse Religionen und Untergruppen + etliche dezidiert religiös distanzierte Schülerinnen) wurde wunderbar fruchtbar gemacht. Dafür liebe ich die Gruppe sowieso – wie sie damit zurechtkommen, neugierig aufeinander sind und einander schätzen ist eine ganz große Stärke … Kurzum: Jede (mit 3 Ausnahmen)  hat ihre Konstruktionen zur Debatte gestellt – die 3 hatten gute Gründe, das war völlig okay für uns alle. Und dann haben meine an “Selbststeuerung” gewöhnten Schülerinnen von sich aus gemeinsam überlegt, wie wir denn mit diesem Wust an Fragestellungen weiterarbeiten können, zumal sich die Stunde dem Ende neigte. Zunächst haben sie dafür gesorgt, dass alle Fragen pointiert schriftlich festgehalten wurden und auch wirklich jede ihr Anliegen in der Sammlung wiederfinden konnte. Dann haben sich mich beauftragt, den Fragenkatalog auf jeden Fall noch am nächsten Tag schriftlich in die Klasse zu geben, damit nichts verloren geht.  Und anschließend hat sich jede selber einen Auftrag erteilt (Wen könnte ich fragen, wo könnte ich nachlesen, wie kann ich meine Gedanken in Worte fassen, wie kann ich während des Praktikums Beobachtungen sammeln…?).

Ich hab eigentlich nur moderiert, dann und wann zusammengefasst und zugespitzt, positiv verstärkt, später mitgeschrieben und mich ansonsten sehr zurückgehalten.

Leider ist die Stimmung schwer zu beschreiben. Meine hospitierende Praktikantin fasste sie zusammen mit dem Stichwort “Zauberei!”.  Die Schülerinnen haben den Gong bedauert und hätten gern so weitermachen können. Den vorbereiteten Aufsatz mit den differenzierenden Aufgabenstellungen hab ich übrigens in der Tasche behalten, dafür wird später noch Gelegenheit sein… und die Kurve zu den beruflichen Anforderungen kriegen wir auch locker wieder.

Auf den ersten Blick scheint die Stunde vielleicht eher wenig zur Förderung der angestrebten Kompetenzen beigetragen zu haben. Aber nach meinem Verständnis beginnt die Kompetenzorientierung mit der realitätsnahen, problemhaltigen, aktivierenden Lernsituation – wenn diese von den Schülerinnen selbst formuliert wird, um so besser. Und der nächste Schritt ist die “Anschlussbildung”, also die Klärung der eigenen Haltung zum Problem – und mehr “Anschluss” als in dieser Stunde kann ich mir kaum vorstellen. Zum “Informieren” kommen wir schon noch, denn die Frage (“Wie unterstütze ich Kinder?”) geht uns auf keinen Fall verloren – wir sind gerade bei “Wie vermeide ich, ihnen “falsch” zu antworten, wenn sich mich etwas Religiöses fragen?”. Das passt, finde ich.

Hilbert Meyers Grundstrukturen:

Demokratischer geht es eigentlich kaum, denke ich, das Gesprächsklima war völlig angemessen, meine Rolle auf Augenhöhe (oder darunter).

Die Schülerinnen haben eigene Fragen und ihr eigenes Interesse an Professionalisierung eingebracht und schon damit Verantwortung für ihren Lernprozess übernommen.  Durch die individuelle Planung der nächsten Schritte wird dies ebenfalls verwirklicht.

Zusammenarbeit? In der Bereitschaft, jede Frage eines Mitschülerin intensiv mit zu bedenken – in der Bereitschaft, jede Antwort ernst zu nehmen und zu prüfen – in der Bereitschaft, eigene Positionen ins Spiel zu bringen – in zahlreichen kleinen Gesten und Ermutigungen untereinander. In meiner Haltung. Eindeutig: Ja.

Sinnstiftende Orientierung? Aber ja! In der Stunde davor hatten die Schülerinnen einander ausführlich von der je eigenen religiösen Biografie erzählt – das war der Nährboden für zahlreiche Überlegungen: “Wie war das eigentlich bei mir? wie komme ich zu meiner heutigen Überzeugung, wer/was hat mich geprägt, und was bewegt sich gerade noch einmal ganz neu?” … und die inhaltlichen Aspekte: wie viel in meinem Leben ist vorherbestimmt? Welche Konsequenzen haben meine Entscheidungen? Wie vel Angst habe ich eigentlich, und was macht mich zuversichtlich? Wie sehe ich meine Rolle in der Weitergabe religiöser Tradition, wie sinnstiftend ist das etc. pp.

