Arbeitshilfen

Der Garten – Symbol von Gottes Schöpfung

Kinder wollen leben, sie lieben das Lebendige. Es zu bestaunen und zu bewahren muss unsere Aufgabe sein. Nach Kirchhoff stammt das Wort „Garten“ aus dem indogermanischen und bedeutet so viel wie „Flechtwerk, Zaun, Umzäunung“. [1] Ein begrenztes Stück Erde, das von jemandem bearbeitet wird. Es ist überschaubar geplant und angepflanzt. Ein Stück urbar gemachte Wildnis. „Ein Ort, an dem man Schöpfung gestalten kann“.[2]

Schöpfungsmythen sind in allen Kulturen nachweisbar, in hochentwickelten sowie archaischen, bei allen Unterschiedlichkeiten weisen sie dabei erstaunliche Parallelen auf. Die Schöpfungsmythen der Bibel Gen 1 und 2, die jüngere Priesterschrift (P) und der ältere Jahwist (J) stehen dabei unvermittelt nebeneinander.

Der jahwistische Schöpfungsbericht stellt den Menschen in einem von der Wüste abgeronnen, fruchtbaren Garten vor. Der Mensch erhält die Aufgabe, diesen zu bebauen und zu bewahren. Zum Geschaffensein gehört daher einerseits die Freiheit, aber auch die Möglichkeit, diese Freiheit durch Zerstörung von natürlichen oder sozialen Beziehungen zu verspielen.

Didaktische Überlegungen führen uns in unserem Workshop zu interessanten Überlegungen. Durch Stilleübungen und ein intensives Wahrnehmen dessen, was uns mit der Erde verbindet, durch Einfühlung und Wertschätzung soll den Kindern eine neue Ehrfurcht vor den Wundern der Schöpfung erschlossen werden. Ein Beispiel illustriert diese Tatsache in markanter Weise.

Ein Indianer kommt zu einem weißen Mann in eine Stadt mit dem Lärm der Autos und der vielen, vielen Menschen. Alles ist neuartig und verwirrend für ihn. Der Indianer sagt: „Hörst du auch, was ich höre?“. Der Weiße antwortet: „Ich höre nur das Hupen der Autos“. Darauf erwidert der Indianer: „Ich höre ganz in der Nähe das Zirpen einer Grille“. Er geht ein Stück abseits des Wegs, schiebt an einer Häuserwand die Blätter einer Weinrebe auseinander und da sitzt die Grille. „Ihr Indianer könnt eben besser hören als wir weiße Menschen“. „Da irrst du dich“, antwortet der Indianer, „ich werde es dir beweisen“. Er nimmt ein Geldstück und wirft es auf den Boden. Vom Geräusch werden viele Passanten aufmerksam und drehen sich um. „Das Geräusch des Geldstückes war nicht lauter als das, der Grille. Der Grund aber, dass die Menschen es hören, ist, dass sie darauf gepolt sind, das Gute zu hören.“[3]

Diese Erzählung ist kein weltweiter Aufruf Autos und Maschinen zu verdammen. Vielmehr ist es ein Plädoyer zur Rückkehr zu den leisen Tönen. Zu Musik, zu Tanz, zum Ausdruck im Spiel, mir den Händen, sowie die Suche nach realistischen Möglichkeiten zum Erhalt der Schöpfung beizutragen.

Kinder haben bereits früh das Verlangen einen eigenen, kleinen Garten zu besitzen, insbesondere im Zuge der Verstädterung und dichten Besiedlung können sie das Gärtnersein bestaunen und sich an den Wundern des Wachsens und Gedeihens erfreuen. Bereits früh können und sollen eigene kleine Aufgaben übernommen werden. Auch und gerade im angesichts der Zerstörung der Schöpfung haben die biblischen Geschichten die Aufgabe dem Menschen neuen Mut zuzusprechen, diese zu bebauen und zu bewahren.

