Station 3 – Erzählung

Franz von Assisi war völlig verwandelt. Er, der König der Feste und Gelage, suchte jetzt auf einmal die Gesellschaft von Bettlern. Sein ganzes Geld gab er für Almosen aus. Und als er kein Geld mehr hatte, verteilte er seine Mütze, sein Gewand und seinen Gürtel unter seinen neuen Freunden. Nachdem er alles weggegeben hatte, was er besaß, suchte er Zuflucht in einer Grotte. Er verbrachte viele Stunden im Gebet und flehte zu Gott: „Herr, was muss ich tun, um ein Heiliger zu werden?“

Auf der Straße, die von Assisi nach Spoleto führt, stand eine Kirche, die dem heiligen Damian geweiht war. Die Kirche war sehr alt. Sie war so klein, dass sie im Sommer kaum den Hafer auf den Feldern überragte. Sie drohte einzustürzen. Ihr Dach und ihre Mauern waren zerfallen, doch im Innern barg sie einen kostbaren Schatz: ein vergoldetes Kreuz mit einem Christus, der sanft auf alle herabsah, die hereintraten. Der Priester des Kirchleins stand oft vor dem Kreuz und seufzte: „Mein guter Jesus, sieh nur, in welchen Zustand der Schnee und der Wind dein Haus gebracht haben! Muss es so elend zerfallen?“

Eines Tages kam Franziskus an der Damianskirche in Assisi vorüber. Franziskus ging hinein. Er wollte beten. Franziskus warf sich nieder. Vor dem Bild des Gekreuzigten. Da war es ihm, als riefe einer seinen Namen und sagte:
„Bau meine Kirche wieder auf. Geh, Franziskus, richte meine Kirche wieder auf! Du siehst, sie zerfällt.“ Zu Tode war Franziskus erschrocken. Aber er war sofort bereit, den Auftrag auszuführen, denn das Kirchlein San Damiano war sehr baufällig.

Er eilte zum väterlichen Laden, holte ohne Wissen seines Vaters einige Tuchballen aus dem Laden, ritt nach Foligno und verkaufte Tuchballen und sein Pferd auf dem Markt. Den Erlös brachte er dem alten Priester, der das Kirchlein betreute. Er sollte damit die Reparaturarbeiten bezahlen. Der Priester lehnte misstrauisch ab. Er wusste wohl warum.
Franziskus legte darauf das Geld in eine Fensternische. Mittlerweile war der Vater nach Assisi zurückgekehrt, und als man ihn von dem Vorgefallenen unterrichtete, geriet er in heftigen Zorn. Er rief Verwandte und Freunde zusammen und begab sich nach San Damiano, um den unwürdigen Sohn zu ergreifen; der aber hatte sich in seine Höhle geflüchtet, wo er sich betend, fastend und unter Tränen einen Monat lang aufhielt.

Schließlich vertraute er auf Gottes Beistand und kehrte nach Hause zurück. Assisi empfing seinen gestern noch so gefeierten Helden mit Steinen und Hohngeschrei; Die Leute von Assisi hielte ihn für verrückt. Die Kinder bewarfen ihn mit Schmutz: Ein Gammler! Er wurde zum Gespött der Stadt. Sein Vater schämte sich. Er war zornig. Pietro Bernardone sperrte seinen Sohn in ein Verlies und bedrängte ihn, dass er sein Vorhaben, die Kirche San Damian aufzubauen, aufgeben sollte. Dann unternahm er eine Geschäftsreise und die Mutter befreite ihren Franziskus, der nach San Damiano zurückkehrte.

Als der Vater wieder nach Hause kam, erfolgte ein neuer Streit zwischen Vater und Sohn. Diesmal wollte Pietro Bernadone ein Ende machen und reichte beim Stadtrat die Klage ein.

Franziskus erschien nicht zum Prozess. Er ließ ausrichten: „Ein weltliches Gericht kann nicht über mich urteilen; ich stehe im Dienst Gottes.“ Daraufhin beschloss der Rat der Stadt, die Sache dem Bischof zu übergeben und der widerspenstige Sohn erklärte sich bereit, vor diesem zu erscheinen.

