- Apostolikum – Nicänum – Chalcedonense – filioque
Kurzkommentar
In unserer Zeit der verbreiteten Kirchenkritik und Dogmenskepsis ist es schwer, den Schüler(inne)n die christologischen Streitigkeiten der frühen Kirche nahezubringen. Die Lehrkraft muss hier nicht zu sehr auf die nicht leicht nachzuvollziehenden theologischen Details eingehen. Es kann vielmehr versucht werden, diese Sequenz an mehreren „strategischen Leitpunkten“ zu verankern: 1. Der Deutungsrahmen sollte frühzeitig auf „geschichtliche Dimensionen“ focussiert werden. Ausgehend von den Geschehnissen um die Entscheidungsschlacht zwischen Konstantin und dem Usurpator Maxentius am 28.10.312 an der Milvischen Brücke und der dort anknüpfenden legendären Tradition („In hoc signo vinces“), kann immer wieder ausführlich diskutiert werden, welche Folgen die „Konstantinische Wende“ für die christliche Religion, aber auch für das Römische Reich, für die „Welt“, gebracht hat: Vor noch nicht allzu langer Zeit staatlich verfolgt, im Mailänder Edikt von 313 (aber: Galerius 311 !) als religio licita anerkannt und im Jahr 380 unter Theodosius sodann zur Staatsreligion erhoben, vollzog sich für das junge Christentum hier wahrhaftig ein „Quantensprung“ – mit unabsehbaren Folgen. 2. Damit im Zusammenhang können aktuelle Überlegungen zu Konstantins Religionspolitik gesehen werden:1 Die Antithetik zwischen dem Reich der Legende und Konstantins Staatsräson muss relativiert und die Möglichkeit einer „Bekehrung“ respektiert werden durch die Akzeptanz der „Neuausrichtung seines Herrschaftsanspruchs“: Christus als Weltenherrscher gab dem Kaiser „eine religiöse Legitimation seines eigenen Herrschaftsauftrags.“ 3. Einmal mehr kann im Unterricht über die Botschaft Jesu und/oder (?!) Strukturen der Kirche gestritten werden: Unter Konstantin wurde die Kirche maßgebend, mächtig – und sehr reich. Was war da noch übrig von der Weisung Jesu bei der Aussendung der Jünger ?2 Ferner hatte Jesus die Feindesliebe gepredigt (Mt. 5,44). Nun war der Kriegsdienst auch für christliche Soldaten Pflicht und Gebot. Wer ihn verweigerte, dem drohten Exkommunikation und Exekution. 4. Gut diskutieren lässt sich auch über die Formulierung von Alfred Loisy:3 „Jesus verkündete das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“ 5. An geeigneter Stelle kann die Lehrkraft fragen, welche der hier vorgestellten zahlreichen theologischen Inhalte zur „Person“ Jesu Christi die Schüler/innen – gerade auch beim Mitsprechen im Gottesdienst – als persönliches Bekenntnis nachvollziehen (können).
Unterrichtsziele
Die Bitte um die eigene religiöse „Verortung“ kann für viele Schüler/innen hilfreich sein. Auch wird ein Einblick in subtile theologische Tiefen nicht schaden, ebenso nicht ein zumindest kognitives Mitwirken an der Gestaltung von „Kirche“. Und (Theologie) Geschichte zu verstehen dient dem eigenen „kritischen“ Beurteilungsvermögen und damit in vieler Hinsicht auch der Einschätzung der Gegenwart.
Fußnoten
1. vgl. Jörg Lauster, Die Verzauberung der Welt. Eine Kulturgeschichte des Christentums. Verlag C.H.Beck. München 2. Aufl. 2015, S. 91ff.
2. „Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben … “ (Mt. 10,9 [Luther-Übersetzung];
vgl. auch V. 10ff.)
3. Alfred Loisy (1857-1940): frz. katholischer Theologe und Historiker
Modul15