Aung San Suu Kyi – Der Weg zur Freiheit

Anlässlich des 63. Geburtstages im Juni 2009 der seit fast 20 Jahren unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin hat der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht die Gespräche Aung San Suu Kyi´s mit Alan Clements neu aufgelegt und in den Begleittexten aktualisiert. Der Amerikaner Alan Clements lebte selbst eine Zeit lang als buddhistischer Mönch und tritt publizistisch für die Freilassung Aung San Suu Kyi´s ein.
Diese ist inzwischen glücklicherweise im November 2010 erfolgt.

Es ist ein beeindruckendes Dokument für einen engagierten Buddhismus, der von der Gewaltlosigkeit geprägt ist. Vgl. dazu die Rezension des Buches: Der Weg zur Freiheit (Aus dem Englischen  von Udo Rennert)

Mehr zu Aung San Suu Kyi: hier

Nordrhein-Westfalen und das Ruhrgebiet – ein multireligiöser Kosmos

Zwei Bücher mit Bestands- und Veränderungsanalysen sind in relativ kurzen Zeitabständen auf den Markt gebracht worden. Beide behandeln die religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen bzw. eingeschränkter des in der Umstrukturierung begriffenen Ruhrgebiets.

Erich Geldbach / Peter Noss (Hg.): Vielfalt und religiöser Wandel. Lexikon der Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet. Essen: Klartext 2009,
608 S., Abb., Karten, Register (Rezension hier).

Markus Hero / Volkhard Krech / Helmut Zander (Hg.): Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Empirische Befunde und Perspektiven der Globalisierung vor Ort. Paderborn: Schöningh 2008, 322 S., Statistiken, Lexikon der in NRW vertretenen Religionsgemeinschaften (Rezension hier).

Hinter beiden Bänden steckt eine jahrelange Arbeit fachlich
kompetenter AutorInnen, die eine Gruppe stärker an lexikalischer Zusammenstellung interessiert, die andere Gruppe mehr mit der Intention soziologischer Analyse und präziser Aufschlüsselung der erhobenen Daten, die beide im Umfeld der der Ruhr-Universität Bochum entstanden sind, aber erstaunlicherweise nicht in Kooperation miteiandner standen .

Beide Arbeitsgruppen haben versucht,
die Pluralität eines sowohl städtisch wie auch ländlich strukturierten Gebiets mit teilweise klassischen religiösen Schwerpunkten (katholisch oder evangelisch) in ihrer Veränderung wie ein farbiges Mosaik dazustellen dessen religiöse Vielfalt und Lebendigkeit  kaum zu überschauen ist.

Von der Aussagekraft her un der Aufarbeitung der  Datenfülle her dürfte vermutlich der Band über die “Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen” die größere Langzeitwirkung haben.

Buch des Monats Juli 2009 – Religiöse Vielfalt und Religionsfrieden

Eine Reihe von Fachleuten der Philosophie, Theologie und Soziologie (besonders von Schweizer Unioversitäten) diskutieren in dem Band Religiöse Vielfalt und der Religionsfrieden. Herausforderungen für die Kirchen (TVZ Zürich)

Dieser Sammelband wird in einer Rezension als Buch des Monats Juli 2009 vorgestellt.

Das Ziel von Herausgebern und AutorInnen ist es, Moderne und Religion in einem demokratischen Staat angesichts der religiösen Pluralität zu analysieren und positiv und für eine friedvolle Gesellschaft aufzunehmen. Dabei beschränken sie sich auf West- und Mitteleuropa. Die Schweiz könnte in diesem Zusammenhang durchaus eine gewisse Schlüsselfunktion für die Herausarbeitung interreligiöser Kompetenz gewinnen.


