https://www.jigsawplanet.com/?rc=play&pid=1103b7748454&view=iframe
Lange dauert die Reise von Ungarn nach Deutschland. Die Wege sind schlecht und holperig. Die Wagen mit ihren Holzspeichenrädern kommen nur langsam voran. Oft gibt es einen Radbruch. Elisabeth sitzt traurig auf ihrem Pony oder bei Ritter Walter mit im Sattel. Manchmal schläft sie auch in einem der Wagen. Die Bauern auf den Feldern schauen erstaunt von ihrer Arbeit auf, wenn die lange Wagenreihe an ihnen vorbeihumpelt. Freundlich winken sie dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen zu, und Elisabeth winkt zurück. Sie würde gern mit den Bauerskindern spielen, die oft ein Stück Wegs neben ihrem Wagen herlaufen, aber das erlaubt Ritter Walter nicht.
„In ein paar Stunden sind wir in Eisenach“, sagt Ritter Walter eines Morgens, als sie von ihrem Wagenlager aufbrechen. Dabei strahlt er über das ganze Gesicht. Von Eisenach geht der Weg hinauf zur Wartburg, zu deinem neuen Zuhause. Dann haben wir die lange Reise geschafft. Ein schneller Reiter wird losgeschickt, dass er dem Landgrafen die Ankunft der Prinzessin meldet. Und noch bevor es Mittag ist, kann man aus der Ferne leises Trommeln und Fanfarenblasen hören. „Das ist für dich“, lacht Ritter Walter, „dir zur Begrüßung blasen sie. Wenn wir um die nächste Wegbiegung kommen, sieht man die Burg. – Na, was sagst du, ist sie nicht so schön wie die Burg deines Vaters?“ Elisabeth nickt. Aber sie muss weinen, wenn sie an Vater und Mutter zuhause denkt.
In Eisenach sind die Häuser mit kleinen Fahnen geschmückt. Überall stehen Menschen und rufen Elisabeth zu: Willkommen in Eisenach, Prinzessin Elisabeth! Kinder springen neben den Pferden und Wagen her. Eines schlägt ein Rad und macht Grimassen. Da kann Elisabeth zum ersten mal wieder lachen.
Oben im Burghof steht die ganze Familie des Landgrafen bereit zum Empfang: Landgraf Herrmann, Landgräfin Sophie und die vier Jungen, Herrmann, Ludwig, Heinrich und Konrad. Aus den Fenstern schauen die Burgdamen und Mägde heraus. Sie sind neugierig auf die kleine Ungarin. „Schön ist sie! – Was für schwarze Haare sie hat! – Wie fest sie auf dem Pony sitzt! O, die vielen Kisten und Truhen; was da wohl alles drin sein mag? – Seht nur, ein silbernes Bett! – Und da, eine silberne Badewanne! So etwas habe ich meiner Lebtage noch nicht gesehen!“ So geht es staunend von Mund zu Mund. Nun hebt Ritter Walter Elisabeth vom Pony. Er bringt sie zur Landgräfin. Elisabeth gibt der ganzen Familie die Hand und macht, wie sie es gelernt hat, bei jedem einen Knicks. Unsicher und scheu schaut sie sich um. „Willkommen in deinem neuen Zuhause“, sagt der Landgraf. „Willkommen auf der Wartburg!“ ruft es von allen Seiten.
„Du bist sicher hungrig und müde von der langen Reise“, wendet sich die Landgräfin an Elisabeth. „Hella wird sich um dich kümmern.“ Schon greifen zwei starke Arme nach Elisabeth, und sie schaut in ein lachendes Gesicht.
Hella, die Magd, bringt Elisabeth ins Haus. „Hier wirst du schlafen“, sagt die junge Frau, „aber vorher musst du noch baden. Alles ist schon vorbereitet.“ Hella stellt Elisabeth in die Badewanne und seift sie sorgsam ab. Dann wird Elisabeth in ein warmes Tuch gepackt. Sie bekommt eine heiße Suppe, aber der Löffel fällt Elisabeth fast aus der Hand, so müde ist sie. Halb im Schlaf schon spürt sie Hellas Hände, die sie liebevoll zudecken, da ist sie auch schon eingeschlafen.