Glaube und (mediale) Vermittlung

 

Der Vermittlung von Religion wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei spielt die Vermittlung eine wichtige Rolle. Wie erreicht Religion die Menschen? Religion wird meist über die Familie weitergegeben, doch wie erreichen die religiösen Organe ihre Anhänger und wie hat der Reformator Martin Luther die Menschen erreicht? Wie hat sich die (mediale) Vermittlung über die Jahre in Deutschland verändert?

Vermittlung von Religion zur Reformationszeit

 

Der Reformator Martin Luther (1483-1546) lebte in einer Zeit des Umbruchs. Die römisch-katholische Kirche war die ausschlaggebende Macht. Der eindeutig überwiegende Teil der Bevölkerung war christlich. Wer der Kirche widersprach wurde bestraft. Meinungs- und Religionsfreiheit waren eingeschränkt.

Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit wurde durch große Veränderungen geprägt. Eine der bedeutendsten Erfindungen für die Vermittlung von Religion und wodurch auch dessen Kritik vermehrt verbreitet werden konnte, war der Buchdruck Johannes Gutenbergs. Gutenberg hatte um das Jahr 1440 die Idee, einzelne bewegliche Lettern zu einer Druckvorlage zusammenzusetzen. Wodurch Schriften in großen Massen vervielfältigt werden konnten. Nicht nur Adligen war es mehr möglich Bücher zu kaufen, auch die Analphabeten sanken langsam.

Die Bibel konnte ausschließlich von einer kleinen Elite gelesen werden, denn sie war nicht auf dem Volksdeutsch übersetzt, zudem konnten überhaupt nur wenige Menschen Lesen und Schreiben. Die Vermittlung der Christlichen Religion geschah durch Pastoren die beim Gottesdienst aus der Bibel vorlasen. Der Marktplatz einer Stadt galt als Kommunikationszentrum. Hier hat zum Beispiel die Kirche Vorführungen des Fegefeuers darstellen lassen.

Da es noch keine Zeitung gab wurden Informationen per Mund verbreitet. Durch den Buchdruck konnten Flugblätter gedruckt und verbreitet werden. Auf dem Marktplatz konnten gebildete Menschen diese vorlesen. Jedoch war es immer noch schwer eine breite Masse zu erreichen.

Luther ist für seinen Thesenanschlag 1517 in Wittenberg berühmt. Seine 95 Thesen kritisierten die katholische Kirche, vor allem ihren Ablasshandel. Anhängern Luthers wurde es durch den Buchdruck möglich die 95 These auf Flugblätter zu drucken, wodurch sie sich weiter verbreitet wurden.

Vor allem war der Buchdruck revolutionär für Luthers Bibelübersetzung. Die Bibelauslegung sollte nicht länger Gelehrten und dem Papst überlassen werden. Luther meinte allein die Bibel sollte als Richtschnur für Glaubensfragen gelten. Die Vermittlung von Religion sollte nicht nur von der Kirche aus gehen, sondern jeder sollte seinen eigenen Verstand benutzen um den Glaube zu verstehen.

 

Vermittlung von Religion heute

 

 

500 Jahre später hat sich die Welt natürlich sehr verändert. Die Voraussetzungen der Vermittlung von Religion haben sich geändert. Wir leben in einer Demokratie, in dessen Grundgesetz die Religionsfreiheit bestimmt ist. Der Staat hat die Macht, nicht die Kirche. Im politischen gibt es zwar noch religiöse Bezüge (Z.B. Partei: Christliche Deutsche Union; Christliche Bezüge im Grundgesetz) doch bekommen diese immer weniger Bedeutung und Aufmerksamkeit. Religionen haben sich in Deutschland pluralisiert. Die Anzahl der gläubigen Menschen ist geringer als früher geworden.

Die Vermittlung von Religion und Glauben hat sich extrem verändert. Am bedeutendsten sind neben dem regionalen Gottesdienst der Rundfunk, die Zeitung sowie, die Globalisierung mit sich bringend, das Internet.

Doch wie genau erreicht Religion den Menschen über diese Kanäle?

