Offene Kirche … Allgemein Gedanken zum Pfingstsonntag: Gottes Geist kennt keine Sprachbarrieren

Gedanken zum Pfingstsonntag: Gottes Geist kennt keine Sprachbarrieren

Gedanken zum Pfingstfest
Sie sind beisammen. Sie halten zusammen.
In der Zeit der Unsicherheit, als sie noch nicht wissen, wie es weitergehen soll – da sind sie füreinander da, die Freundinnen und Freunde Jesu.
Noch bleiben sie drinnen und trauen sich nicht nach drau-ßen. Vor dem, was draußen ist, haben sie Angst.
Doch drinnen stärken sie sich gegenseitig.
Sie stärken sich gegenseitig in der Erwartung, dass sich erfüllen würde, was Jesus zugesagt hatte:

„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein.“ 

Das hatte er ihnen versprochen.
Sie stärken sich in der Erwartung, dass Gott erfüllen wird, was er zugesagt hatte:

„Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen.
Eure Söhne und eure Töchter werden als Propheten reden. Eure jungen Menschen werden Visionen schauen
und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen.
Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen,
werde ich in diesen Tagen meinen Geist ausgießen.“

So hatte es der Prophet Joel ja angekündigt. Und Petrus spricht davon in seiner mitreißenden Pfingstpredigt. (Apostelgeschichte 2 ab Vers 14)
Diese Erwartung ist lebendig in ihnen – und sie erfüllt sich am Pfingsttag. Es weht auf einmal ein frischer Wind. Sie werden Feuer und Flamme. Sie reißen Fenster und Türen auf und sprechen eine Sprache, die alle verstehen können.
Und ihre Gemeinschaft wird größer und lebendiger.
Denn als sie rausgehen aus dem Haus, aus der Enge in die Weite – da spüren sie: Gottes Geist überwindet Grenzen. Gottes Geist kennt keine Sprachbarrieren.
Ganz im Gegenteil: Die frohe Botschaft von dem, was Gott für die Welt und für uns getan hat und noch tut, wird von Anfang an vielsprachig und vielstimmig weitergegeben.
Mit Worten, die berühren, mit Gesten, die guttun, mit Zeichen, die trösten und ermutigen.
Am Pfingsttag erleben es die ersten Zeuginnen und Zeugen: Be-Geist-erung kann überspringen – wie ein Funke andere entzündet. Sie können andere anstecken mit dem, was sie verkünden. Und viele haben sich anstecken lassen.

Nicht mit einem Virus, der krank macht – sondern mit einer Botschaft, die heilt, mit Worten, die mitten ins Herz treffen, mit dem Funken, der überspringt von Mensch zu Mensch. Und brennendes Interesse weckt. Für den Glauben. Für die Liebe. Für die Hoffnung.

Diese Art Ansteckung – die wünsche ich mir heute am Pfingsttag.
Dass wir alle uns anstecken lassen mit der Freude über das Wirken des Geistes in uns und unter uns und durch uns. Dass wir uns alle be-Geist-ern lassen und Feuer und Flamme werden, weil wir einander verstehen und weil wir Gottes gute Gedanken für uns für wahr halten, auch wenn immer wieder und in aller Welt so viel dagegen zu sprechen scheint.

Manchmal erleben wir es doch schon, dass der Funke überspringt. Bei einem Fernsehgottesdienst vielleicht. Oder wenn wir dem Nachbarn – der Nachbarin den „Got-tesdienst für zuhause“ eben noch in den Briefkasten werfen. Ein paar Worte wechseln. Einander zeigen, dass wir uns nicht vergessen, auch wenn wir uns (noch) nicht sehen.
Oder es klingen auf einmal Lieder durch die Nachbarschaft, weil irgendwo ein Instrument gespielt wird – und es sagt: Ich habe dich nicht vergessen, auch wenn du gerade nicht rauskannst.
Da sprechen Menschen eine gemeinsame Sprache und berühren einander ohne Körperkontakt.
Oder sind einander in Gedanken nah.
Oder nutzen das Telefon, um einen ihrer Lieben zu begleiten.
All das können wir erleben und wir können es deuten als Wirken des Heiligen Geistes.
Natürlich haben wir es nicht selbst in der Hand, ob und wie der Geist Gottes wirkt – das steht nicht in unserer Macht.
Was wir aber machen können ist:
Darauf vertrauen, dass die Kraft des Heiligen Geistes uns erfüllen will.
In der Erwartung leben, dass etwas das Herz berührt, die richtigen Worte eingibt, die Augen öffnet und zum Handeln ermutigt.
In der Erwartung leben, dass Gott seine Zusagen und Jesus sein Versprechen auch bei uns erfüllen: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein.

Ich glaube, diese Erwartung hat auch den Freundinnen und Freunden Jesu damals die Augen geöffnet, das Herz berührt, die Seele entflammt.
Und sie haben das nicht nur für sich selbst erlebt, sondern als Auftrag erfahren. Sodass sie rausgehen konnten aus der Enge ihres Hauses und ihrer Gedanken – und die Sprachgrenzen überwanden.
So ist Pfingsten geworden – und wird es immer wieder.
Denn der Geist, den Gott verheißen und Jesus versprochen hat, der wirkt als Kraft auch heute.
Es ist nicht ein Geist der Furcht, der uns gegeben ist, „sondern der Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ – so Paulus im 2. Timotheusbrief.
Kraft, Liebe, Besonnenheit – das brauchen wir in diesen Tagen besonders.
Und ich wünsche Ihnen, dass Sie es spüren:
Wenn es an den Nerven zerrt, dass alles noch lange nicht „normal“ ist – dann wirke Gottes Geist als Kraft.
Wenn die Sehnsucht nach Nähe immer größer wird – dann schenke Gottes Geist liebevolle Fantasie für die Begegnung mit den Lieben ohne Gefährdung.
Wenn die Gedanken sich im Kreis drehen und sich durch Verschwörungstheorien zu verwirren drohen – dann bewirke Gottes Geist Besonnenheit.
So erleben wir Pfingsten.
Heute. Und immer wieder.
Amen.