Struktur hat das Ganze eher langfristig, im großen Bogen der “vollständigen Handlung” und in der Struktur der Ausbildung an sich, die wir mithilfe eines Referenzrahmens, eines Advance Organizers und der Portfolios bei Bedarf jederzeit vor Augen haben (können). In der Stunde selbst ging es zeitweise hoch her – aber das halten wir gut aus, und wir waren immer beim Problem. Die Kunst wird sein, in den nächsten Stunden eine Struktur in die Fülle der Fragen zu bringen – das ist primär meine Aufgabe, denke ich, zumindest will das gut moderiert und methodisch unterstützt sein.

Der Unterricht tut uns gut – ja, unbedingt! Das Feedback ist eindeutig, und mein Gefühl dabei ebenfalls.

… und jetzt soll ich noch die 10 Merkmale kommentieren, um Aufgabe 1 abschließen zu können? Liebe Leute… Könnt Ihr das irgenwie kürzer als ich, und trotzdem für Menschen verständlich, die nicht dabei waren? Respekt!

Den Drübecker Ansatz würde ich auch noch gern kommentieren, da sehe ich spannende Knackpunkte – aber das alles heute nicht mehr! Schluss für heute.

 

 

 

 

 

 

 

Wochenaufgabe: Kompetenzorientierter Unterricht

Hallo Openreli,

nun brüte ich schon seit Tagen über der Frage, wie ich meine Überlegungen zum kompetenzorientierten RU in knappe Worte fasse (knappe Worte sind nicht meine Stärke, fürchte ich)… und weil mich das inzwischen bei den anderen Dingen aufhält, die es hier auch noch zu entdecken gäbe, habe ich mich zu einer “schnellen” Lösung entschieden. Mit dem  folgenden Text  zitiere ich mich quasi selbst, es handelt sich um einen leicht überarbeiteten Auszug aus einem Beitrag für das BRU-Magazin 55/2011 (“Geht nicht” gibt´s nicht – Religion und Handwerk, S. 28 f.).

Ist zwar schon eine Weile her, aber am Prinzip hat sich nichts geändert, ich unterschreibe das auch heute noch 😉 Wenn manche Stellen nicht haargenau passen, verzeiht Ihr mir das sicher, oder? Außerdem sieze ich meine LeserInnen – und ich hab gerade keine Lust, das alles zu ändern, okay?

Der Originalartikel enthält übrigens auch noch ein Unterrichtsbeispiel und allerlei Arbeitsblätter. Die lasse ich hier weg – demnächst beginnt ja die Produktionsphase, da gibt´s dann passgenaue Beispiele für die Openreli-Lernsituation.

Also, los geht´s:

„Wozu brauche ich an der Berufsschule Religionsunterricht? Was bringt mir das, was wir hier machen? Was hat das mit mir und meinem Leben zu tun?“ Haben Ihre Schülerinnen und Schüler Sie das auch schon gefragt?

Mir begegnen diese Fragen häufiger, vor allem zu Beginn in einer neuen Lerngruppe – ausgesprochen oder nur von den Stirnen abzulesen, mit eher neugierigem oder eher abwehrendem Beigeschmack, je nachdem. Und ich finde: mit welchem Unterton auch immer – die Fragen sind völlig legitim. Natürlich will ich als Schülerin zu Beginn wissen, wo die Reise hingeht, natürlich investiere ich nur Energie, wenn sich das für mich spürbar „lohnt“, natürlich muss es Antworten geben, die über „Ihr braucht das für die gute Note!“ hinausgehen, damit ich mich engagiere, statt nur die Zeit irgendwie herumzubringen.

Das ist kein neuer Gedanke, denn haben wir uns im Religionsunterricht nicht immer schon an den Fragen und Themen unserer Schülerinnen und Schüler orientiert? Haben wir nicht immer schon gemeinsam gefragt „Was können wir hier lernen?“? Was ist daran „kompetenzorientiert“?

Die Orientierung des Unterrichts  entscheidet sich meiner Ansicht nach bei der anschließenden, konkreteren Frage. Diese lautet nämlich nicht “Worüber möchten Sie gern sprechen? Was interessiert Sie?“, sondern entweder „Was möchten Sie am Ende des Unterrichts gern besser können als heute?“ oder „In welche Lebenssituationen werden Sie kommen, in denen Ihnen der Religionsunterricht weiterhelfen könnte?“.

