Lektion 1 – Bartimäus

Was siehst du im Bild?
Was fehlt dem Menschen?

Nicht allen geht es gut in Kafarnaum
Bei seinem Spaziergang rund um die Synagoge waren Julius Leute aufgefallen, die er bisher noch nicht bemerkt hatte. „Ist hier in der Nähe ein Lazarett?“ fragte er, „die Leute sehen alle krank und schwach aus.“ „Nein.“ Benjamin runzelte die Stirn, „so etwas haben wir nicht. Wer bei uns krank ist und keine Familie hat, die sich um ihn kümmert, ist schlecht dran. Der muss dann irgendwie für sich selbst sorgen. Viele setzen sich an die Straße und betteln. Manche, die eine besonders schlimme Krankheit haben, müssen sogar die Stadt verlassen; sie hausen dann in irgendwelchen Hütten oder Höhlen.“ „Was?“ Julius war empört. „Wenn bei uns ein Soldat krank wird, kommt er ins Lazarett und wird gut versorgt. Alle kümmern sich um ihn, damit er schnell wieder gesund wird!“ Benjamin schüttelte energisch den Kopf. „Ja, bei einfachen Krankheiten ist das schon in Ordnung – aber wenn jemand blind ist oder sogar eine schlimme, gefährliche Krankheit hat, muss man sich von ihm fernhalten. Bei den Leuten stimmt doch was nicht. Sie haben doch alle gegen Gottes Gesetze verstoßen! Sonst würden sie doch nicht so von Gott bestraft! Und mit solchen Leuten hat man besser nichts zu tun!“ Julius sah Benjamin entsetzt an: „Du meinst, sie sind selber schuld an ihrem Schicksal?“ „Na klar! Schau sie dir doch an – die sehen alle so komisch aus, so dreckig und stinkend!“ Benjamin war seiner Sache ganz sicher. Julius wurde richtig wütend: „Ist ja kein Wunder, dass sie so aussehen – wenn sie wie Tiere leben müssen; ach was – da haben es eure Tiere ja noch gut: Die dürfen ins Haus und werden versorgt …“ „Aber sie sind ja auch selber schuld“, beharrte Benjamin auf seiner Ansicht. In diesem Augenblick wurden sie durch eine laute Stimme unterbrochen: „Helft mir doch, Erbarmen!“ Da saß ein alter Mann am Straßenrand. „Ach, das ist nur der alte Barjona. Den kennt hier jeder.“ Benjamin machte eine abfällige Handbewegung. Barjona hatte eine dreckige Binde vor den Augen und sah ganz jämmerlich aus. Die Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht, seine Kleidung war schmutzig und zerrissen. Immer wieder wischte er sich mit seinen schmierigen Händen die Fliegen aus dem Gesicht. Manche, die vorübergingen, warfen ihm eine Münze hin. Dann krächzte der alte Mann: „Dank, Freund. Der Messias wird dich für die gute Tat belohnen.“ Halblaut murmelte er vor sich hin: „Ach, wenn er doch bald kommen würde, um uns zu erlösen. Dann werde ich sicher auch wieder gesund! Niemand muss mehr Angst haben, alles wird gut.“ „Warum hilft denn keiner dem alten Mann?“ bohrte Julius schon wieder. „Dem ist nicht zu helfen. Ich habe es dir doch gerade schon erklärt: Entweder der Mann selber hat gegen Gottes Gesetze verstoßen – oder jemand aus seiner Familie! Und das ist jetzt seine gerechte Strafe!“ „Gibt es denn für ihn keine Rettung?“ Julius sah Benjamin erschrocken an. „Nein, eigentlich nicht. Vielleicht ist das einmal anders, wenn der Messias kommt …“
