Der Messias zwischen Juden, Christen und Muslimen

Rz-Witte-MessiasMarkus Witte (Hg.): Der Messias im interreligiösen Dialog.
Christliche, jüdische und islamische Stimmen
aus Vergangenheit und Gegenwart.

Studien zu Kirche und Israel. Neue Folge (SKI.NF), 9
— Leipzig: EVA 2015, 159 S.,
Thematische Abbildungen von Mareike E. Kaiser, Register
— ISBN 978-3-374-04054-4 —

Jüdische und christliche Sichtweisen und Auseiandersetzungen zum Messiasproblem bestimmen das vorliegende Buch – und die Debatte wird zu recht auch noch auf den Islam ausgeweitet.
Hier werden wichtige Perspektiven zu interreligiösen Chancen und Hinderungsgründen für die Diskussion um den Messias in den drei monotheistischen Religionen aufgezeigt. Christlicherseits muss aber wohl darauf geachtet werden, dass die gegenwärtige-dialogische Herausforderung nicht historisierend aus dem Blick gerät und dann doch christologisch orientierte Messiasverständnisse die Debatte dominieren. Interessant wäre es gewesen, hier auch eine original islamisch-theologische Stimme zu hören.

Insgesamt eine lohnende Lektüre!

Ausführliche Beschreibung: hier

 Reinhard Kirste

Rz-Witte-Messias, 18.08.2015   Creative Commons-Lizenz

Jesus, der Jude und die Chancen für den Trialog

Jesus-Jüd-ChristlDer evangelische Pfarrer Rudolf Krause hat ein kleines Materialheft –  Jüdische Jesusbilder – zusammengestellt.
Den gesamten Aufsatz als Download: hier

So beschreibt er übersichtlich, was folgende jüdische Forscher über Jesus denken:
Schalom Ben-Chorin, Geza Vermes, Jacob Neusner, Joseph Klausner, Martin Buber, Leo Baeck, Pinchas Lapide, David Flusser und Hans Joachim Schoeps.
Es entsteht ein facettenreiches, keineswegs einheitliches Bild auf den Juden Jesus. Das Christentum begann erst im 20. Jahrhundert, Jesus in seiner „Jüdischkeit“ zu akzeptieren. Zugleich zeitigt die „Heimholung Jesu ins Judentum“ auf jüdischer Seite bemerkenswerte dialogische Ergebnisse.

 

Material zur Weiterarbeit:

Das „Auseinandergehen der Wege“ von Christentum und Judentum (S. 22) und die Ausbildung einer durchaus auch antijüdisch geprägten Theologie nötigen dringend zur Revision. Dazu gibt es auf christlicher Seite eine Reihe von beachtlichen Ansätzen, der umfassendste wohl von Friedrich Wilhelm Marquardt (1928-2002), dem Schüler von Helmut Gollwitzer.

Rudolf Krause macht ebenfalls eigene Vorschläge zur bewussten Wahrnehmung des Juden Jesus im christlichen Glauben. Ob eine strengere monotheistische Neuformulierung der Trinitätslehre nach Paul Tillich und eine stärkere symbolische Auslegung der Inkarnation wirklich eine Brücke bilden können, sei dahingestellt. Es müsste sicher noch ausführlicher nicht nur über die „bleibende“ Erwählung Israels, sondern auch über die Problematik des Erwählungsbegriffs überhaupt nachgedacht werden. Vergessen wir nicht: Der jüdische Erwählungsgedanke ist systematisch von der christlichen Dogmatiken usurpiert worden.
Der Weg zu weiterer Annäherung an den jüdischen Jesus muss darum weiterhin konsequent beschritten werden. Rudolf Krause hat dazu thesenhaft nachdenkenswerte Vorschläge gemacht, die sicher auch Widerspruch herausfordern. DieVielfalt der Religionen fordert dazu heraus, nicht nur über die beiden Heilswege von Juden und Christen nachzudenken, sondern sich auf eine Pluralität des Heils einzulassen.
Dafür ist es sicher erweiternd sinnvoll, angesichts der zweiten monotheistischen Religion, dem Islam, die gewachsenen Differenzen und Verunglimpfungen der Glaubensbrüder und Glaubensschwestern noch genauer zu untersuchen und durch die vertiefende Arbeit an den unübersehbaren Gemeinsamkeiten die friedvolle Dreierbegegnung, den „Trialog“, voranzubringen.

Vgl. dazu besonders den Beitrag des spanischen Religionswissenshaftlers
Míkel de Epalza: Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen (2002/2012):
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