Wenn in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Hälfte der
Lehrkräfte in Pension geht, dann sind das erhebliche Anforderungen an
die Schule. Die Antwort sind zielbewusste Fortbildung und planmäßiges
Wissensmanagement mit Hilfe von Online-Plattformen. Teil II des Artikels von Stefan Kugler.
M. A. Erwachsenenbildung, ist Lehrer u. a. für Deutsch und Religion an
der Realschule plus in Idar-Oberstein und in der Erwachsenenbildung
engagiert. Sein besonderes Interesse gilt der Nutzung von
Lernplattformen im Unterricht.
Teil II: Den Generationenwechsel gestalten
Wissensmanagement durch Lernplattformen
- Erfahrungen und Wissen weitergeben
- Voraussetzung: Aufbau einer Kooperationskultur
- Netzwerke und Online-Plattformen als technische Grundlage
- Merkposten für eine Team- und Kooperationskultur
- Empfehlung für rpi-virtuell
Ganzer Artikel als PDF-Datei: mehrTeil I: Herausforderungen an die Schule
- Digitale Spaltung und Erziehungsauftrag der Schule
- Medienkompetenz: Sich fit machen für erzieherische Aufgaben
- Demografischer Wandel und Schule – mehr
Mit der Pensionswelle, die auf die Schulen zukommt, ergibt sich
gleichzeitig Frage: Wie lassen sich Wissen und Erfahrungen der in den
Ruhestand gehenden Kolleginnen und Kollegen für jüngere Kolleginnen und
Kollegen bewahren?
die Kompetenzen, die in einer Organisation zur Verfügung stehen, zu
sichern, verfügbar zu machen und weiter zu entwickeln. Jedes Mitglied
einer Organisation soll von den Kompetenzen der anderen profitieren und
gleichzeitig eigenes Wissen und eigenen Erfahrungen beitragen. Dabei
können in der Schule ganz verschiedene Ebenen einbezogen werden, vom
Schulleben über den Unterricht bis hin zur Schulverwaltung.
- Was sind gute Ziele für Schulausflüge in der Umgebung?
- Welche Unternehmen sind gute Ansprechpartner für Betriebspraktika?
- Welche
besonderen Interessen und Kompetenzen bringen die Lehrkräfte im
Kollegium ein? An wen kann man sich also bei bestimmten Fragestellungen
wenden? - Wollen wir Stoffverteilungspläne online aufbewahren
und sukzessive einen Materialpool zu einzelnen Schwerpunkten aufbauen?
Zum Beispiel mit Aufgaben und Musterlösungen für Probearbeiten in den
verschiedenen Fächern und gelungenen Unterrichtseinheiten? - Wie organisieren wir Abschlussprüfungen? Welche Verbesserungen wollen wir fürs nächste Mal vormerken?
- Wie
stellen wir die Geschäftsverteilung der Schule allen Kollegen online
zur Verfügung und halten sie schnell und unbürokratisch auf dem neusten
Stand?
und Produkte) zu teilen, um andere daran teilhaben zu lassen und zur
eigenen Entlastung. Voraussetzung dafür ist das Bewusstsein einer
gemeinsamen Verantwortung für die Schule und für einander innerhalb der
Schulgemeinschaft, die Entwicklung einer Team- und Kooperationskultur.
Eine solche Kultur wird von den Schulen immer wieder gefordert. Sie
muss gleichzeitig systematisch gefördert und aufgebaut werden und setzt
das aktive Engagement und eine hohe Führungskompetenz der
Verantwortlichen voraus. Von den Schulleitungen fordert diese
Führungsaufgabe unter Umständen, dass sie hierarchische Strukturen
aufgeben.
Mitverantwortung kann nur entstehen, wenn die Beteiligten in der
Schulgemeinschaft auch ernst genommen werden und tatsächlich
Verantwortung übertragen bekommen. Der Rückzug des Lehrers auf
Strukturen wie "ich und meine Klasse" hängt mancherorts ursächlich auch
damit zusammen, dass er eben nur dort etwas zu sagen hat.