Eine große Menschenmenge versammelte sich am 10. April des Jahres 1206 auf dem Platz vor dem Bischofspalast, als Franziskus und sein Vater vor dem Bischof zusammentrafen. „Alles hat er von mir bekommen“, rief der Vater, „dieser Sohn ist undankbar!“. Nachdem der Bischof beide angehört hatte, sagte er zu Franziskus: „Es ist nicht recht, was du getan hast. Das Tuch hat deinem Vater gehört. Er hat viel gearbeitet, um es zu erwerben. Du musst es ihm zurückgeben!“ Da begriff Franziskus, dass er Gott nur dienen kann mit dem, was Gott ihm gegeben hat, und mit nichts anderem.

Franziskus seine Kleider aus. Nackt stand er da. Er gab die Kleider dem Vater: „Ich möchte nichts mehr haben, was dir gehört.“ Er richtete feierliche Worte an die Anwesenden: „Hört ihr alle und versteht es wohl: Bis jetzt nannte ich Pietro Bernardone meinen Vater; aber da ich nun den Vorsatz habe, dem Herrn zu dienen, gebe ich ihm das Geld zurück, um das er sich aufgeregt hat, nebst allen Kleidern, die ich aus seinem Eigentum besitze – von nun an will ich sagen: Vater unser, der du bist im Himmel.“ Später einmal sagte Franziskus: „Das war das Schwerste in meinem Leben.“

Station 2 – Religiopolis

Dann unternahm er eine Wallfahrt nach Rom. Er trug seine feinen Kleider. Da sah er unterwegs vor einer Kirchentür ganz arme Leute sitzen. Sie waren hungrig, und sie froren sehr in ihren schlechten, alten Kleidern, die Männer und die Frauen und die Kinder. Franziskus zog den Mantel aus und seinen Kittel mit der schön gestickten Borte und seine feinen, weichen Lederschuhe. Alles gab er einem armen Mann, dem ärmsten der Bettler, der da saß. Er nahm dafür die Lumpenkleider. Die zog er an. Er blieb den ganzen Tag bei diesen Armen und bettelte wie sie und fror mit ihnen und hatte Hunger wie sie alle. Er wollte spüren, wie das Arm sein ist, nun waren diese Bettler seine Freunde. Sie redeten mit ihm von ihrem Leben, sie sangen und lachten auch mit ihm. Als er wieder nach Assisi ritt, auf seinem schönen Pferd und in diesen Lumpenkleidern, war er so fröhlich, wie schon lange nicht mehr. Wieder daheim begegnete er einem Aussätzigen. Vor Aussätzigen hatte er sich schon immer geekelt; fluchtartig wollte er vorbeireiten. Aber sein Gewissen zwang ihn anzuhalten. Er stieg vom Pferd und gab dem Kranken einen Gulden. Als dieser ihm seine zerfressene Hand entgegenstreckte, hielt Franziskus sie fest und küsste sie ohne Angst vor Ansteckung. Ihn überkam plötzlich ein tiefes Glücksgefühl. Von diesem Tag an veränderte sich das Leben von Franziskus. „Gott hat mich so mein Leben der Buße beginnen lassen. Als ich noch in der Sünde war, erschien es mir unerträglich, Aussätzige auch nur anzublicken. Doch Gott selbst hat mich unter sie geführt. Ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und das, was mir bitter schien, das machte mich leicht und froh.“ So schrieb er später. In den folgenden Wochen besuchte er Aussätzige im Siechenhaus und versenkte sich noch tiefer ins Gebet; lange Stunden verweilte er in einer Grotte, um dort sein vergangenes Leben zu beweinen, und war nicht wiederzuerkennen, als er sie wieder verließ.

Station 1 – Papiermodell Kirche

Es war das Jahr 1182. In Assisi wurde ein Junge geboren. Die Mutter war Pica Bernadone, eine gute Frau. Der Vater war der Tuchhändler Pietro Bernadone, ein Mann, der reich war, der nur ans Geld dachte. Der Junge hieß Giovanni. Doch sie nannten ihn Francesco, Franziskus.

