Dann unternahm er eine Wallfahrt nach Rom. Er trug seine feinen Kleider. Da sah er unterwegs vor einer Kirchentür ganz arme Leute sitzen. Sie waren hungrig, und sie froren sehr in ihren schlechten, alten Kleidern, die Männer und die Frauen und die Kinder. Franziskus zog den Mantel aus und seinen Kittel mit der schön gestickten Borte und seine feinen, weichen Lederschuhe. Alles gab er einem armen Mann, dem ärmsten der Bettler, der da saß. Er nahm dafür die Lumpenkleider. Die zog er an. Er blieb den ganzen Tag bei diesen Armen und bettelte wie sie und fror mit ihnen und hatte Hunger wie sie alle. Er wollte spüren, wie das Arm sein ist, nun waren diese Bettler seine Freunde. Sie redeten mit ihm von ihrem Leben, sie sangen und lachten auch mit ihm. Als er wieder nach Assisi ritt, auf seinem schönen Pferd und in diesen Lumpenkleidern, war er so fröhlich, wie schon lange nicht mehr. Wieder daheim begegnete er einem Aussätzigen. Vor Aussätzigen hatte er sich schon immer geekelt; fluchtartig wollte er vorbeireiten. Aber sein Gewissen zwang ihn anzuhalten. Er stieg vom Pferd und gab dem Kranken einen Gulden. Als dieser ihm seine zerfressene Hand entgegenstreckte, hielt Franziskus sie fest und küsste sie ohne Angst vor Ansteckung. Ihn überkam plötzlich ein tiefes Glücksgefühl. Von diesem Tag an veränderte sich das Leben von Franziskus. „Gott hat mich so mein Leben der Buße beginnen lassen. Als ich noch in der Sünde war, erschien es mir unerträglich, Aussätzige auch nur anzublicken. Doch Gott selbst hat mich unter sie geführt. Ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und das, was mir bitter schien, das machte mich leicht und froh.“ So schrieb er später. In den folgenden Wochen besuchte er Aussätzige im Siechenhaus und versenkte sich noch tiefer ins Gebet; lange Stunden verweilte er in einer Grotte, um dort sein vergangenes Leben zu beweinen, und war nicht wiederzuerkennen, als er sie wieder verließ.