Religionswissenschaft auf neuen Wegen

Der Historiker Michael Klöcker von der Universität zu Köln und der Religionswissenschaftler Udo Tworuschka von der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben unter dem Titel "Praktische Religionswissenschaft einen interdisziplinären Ansatz – zusammen mit einer Reihe von Fachleuten verschiedener Disziplinen – vorgelegt, in dem das religiöse Potenzial von Spiritualität sowie die Suchbewegungen nach Sinn, Lebens- und Weltgestaltung konkret im Sinne humanitärer Bildung aufgenommen wird.

Die Universität Jena hat dieses Vorhaben ausführlich vorgestellt.

Um es etwas zugespitzt zu sagen. Die Religionswissenschaft wagt sich zumindest in Teilen aus ihrem Elfenbeinturm heraus und benennt wichtige gesellschaftliche Handlungsfelder wie die Medien, die Alltagssprache, die Wirtschaft, den interreligiösen Dialog udn das interreligiöse Lernen.  Leseprobe hier 

Wege und Welten der Religionen - Titelabbildung Dies kommt übrigens auch in der Festschrift für Udo Tworuschla zum 60. Geburtstag zum Ausdruck: Wege und Welten der Religionen, wo die Beiträger und Gratulanten immer wieder auf den inneren Zusammenhang von Forschungen und Vermittlungen verweisen. Präsentation: hier

 

Hans Küng und das gemeinsame Weltethos der Religionen

Der katholische Ökumeniker Hans Küng ist den Weg von der konfessionellen Offenheit hin zur interreligiösen Begegnung gegangen. Den Höhepunkt dieser umspannenden Arbeit ist das "Projekt Weltethos", das weltweit große Anerkennung von Vertretern der verschiedenen religiösen Traditionen gefunden hat. Dazu dienen auch Veröffentlichungen der verschiedensten Art, z.B.

Spurensuche – ein Multimediaprojekt seit 1999
     vgl. das Taschenbuch (in: Ein-Sichten, 26.10.08)

Wozu Weltethos?  Gespräche und Begründungen 

Insgeamt wid in medienwirksamen Tagungen und Vorträgen, aber auch in kleineren Projekten und Ausstellungender Gedanke weiter verbreitet, dass religiös verwurzelte Verantwortung dazu dienen muss, gemeinsam die Probleme der Welt anzugehen, denn ohne den Frieden zwischen den Religionen wird as auch keinen Weltfirden geben.

Nordrhein-Westfalen und das Ruhrgebiet – ein multireligiöser Kosmos

Zwei Bücher mit Bestands- und Veränderungsanalysen sind in relativ kurzen Zeitabständen auf den Markt gebracht worden. Beide behandeln die religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen bzw. eingeschränkter des in der Umstrukturierung begriffenen Ruhrgebiets.

Erich Geldbach / Peter Noss (Hg.): Vielfalt und religiöser Wandel. Lexikon der Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet. Essen: Klartext 2009,
608 S., Abb., Karten, Register (Rezension hier).

Markus Hero / Volkhard Krech / Helmut Zander (Hg.): Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Empirische Befunde und Perspektiven der Globalisierung vor Ort. Paderborn: Schöningh 2008, 322 S., Statistiken, Lexikon der in NRW vertretenen Religionsgemeinschaften (Rezension hier).

Hinter beiden Bänden steckt eine jahrelange Arbeit fachlich
kompetenter AutorInnen, die eine Gruppe stärker an lexikalischer Zusammenstellung interessiert, die andere Gruppe mehr mit der Intention soziologischer Analyse und präziser Aufschlüsselung der erhobenen Daten, die beide im Umfeld der der Ruhr-Universität Bochum entstanden sind, aber erstaunlicherweise nicht in Kooperation miteiandner standen .

Beide Arbeitsgruppen haben versucht,
die Pluralität eines sowohl städtisch wie auch ländlich strukturierten Gebiets mit teilweise klassischen religiösen Schwerpunkten (katholisch oder evangelisch) in ihrer Veränderung wie ein farbiges Mosaik dazustellen dessen religiöse Vielfalt und Lebendigkeit  kaum zu überschauen ist.

Von der Aussagekraft her un der Aufarbeitung der  Datenfülle her dürfte vermutlich der Band über die “Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen” die größere Langzeitwirkung haben.