[1] Kirchhoff, Urbilder des Glaubens, 1988, S. 73

[2] Bihler, Symbole des Lebens und Glaubens, 1997, S. 227

[3] vgl. Musall (Hrsg.), Gottes Schöpfung – uns anvertraut. Geschichten, Gedichte und Lieder, 1986, S.8

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In unserem Workshop beschäftigten wir uns daher verstärkt mit dem 2. Schöpfungsbericht. Hier wird dem Menschen als Ebenbild Gottes die verantwortliche Gestaltung der Welt als gutem Garten übereignet.

Nachfolgend möchte ich die Ergebnisse unseres Workshops darstellen. Bild 1 zeigte uns bereits das Ergebnis der ersten Stunde. Zunächst wurde die Schüssel mit Erde herumgegeben, jeder dazu aufgefordert, durch Riechen bzw. Fühlen und der Artikulation eines Satzes mit oder ohne die Hilfe der Wortkarten ihre Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Nachdem die Schüler sich ein Interview mit einem Regenwurm angehört hatten, welches anschließend ausführlich besprochen wurde, erhielt jeder eine Kopiervorlage, auf dem er sich individuell bei Mutter Erde bedanken konnte.

In Stunde 2 thematisierten wir die Passage, „Gott gab dem Menschen den Odem“[1]. Die Schüler erhielten jeder einen Klumpen Lehm, aus dem sie einen Menschen formen sollten. Die Menschen entstanden in folgender Reihenfolge:

[1] Odem = Atem

 

Es wurde den Kindern schnell bewusst, dass sie zwar einen Menschen formen, jedoch demselben keinen Atem einhauchen konnten. Mit dieser Erkenntnis endete die zweite Stunde.

In der dritten Stunde beschäftigten wir uns mit dem Garten, als Symbol von Gottes Schöpfung.

 

In der Gestaltungsphase entstand ein selbstkreierter Garten, der teilweise aus künstlichem, sowie aus Naturmaterialien angelegt wurde. Die Teilnehmerinnen legten zunächst eine Obstkiste mit Folie aus, verteilten Erde darin. Schnell war man sich darüber einig, dass das Element des Wassers nicht fehlen dürfe, weshalb ein kleiner Teich in der hinteren Ecke geschaffen wurde. Auch ein angelegter Weg wurde mit Sand ausgestreut.

Anschließend entstanden zwei Bäume unter denen man Blätter finden konnte, sowie ein Unterstand, der mit weichem Material ausgepolstert wurde. Unsere Menschen sollten sich in ihrem Garten schließlich auch wohlfühlen.

und schließlich mit Wasser begossen. Ein kleines Beet wurde eingesät und nach der Pause der ganze Garten mit Naturmaterialien geschmückt (Blumen, Lavendel, kleine Zweige als Büsche etc.)

Im weiteren Verlauf des Workshops sollte sich die Gruppe eine bzw. mehrere Stunden entwickeln, um dem weiteren Text gerecht zu werden. Zunächst stand die Frage an, wie man den Text „…. auf dass er ihn bebaue und bewahre“ sinnvoll umsetzen könnte. Die Gruppe wählte dazu in Plakatform eine Industrielandschaft, die anschließend in vier Teile zerschnitten wurde (Abbildung 1). Jede Gruppe verwandelte mit Hilfe von Zeitschriften und farbigen Unterlegungen einen Teil dieser Dystopie in eine Utopie. Dabei sollten nur realistische Vorschläge zum Tragen kommen (Abbildung 2, 3 + 4).

 

 

Abschließend war es Aufgabe der Kinder darüber nachdenken, wie sie selber einen eigenen Garten anlegen könnten. Möglich wäre z.B. die Gestaltung eines Teiles vom Schulgarten und die Übernahme bestimmter Pflichten in diesem Garten, um das bebauen und bewahren aktiv mitzuerleben.

Ein Beitrag von Inken Peters (Fachseminar Ev. Religion, Halle) und Lehrerinnen und Lehrers im Vorbereitungsdienst

 

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