Station 5 – Legekreis (Elisabeth von Thüringen)

Frage: Was sind Heilige?

Heilige sind für viele Christen große Vorbilder. Heilige haben in ihrem Leben besondere Taten vollbracht und damit anderen Menschen geholfen.

Frage: Welche Heilige kennst du? Was kannst du über einen Heiligen erzählen?

Legekreis Heilige

Wochenlang ist die Hochzeit von Elisabeth und Ludwig in Eisenach das wichtigste Gesprächsthema. Eine Landgräfin, die bei ihrer Hochzeit an die Armen, an die Bettler und Bauernfamilien denkt und sie bei ihrem Fest mitfeiern lässt, das hat es in Eisenach noch nie gegeben. Aber das ist erst der Anfang.

Elisabeth kümmert sich auch weiter um die Menschen in der Stadt. Tag für Tag steigt sie mit ihrer Freundin Guda den beschwerlichen Weg von der Wartburg zu den Armen ins Tal hinunter. Immer sind die beiden schwer beladen mit Essen, mit Wäsche und mit Heilmitteln für die Kranken. Es gibt ja so viel Not in der Stadt. Besonders den Kranken und Alten geht es schlecht, die nicht mehr arbeiten können. Sie haben genauso wenig, wie die Bettler, die überall durch die Straßen ziehen. Elisabeth und Guda bringen den Armen Brot und Käse. Sie besuchen die Kranken und pflegen sie. Sie machen Salbenumschläge und Fieberwickel. Sie bringen saubere Wäsche mit und kochen Suppe für die Kranken. Elisabeth geht zu den Frauen, die ein Kind zur Welt gebracht haben. Sie kocht der Familie ein Essen und besorgt Windeln für das Neugeborene. Oft wird sie Patin bei den Kindern von armen Leuten. Elisabeth geht auch in Häuser, in denen jemand gestorben ist. Sie bringt für die Toten weiße Sterbehemden mit und tröstet die Traurigen. So hat Elisabeth immer viel zu tun.

Eines Tages gibt Elisabeth ihren Mägden den Befehl: „Tragt alles Korn zusammen, das in den Speisekammern ist, und backt daraus Brot. Ich möchte es an die Armen verteilen.“ Die Verwalter des Hofes merken, dass die Mägde an die Kornkammern gehen und das ganze Getreide herausholen. Sie gehen zu Ludwig und sagen: „Unsere Kornkammern sind leer! Und nicht nur das! Elisabeth hat Geld aus den Schatzkammern geholt. Alles verteilt sie an die Armen.“ Ludwig reitet seiner Frau nach. Elisabeth trägt ein einfaches Kleid mit einer Schürze darüber. Sie hat einen ganz runden Bauch, so, als bekäme sie ein Kind. „Was verbirgt sie nur unter ihrem Kleid?“, fragt sich Ludwig. Er weiß nicht, dass unter der Schürze viele kleine Brote sind. So viele, dass Elisabeth sie kaum tragen kann. Wieder einmal möchte sie den Armen helfen. Als Ludwig Elisabeth eingeholt hat, fragt er sie: „Elisabeth, was trägst du da? Zeig es mir doch bitte!“ Da schlägt Elisabeth die Schürze zurück. Ludwig sieht darin lauter rote blühende Rosen. Er spürt, dass Gott in diesem Augenblick ein Wunder gewirkt hat. Dies zeigt noch mehr, dass Gott selbst Elisabeth ausgewählt hat, um den Armen und Kranken zu helfen. Von nun an liebt er sie noch mehr als jemals zuvor.

Es ist in einem Sommer. Elisabeths Mann, Landgraf Ludwig, muss für lange Zeit verreisen. Elisabeth bleibt mit den zwei kleinen Kindern auf der Burg. „Solange ich weg bin, hast du alles zu bestimmen auf der Burg, ich vertraue dir“, sagt er zu Elisabeth beim Abschied. „Mir ist es recht, wie du das machst.“

Ludwig ist schon längere Zeit fort, und die Zeit der Ernte kommt heran. Da gibt es große Unwetter in der Gegend; Hagel zerstört die Felder; alles Getreide ist kaputt, und was der Hagel nicht zerschlagen hat, verfault auf den Feldern, weil es immer weiter regnet. Die wenigen Vorräte vom letzten Jahr sind bald aufgezehrt, und bei den Bauern im Tal bricht eine große Hungersnot aus. Wie sollen die Menschen den Winter überleben?

Da fasst Elisabeth einen mutigen Entschluss: Sie lässt die Kornspeicher der Burg öffnen und verteilt das Getreide unter die hungernden Menschen. Jede und jeder bekommt so viel, dass es zum Überleben reicht. Auch Schuhe und Arbeitskleider und Saatgut und Sicheln verteilt sie an die Bauern, damit sie im nächsten Jahr säen und ernten können. Wie dankbar sind die Menschen. Sie geben Elisabeth einen Ehrennamen: „Mutter der Armen“ wird sie genannt.

Ludwigs Bruder Heinrich ist mit Elisabeths Handeln nicht einverstanden und tobt: „Du bist verrückt, Elisabeth, wie kannst du unsere Vorräte verschenken? Wir selbst werden noch hungern, wenn du so weitermachst. Warte nur, Ludwig wird dich zurechtweisen, wenn er heimkehrt!“ –

Aber Elisabeth lässt sich nicht einschüchtern. Sie weiß, dass sie richtig gehandelt hat. Ja, sie tut noch mehr: Am Fuße der Wartburg lässt sie ein Spital, ein Haus für die Armen bauen. Damit sie das bezahlen kann, verkauft sie ihren Schmuck. Sie mag ihn nicht mehr tragen, seitdem sie so viel Not und Elend im Tal bei den Bauern kennengelernt hat. Ihre Freundin Guda hält zu ihr. Sie ist immer mit dabei, wenn Elisabeth den holperigen Waldweg nach Eisenach hinuntersteigt, um dort unten bei den Armen zu arbeiten. Elisabeth und Guda sagen sich: Solange wir gesund und fröhlich sind, können wir Kranken und Traurigen etwas zuliebe tun, solange wir reichlich zu essen haben, können wir denen, die arm sind, etwas abgeben. Als Ludwig endlich von seiner Reise zurückkehrt und durch Eisenach reitet, wird er von vielen Menschen freudig begrüßt. Sie erzählen ihm, was Elisabeth, solange er fort war, alles Gutes für sie getan hat. „Wir haben Eurer Frau deshalb einen Ehrennamen gegeben; Mutter der Armen nennen wir sie nun“, sagt eine alte Frau.

Elisabeth erwartet Ludwig am Burgtor. Glücklich fallen sie sich in die Arme. Ludwig sagt: „Elisabeth, ich bin stolz auf dich. Du hast klug gehandelt, während ich fort war. Wie der beste Staatsmann hast du dich verhalten!“

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