Wenn wir gemeinsam so fragen,  zielt die Antwort nicht nur auf Themen ab, über die man gut 45 oder 90 Minuten lang miteinander sprechen kann, ohne sich allzu sehr zu langweilen. Sie zielt auch nicht auf einen „Schatz des Wissens“ ab, den wir fortan im Kopf mit uns herumtragen und zu dem wir bei Bedarf eine Meinung äußern können. Natürlich geht es im Unterricht auch um Inhalte, um Kenntnisse, um religiöse Sachfragen und um Meinungen – aber dieses Wissen steht in engem Zusammenhang mit Fähigkeiten, mit einer Erweiterung der eigenen Denk- und Handlungsmöglichkeiten in realen Situationen des beruflichen, persönlichen und gesellschaftlichen Lebens. „Was kann ich am Ende besser, und wozu kann ich das gebrauchen?“ ist die zentrale Frage des kompetenzorientierten Unterrichts.

Und wie lauten die Antworten? Was ist das, was unsere Schülerinnen und Schüler anschließend besser können? Was kann jemand, der „religiös kompetent“ ist?

Unser neuer Lehrplan für den BRU in Rheinland-Pfalz orientiert sich an „Grundlegende Kompetenzen religiöser Bildung“ aus dem Comenius – Institut (Münster 2006), siehe auch BRU-Magazin 46, S. 17. Diese Kompetenzen beschreiben, was jemand können kann, der religiös kompetent ist: die eigene Überzeugung begründet vertreten, mit religiöser Sprache umgehen, sich mit anderen religiösen Überzeugungen auseinandersetzen und vieles mehr, insgesamt 12 grundlegend wichtige Fähigkeiten, die im Religionsunterricht entwickelt werden können.

Die vollständige Übersicht finden Sie unter http://ci-muenster.de/biblioinfothek/open_access/oa_bildung22.php

Eine solche Auflistung allein beantwortet allerdings die Ausgangsfrage nur unzulänglich. Die Frage „Was nutzt mir diese Kompetenz – wozu brauche ich sie?“ ist noch immer offen. Sie muss beantwortet werden, denn Kompetenz gibt es nicht „an sich“, und sie ist nicht „an sich“ nützlich – Kompetenz ist immer die Kompetenz zum Lösen eines Problems, zu kompetentem Verhalten in einer konkreten Situation. Deshalb überzeugt mich der Vorschlag, solche Situationen des beruflichen, persönlichen und/oder gesellschaftlichen Lebens zum Ausgangs-, Dreh- und Angelpunkt des Religionsunterrichts zu machen.  Dabei  geht es um (wahrscheinlich) tatsächlich auftretende Probleme, die von den Schülerinnen und Schülern möglichst kompetent gelöst werden müssen. Diese „Lernsituationen“ sind nicht nur der Aufhänger zu Beginn einer Unterrichtsreihe, sondern sie tragen den gesamten Gedankengang vom ersten bis zum letzten Schritt und vor allem im Kern.

Dabei ändert sich meine Rolle als Lehrkraft: Nicht ich stelle die Aufgaben, weil ich mein Wissen unter die Leute bringen möchte. Das Leben stellt die Aufgaben, die Schülerinnen und Schüler lösen sie bzw. bereiten sich darauf vor. Wir sind als Lehrerinnen und Lehrer dabei mit ihnen verbündet und tragen mit unserer Begleitung, bei Bedarf auch mit unserer Lebenserfahrung und unseren Kenntnissen zu ihrem Lernprozess bei.

Damit die Schülerinnen und Schüler im Unterricht tatsächlich die Möglichkeit haben, ihre religiösen Kompetenzen zu entwickeln, steht die Lösung des Problems im Zentrum des Unterrichts. Die Lernsituation ist also nicht nur der Appetithappen zu Beginn, sondern vor allem der Mittelpunkt. „Was kann ich tun, um in der vorgestellten Situation (in der ich mich befinde oder bald befinden könnte) möglichst gut zurechtzukommen?“ ist die Kernfrage. Andere Fragen sind dieser zentralen Frage zugeordnet: „Welche Informationen brauche ich zur Lösung des Problems, welche Vorgehensweisen sind möglich, welche davon wähle ich aus?“ – das sind die Fragen, die vor der Problemlösung geklärt werden müssen. Die ausgewählte Lösung wird so weit wie möglich umgesetzt, also mindestens präsentiert und diskutiert, besser noch tatsächlich praktisch erprobt. Anschließend folgen „Wie kann ich einschätzen, ob meine Problemlösung erfolgreich war?“ und „Was habe ich bei der Bearbeitung des Problems gelernt, und in welchen weiteren Lebenslagen kann ich die Fähigkeiten sonst noch gebrauchen?“