Gleichzeitig sind sorgsames Zeitmanagement und kompetente
Moderation gefordert. So lange die Arbeitszeit von Unterrichtenden nach
den erteilten Unterrichtsstunden bemessen wird, ist jede Besprechung,
jede Konferenz eine Zusatzaufgabe. Auch engagierteste Lehrkräfte werden
nur begrenzt in der Lage sein, an endlosen und unergiebigen Konferenzen
teilzunehmen.

verknüpft. Denn diese bieten die Möglichkeit, Wissen und Erfahrungen zu
dokumentieren und kommunizierbar zu erhalten, aktuell und in
gespeicherter Form über die Jahre hinaus.
Erforderlich dafür sind Online-Angebote, die zeitgleiche und
zeitversetzte Kommunikation ermöglichen, die Zusammenarbeit an
Dokumenten und Dateien sowie den Aufbau einer Datenbank, in der Inhalte
gespeichert und über Suchfunktionen wieder abgerufen werden können.
Dabei ist eine Abstufung nötig für die Freigabe, also die
Unterscheidung, welche Dateien nur persönlich zugänglich sind, welche
für eine bestimmte Nutzergruppe frei gegeben werden und welche
allgemein zugänglich sein sollen.
Verschiedene Online-Angebote unterstützen solche Arbeitsformen. Dazu gehören zum Beispiel das Projekt "Schulen im Team" (mehr) aus Nordrhein-Westfalen, das ausdrücklich auf Nachhaltigkeit setzt, das Portal lo-net² (mehr), das luxemburgische Angebot mySchool! (mehr) und rpi-virtuell.
Die Nutzung von bestehenden Online-Plattformen bietet dabei viele Vorteile:
- Sie bieten professionelle technische und inhaltliche Angebote auf einem angemessenen qualitativen Niveau.
- Der Anfang ist bereits gemacht, das Andocken an bestehende Strukturen ist möglich.
- Die erforderlichen Kommunikations- und Kooperationsmöglichkeiten sind bereitgestellt.
- Bei der Einarbeitung sowie bei technischen Fragen steht Unterstützung bereit.
- Sie ermöglichen unkompliziert eine Erweiterung auf schulübergreifende Netzwerke.
Gruppen im Vollzug der Internet- oder Netzwerknutzung verändern. Nicola
Döring, die sich intensiv mit der Sozialpsychologie des Internets
beschäftigt hat, findet eindeutige Belege dafür, dass sich die Kultur
von bestehenden Gruppen durch die Nutzung des Internets weiter
entwickelt, sobald wenigstens einige Mitglieder Internetzugang haben
und die Gruppenkommunikation teilweise im Netz abläuft.(1)
Allerdings kann man sich nicht darauf verlassen, dass man ein
virtuelles Angebot macht und dann "geht alles wie von selbst". Eine
Neuausrichtung der kollegialen Zusammenarbeit an einer Schule erfordert
ein Konzept.
Dabei sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
- Wie erwerben Lehrkräfte – und gerade die, die den neuen
Medien noch eher fernstehen – das erforderliche Knowhow? Ist für sie
ein schrittweiser, begleiteter Einstieg möglich? An wen können sie sich
bei Fragen wenden?
- Wie kann der Zeitgewinn vermittelt werden, den eine solche
Zusammenarbeit bringt? Stehen schon erste – entlastende – Angebote
bereit? Welche relevanten Informationen sind für das ganze Kollegium
oder für die jeweiligen Fachgruppen besonders hilfreich? Gibt es Ideen,
die schnell umgesetzt werden können?
Denkbar wäre z.B. einen
Stoffverteilungsplan zu entwickeln und dann die Vorbereitung der
jeweils anstehenden Themen innerhalb der Fachgruppe aufzuteilen. Jedes
Teammitglied stellt seinen Teil der Vorbereitung online zur Verfügung.
Anregungen werden im Forum ausgetauscht. Nach der Erprobung ist es kein
großer Aufwand mehr, die evaluierten Arbeitsmittel dem Kollegium
dauerhaft zur Verfügung zu stellen.