Buch des Monats Juli 2009 – Religiöse Vielfalt und Religionsfrieden

Eine Reihe von Fachleuten der Philosophie, Theologie und Soziologie (besonders von Schweizer Unioversitäten) diskutieren in dem Band Religiöse Vielfalt und der Religionsfrieden. Herausforderungen für die Kirchen (TVZ Zürich)

Dieser Sammelband wird in einer Rezension als Buch des Monats Juli 2009 vorgestellt.

Das Ziel von Herausgebern und AutorInnen ist es, Moderne und Religion in einem demokratischen Staat angesichts der religiösen Pluralität zu analysieren und positiv und für eine friedvolle Gesellschaft aufzunehmen. Dabei beschränken sie sich auf West- und Mitteleuropa. Die Schweiz könnte in diesem Zusammenhang durchaus eine gewisse Schlüsselfunktion für die Herausarbeitung interreligiöser Kompetenz gewinnen.


Rushdie-Affäre, Terrorismus und multikulturelle Folgen

In dem Buch A Mirror of Our Times. >The Rushdie Affair and the Future of Multiculturalism< nimmt der Professor für interreligiöse Beziehungen an der Universität Derby in England, Paul Weller die Rushdie-Affäre vor 20 Jahren zum Anlass, die Schnittpunkte multikultureller Situationen in Europa und Amerika zu spiegeln (Vgl. dazu die ausführliche Rezension). Das tut er so, dass er Schlüsselereignisse von 1989-2008 untersucht und daraus "Lernpunkte", Arbeitsprinzipien und "Knackpunkte" für die Verantwortlcihen in den Religionen und inder Gesellschaft, einschließlich der Medien, ableitet.

Ein spannendes Buch mit konkreten Handlungsanleitungen für alle, die die Friedenskräfte der Religionen für eine angstfreie Zukunft nutzen wollen. 

Moscheen in Deutschland – Konflikte und Chancen

Wo eine Moschee neu gebaut wird, gibt es meistens Proteste, die teilweise überregionale Dimensionen annhemen, wenn diese Moschee repäsentativen Charakter bekommt und in einer Stadt deutlich sichtbar wird. Der Moscheebau in Köln-Ehrenfeld ist dafür typisch (beunruhigend).

Bärbel-Beinhauer Köhler, und Claus Leggewie, beide an kulturell sensiblen Orten angesiedelt, die eine an der Universität Frankfurt, der andere am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, analysieren nicht nur die Geschichte und Gegenwart in der deutschen Moschee”entwicklung”. Sie bieten vielmehr –  zusammen mit einem Fotografen und dem Architekten der modernen Penzberger Moschee – Lehrstücke für eine sinnvolle Einbindung nicht nur der Moscheebauten ins Stadtbild, sondern auch für die Beheimatung der eingewanderten Muslime.

Bärbel Beinhauer-Köhler / Claus Leggewie:
Moscheen in Deutschland.
Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung
München: C.H. Beck 2009
— Rezension hier —

Buch des Monats Mai 2009 – Kampf der Kulturen

Der Journalist, Übersetzer und Islamwissenschaftler Stefan Weidner greift mit diesem "Manual für den Kampf der Kulturen" auf die ihm eigene Weise als Essayist in den Streit um die Unterschiedlichkeit von Kultruen und Religionen ein. Er stimmt damit Huntington mit seinem clash of civilisations keineswegs zu, sondern lädt zu einer differenzierenden Betrachtung der islamischen Phänomene und der sie repräsentierenden Kulturen ein.

Sein (Wett-)Streit  geschieht also nicht im Stile des nüchternen Sachbuches, sondern – durch viele Beispiele aus Geschichte und Gegenwart untermauert – in geschliffener Rhetorik, die das Verstehen des Islam, aber nicht die Harmonie um jeden Preis sucht. Dieses Manual richtet sich darum an alle, die mit den gängigen Klischees nicht weiter machen wollen, sondern Verstehen im Sinne von gemeinsamer Zukunftsorietierung in der Weltgesellschaft suchen. Die Rezension für das Buch des Monats Mai 2009 versucht diese Intentionen herauszustellen.

Wie aktuell Weidners Buch ist, beweist eine Auseiandersetzung zwischen Necla Kelek und Tariq Ramadan, kommentiert in Qantara.de