Er hatte davon geträumt, als Sänger von einem Schloss zum anderen zu ziehen und schönen Frauen seine Gedichte und Lieder vorzutragen. Der gefühlvolle und feurige Jüngling hatte sich für die Heldengedichte und Ritterromane begeistert, die über die Alpen nach Italien kamen. Voller Entzücken hatte er den galanten Liedern gelauscht, welche die Troubadoure aus der Provence in Italien vortrugen; er hatte auch von den glänzenden Höfen in Florenz und in der Lombardei gehört, sie vielleicht sogar gesehen, wenn er seinen Vater auf Geschäftsreisen begleitete, wo große Herren und bezaubernde Damen unaufhörlich Feste veranstalteten, die ein Ohrenschmaus und eine Augenweide waren.

In Assisi scharte er die Jugend um sich: die eleganten jungen Leute, die den angesehensten Familien angehörten und die meiste Zeit mit Festgelagen und Umzügen verbrachten. Freilich war er kein Edelmann. Aber er gebot über zwei Werte, die noch mehr Gewicht haben als Adelstitel: Geld und ritterliches Benehmen. Kultiviert, liebenswürdig und gut gewachsen, verstand er es, Sympathien zu gewinnen. Da er sehr reich war, unterstützte er die verarmten Adligen und machte sie sich zu Schuldnern.

Dieser Umstand erregte die Verwunderung vieler; denn Herr Pietro galt als sehr geizig, und die Verschwendungssucht seines Sohnes muss ihm manche Sorge bereitet haben. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Triumph des jungen Mannes auch auf ihn zurückstrahlte. Für diesen Kaufmann bescheidener Herkunft, der sich wie die anderen prominenten Bürger seine Stellung durch Mühe und Schweiß erkaufen musste, war es offenbar ein stolzes Gefühl, dass sein eigenes Kind den Gipfel des lokalen Ruhms erklommen hatte und die Söhne der vornehmsten Familien an Ansehen übertraf. Die ganze Stadt kannte ihn als den Vater des Troubadours, und es liegt nahe, dass diese Berühmtheit auch Kunden in seinen Laden führte.

Franziskus lebte in den Tag hinein. Er trieb sich mit gleichgesinnten Freunden herum, Er gab viel Geld aus, verschwenderisch, gedankenlos. Er wollte es allen zuvortun in Scherzen, Späßen und jugendlichen Streichen, in lockeren Reden und Liedern, in Prunk, in aufwendigen Kleidern.

Auch von militärischem Ruhm träumte Franziskus. Als er 25 Jahre alt ist, gab es eine kriegerische Auseinandersetzung. Die Einwohner Assisis machten sich die Abwesenheit des Herzogs zunutze, stürmten die Zwingburg über der Stadt, zerstörten die Mauern und überwältigten die Wachen. Doch schon mischte sich die Stadt Perugia ein. Die Republik Assisi wollte von Forderungen jedoch nichts wissen, kam den Plänen des Feindes zuvor und suchte den Krieg in dessen eigenes Land zu tragen. Ihr Heer rückte bis zum Tiber vor; bei der Brücke San Giovanni kam es zum Gefecht. Die Bürgerwehr Assisis wurde vernichtend geschlagen; die Kriegsteilnehmer, die nicht den Tod fanden, sahen sich als Gefangene wieder. Unter ihnen befand sich Franziskus. Lange lag er im Kerker. Erst nach einem Jahr kam er aus dem Gefängnis frei.

Wieder daheim half der junge Franziskus seinem Vater beim Verkauf der Stoffe. Als er gerade mit einem vornehmen Ritter um den Preis für ein schönes Seidentuch feilschte, bat ihn ein Bettler um eine milde Gabe. Unwillig antwortete Franziskus, er solle gefälligst warten, bis der Handel mit dem Ritter abgeschlossen sei. Später, als er dem Bettler ein Geldstück geben will, war dieser verschwunden. Da bekam Franziskus ein schlechtes Gewissen, weil er sich dem Armen gegenüber so unbarmherzig verhalten hatte. Mensch ist Mensch, ob arm oder reich, und der Stärkere muss dem Schwächeren beistehen. Als er am späten Abend nach erfolgloser Suche zu Hause die Begebenheit erzählte, lachte ihn sein Vater aus. Er verstand nicht, warum sich sein Sohn wegen einer solchen Lappalie Sorgen machte.