- Jedoch: An einer Schule, in der Ängste vorherrschen – "Der
Chef sieht, was ich schreibe!" – wird es keine öffentliche
Online-Zusammenarbeit geben. Unterstützen die Leitungsverantwortlichen
aktiv das Konzept? Gelingt ihnen der Perspektivwechsel von der Defizit-
zur Ressourcenorientierung? Sind sie aktiv dabei?
Wenn z.B. die
Schulleitung wichtige Informationen systematisch online stellt, werden
die Kolleginnen und Kollegen sukzessive das Netzwerk oder die Plattform
nutzen – spätestens dann, wenn die Suche nach der wichtigen Kopie
zwanzig Minuten lang vergeblich war …
- Zwingend erforderlich für das Gelingen solcher Vorhaben ist
die Entwicklung einer offenen Kommunikationskultur nach dem Motto "Der
öffentliche Mut zur Unvollkommenheit ist ein Merkmal selbstbewusster
Lehrer/-innen."(2) Wer besitzt die erforderliche Kompetenz zur
Online-Kommunikation und kann hier Vorbildfunktion und
Moderationsaufgaben übernehmen?
- Wer kann ggf. Verantwortung übernehmen für den Aufbau von
und Umgang mit der schulischen Datenbank? Die Systematisierung und
Erschließung von Wissensbeständen verlangt eine gewisse
Professionalität, Unterstützung und Begleitung.
Unter diesen Gesichtspunkten scheinen mir wenigstens in der
Anfangsphase professionell gestaltete Plattformen mit entsprechenden
Supportangeboten die beste Lösung zu sein.
Die Online-Plattform rpi-virtuell ist in mehrfacher Hinsicht besonders geeignet:
- Mit dem Materialpool steht eine professionell gemanagte
Datenbank bereit, die zahlreiche praktische Handreichungen und
Hintergrundinformationen enthält. relilex bietet fundierte und weit
gefächerte Informationen. Im rpi-Wiki findet man Angebote, die
letztlich von der Gemeinschaft gemeinsam verantwortet werden.
rpi-virtuell bietet daher auch Kolleginnen und Kollegen, die den neuen
Medien als Kommunikationsplattform noch skeptisch gegenüber stehen,
Anreize zur Nutzung.
- Die Möglichkeit zur Einrichtung eigener virtueller Räume mit
internen Kommunikations- und Kooperationsangeboten schafft einen
Schutzraum für Austausch und Zusammenarbeit innerhalb der einzelnen
Schule, notfalls auch ohne die Chefetage.
- Die ausgefeilten Fortbildungsangebote machen eigentlich jeder Schule die Nutzung möglich.
- Die Möglichkeiten zur Einbindung der Schülerinnen und Schüler über reliweb runden das Angebot ab.
- Teil I: Herausforderungen an die Schule
Digitale Kluft und demografischer Wandel – mehr
- Ganzer Artikel als PDF-Datei: mehr
- Online-Fortbildungsangebote bei rpi-virtuell
Alle aktuellen Termine auf einen Blick! – mehr
Themenwochen Online-Lernen
Neue Medien im Einsatz. Das Online-Magazin in zweimonatigem Turnus!
- September 2009: "Eine neue Dimension!"
Online unterstütztes Lernen in Aus- und Fortbildung
Inhaltsverzeichnis: mehr
- Alle bisher erschienen Ausgaben im Überblick: mehr
- Nicola Döring. Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des
Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen
und Gruppen. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl., Göttingen, Bern,
Toronto, Seattle 2003, S. 504 - Bernhard Sieland. Das Lehrerforum als virtuelle professionelle Lerngemeinschaft. S.1. PDF-Datei. [18.08.2009] – mehr
In der Wirtschaft stellt sich das Problem in ähnlicher Form. "Wissen
ist Macht" verhindert die Weitergabe von wichtigen Informationen.
Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen ist daher ein Wandel der
Unternehmenskultur angesagt, wenn ein elektronisch gestütztes
Wissensmanagement zur Erhaltung des Knowhows beim Ausscheiden von
Mitarbeitenden eingesetzt werden soll. Vgl. PDF-Datei – mehr