Buch des Monats März 2010 – eine kleine Kulturgeschichte zur Heiligen Kuh

Von den heiligen Kühen Indiens hat schon jeder etwas gehört. Welche religiösen Hintergründe und welche Bedeutung bis heute die Kuh jedoch im Alltagsleben Indiens hat, ist für den Europäer nicht leicht zu verstehen. Hier gibt dieses Buch eine anregende und informative Hilfe:

Peter Jaeggi:
Die Heilige Kuh.
Eine kleine indische Kulturgeschichte.

CH-Freiburg: Paulus 2009.
— Rezension hier—

Mit wunderschönen Fotos, angenehm leicht nacherzählten Ritualen und Mythen, Zitaten aus den heiligen Schriften und Erfahrungen von Alltag und Fest wird die mythische und reale Geschichte eines Tiers deutlich, das zu einem Symbol von Glück und Heil wurde. Auch für SchülerInnen eine eine nicht nur illustrierende, sondern interreligiös einladende Lektüre.

Den Hintergrund (süd-)indischer Spiritualität mit all seinen Mythen und Legenden eröffnet auch der
Hindu-Tempel in Hamm-Uentrop.

 

Begegnungen mit dem Orient – „Books Ex Oriente“

Der Orient gehört wesensmäßig zu unserem eigenen Kulturverständnis. Die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam stammen alle aus dem "Osten". Goethes Dichtung des West-östlichen Divan erinnert in besonderer Weise an die Zusammengehörigkeit von Ost und West.

Während der zu Suhrkamp gehörende
Verlag der Weltreligionen
ein großes Buchreihenprojekt inszeniert hat, versucht dies nun unter bescheideneren Bedingungen der Übersetzer und Verleger Axel Monte mit den "Books ex Oriente". Texte im Heftformat, die sich in eine Reihe "Ex Oriente" und in eine andere "Ex Occidente" gliedern. So wird deutlich, dass die Kulturbrücken zwischen Oriente und Okzident nicht nur sinnvoll sind, sondern der Verstärkung bedürfen.

Übersicht und Besprechungen hier

zu den bisherigen Heften. Renommierte Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart behandeln
— jüdische und islamische Mystik
in der Entwicklungslinie
     von den Anfängen im Osten hin zu "jüdischen Pietisten" in Ägypten
     sowie die späteren Kabbalisten und Sabbatianer
— die "immerwährende Philosophie"
— indoeuropäische Märchen und Mythen
— die sog. Kriegermönche in Tibet und Bedeutungsgehalte der Apokalyptik

Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Böhme-Studien Bd. 1:
— Günther Bonheim und Petra Kattner im Auftrag des Internationalen Jacob-Böhme-Instituts (Hg.):
Mystik und Schriftkommentierung. Berlin: Weißensee-Verlag 2007.
Darin auch ein Beitrag von Axel Monte (S. 165-181): Die dritte Schrift – Islamische Mystik und ihr Verhältnis zur Schriftlichkeit.

Nicht nur die eigene Religion – globale Spiritualität als Hoffnungszeichen

Nicht nur die eigene Glaubenstradition bietet oft unerkannte Kraftquellen, vielmehr ist durch die Begegnung der Religionen nicht nur ein allgemeiner Austausch möglich geworden, sondern die Friedenskräfte innerhalb verschiedener religiöser Traditionen führen ganz unterschiedliche Menschen auf der Suche nach der Wahrheit des Transzendenten zueinander und ermöglichen, Weggefährten einer globalen Spiritualität zu werden.

Dies beschreiben auf ganz unterschiedliche Weise und doch mit ähnlicher Zielsetzung zwei Bücher aus dem Herder-Verlag:

 

— Christoph Quarch (Hg.): Unsere Welt ist heilig.
     
Auf dem Weg zu einer globalen Spiritualität
— Joan Chittister: Weisheitsgeschichten aus den
      Weltreligionen.
     
Antworten auf die Fragen des Lebens
                          Hier die Besprechung beider Bücher

Das eine lässt viele religiös verschiedene Menschen zu Wort kommen, das andere ist aus dem Erfahrungsfeld spiritueller Begleitung entstanden, das herkömmliche dogmatische oder katechetische Grenzen überschreitet.
Veränderung und neues Bewusstsein – gespeist aus den Wurzeln gelebten Glaubens – unterschiedlich und doch ganz in der Verantwortung für unsere Welt- zwei zum Nachdenken und zur Orientierung anregende Bücher.

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09). 

 

Der Dialog muss weitergehen!

