Buch des Monats August 2009 – Hoffnungen auf das Ende der Gewalt von René Girard

Der bekannte Literaturwissenschaftler René Girard (geb. 1923) hat mit dem hier angezeigten Buch aufgezeigt, wie Gewaltkonflikte gelöst werden können:
René Girard / Ralf Miggelbrink:
Das Ende der Gewalt.
Analyse eines  Menschheitsverhängnisses
—Rezension hier —

Entscheidend ist die Erkenntnis, dass der Gott der (christlichen) Offenbarung nichts mit Gewalt zu tun hat und erst die rivalisierende Nachahmungstendenz – gerade auch in der Religion – die Gefährlichkeit des Opfergedankens „sakrifiziell“ ausgestaltet hat. Das zeigen besonders die biblischen Geschichten des Alten und Neuen Testaments, die Girard als Belege anführt.
Wenn im Sinne von Girards mimetischer Theorie durch diese „Mimesis“ auch die Aufhebung blutiger Opferrituale bewusst in Gang gesetzt werden kann, ist ein Weg zu einer friedlichen Zukunft der Menschheit ebenfalls möglich.


Friedensfähigkeit und Gewaltpotential der Religionen

Unter diesem Untertitel steht das Buch des bekannten Münchner Soziologen
Ulrich Beck: der eigene Gott (Frankfurt/M. 2009 – Rezension hier).

In seinem eher essayistisch strukturierten Buch bringt der Autor in scharfsinnigen Analysen zum Ausdruck, dass mit der zunehmenden Säkularisierung die Religion keineswegs aufgehört habe zu existieren. Vielmehr entwickeln sich eine von den religiösen Organisationen unabhängige und oft synkretistische neue religiöse Bewegungen im Sinne von Suchbewegungen hin zu neuen Transzendenerfahrungen. Da gleichzeitig auch religiöse Schübe der Individualisierung zu beobachten, hat der „eigene Gott“ zwei Gesichter ein postmodernes, universalistisch offenes un dein fundamentalistisches. Nur eine „kosmopolitische Realität der Zweiten Moderne“ wird Medthoden und Modelle zur Zivilisierung religiöser Konflikte entwickeln können.

Hans Küng und das gemeinsame Weltethos der Religionen

Der katholische Ökumeniker Hans Küng ist den Weg von der konfessionellen Offenheit hin zur interreligiösen Begegnung gegangen. Den Höhepunkt dieser umspannenden Arbeit ist das "Projekt Weltethos", das weltweit große Anerkennung von Vertretern der verschiedenen religiösen Traditionen gefunden hat. Dazu dienen auch Veröffentlichungen der verschiedensten Art, z.B.

Spurensuche – ein Multimediaprojekt seit 1999
     vgl. das Taschenbuch (in: Ein-Sichten, 26.10.08)

Wozu Weltethos?  Gespräche und Begründungen 

Insgeamt wid in medienwirksamen Tagungen und Vorträgen, aber auch in kleineren Projekten und Ausstellungender Gedanke weiter verbreitet, dass religiös verwurzelte Verantwortung dazu dienen muss, gemeinsam die Probleme der Welt anzugehen, denn ohne den Frieden zwischen den Religionen wird as auch keinen Weltfirden geben.

Hintergründe des christlichen Fundamentalismus – Materialien für die Schule

Beim Stichwort "Fundamentalismus" denken die meisten sofort an den Islam in seinen radikalen und gewaltsamen Ausprägungen. Dabei wird allzuleicht vergessen, dass dieser Begriff zur Bewertung des protestantischen Fundamentalismus entstanden ist, geprägt durch entsprechende Gruppierungen in den USA im 19. Jahrhundert.

Mit dem Materialheft "Christlicher Fundamentalismus" (Rezension hier) werden SchülerInnen der Sekundarstufe I  didaktisch gut aufbereitete und interessante Zugänge geboten, die gerade für den Fächer übergreifenden Unterricht die Vielfalt und Problematik fundamentalistischer Radikalität klarer heraustreten lassen.

Aung San Suu Kyi – Der Weg zur Freiheit

Anlässlich des 63. Geburtstages im Juni 2009 der seit fast 20 Jahren unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin hat der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht die Gespräche Aung San Suu Kyi´s mit Alan Clements neu aufgelegt und in den Begleittexten aktualisiert. Der Amerikaner Alan Clements lebte selbst eine Zeit lang als buddhistischer Mönch und tritt publizistisch für die Freilassung Aung San Suu Kyi´s ein.
Diese ist inzwischen glücklicherweise im November 2010 erfolgt.

