Offene Kirche … Allgemein Gründonnerstag – Einsam im Garten?

Gründonnerstag – Einsam im Garten?

Immer kleiner wird die Gruppe um Jesus. Erst elf. Dann drei. Dann ist er allein.

Dabei bräuchte er seine Freunde gerade jetzt so dringend. Ihren Beistand. Ihre Nähe. Ihr Gebet. Auch wenn sie ein paar Schritte entfernt von ihm unter einem Olivenbaum sitzen.

Er selbst ist im Gespräch mit Gott. Das ist nicht so ruhig, wie es klingt. Er nimmt Abstand, um Raum zu gewinnen für sein inneres Schreien und Ringen, seine Angst, seine Verzweiflung. Raum, das alles vor Gott auszubreiten.

Getragen, so hofft er, auch von der Nähe, vom Gebet seiner Freunde.
Doch sie – schlafen.
Ohne Beistand steht er da – oder?

Woher kommt dann sein Mut?
Die plötzliche Gelassenheit?
Die Zuversicht, mit der er Gefangenschaft, Folter und Tod entgegengeht?
Die Bereitschaft, das, was kommen wird, als Teil seines Weges mit Gott anzunehmen?

Jesu Angst geht Hand in Hand mit Vertrauen.
Er kann sie aussprechen, denn so einsam er dort auch kniet und betet, er ist nicht allein. Sondern bei Gott geborgen wie ein Kind im Arm des Vaters, der Mutter.

Er ist nicht allein.
Wir sind nicht allein.
Auch nicht in der größten Vereinsamung.
Auch nicht, wenn die Freunde schlafen.
Wenn die Krankenhäuser und Altenheime zu sind.
Wenn Telefon oder Videokonferenz echte Nähe zwar ahnen lassen, aber nicht ersetzen können.
Wenn wir vor Sorgen nicht mehr wissen, was wir denken und tun sollen.
Wenn wir uns der Angst stellen müssen, dass wir sterben könnten.

Wir sind nicht allein.
So wie Jesus nicht allein war.
Erinnern wir uns: Gott ist da.
Gerade heute. Gerade jetzt. Gerade für dich.

Ihre Jutta Wagner, Pfarrerin