Islamfeindlichkeit als Konfliktstoff der Gesellschaft

Es wirkt sich wie ein Verhängnis aus: Der Islam hat unter allen großen Religionen das negativste Image. Gewalt- und Terroraktionen „im Namen des Islam“ scheinen dies tagtäglich zu bestätigen (vgl.  INTR°A-Tagebuch zum Schweizer Minarettverbot und Tariq Ramadan und der Umgang mit dem Islam in Europa). Aber bei genauerer Betrachtung wird ein entscheidender Faktor übersehen, nämlich, dass die Angst vor dem Islam nüchterne Analysen verhindert und die Vielfältigkeit des Islam völlg aus dem Blick gerät
— Vgl. dazu auch die Debatte um Islamfeindlicheit in der ZEIT sowie den gesamten Streit in den Feuilletons um „Hassprediger“ der einen und anderen Seite.

Im Buch von
Thorsten Gerald Schneiders: „Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“ (VS 2009) (Rezension hier)
werden darum Diagnosen und Handlungsanleitungen vorgelegt, die man nicht einfach als islamophil abtun kann, sondern zu ernsthafter Debatte herausfordern.

Inzwischen ist eine Art Folgeband erschienen, der deutlich macht, dass es weder Sinn macht, den Islam schön zu färben, noch mit pauschaler Polemik Vorurteile zu bestärken:
Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamverherrlichung. Wenn Kritik zum Tabu wird.

Wiesbaden: VS-Verlag 2010
— Rezension in Vorbereitung —

Das schon etwas länger auf dem Markt befindliche Buch von
Sabine Schiffer und Constantin Wagner:
Antisemitismus und Islamophobie – ein Vergleich.
Wassertrüdingen: HWK 2009

untersucht ein weiteres Stereotyp, das schon als Frage oft zurückgewiesen wird: Setzt sich der Antisemitismus als Islamfeindlicheit fort?  (Rezension im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund hier).
So beeindruckend der Ansatz dieses Buches ist und auch positive Rezensionen vorliegen (vgl. auch das Interview bei Telepolis) so sind Begründungen und Belege oft nicht hinreichend abgesichert, so dass dadurch ebenfalls wieder Vorurteile und (nur) scheinbar begründete Abwehrmechanismen entstehen. Gerade weil die Autoren einen oft tabuisierten Themenbereich einer härter werdenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung auf den Punkt gebracht haben, kann man nur auf eine überarbeitete Neuauflage hoffen.
Denn es gilt: Mit dem Vorurteil des Kampfes der Kulturen lässt sich keine Harmonie in einer multikulturellen Gesellschaft erzielen. Darauf hat schon
Stefan Weidner in seinem „Manual für den Kampf der Kulturen“ hingewiesen (vgl. Rezension). Und der Schriftsteller und Wissenschaftler Abdelwahab Meddeb zeigt durch eine Re-Lektüre des Koran auf, welchen Reichtum islamische Spiritualität für eine post-okzidentale Kosmo-Politik bedeuten kann
(in: Pari de civilisation, Seuil 2009 – hier Kommentar, französisch).
Vgl. dazu auch:
— Erklärung von Interkulturellem Rat Deutschland, Pro Asyl u.a.:
Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime!
— Interview von Qantara.de mit dem Ernst Benz, Leiter des Zentrums für
Antisemitismusforschung an der TU Berlin: