Die „spirituellen inSTELLAtionen“, wie diese Tafeln heißen, sind aus der Idee entstanden, am Ende jeder Woche (Freitag) beim Eingang zur Cafeteria den Mitarbeitern, Patienten und Besuchern der Klinik einen Moment der Reflexion, der Freude oder auch der Irritation zu schenken. Zur spirituellen Akzentuierung dieser Tafeln wurde eigens eine Lampe entworfen: eine Glühbirne, angebracht oben auf der Spitze eines Infusionsständers. Mit dem Dreiklang von Textzeile, Bild und Beleuchtung wagen die inSTELLAtionen immer wieder neu eine spirituelle Unterbrechung des Klinikalltags.
Ces panneaux appelés „inSTALLAtions spirituelles“ sont nés de l’idée d’offrir chaque semaine (vendredi) , à l’entrée de la cafétéria un moment de réflexion, de plaisir ou même d’irritation aux collaborateurs, aux patients et aux visiteurs de la clinique. Afin d’accentuer l’aspect spirituel des panneaux on a conçu une lampe ad hoc: une ampoule fixée sur un pied de perfusion. Cette trilogie texte-image-éclairage des inSTELLAtions ne cesse de suggérer une interruption spirituelle du déroulement quotidien au sein de la clinique.
Von Zusammenhang zwischen Kunst, Religion und dem Krankenhausalltag
Wilfried Heidrich arbeitet als Seelsorger und Kunsttherapeut in der ZithaKlinik in Luxemburg. Am Montag fand die Vernissage seiner Ausstellung „Spirituelle InSTELLAtionen“ in diesem Krankenhaus statt. Aus diesem Anlass haben wir mit dem Diplom-Theologen gesprochen.
Herr Heidrich, wie ist dieses Projekt entstanden?
Vor drei Jahren kam mir die Idee, ein wöchentliches spirituelles Ritual als Unterbrechung des Klinikalltags für Patienten, Besucher und Mitarbeiter anzubieten. Früher besuchten die in der Klinikpflege tätigen Ordensfrauen regelmäßig die Kapelle und hielten tägliche Gebetszeiten, die heute nicht mehr Teil des Ablaufs eines überwiegend säkularen Betriebs sind. Mir geht es auch darum schwindende oder heute unverstandene kirchliche Rituale in einen weltlichen Raum hineinzutragen und wieder verständlich zu machen. Die Ausstellung von 24 Bildern, die an diese Gebetszeiten anknüpft und zu einem spirituellen Moment einladen will, befindet sich bei der Cafeteria, praktisch am Eingang der Klinik, für alle sichtbar.
Und wie entstand der Name der Ausstellung „Instellationen“?
Der Name bezieht sich auf den Begriff Installation in der Kunst, das ein dreidimensionales Werk, das sich meistens auf ein philosophisches Konzept bezieht und ortsgebunden ist, bezeichnet. Und Stella, der Stern, steht symbolisch für das Licht, das unser Leben anleuchtet. Dieser Begriff verweist hier auf die Glühbirne, die an einem Infusionsständer – wir sind in einer Klinik – hängt und mit der die Betrachtenden auf die in Vierer Gruppen zusammengefügten ausgestellten Bilder aufmerksam gemacht werden sollen. Die jeweils gezeigte Komposition verreißt auf den Faktor Zeit und lehnt sich an liturgische Abläufe an, denn sie hängt ja nur für einen begrenzten Zeitraum, als Einrichtung des Augenblicks, am selben Platz und immer am Freitag von 8 bis 14 Uhr. Die einzelnen Bilder und Sätze verweisen auf einander und stellen Fragen in den Raum, die ihrerseits einen spirituellen Gehalt haben und die sich gleichzeitig auf den Begriff Klinik beziehen.
Um welche Themen handelt es sich da?
Es geht um die Themen: Liebe, Leben, Sterben, Medizin und Religion sowie Zwischenräume. Die Sätze zu den Bildern können einen Religiösen Bezug haben, stammen aber meistens aus dem weltlichen Bereich. So heißt es z. B. bei Friedrich Dürrenmatt*: „Gott lässt uns fallen und so stürzen wir ihm entgegen.“ Andererseits sind die Sätze religiös gesehen auch offen, sodass sich alle, auch Angehörige anderer Religionen oder nicht-Gläubige, davon angesprochen fühlen können. Der Satz passt aber auch zum Krankenhaus und er bietet Trost, obwohl er sich auf den Tod bezieht. Solche Sätze, die mich beeindrucken, sammle ich seit 20-25 Jahren. Ich habe auch die passenden Bilder zu den entsprechenden Sätzen eingesetzt und nicht umgekehrt.