Nachdenklich gingen die Jungen zu Benjamins Haus. Dort weichte Tante Mirjam gerade Linsen für das Abendessen ein; der Vater war auch da. Er besserte zusammen mit dem Großvater den Dreschschlitten aus. „Darf ich etwas fragen?“ „Ja, gern, Julius.“ Benjamins Vater sah ihn freundlich an. „Wer ist eigentlich dieser Messias, von dem der alte Bettler sprach, der bei der Synagoge sitzt?“ „Weißt du, unserem Volk geht es nicht gut; wir sind arm und unfrei – das ist dir als römischer Junge ja nichts Neues.“ Julius wurde ein bisschen rot, aber Samuel erklärte ganz ruhig: „Wir hoffen, dass Gott uns einen Retter schickt, der uns befreien und erlösen wird. Er wird ein mächtiger und gerechter König sein – so wie unser großer König David vor langer Zeit.“ „Nein“, schrie Benjamin dazwischen, „der Messias ist noch viel mächtiger als der König David. Er kommt mit einer riesigen Himmelsarmee, und er wird uns befreien und alle Römer vertreiben und ins Meer jagen …!“ „Und was soll dann aus mir werden?“ jammerte Julius. „Na, bei dir macht er sicher eine Ausnahme!“ Benjamin grinste. Benjamins Vater fuhr fort: „Wir Juden hoffen, dass der Messias ein neues Reich aufbauen wird: Ein Königreich, in dem jeder gut leben kann, in dem es Frieden, Schalom, gibt!“ „Und wann kommt er, euer Messias?“ „Das weiß nur Gott allein“, erklärte der Vater ernst, „wir müssen warten und Geduld haben.“ Nun mischte sich auch Benjamins Mutter ein: „Viele erzählen sich Geschichten von Jeschua, dem Rabbi aus Nazaret.“ Julius fiel ihr ins Wort: „Jeschua? Das ist aber ein komischer Name!“ „Der Name ist nicht komisch!“ erklärte Rebecca, „Jeschua – oder: Jesus, wie ihr sagt – bedeutet in unserer Sprache: Gott hilft; das ist doch ein schöner Name, oder?“ Esther sprach weiter: „Und vor allem macht dieser Mann aus Nazaret seinem Namen alle Ehre. Er soll schon Menschen geheilt haben, und er spricht von Gott, unserem Vater im Himmel. Aber wie ich gehört habe, redet er ganz anders von Gott als unser Rabbi. Einige sagen sogar: Jeschua ist der Messias!“ „Und warum weiß man das nicht so genau?“ fragte Julius, „gibt es denn kein Zeichen, woran man ihn erkennen kann?“ „Ich bin auch unsicher“, sagte Benjamins Vater, „es wird über diesen Jeschua erzählt, dass er sich mit Bettlern und Kranken trifft und sie seine Freunde nennt; diese Leute haben wieder Hoffnung, weil sich endlich mal wieder jemand um sie kümmert. Und diese Menschen sagen natürlich: Das ist unser Messias!“ „Na, das ist ja klar – wenn ich ein Bettler wäre, dem Jesus geholfen hat, würde ich auch sagen: Er ist der Messias.“
Samuel nickte: Viele unserer Priester sind aber ganz anderer Meinung. Sie sagen: Dieser Jeschua ist verrückt – er spielt sich auf wie der Retter und beachtet unsere alten Gesetze nicht. Sie halten es für unmöglich, dass sich der richtige, große Messias um Arme, Bettler, Kranke und Krüppel kümmert. Dieser Jeschua ist ein Schwindler, sagen sie.“