Die so entstandene Schrittfolge ist „natürlich“ – im Leben außerhalb der Schule handeln wir ständig so, bewusst oder nicht. Ich lese das Rezept, beschaffe die Zutaten, entscheide über die Reihenfolge der Arbeitsschritte – dann schnipsele ich,  werfe alles in Topf und Pfanne, rühre um, würze etc. – und anschließend probiere ich, ob das Ergebnis schmeckt und überlege, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Ich lese die Bedienungsanleitung, entwickle ein inneres Bild von dem, was zu tun ist, ich entscheide über die Vorgehensweise – dann schließe ich das Gerät an oder baue das Möbelstück auf oder was auch immer – und anschließend teste ich, ob alles funktioniert wie gewünscht. Dann bin ich zufrieden oder um eine Erfahrung reicher, aus der ich beim nächsten Kauf meine Schlüsse ziehen werde. Und fertig! Die Handlung ist „vollständig“, wenn alle Schritte durchlaufen sind.

Dass diese Abfolge für Handwerker wichtig ist, für Pflegekräfte, für alle praktischen Alltagstätigkeiten, bei denen ein Ziel verfolgt und ein Ergebnis hergestellt wird, das leuchtet vermutlich auf Anhieb ein. Ein Handwerk lerne ich selbstverständlich nicht, indem ich einem Vortrag darüber lausche, wie man´s macht. Theoretisch die Arbeitsschritte aufzählen zu können ist das eine, aber das reicht bei weitem nicht. Schwimmen lerne ich nicht durch Beschreibung von Bewegungsabläufen. Die muss ich kennen, schon klar, aber sie sind nicht der Kern, denn eigentlich geht es darum, mich praktisch über Wasser halten zu können. Kochen lerne ich nicht, indem ich ein Kochbuch lese. Die Rezepte gehören dazu, und es ist gut, sie zu kennen. Aber sie im Kopf zu haben macht mich nicht zur Köchin – ich lerne kochen, indem ich etwas tue, indem ich ausprobiere, abschmecke, auch mal ein Gericht versalze… und so auf der Basis von  selbst gemachten Erfahrungen immer kompetenter werde.

Die Orientierung unserer Unterrichtsplanung an diesen Schritten der „Vollständigen Handlung“ ist für uns ReligionslehrerInnen möglicherweise zunächst befremdlich.        Dass es beim Erlernen eines Handwerks um Kenntnisse, Planung, Ausführung und Ergebniskontrolle geht, ist leicht vorstellbar. Dass auch religiöse Kompetenz auf diese Weise entwickelt wird, ist weniger offensichtlich.  Dass auch Religion auf Tätigkeit abzielt, dass auch die Konstruktion einer Vorstellung von Welt, Mensch, Gott, gutem Leben etwas „herstellt“ (ein Weltbild, ein Menschenbild, eine Idee von Gott, Entscheidungen, praktische Konsequenzen) und auf Lebenspraxis hinausläuft, liegt nicht ganz so klar auf der Hand. Die Gegenstände, mit denen wir uns befassen, sind weniger handgreiflich als andere, und doch muss es auch in unserem Unterricht um den Umgang mit brauchbarem „Handwerkszeug“ gehen, wenn er  nachhaltig sein soll.

Dabei handelt es sich nicht um eine Reduktion, als sei die Theologie auf das zusammenzukürzen, was sich „verwerten“ lässt. Meiner Erfahrung nach geht es eher um eine notwendige Erweiterung, die einer Reduktion der Theologie auf das rein Informative, womöglich „Richtige“, jedenfalls auf „Reden über…“ entgegenwirkt.

Von mir kann ich das jedenfalls so sagen: mein eigener (auch vorher sicher nicht schlechter) Unterricht hat sich durch die Orientierung an dieser Schrittfolge noch einmal spürbar verbessert. Ich habe, seit ich mit diesem Modell arbeite, selber viel gelernt. Mir erschließt sich mehr und mehr, wie organisch der Gedankengang ist, wie viele Spielräume er eröffnet und wie die Schülerinnen und Schüler davon profitieren. Außerdem wird meine Planung entlastet, weil sich aus der Kombination  der Lernsituation mit den Schritten der vollständigen Handlung vieles von selbst ergibt, über das ich früher lange gegrübelt habe. Inzwischen verbringe ich nicht mehr viel Zeit damit, beinahe perfekte Arbeitsblätter zu erstellen (obwohl das eigentlich ein Hobby ist…), sondern entwickle vieles im gemeinsamen Tun mit der Lerngruppe, folge ihrer Dynamik und ihren Ideen, unterstütze und berate. Schließlich geht es ja darum, dass die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Ausbildung die auftretenden “Situationen” auch ohne meine Anleitung kompetent bewältigen können – also arbeiten wir gemeinsam darauf hin, ihnen dies zu ermöglichen. Das ist übrigens auch mein Kriterium für die Methodenauswahl – noch so ein Hobby, über das ich drei Tage am Stück bloggen könnte… aber nun reicht´s erst mal!

