Dies ist die Geschichte vom Lichterfest Divali. Die Geschichte heißt „Der Lebenslauf von Rama“ oder wie die Inder sagen Ramayana.
Vor über 2.200 Jahren herrschte in der nordindischen Stadt Ayodhya ein weiser und guter König namens Dasaratha. Er hatte drei Ehefrauen: Kausalya, Sumitra und Kaikeyi; sowie vier Söhne und vier Schwiegertöchter. Der Kronprinz hieß Rama und führte mit seiner wunderschönen Frau Sita ein glückliches Leben.
Aber Kaikeyi war neidisch auf Kausalyas Sohn Rama und verlangte vom König, dass Rama für 14 Jahre in die Waldeinsamkeit gehen sollte. Sie hoffte, dass an Stelle von Rama ihr eigener Sohn Bharata der zukünftige König sein wird. Leider hatte der König vor langer Zeit Kaikeyi versprochen, ihr zwei Wünsche zu erfüllen. So musste der König seinen Sohn Rama in die Wälder Zentral- Indiens verbannen und Bharata zum Kronprinzen machen. Prinz Rama machte sich zusammen mit seiner Frau Sita und seinem treuen Bruder Lakshman auf den Weg in den indischen Dschungel.
Nach vielen Jahren kam die böse Dämonin Surpanakha zu dem Ort am Fluss Godavari (Nashik), wo Rama, Sita und Lakshman lebten. Sie verliebte sich auf den ersten Blick in Rama und fragte ihn, ob er sie heiraten wolle.
Aber Rama schüttelte nur mit dem Kopf und schlug ihr vor, seinen Bruder Lakshman zu heiraten. Als aber auch der nichts von ihr wissen wollte, wurde Surpanakha sehr wütend und zeigte ihr wahres Gesicht. Als sie sich voller Wut auf Rama, Sita und Lakshman stürzte, nahm Lakshman in der Not sein Messer und schnitt der Dämonin die Nase und beide Ohren ab.
Die Dämonin rannte jammernd zu ihrem Bruder Ravana, der kein geringerer war als der Dämonenkönig von Lanka. Ravana wurde sehr wütend, als er Surpanakhas Geschichte hörte und schwor Rache.
Mit der Hilfe des Dämons Maricha, der die Gestalt eines goldenen Rehes angenommen hatte, lenkte Ravana die Brüder Rama und Lakshman ab. Kaum war Sita allein, verkleidete sich Ravana als Bettelmönch und bat Sita um einen Schluck Wasser. In dem Moment wo Sita ihm den Becher reichte, ergriff Ravana ihren Arm, riss sie an sich und entführte sie auf seinem fliegenden Wagen.
Als Rama und Lakshman von der Jagd zurückkamen, war Sita verschwunden! Sofort machten sich die beiden auf die Suche! Auf dem Weg durch den Dschungel trafen sie eine Armee aus Affen und Bären. Die Tiere baten an, bei der Suche zu helfen. Ihr Anführer war der Affe Hanuman.
Ravana hatte Sita über das Meer nach Lanka entführt. Hanuman führte seine Armee in die Südostspitze Indiens. Dann sprang er über das Meer und machte sich auf die Suche nach Sita.
Endlich fand er sie im Garten von Ravanas Palast. Er reichte ihr Ramas Ring als Erkennungszeichen und flüsterte ihr Mut und Geduld zu. Hanuman versicherte Sita, dass Rama bald kommen und sie retten würde.
Inzwischen bauten die Affen aus großen Steinen eine sehr lange Brücke übers Meer. Auf dieser erreichten Rama und Lakshman mit dem ganzen Heer die Insel Lanka. Schon bald begann ein langwieriger Kampf gegen die Dämonen. Viele Opfer waren auf beiden Seiten zu beklagen. Die Soldaten von Rama schafften es tatsächlich alle Dämonen zu besiegen. Bis auf einen – Ravana.
Es kam zum Zweikampf zwischen Rama und Ravana. Der Dämonenkönig verteidigte sich unermüdlich und trotz seiner Anstrengungen schaffte es Rama nicht, Ravana zu töten.
Ravanas jüngerer Bruder Vibhishana kämpfte auf der Seite von Rama. Er war gegen Sitas Entführung gewesen und hatte Ravana im Streit verlassen. Er verriet Rama, dass Ravanas schwächster Punkt sein Bauchnabel sei. Also versuchte es Rama ein letztes Mal. Mit einem Pfeil schoss er auf Ravanas Nabel und tötete ihn sofort!
Und so trafen sich Rama und Sita wieder. Glücklich lagen sie sich in den Armen.
Endlich waren nun auch die 14 Jahre der Verbannung vorüber, und die siegreichen Prinzen kehrten mit Sita und Hanuman nach Ayodhya zurück. Die Straßen der Stadt waren mit Blumen und Lampen geschmückt. Überall freuten sich die Menschen über die Rückkehr des Prinzen. Auch König Bharata freute sich über die Rückkehr seines Bruders und verzichtete auf die Krone. Rama bestieg als rechtmäßiger König den Thron und herrschte noch lange und gerecht über Ayodhya.
Noch heute erinnern sich Hindus jedes Jahr zu Divali an Ramas und Sitas Heimkehr. Es ist ein Fest der Freude, an dem der Sieg des Guten über das Böse gefeiert wird.