Eines Tages entschloss sich Franziskus, dem päpstlichen Heer zu folgen, das zu einem Kriegszug nach Süditalien aufbrach. Er wollte seine Tapferkeit beweisen, um mit dem Ritterschlag ausgezeichnet zu werden. Sein Vater unterstützte diesen Plan und ließ ihm eine prächtige Ritterrüstung anfertigen. Kurz vor der Abreise traf Franziskus einen verarmten Adeligen, der auch am Kriegszug teilnehmen wollte, aber nur eine schäbige Ausrüstung besaß. Franziskus schenkte ihm seine neue Rüstung. Er selbst zog mit der alten in den Kampf.

Kaum war er aber in Spoleto angelangt wurde er krank und musste das Bett hüten. Er hörte eine Stimme in seiner Kammer die ihn fragte: „Wer kann dir am besten helfen, der Herr oder der Diener?“ Da antwortete Franziskus: „Der Herr.“ Und die Stimme fragte weiter: „Weshalb verlässt du dann den Herrn dem Diener zuliebe?“ Nun verstand Franziskus: „Herr, was soll ich tun?“ Und die Stimme antwortete: „Kehre zurück in deine Heimat; dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“

Franziskus hatte in der Stimme Gott erkannt; so gehorchte er. Er kehrte heim nach Assisi. Den Traum von einem Leben als Ritter hatte er aufgegeben.

Nur langsam wurde er wieder gesund. Er war nachdenklich geworden. War das alles richtig? Mein bisheriges Leben? Nachdenklich ging Franziskus in den Straßen von Assisi umher. Was wird seine Aufgabe sein? Nach dem Erlebnis mit der Stimme wollte Franziskus allein sein. Er wollte seine Freunde nicht mehr treffen. Und nunmehr wartete er darauf, dass sich die Voraussage des Herrn erfüllte. „Was wird seine Aufgabe sein? Und wer wird sie ihm mitteilen?“

UB 30 – Christentum

sehr kurz!!

Orte gelebten Glaubens entdecken
(Themenübergreifende Einheit)

Im Religionsunterricht sind die Fragen nach Sein und Werden verbunden mit der Entwicklung einer religiösen Identität. Dabei geht es darum, die eigenen religiösen Identitätsmuster und Glaubenspraktiken besser zu verstehen und weiterzuentwickeln.

Judentum Islam


Zeit für Stille – Sonntag
(Themenübergreifende Einheit)

Im Religionsunterricht sind die Fragen nach Sein und Werden verbunden mit der Entwicklung einer religiösen Identität. Dabei geht es darum, die eigenen religiösen Identitätsmuster und Glaubenspraktiken besser zu verstehen und weiterzuentwickeln.

Judentum Islam

Formale Kompetenzen des RUInhaltsbezogene Kompetenzen des RU
Die Schülerinnen und Schüler können am Ende der UEDie Schülerinnen und Schüler…
wahrnehmen und deuten
(C) den religiösen Gehalt von Bräuchen und Ritualen beschreiben… erklären, was den Sonntag für die Christen zu einem besonderen Tag macht.
(E) religiöse Phänomene aus der Lebenswelt zu religiösen Traditionen in Beziehung setzen… erarbeiten die Merkmale, die Nutzung und die Symbolik einer Kirche.
… erklären den Ursprung und die Praxis des Sonntagsgottesdienstes.
urteilen und kommunizieren
(D) religiöse Fragen aus der eigenen und anderen
Perspektiven diskutieren
… stellen das Für und Wider der Sonntagsruhe einander gegenüber.
teilhaben und gestalten
(C) unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten religiöser Ausdrucksformen vergleichen… ermitteln Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der katholischen Messe und dem evangelischen Gottesdienst.
Kompetenzentwicklung der Einheit