Es ist ein beeindruckendes Dokument für einen engagierten Buddhismus, der von der Gewaltlosigkeit geprägt ist. Vgl. dazu die Rezension des Buches: Der Weg zur Freiheit (Aus dem Englischen  von Udo Rennert)

Mehr zu Aung San Suu Kyi: hier

Buch des Monats Mai 2009 – Kampf der Kulturen

Der Journalist, Übersetzer und Islamwissenschaftler Stefan Weidner greift mit diesem "Manual für den Kampf der Kulturen" auf die ihm eigene Weise als Essayist in den Streit um die Unterschiedlichkeit von Kultruen und Religionen ein. Er stimmt damit Huntington mit seinem clash of civilisations keineswegs zu, sondern lädt zu einer differenzierenden Betrachtung der islamischen Phänomene und der sie repräsentierenden Kulturen ein.

Sein (Wett-)Streit  geschieht also nicht im Stile des nüchternen Sachbuches, sondern – durch viele Beispiele aus Geschichte und Gegenwart untermauert – in geschliffener Rhetorik, die das Verstehen des Islam, aber nicht die Harmonie um jeden Preis sucht. Dieses Manual richtet sich darum an alle, die mit den gängigen Klischees nicht weiter machen wollen, sondern Verstehen im Sinne von gemeinsamer Zukunftsorietierung in der Weltgesellschaft suchen. Die Rezension für das Buch des Monats Mai 2009 versucht diese Intentionen herauszustellen.

Wie aktuell Weidners Buch ist, beweist eine Auseiandersetzung zwischen Necla Kelek und Tariq Ramadan, kommentiert in Qantara.de

Europa im Orient – der Orient in Europa

Bereits 2006 brachte die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) den 9. Band der Reihe "Religionen im Gespräch" (RIG 9) heraus. Damit kamen allerdings die Reihe dieser "Zwei-Jahresbücher" (RIG 1-9) als Druckfassung an ihr Ende. Seitdem stellt INTR°A verstärkt Materialien und Besprechungen im Internet vor, und zwar unter der Rubrik "Themen und Texte" und bei "Rezensionen".

RIG 9 wurde nicht nur mehrfach besprochen, sondern bildete wegen der dort angeschnittenen grundsätzlichen Fragen und praktischen Berichte auch die Arbeitsbasis mehrerere Seminare. Auch eine große Zahl von Büchern zu Themen der interreligiösen Begegnung wurden dort besprochen –  vgl. Übersicht über alle Rezensionen von 1990-2006.

Zwei ausführliche Besprechungen werden hier vorgestellt, die eine aus der Zeitschrift "Freies Christentum", die der Bund für Freies Christentum, regelmäßig herausbringt, die andere entstand in einem Seminar an der Technischen Universität Dortmund.

Hinführungen zur „Seele Afrikas“

"Wir treten in ein Ritual ein, um auf den Ruf der Seele zu antworten". Solche spirituelle orientierten Sprüche und andere durchweg
kurze Weisheitstexte, einmal ernst und besinnlich, das andere Mal heiter und von Erfahrungen des Alltags gesättigt findet man in dem Buch des Autorenehepaares Schuhmacher zum Thema der Weisheit Afrikas – unter dem Titel:  Wenn die Wurzeln sich umarmen.

Als Übersetzer und Herausgeber nehmen  sie neben anderen vorgelegten Büchern  en gedanken auf, durch die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen selbst bereichert zu werden.  Mehr dazu in der Rezension.


Wer oder was ist Gott? John Hick und der religiöse Pluralismus

Der englische Theologe und Religionsphilosoph John Hick (geb 1922) hat wie kaum ein anderer die Debatte um eine religionspluralistische Theologie der Religionen weltweit angestoßen. Als Vordenker eines religiösen Pluralismus, der nicht die Vermischung der Religionen will, sondern sie gerade als unterschiedliche, aber dennoch gleichwertige Heilswege akzeptiert, hat der interreligiöse Dialog durch ihn eine neue Qualität bekommen (Texte von Hick und Rezensionen hier bei rpi-virtuell).

In seinem November 2008 erschienen Buch "Who or What is God?"  (hier die Rezension) lässt er verschiedenen Gesichtspunkte so Revue passieren, dass er die Frage nach Gott im Blick auf die Suche nach der Wahrheit und im Blick auf Gerechtigkeit und Frieden in den vorgelegten Aufsätzen differenziert und konkretisiert.

 

Dorothee Sölle – Widerstand und Spiritualität

100Zwei Bücher mit Texten von Dorothee Sölle (1929-2003) und eine Biografie über sie geben den jenigen einen packenden Einblick, die einen Zugang zu dieser Theologin, Dichterin und politischen Kämpferein suchen. Schließlich gehört Dorothee Solle, die das theologische Denken im Sinne politischer Verantwortung und Engagement aufgebrochen hat, aber zugleich von tierfer Spiritualität und ästhetischer Sprachkraft geprägt ist.

Hier werden darum gemeinsam vorgestellt (PDF-Datei): Mut. Kämpfe und Liebe das Leben und Dorothee Sölle. Rebellin und Mystikerin (von Renate Wind, Theologieprofessorin an der Ev. FH Nürnberg).