Aufregung in Kafarnaum
Als Julius wieder einmal seinen Freund Benjamin besuchen wollte, herrschte ungewöhnlich viel Betrieb in den Gassen. Überall standen Leute und steckten die Köpfe zusammen. Alle redeten durcheinander: „Habt ihr schon gehört? – Rabbi Jeschua aus Nazaret kommt in unsere Stadt. – Den muss man gesehen haben! – Ja, es wird so viel über ihn erzählt …!“ „Das muss dieser Jeschua sein, von dem Benjamins Leute neulich gesprochen haben“, dachte Julius. Ganz aufgeregt lief er zu Benjamins Haus. Sein Freund kam ihm schon entgegen. „Los, das ist aufregend, wir müssen unbedingt dabei sein!“ Die beiden Jungen drängten sich durch die Menge nach vorn. Sie kamen gerade zur rechten Zeit. Eben stolzierte der Bürgermeister Manasse mit würdigen Schritten aus dem Rathaus und blieb auf der obersten Treppenstufe stehen. Er setzte eine wichtige Miene auf und erkundigte sich mit dröhnender Stimme: „Was ist denn hier los?“ „Er kommt, er kommt!“ rief der Töpfer Ephraim und fuchtelte wild mit seinen lehmigen Händen vor dem Bürgermeister herum. „Ja, wir sind gerettet“, jubelte Ephraims Tochter Rut aus vollem Halse. „Hoffentlich kommt er bald, der Messias – ich will nicht mehr lange warten!“ fiel ihr Ruben, der Tagelöhner, ins Wort. „Ruhe!“ brüllte der Bürgermeister. „Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr. – Also: Von wem redet ihr überhaupt?“ „Na, von Rabbi Jeschua aus Nazaret natürlich. Das weiß doch jedes Kind!“ Ruben bekam vor Aufregung einen ganz roten Kopf. „So, so, und der soll der Messias sein?“ Manasse zog die Augenbrauen hoch und blickte Ruben von oben herab an. „Woher willst denn du das wissen? – Da fragen wir doch lieber jemanden, der sich in solchen Fragen auskennt!“ Manasse zeigte mit seinem dicken Finger auf Rabbi Maleachi. „Hochwürdiger Rabbi, sagt Ihr doch, was von diesem Jeschua zu halten ist!“ Maleachi machte ein paar Schritte nach vorn und baute sich auf der Treppe neben dem Bürgermeister auf. Langsam blickte er von einem zum anderen und wartete, bis alle ganz, ganz still waren. Dann sagte er mit tiefer Stimme: „Ich rate zu größter Vorsicht! Zu wirklich allergrößter Vorsicht! Mit solchen Dingen ist nicht zu spaßen. So mancher wurde schon als Messias gefeiert, doch am Ende entpuppte er sich als Hohlkopf und Schwindler.“ „Selber Hohlkopf“, murmelte Ruben, und Ephraim nickte ihm heimlich zu. „Man kann also gar nicht vorsichtig genug sein. Bevor der Hohe Rat in Jerusalem nicht alles geprüft hat, unternimmt man am besten nichts!“ schloss Rabbi Maleachi seine Rede. „Aber, was denkt Ihr, was meint Ihr, was sollen wir tun?“ stotterte der Bürgermeister. „Wir empfangen ihn mit allen Ehren, wie es zu einem berühmten Rabbi passt!“ schlug der Schreiner Jonathan nun vor. Fast alle Leute klatschten Beifall. „Endlich ist mal was los in unserem verschlafenen Nest“, rief der junge Fischer Simon. Und der dicke Wirt Habakuk rieb sich die Hände: „Das wird ein Fest!“ „Das sieht dir ähnlich“, maulte Rut. „Auf die Art kannst du deinen schlechten Wein teuer verkaufen und wirst dein altes Rauchfleisch los!“ „Ich meine, wir sollten es nicht übertreiben“, mischte sich der Bürgermeister wieder ein. „Schließlich haben wir selber auch einen bedeutenden Rabbi…“ „… und einen bedeutenden Bürgermeister!“ brummte der Bauer Saul. Schließlich einigte man sich auf einen herzlichen, aber nicht übertriebenen Empfang des Rabbi Jeschua. Alle gingen an die Arbeit. Die Frauen sammelten Abfälle ein und trugen sie vor die Stadtmauer. Einige holten ihre Festgewänder hervor und legten sie zum Lüften aus. Ruben wurde vom Bürgermeister angestellt: „Du gehst und schneidest Zweige, damit wir Jeschua damit zuwinken können!“ befahl Manasse. „Und du, Hosea, übst auf deiner Trompete.“ Selbst der Rabbi Maleachi ließ sich anstecken: Er suchte die wertvollste Torarolle heraus und legte sie zum Gottesdienst bereit. Aram, Saul und einige andere Bauern schichteten die Misthaufen vor ihren Häusern ordentlich auf und fegten den Hof. „Toll“, staunte Julius, „geht das bei euch immer so zu, wenn Besuch kommt?“ „Nein, so etwas habe ich selten erlebt. Ich weiß auch nicht, was an diesem Jeschua so Besonderes ist“, meinte Benjamin.