Es hilft sowieso nichts, davon nur zu berichten. Auch was unsere eigene religionspädagogische Kompetenz betrifft, gilt ja: wir lernen nur dazu, indem wir selber etwas tun. Also: Ich freue mich auf die “Produktionsphase”…

Schöne Grüße in die “Welt”

Marion

Hallo Welt!

Ha, jetzt geht´s ja doch! – – – Das werde ich hoffentlich im Lauf der nächsten Wochen noch öfter tippen 😉

Hallo Welt!!!

Hier meine Vorstellung:

Ich bin Marion Holzhüter, Pfarrerin an der BBS in Wissen /Sieg (das ist im Westerwald, zwischen Köln und Siegen, Rheinland-Pfalz). Dort unterrichte ich derzeit 12 Stunden evangelische Religionslehre mit einem Schwerpunkt in den “sozialen” Klassen, nämlich in den Fachschulen Sozialpädagogik und Altenpflege. Den Rest zu einer vollen Stelle (und darüber hinaus) bin ich Fachleiterin für Evangelische Religion und Ethik am Staatlichen Studienseminar für Berufsbildende Schulen in Neuwied. Außerdem bin ich als Schulberaterin für “Religion und Werte” in meinem Regierungsbezirk (Koblenz) unterwegs.

“Kompetenzorientierung” sollte ich also drauf haben… und ich glaube, das ist auch so: Ich probiere die “Neue Lehr-Lern-Kultur” nun schon seit einigen Jahren aus, zuerst mit voller Stelle in vielen verschiedenen Klassen, in diversen Lehrplankommissionen,  inzwischen auch in der Lehrerausbildung – und ich will es nicht mehr anders haben. Mein Unterricht war vorher auch okay, aber jetzt ist er in meinen Augen dramatisch besser (dazu vielleicht später mehr, die Hausaufgaben der zweiten Woche hab ich auch noch nicht gemacht…), viel weniger anstrengend bei überzeugenderen Ergebnissen, und wir – meine Lerngruppen und ich – haben maximalen Spaß dabei. Was für mich durchaus ein Kriterium ist…

Meine Freundschaft mit dem Internet ist derzeit noch weniger ausgeprägt. Zwar maile ich mit Leidenschaft, kommuniziere ausgiebig im geschützten Raum unserer Seminarplattform, fülle fleißig Dropboxordner für mein Fachseminar bzw. mit ihm gemeinsam und bin an zwei Newslettern beteiligt, an denen ich viel Spaß habe. Das ist aber alles maximal halböffentlich – dies hier ist der erste weltweit lesbare 😉 Beitrag, von dem ich nicht weiß, wer ihn liest und was daraus wird. Das ist mir, wenn ich ehrlich bin, noch ein wenig suspekt.

Die Initiative “openreli” finde ich toll, sehr spannend, da will ich auf jeden Fall den Anschluss finden.Den letzten Kick hat mir übrigens ein Artikel in der letzten “Pädagogik” gegeben, wo ein Kollege darstellt, wie Lehrerfortbildung über Vernetzung funktionieren kann – sensationell, wenn es klappt. Klappt aber nur, wenn viele mitmachen (auch solche Greenhorns wie ich). Offen zugängliche Materialien scheinen mir ein guter Weg, Kompetenzorientierung unter die Menschen zu bringen und as Gefühl der Überforderung abzubauen. Wir (die Referendare und ich) suchen schon länger nach Möglichkeiten – vielleicht bringt uns dies hier weiter.

Meine Lernziele … Lernziele??? Pfui! 😉 – Was ich gern nach dem Kurs besser können möchte:

  • Entscheiden, ob so ein Blog hier etwas für mich ist, und ihn halbwegs souverän bedienen
  • Zugang zu Material ermöglichen, ohne dass man Zugang zu unserer Seminarhomepage haben muss
  • Zu den Dingen, die sich da gerade neu entwickeln, meinen Beitrag leisten (mitmischen, sozusagen) – gern auch über den Kurs hinaus. Im Rahmen meiner technischen und zeitlichen Möglichkeiten.

So viel erst mal. ich bin gespannt…

Schöne Grüße in die Welt,

Marion