Emil Noldes „Leben Christi“ in Paris

Die „Galeries nationales du Grand Palais“ in Paris stellen dem französischen Publikum  den in Frankreich wenig bekannten deutschen Expressionisten Emil Nolde (1867-1956) vor. Kernstück der Ausstellung sind die 1911/12 entstandenen neun Tafeln des Leben Christi.

Der deutsche Expressionismus im Allgemeinen und Emil Nolde im Besonderen sind in Frankreich wenig bekannt. Diese außergewöhnliche Retrospektive wird in Paris bis zum 19. Januar 2009 in den „Galeries nationales du Grand Palais“ zu sehen sein und vom 7. Februar – 24. Mai 2009 im „Musée Fabre“ in Montpellier.

Das Leben Christi

Zu den 90 ausgestellten Kunstwerken gehören auch die neun Tafeln des Flügelaltars zum Leben Christi, den Nolde in den Jahren 1911/12 schuf. Die Webseite des Museums zeigt in einem Video, wie dieses monumentale Polyptychon (220,5 x 580,5 cm) installiert wird – mehr..

Die Titel der neun Tafeln lauten:

  • Die Heiligen Drei Könige
  • Heilige Nacht
  • Der zwölfjährige Christus
  • Christus und Judas
  • Kreuzigung
  • Frauen am Grabe
  • Auferstehung
  • Himmelfahrt
  • Der ungläubige Thomas

Im Zentrum die Kreuzigung:
Mit voller Wucht zeigen sich Gewalt und Schmerz zeigen: Ein ausgehungerter und agonisierender leichengelber Christus, umhüllt in von einem blutroten Hüfttuch schaut uns mit eingefallenen und tränengrünen Augen qualvoll leidend an.
Während rechts die Soldaten unter dem Kreuz sich unbekümmert und gelangweilt dem Würfelspiel hingeben, stehen links Maria, Maria Magdalena und Johannes. Das Leiden Christi spiegelt sich in ihren gequälten Gestalten in gelben, grünen und roten Tönen. Im Hintergrund vervollständigen die beiden mitgekreuzigten Räuber diese ausdrucksstarke Szene.

Von der Kirche verbannt und  als „Entartete Kunst“ gebrandmarkt

Bereits 1937 war das Leben Christi Mittelpunkt einer Ausstellung und zwar der nationalsozialistischen Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ in München. Über dem Leben Christi hing ein breites Schriftband: „Gemalter Hexenspuk, geschnitzte Pamphlete wurden von psychopathischen Schmierfinken und geschäftstüchtigen Juden als Offenbarungen deutscher Religiosität ausgegeben und zu barem Gelde gemacht.“ Dabei war Nolde selbst von der Überlegenheit der  „germanischen Kunst“ überzeugt. 1934 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig. Dennoch erhielt er 1941 Malverbot.

Auf der Webseite, welche diese Ausstellung der „Entarteten Kunst“ rekonstruieren will, ist das Leben Christi zu sehen – mehr..

Auch in Kirchenkreisen wurde dem Leben Christi mit Skepsis begegnet. Bereits 1912 musste das Leben Christi nach kirchlichen Protesten aus der „Ausstellung für religiöse Kunst“ in Brüssel verbannt werden. Die unbenutzte Lübecker Katharinenkirche gab dem Werk jedoch 1921 einen „würdevollen“ Platz im Mittelschiff.