Unter diesem Titel hat der österreichische Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger einen Dokumentenband herausgebracht, der die Dialogbemühungen der katholischen Kirche auf höchster Ebene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreibt. Eine ausführliche Rezension zeichnet hier nach, wie sich die Konzilsdokumente  dabei faktisch als Kriterium für die weiteren, besonders päpstlichen, Inititiativen erweisen. Sie ermöglichen dem Herausgeber aber gleichzeitig auch kommentierende Kritik an bestimmten Äußerungen und Akzentverschiebungen zu üben, die besonders seit dem Pontifikat Benedikts XVI. aufällig wurden.

Ein unverzichtbares Buch für die interreligiöse Arbeit – nicht nur im Blick auf die katholische Kirche! 

Vgl. bereits erschienene Dokumentationen aus dem englischsprachigen Bereich: 

— Francesco Gioia (ed.): Pontificial Council For Interreligious Dialogue. Interreligious Dialogue. The Official Teaching of the Catholic Church (1963-1995). Boston: Pauline Books 1997

— Byron L. Sherwin / Harold Kasimov (eds.): John Paul OO and Interreligious Dialogue. Maryknoll, NY: Orbis 1999 

Offizielle katholische Dokumente zum Dialog mit dem Islam:

— CIBEDO (Hg.) / Timo Güzelmansur (Zusammenstellung) / Christian W. Troll (Einleitung): Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam. Regensburg: Pustet 2009 

Christentum in Afrika und im Nahen Osten

Christliche Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika lenken den Blick auf Regionen, die zum einen zu den frühesten christlichen Gebieten gehörten und zum zum anderen durch Kolonialgeschichte und christliche Mission aus Europa geprägt sind.

Im vorliegenden hier besprochenen Buch des Rostocker Religionswissenschaftlers Klaus Hock wird die Christentumsgeschichte des westlichen Asiens und Afrikas vom Maghreb bis in den Süden nicht nur aufgearbeitet, sondern dargestellt wie plural und spannungsreich die Entwicklungen in den einzelnen Regionen verliefen oder verlaufen. Während die Christen im Orient immer weniger werden, nimmt das Christentum in Schwarzafrika, allerdings oft mit fundamentalistischen Tendenzen zu. Und die Auseiandersetzung mit dem Islam und den traditionalen Religionen gehört zu den Alltagsphänomenen.

Klaus Hock hat mit dieser Arbeit eine Lücke im Verstädnis von Ausbreitung und Identitätssuche eines eigenständigen Christentum im Nahen Osten und Afrika geschlossen. 

Hinführungen zur „Seele Afrikas“

"Wir treten in ein Ritual ein, um auf den Ruf der Seele zu antworten". Solche spirituelle orientierten Sprüche und andere durchweg
kurze Weisheitstexte, einmal ernst und besinnlich, das andere Mal heiter und von Erfahrungen des Alltags gesättigt findet man in dem Buch des Autorenehepaares Schuhmacher zum Thema der Weisheit Afrikas – unter dem Titel:  Wenn die Wurzeln sich umarmen.

Als Übersetzer und Herausgeber nehmen  sie neben anderen vorgelegten Büchern  en gedanken auf, durch die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen selbst bereichert zu werden.  Mehr dazu in der Rezension.


Das Wissen der Schamanen und die Moderne

Der Ethnologe und Journalist Geseko von Lüpke legt mit diesem
„Gesprächswerk“ ein ungewöhnliches Buch vor, weil hier in einer Dichte und globalen Unterschiedlichkeit Gespräche aufgezeichnet wurden, die der Autor mit 17 Schamanen auf allen Kontinenten und in einem überschaubaren
Zeitraum von heute geführt hat. Das wirft ein neues nachdenklich machendes Licht auf das vielfältige Phänomen des
Schamanismus, so die Tendenz der  Buchbesprechung.

Die interviewten Schamanen und Schamaninnen bezeugen mit ihren Ritualen, (bis hin zu Ekstase un dTrance) Hinwendung zu den alten Traditiuonen und ihrer Heil-Praxis die Verbindung von Mikrokosmos und Makrokosmus und damit
eine tief gegründete Einheit des Kosmos, auf die sie im Sinne heilsamer
Veränderung hinarbeiten. Menschen dieser Kraft und Sensibilität – und
sicher manchmal auch befremdenden Art – sollten wahrhaftig mehr gehört werden, weil dadurch das verhältnis von altem Wissen und traditioneller Weisheit sowie moderner Wissenschaft neue Konturen gewinnt.