Rushdie-Affäre, Terrorismus und multikulturelle Folgen

In dem Buch A Mirror of Our Times. >The Rushdie Affair and the Future of Multiculturalism< nimmt der Professor für interreligiöse Beziehungen an der Universität Derby in England, Paul Weller die Rushdie-Affäre vor 20 Jahren zum Anlass, die Schnittpunkte multikultureller Situationen in Europa und Amerika zu spiegeln (Vgl. dazu die ausführliche Rezension). Das tut er so, dass er Schlüsselereignisse von 1989-2008 untersucht und daraus "Lernpunkte", Arbeitsprinzipien und "Knackpunkte" für die Verantwortlcihen in den Religionen und inder Gesellschaft, einschließlich der Medien, ableitet.

Ein spannendes Buch mit konkreten Handlungsanleitungen für alle, die die Friedenskräfte der Religionen für eine angstfreie Zukunft nutzen wollen. 

Buch des Monats Juni 2009 – Begegnung mit der Weisheit Chinas

Taoismus (Daoismus), Konfuzianismus und Buddhismus sind wesentliche religiös-kulturelle Strömungen in China. Das von Richard Wilhelm übersetzte Buch des Liä Dsi (um 450 v. Chr.): Das wahre Buch vom quellenden Urgrund gehört zu den wichtigsten Texten des Daoismus. Es ist von daher ein Glücksfall, dass diese philosophischen Gedanken, poetische Überlegungen, Geschichten und Umsetzungen von Lebenserfahrung nun leicht zugänglich sind und durch den Sinologen Hans van Ess gut informierend eingeleitet wurden. Als Buch des Monats Juni 2009 der INTR°A-Bibliothek stellt die Rezension die geschichtlichen Zusammenhänge und die Themenschwerpunkte dieses Buches vor.

Diese alten  Texte sind nich nur für die persönliche Lektüre im Blick auf die Sinnfragen des Lebens geeignet, sondern können durchaus auch SchülerInnen vorgestellt werden. 

Moscheen in Deutschland – Konflikte und Chancen

Wo eine Moschee neu gebaut wird, gibt es meistens Proteste, die teilweise überregionale Dimensionen annhemen, wenn diese Moschee repäsentativen Charakter bekommt und in einer Stadt deutlich sichtbar wird. Der Moscheebau in Köln-Ehrenfeld ist dafür typisch (beunruhigend).

Bärbel-Beinhauer Köhler, und Claus Leggewie, beide an kulturell sensiblen Orten angesiedelt, die eine an der Universität Frankfurt, der andere am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, analysieren nicht nur die Geschichte und Gegenwart in der deutschen Moschee”entwicklung”. Sie bieten vielmehr –  zusammen mit einem Fotografen und dem Architekten der modernen Penzberger Moschee – Lehrstücke für eine sinnvolle Einbindung nicht nur der Moscheebauten ins Stadtbild, sondern auch für die Beheimatung der eingewanderten Muslime.

Bärbel Beinhauer-Köhler / Claus Leggewie:
Moscheen in Deutschland.
Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung
München: C.H. Beck 2009
— Rezension hier —

Der Dialog muss weitergehen!

Unter diesem Titel hat der österreichische Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger einen Dokumentenband herausgebracht, der die Dialogbemühungen der katholischen Kirche auf höchster Ebene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreibt. Eine ausführliche Rezension zeichnet hier nach, wie sich die Konzilsdokumente  dabei faktisch als Kriterium für die weiteren, besonders päpstlichen, Inititiativen erweisen. Sie ermöglichen dem Herausgeber aber gleichzeitig auch kommentierende Kritik an bestimmten Äußerungen und Akzentverschiebungen zu üben, die besonders seit dem Pontifikat Benedikts XVI. aufällig wurden.

Ein unverzichtbares Buch für die interreligiöse Arbeit – nicht nur im Blick auf die katholische Kirche! 