Die eine Tafel stellt die Frage nach dem Sinn …
Es handelt sich hier um die Ursprungstafel, die fragt: Was hat diese Woche für mich Sinn gemacht?. Die weiterführenden Fragen sind: Was mache ich hier?, An wen denke ich? und Was lasse ich an diesem Ort, einem Krankenhaus, zurück? Die Bilder entfalten hier eine Art der Seelsorge. Sie setzen sich außerdem von unmittelbar auf das Krankenhaus bezogene Bilder ab, wie z. B. Röntgenbilder. Sie bieten die Möglichkeit, spirituelle Fragen in den Alltag hineinzubringen. Das ist ja auch der Sinn von Installationen, Fragen aufzuwerfen. Ein weiterer Satz bezieht sich auf die Unterbrechung. Der Theologe Johann Baptist Metz hat einmal gesagt: „Die kürzeste Form von Unterbrechung ist Religion“. Hier geht es ja nicht nur um die Unterbrechung aus dem reinen Klinikalltag. Die Bilder hängen ja auch an einem Ort, an dem sie gesehen werden oder eben auch übersehen. Sie können ebenso zum Gespräch oder auch nicht anregen.
Organisée par zithArt, pour la promotion de l’art au sein de la Zitha.
Contact: zithart@zitha.lu – www.zithaklinik.lu
Wer sich nie in Gefahr begibt, kommt darin um.
Herbert Achternbusch
Qui ne s’expose jamais au danger, y périt.
Wer eine Grenze zieht, muss über beide Seiten der Grenze nachdenken.
Ludwig Wittgenstein
Qui dresse une limite, doit réfléchir sur les deux côtés de la limite.
Einer alleine hat Unrecht, mit zweien aber beginnt die Wahrheit.
Friedrich Nietzsche
Un seul a tort, à deux cependant commence la vérité.
Notre tête est ronde pour permettre à la pensée de changer de direction.
Francis Picabia
Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.
Von allen Stimmen, die aus mir sprechen, ist meine die schwächste.
Martin Walser
De toutes les voix qui parlent de mon tréfonds, la mienne est la plus faible.
Vielleicht ist auch alles ganz anders.
Dalai Lama
Peut-être que tout est complètement différent.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Exodus 20,3
Tu n’auras pas d’autres dieux devant ma face.
Zeige deine Wunde.
Joseph Beuys
Montre ta blessure.
Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.
Ingeborg Bachmann
On peut exiger de l’homme qu’il affronte la vérité.
Il semble que ce soit le ciel qui ait le dernier mot. Mais il le prononce à voix si basse que nul ne l’entend jamais.
René Char
Wie es scheint, hat stets der Himmel das letzte Wort. Aber so leise spricht er es aus, dass keiner es jemals hört.
Gott lässt uns fallen und so stürzen wir ihm entgegen.
Friedrich Dürrenmatt
Dieu nous laisse tomber et ainsi nous nous précipitons vers lui.
Wer es könnte
die Welt hochwerfen
dass der Wind hindurch fährt.
Hilde Domin
A qui le peut
lancer le monde en l’air
que le vent passe à travers.
Du
Martin Buber
Toi
Guten Morgen, du Schöne.
Maxi Wander
Bonjour, ma belle.
In meinem Schatten liege ich geborgen wie eine Geige in ihrem schwarzen Kasten.
Tomas Tranströmer
Dans mes ombres je suis porté comme un violon dans son coffre noir.
einatmen – ausatmen
Jakob Böhme
inspirer – expirer
Haben Sie Freunde unter den Toten?
Max Frisch
Avez-vous des amis parmi les défunts?
Sterben spielt weit verzweigt.
Nelly Sachs
Mourir joue les ramifications.
Die Ewigkeit mit einem Leben unterbrechen.
Walter Helmut Fritz
Interrompre l’éternité par une vie.
La terre est bleue comme une orange.
Paul Eluard
Die Erde ist blau wie eine Orange.
Doch gelingt dieses Gespräch erst, wenn man in ein Gespräch gerät, das eigentlich keiner führt, sondern das uns alle führt.
Offenbar gehört es zum Wesen des Lebens, dass man Fragen stellt, die einen nicht loslassen, auch wenn man nicht weiß, wie man sie je beantworten kann.
Zusammen
hält
uns
nur
noch
der
Abschied
hält
uns
mit
euch
zusammen
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was kann ich wissen?
Was ist der Mensch?
Wer bin ich?
Bin ich wer?
Qui suis-je?
Suis-je quelqu’un?