Jeschua kommt!
Am nächsten Morgen waren alle früh auf den Beinen. Auch Julius hatte sich zeitig bei Benjamin eingefunden, und zusammen rannten die beiden so schnell sie konnten zum Stadttor. Überall warteten die Menschen: „Wann wird er kommen? – Ob sich das Warten lohnt? – Wie sieht er wohl aus?“ Nur der Bürgermeister und der Rabbi, die Würdenträger der Stadt, waren noch nirgends zu sehen. Benjamin und Julius drängten sich nach vorn, damit ihnen auch ja nichts entging. Da – hört – ein Signal! Hosea stieß aus Leibeskräften in seine Trompete. „Er kommt, er kommt!“ riefen alle. Tatsächlich konnten Benjamin und Julius in der Ferne einige Leute sehen. Als die Gruppe näherkam, sahen sie vorne ein paar Freunde und Freundinnen von Jeschua. Dann endlich kam der Rabbi selbst. „Der sieht ja nicht gerade wie ein bedeutender Mann aus“, flüsterte Julius Benjamin zu, „eigentlich ganz normal!“ Die Menschen um sie herum fingen an, ihre Zweige zu schwenken und riefen laut: „Hosianna, hosianna, Jeschua!“ „Was heißt denn das wieder?“ wollte Julius wissen. „Das heißt so viel wie ‚Lasst uns Gottloben oder einfach ‚Gott sei Dank‘ in unserer Sprache!“ Der Trompeter Hosea stimmte seine feierlichste Melodie an – kurzum, es war ein Lärm, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Der Bürgermeister und der Rabbi wollten eigentlich eine kleine Begrüßungsrede halten, aber niemand achtete auf sie. Rabbi Jeschua lachte und winkte den Leuten zu – ihm schien der ganze Trubel nichts auszumachen. In dieses bunte Treiben mischte sich auf einmal eine krächzende Stimme: „Jeschua, Messias, hilf mir doch!“ Julius stieß Benjamin an: „Hast du das gehört? Ist das nicht die Stimme vom alten Barjona?“ „Ja – schau mal, dort drüben – da sitzt er. Wenn er nicht weggeht, wird er noch umgerissen! Aber was will er auch hier? Der stört doch nur!“ Und wirklich – der Blinde saß am Straßenrand! Vor lauter Menschen hatte ihn niemand beachtet. Jetzt drehten sich einige zu ihm um und fuhren ihn an: „Halt’s Maul, du Penner, verschwinde!“ Aber Barjona schrie immer lauter: „Jeschua, Messias, hilf mir doch, hab Erbarmen mit mir.“ Da blieb Jeschua stehen: „Was ist denn da los? Wer ist dieser Mann?“ „Ach, das ist bloß ein nichtsnutziger Bettler, der blinde Barjona“, winkte der Bürgermeister ab und befahl: „Schafft den Dreckskerl hier weg!“ Dann baute sich Manasse vor Jeschua auf und holte tief Luft, weil er jetzt endlich seine Rede halten wollte. „Hochverehrter Herr Rabbi …“, begann er – doch Jeschua hörte gar nicht hin und machte zwei Schritte auf Barjona zu. „Hochverehrter Herr Rabbi …!“ Manasse probierte es noch einmal, aber Jeschua sagte ganz ruhig: „Das hat Zeit – jetzt gibt es Wichtigeres zu tun.“ Julius und Benjamin hielten den Atem an. Was würde Jeschua jetzt machen? Würde er Barjona bestrafen, weil er so vorlaut war?
„Jeschua, Messias, hilf mir doch!“ ertönte es da schon wieder. Jeschua machte noch ein paar Schritte auf Barjona zu und sprach ihn an: „Wer bist du denn? Und woher kennst du mich?“ „Ich bin Barjona – ich bin ganz allein! Und du kannst mir helfen. Das weiß ich ganz sicher.“ Auf einmal waren alle ganz still. Jeschua setzte sich dicht neben Barjona an den Straßenrand. Er legte ihm den rechten Arm um die Schulter und sprach sehr leise mit Barjona. Nach einer Weile stand Jeschua auf und reichte Barjona die Hand. Der Blinde stand etwas unbeholfen auf. Jeschua umarmte ihn noch einmal – dann drehte er sich zu den Leuten um: „Dieser Mann hat großes Vertrauen zu mir, vielleicht mehr als ihr alle zusammen!“ Als Jeschua weiterging, hatte niemand mehr so recht Lust zum Jubeln. Viele blickten verlegen zu Boden, andere redeten aufgebracht miteinander. Der Bauer Saul polterte unüberhörbar: „Eins wissen wir jetzt wenigstens: Der ist garantiert nicht der Messias. So wie der sich benimmt! Umarmt einen stinkenden Bettler! Pfui, pfui!“ Julius sah Benjamin etwas ratlos an: „Hast du das mit dem Vertrauen verstanden? Dieser Rabbi Jeschua redet ja ganz schön in Rätseln.“ Benjamin nickte: „Ja, und sein Verhalten ist auch rätselhaft. Komm, wir gehen zu mir heim und fragen meinen Vater – der kennt sich da besser aus!“

