Arten der Epilepsie
Große Anfälle (auch „Grand mal“-Anfälle genannt), bei denen der Betroffene plötzlich nicht mehr reagiert, steif wird oder mit Kopf und Körper rhythmisch zuckt, sind nicht schwer zu erkennen.
Symptomarme Anfälle („Absencen“) können dagegen lange Zeit übersehen werden. Dabei handelt es sich um Bewußtseinspausen von wenigen Sekunden. Abruptes Unterbrechen von Handlungen oder beim Sprechen, auffälliges Verhalten und starke Leistungsschwankungen können Anzeichen einer Epilepsie sein. Oft äußern sich Absencen nur durch starren Blick, Grimassenschneiden, Lidflattern oder Schmatzen. Diese Anfälle werden oft als „Blick ins Narrenkastel“ oder Ungezogenheiten missdeutet.
Bei psychomotorische Anfällen ist das Bewußtsein verengt, das Kind wirkt „umdämmert“. Häufig nestelt es mit einem Finger an der Nase oder zupft an Kleidungsstücken. Ebenso können unkontrollierte Greifbewegungen, Klopfen oder Wischen an Gegenständen und unmotiviertes lautes Lachen Zeichen eines derartigen Anfalls sein.
Stoßanfälle (myoklonische Anfälle) werden oft nicht als Anfälle erkannt. Ein einmaliger oder wiederholter jäher Ruck oder Stoß der Schulter führt zu einer heftig ausfahrenden Bewegung, die einem Erschrecken gleicht. In der Hand gehaltene Gegenstände können dabei fortgeschleudert werden. Auch solche Anfälle sind meist nach einigen Sekunden wieder vorüber.
Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Wesen epileptischer Anfälle
Jeder Mensch kann unter bestimmten Bedingungen – z.B. durch Sauerstoffmangel oder Vergiftung – einen epileptischen Anfall erleiden. Der epileptische Anfall ist also nur ein Symptom, wie Husten ein Symptom einer Störung im Bereich der Atemwege ist. Alle Erscheinungen eines epileptischen Anfalls lassen sich durch eine vorübergehende Störung der Hirntätigkeit erklären, genauer gesagt durch unkontrollierte elektrische Entladungen der Nervenzellen. Man weiß heute, dass zahlreiche Erkrankungen des Gehirnes in einer Weise in die Stoffwechselvorgänge der Nervenzellen und ihrer Verbindungsstellen eingreifen, dass es an den komplizierten Schaltstellen zu übermäßigen und ungebremsten Entladungen, gleichsam zu „elektrischen Kurzschlüssen“, kommt, die sich als Anfall äußern.
* Hirnschäden während der Schwangerschaft und Geburt
* Gehirn- und Hirnhautentzündungen
* Verletzungen des Gehrins durch Unfälle
* Hirntumore
* Durchblutungsstörungen des Gehirns
* Stoffwechselerkrankungen
Bei 60 bis 70 % aller Epilepsien besteht keine klar erkennbare Grundkrankheit. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass bei den meisten Epilepsien kein fortschreitendes Hirnleiden besteht, sondern eine längst abgelaufene Schädigung für das Auftreten von Anfällen verantwortlich ist. Das Gehirn reagiert umso eher mit einem Anfall, je geringer sein Entwicklungsgrad ist. Daher beginnen zwei Drittel aller Epilepsien im Kindesalter.
Bei 50 bis 70 % der Betroffenen kann unter medikamentöser Therapie Anfallsfreiheit erzielt werden.
30 bis 45 % haben bei guter medikamentöser Einstellung nur noch gelegentlich Anfälle.
Bei ca. 5 % sind die Anfälle auch mit Medikamenten nicht befriedigend zu beeinflussen.