Vgl. bereits erschienene Dokumentationen aus dem englischsprachigen Bereich: 

— Francesco Gioia (ed.): Pontificial Council For Interreligious Dialogue. Interreligious Dialogue. The Official Teaching of the Catholic Church (1963-1995). Boston: Pauline Books 1997

— Byron L. Sherwin / Harold Kasimov (eds.): John Paul OO and Interreligious Dialogue. Maryknoll, NY: Orbis 1999 

Offizielle katholische Dokumente zum Dialog mit dem Islam:

— CIBEDO (Hg.) / Timo Güzelmansur (Zusammenstellung) / Christian W. Troll (Einleitung): Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam. Regensburg: Pustet 2009 

Christsein inmitten der Weltreligionen

Dies ist der Untertitel eines Buches, dessen Haupttitel "Der Glaube der Anderen" heißt und hier ausführlich rezensiert ist. Es wurde von dem katholischen Theologen und Lehrbeauftragten an der Univereswität Luzern, Christoph Gellner, geschrieben. Darüberhinaus kamen ihm bei dieser leicht zu lesenden Darstellung seine Erfahrungen als Leiter einer kirchlichen Weiterbildungseinrichtung zugute.

Angesichts der Migrantenströme und der Globalisierung sind die Religionen so nahe zusammen gerückt wie nie zuvor (vgl.dazu GEO kompakt Nr. 16/2008). Gellner geht so vor, dass er sich von einem christlichen Ausgangspunkt her auf den Dialog mit anderen Religionen ohne Werturteile einzulassen versucht. Dies geschieht in großer Offenheit auf der Basis der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Insofern bleibt auch diese Begegnung einem eher inklusivistischen Verstehensmodell der "Anderen" verhaftet, mit dem aber die Begegnung mit den großen  monotheistischen Religionen und den religiösen Traditionen Asiens als Chance und Bereicherung des eigenen christlichen Glaubens empfunden wird.

Gewissermaßen eine Art weiterführendes Verstehensmodell stellt der 2008 erschienene Sammelband dar, herausgegeben von Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel: Multiple religiöse Identität. Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen (Rezension hier).

 

Buch des Monats Mai 2009 – Kampf der Kulturen

Der Journalist, Übersetzer und Islamwissenschaftler Stefan Weidner greift mit diesem "Manual für den Kampf der Kulturen" auf die ihm eigene Weise als Essayist in den Streit um die Unterschiedlichkeit von Kultruen und Religionen ein. Er stimmt damit Huntington mit seinem clash of civilisations keineswegs zu, sondern lädt zu einer differenzierenden Betrachtung der islamischen Phänomene und der sie repräsentierenden Kulturen ein.

Sein (Wett-)Streit  geschieht also nicht im Stile des nüchternen Sachbuches, sondern – durch viele Beispiele aus Geschichte und Gegenwart untermauert – in geschliffener Rhetorik, die das Verstehen des Islam, aber nicht die Harmonie um jeden Preis sucht. Dieses Manual richtet sich darum an alle, die mit den gängigen Klischees nicht weiter machen wollen, sondern Verstehen im Sinne von gemeinsamer Zukunftsorietierung in der Weltgesellschaft suchen. Die Rezension für das Buch des Monats Mai 2009 versucht diese Intentionen herauszustellen.

Wie aktuell Weidners Buch ist, beweist eine Auseiandersetzung zwischen Necla Kelek und Tariq Ramadan, kommentiert in Qantara.de

Europa im Orient – der Orient in Europa

Bereits 2006 brachte die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) den 9. Band der Reihe "Religionen im Gespräch" (RIG 9) heraus. Damit kamen allerdings die Reihe dieser "Zwei-Jahresbücher" (RIG 1-9) als Druckfassung an ihr Ende. Seitdem stellt INTR°A verstärkt Materialien und Besprechungen im Internet vor, und zwar unter der Rubrik "Themen und Texte" und bei "Rezensionen".

RIG 9 wurde nicht nur mehrfach besprochen, sondern bildete wegen der dort angeschnittenen grundsätzlichen Fragen und praktischen Berichte auch die Arbeitsbasis mehrerere Seminare. Auch eine große Zahl von Büchern zu Themen der interreligiösen Begegnung wurden dort besprochen –  vgl. Übersicht über alle Rezensionen von 1990-2006.

Zwei ausführliche Besprechungen werden hier vorgestellt, die eine aus der Zeitschrift "Freies Christentum", die der Bund für Freies Christentum, regelmäßig herausbringt, die andere entstand in einem Seminar an der Technischen Universität Dortmund.