Bartimaeus kann wieder sehen.

Bartimaeus war blind. Er hört die vielen Menschen, die vor Jesus hergingen, als er nach Jericho kam. Hunderte von Füßen rannten an ihm vorbei. „Was ist los?“ Murmelte er. „Wohin geht ihr? Wartet doch!“ Aber niemand nahm sich Zeit für ihn. Niemand achtete auf den Bettler, der am Straßenrand saß. Sie ließen ihn in seiner dunklen, einsamen Welt zurück. Die Staubwolken beachten ihn zum Husten. So viele Menschen …

Bartimaeus lauschte angespannt. Bald konnte er aus der Ferne eine Stimme ausmachen. Schwach hörte er sie „Jesus“! rufen. Dann rief noch jemand diesen Namen. Die Menschen jubelten. Bartimaeus sprang auf die Füße und schrie aus Leibeskräften: „Jesus, Sohn Davids, hab Mitleid mit mir!“ Einer der Vorübergehenden fuhr ihn an, er solle den Mund halten. Doch Bartimaeus schrie noch lauter: „Jesus, Sohn Davids, hab Mitleid mit mir.“ „Sei still!“ rief jemand vorn in der Menge. Nannte Bartimaeus Jesus doch tatsächlich Sohn Davids! David war Israels bedeutendster König gewesen. Sein Name stand nur dem größten aller Menschen zu: dem Messias, den Gott schicken würde, um das Volk zu retten.

Als Bartimäus Stimme endlich zu ihm durch die Menge drang, blieb Jesus plötzlich stehen. „Holt ihn her“, sagte er. Und die Leute riefen „Bartimaeus! Bartimaeus! Bartimaeus!“ „Nun geh schon“, sagte jemand. „Jesus möchte, dass du zu ihm kommst.“ Da warf der Blinde seinen Mantel ab. Und lief zu Jesus.

Als er endlich vor ihm stand, spürte Bartimaeus eine sanfte Berührung. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Was kann ich für dich tun“, fragte Jesus. „Herr“, antwortete Bartimaeus, „Ich möchte wieder sehen können.“ Da sagte Jesus zu ihm: „Mach deine Augen auf. Dein Glaube hat dich geheilt.“

Ganz plötzlich von einer Sekunde zur anderen konnte Bartimaeus sehen. Um ihn herum standen Leute. Dahinter erkannte er die Felder Palmen, die Straßen von Jericho. Voller Verwunderung Schaute sich Bartimaeus die einfachsten Dinge an, als wäre er gerade erst auf die Welt gekommen: seine Finger, einen Gras sein auf der Erde.

Jesus lächelte ihn an und freute sich mit ihm. Bartimaeus lobte Gott aus vollem Herzen. Durch ganz Jericho lief er hinter Jesus her, hüpfte und sang. Noch vor ein paar Minuten hatten die Menschen ihn überhaupt nicht beachtet. Jetzt waren alle vor Aufregung ganz aus dem Häuschen. Keiner in Jericho konnte glauben, dass er tatsächlich der blinde Bettler vom Straßenrand war.

aus: Die große Kinderbibel, Pattloch, Englisch von Murray Watts

Aufgabe 1: Jesus und der Blinde – Schreibe einen Text zu jedem Bild

Aufgabe 2: Lerndomino Bartimäus

Aufgabe 3: Wachskratzbild