Als nicht religiöser Mensch begegnet mir Religion außerhalb der Schule fast nur auf der Straße von „Promotern“ die einen von ihrer Religion überzeugen wollen, durch Menschen die ihren Glauben öffentlich tragen (Z.B. Kopftuch, Kreuzkette, Haarschnitt, o.ä.) oder in den Nachrichten in politischen Zusammenhängen.

Obwohl über das Internet jeder erreicht werden kann, wird mir nie eine religiöse Seite vorgeschlagen oder eine Werbeanzeige angezeigt, es sei denn man sucht explizit nach einem religiösen Thema. Religion wird natürlich trotzdem sehr stark über das Internet vermittelt. Jede Glaubensgemeinschaft hat eine Internetseite mit Informationen und wichtigen Terminen und Programmen. Über das Internet ist es möglich schnell und einfach Information zu allen möglichen religiösen Themen rauszusuchen. Seiten wie der WDR haben eine Seite die sich explizit mit der Reformation beschäftigt. Zu jedem anderen Thema findet man durch kurzes Benutzen einer Suchmaschine unzählige Informationen. Auch der Austausch mit anderen Gläubigen über Soziale Netzwerke ist möglich. Kleinere Religionen welche in ihrer Umgebung wenige Gleichgläubige kennen, können in Gruppen mit anderen Weltweit kommunizieren. Dies bringt ein Gefühl von Gemeinschaft.

Ein weiterer Aspekt ist, dass über das Internet sowie Fernsehen zum Beispiel Predigen von dem Papst aus Rom live übertragen werden. Gläubige bekommen sofort etwas, was mit ihrer Religion zutun hat über neue Medien mit.

 

Vergleich: Reformationszeit – Heute

Ein richtiger Vergleich ist schwer möglich da sich die Umstände in den Letzten 500 Jahren strak verändert haben. Unterschiede sind trotzdem deutlich erkennbar.

 

Auf Grund der damals mangelnden Bildung war es vielen Menschen selbst nicht möglich die Bibel zu lesen um sich damit besser über den Glauben zu informieren. Zudem waren neben dem Christentum und dem Judentum nur wenige bis keine andere Religionen bekannt. Heute sind alle Religionen der Welt in Internet zu finden. Uns über Religion zu informieren ist eine Leichtigkeit. Dieser Vorteil lässt es den Gläubigen leichter fallen sich ein eigenes Bild von einer Religion zu machen, wie es früher für ungebildete schwerer war. Wir haben unendlich viele Quellen die wir nutzen können. Kritik an Religion zu äußern ist heute Normalität. Früher hingegen wurden Nichtgläubige verachtet und Kritik wie Luther sie äußerte mit sehr harten Bestrafungen bestraft.  Verbreitungen, wie Luther seine Kritik an der katholischen Kirche verbreitete, erreichten zunächst nur einen begrenzten Bereich, heute hingegen sind wir so vernetzt dass jeder jeden erreichen kann. Das hört sich wie ein Vorteil an, doch dadurch ist vieles auch unübersichtlicher geworden.

 

Stellungnahme

Die Vermittlung des Glaubens wird immer über Familie, Gottesdienste und heilige Schriften stattfinden. Doch mittlerweile haben sich Medien so stark verändert, dass zusätzlich weitere Medien wie das Internet zur Vermittlung von Religion beitragen. Eine Religion bleibt zwar gleich, doch verändert sich ihre Vermittlung über die Zeit genauso wie sich auch der Mensch über die Zeit verändert. Zur Reformationszeit war die Vermittlung des Glaubens an einem Tiefpunkt. Durch die eingeschränkte Bildung der Menschen hatte die Kirche so viel Macht dass sie diese durch Ablasshandel missbrauchte. Heute wäre eine solche Situation, dass die Kirche oder der Staat das Volk so stark ausnutzt oder manipuliert in Deutschland unvorstellbar.

Dass der Mensch sich selber über seine Religion informieren kann, sollte selbstverständlich sein. So wie auch Luther es gewollt hat. Voraussetzung dafür muss ein System sein, welches Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit als Gesetz hat. So wie heute in Deutschland. Zur Reformationszeit war das nicht so. Martin Luther hat sich dagegen eingesetzt. Darum Feiern wir heute auch 500 Jahre später immer noch den Begründer der evangelischen Konfession, der den Menschen zum Selbstdenken aufgefordert hat.

E.S.

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