Ecuador 2004

Zum zweiten Mal brechen wir am 26. Juni 2004 zu einem Arbeitseinsatz nach Pedro Carbo in  Ecuador auf. 14 Schüler, Absolventen, Lehrer und langjährige Einsatzteilnehmer treten die seit Monaten vorbereitete Projektreise am Flughafen Wien unter der Leitung von Ing. Erhard Halmer (Baumeister und Lehrer an der HTL-Mödling) und Ing. Roland Nöbauer (Absolvent der Abteilung Umwelttechnik) an. Für 5 Teilnehmer ist es ein Wiedersehen mit Freunden aus dem Vorjahr. Seit einem Jahr war auch immer wieder Kontakt per Internet und Telefon gehalten worden. Ziel des Einsatzes ist der Weiterbau eines Internatsgebäudes mit Werkstätten für Kinder mit verschiedensten Behinderungen (CRESEM), um ihnen die Möglichkeit einer schulischen und handwerklichen Ausbildung zu geben.

Die Mittel für den Einsatz konnten aus der HTL-Schulsammlung und der Benefizkonzerte, der Unterstützung von Pfarren, Privatspenden und bei Vorträgen und Infoabenden gesammelt werden. Seit der Gründung des Vereines EZA-HTL Mödling stehen für die Projekte auch Fördermittel des Außenministeriums zur Verfügung und auch der Reingewinn vom EZA-Verkauf an der HTL Mödling.

Da wir aus dem Vorjahr wussten, dass in Pedro Carbo Medikamente und Brillen benötigt werden, nehmen die Teilnehmer in ihren Koffern auch diese Gegenstände mit. Für unsere Bauarbeiten nehmen wir  einfaches Werkzeug mit.

Am Flughafen Wien können wir die ersten Schwierigkeiten mit viel Überzeugungsarbeit noch teilweise abwenden. Das Freigepäck wird plötzlich von 32 kg auf 20 kg reduziert; wir stehen so plötzlich mit 25 kg Übergepäck da. Da wir zu einem Solidaritätseinsatz aufbrechen, drückt die Dame am Check-In ein Auge zu und wir können doch einen Teil mitnehmen. Nun können wir unsere 24-stündige Anreise antreten.

In Ecuador werden wir von Padre Herbert Leuthner, seiner Pfarrmitarbeiterin Mercedes und ihrer Tochter Maria-Jose am Flughafen von Guayaquil empfangen und zur Fahrt nach Pedro Carbo abgeholt. Guayaquil ist die größte Stadt Ecuadors und das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Bei der Fahrt stadtauswärts ändert sich schnell das Bild von luxuriösen Hochhäusern von Hotels, Banken, Versicherungen und internationalen Konzernen im Zentrum zu ärmlichen Baracken der Vorstadtsiedlungen in denen sich erwartungsvolle „Landflüchtlinge“ in der Hoffnung nach einer besseren Zukunft angesiedelt haben.

Außerhalb der Stadt sehen wir große Reisfelder, Zuckerrohr-, Bananen- und Mangoplantagen. Viele Häuser stehen auf Stelzen, da in der Regenzeit Flüsse anschwellen und die flache Gegend schnell unter Wasser steht.

Wir beziehen unser Quartier im „Haus der Begegnung“, welches von der katholischen Kirche in Sabanilla nahe Pedro Carbo errichtet wurde. Ein sehr schönes gepflegtes Haus mit einer sehr guten Küche, die uns täglich aufs Neue verwöhnt. Es gibt eine sehr abwechslungsreiche Kost mit Obst, Salaten, Pizza, Fleisch und fast immer Reis als Beilage. Wir lernen auch die österreichischen Zivildiener (Manuel, Michael, Markus, Stefan I und II) kennen, die in der Stadt mitarbeiten und wertvolle Entwicklungsarbeit leisten. Für uns sind sie außerdem wichtige Übersetzer, da sie bereits sehr gut Spanisch sprechen.

Am Abend besuchen wir die heilige Messe in Pedro Carbo, bei der wir der Bevölkerung vorgestellt werden. Dies soll vor allem auch unserer eigenen Sicherheit dienen. Leute, die man kennt und von denen man weiß, dass sie für ein soziales Projekt arbeiten, überfällt man nicht.

Wir besichtigen die Baustelle, um zu sehen, was seit unserem ersten Einsatz im Jahr 2003 geschehen ist. Die Mitarbeiter einer kleinen Baufirma und freiwillige Helfer des Elternvereines hatten in der Zwischenzeit zwei Geschossdecken errichtet. Wir staunen über die Deckenunterstützung, die aus Hunderten von Bambusstücken besteht und so kaum Zwischenräume übrig lässt.

Am nächsten Tag geht es los auf der Baustelle. Schnell wachsen die ersten Wände an den Außenseiten nach oben. Unser Projektleiter Erhard ist zufrieden mit dem Baufortschritt und auch der örtliche Baumeister Maestro Chele sowie seine Tochter, die Architektin Miriam Chele, schätzen wie im Vorjahr unsere Arbeitsleistung. Gemeinsam mit zwei Söhnen des Baumeisters und drei weitere Mitarbeitern seiner Baufirma arbeiten wir auf der Schulbaustelle. Am Wochenende besuchen wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt Guayaquil und nützen die Möglichkeit der Kontaktpflege nach Hause per Internet.

Am Montag treten wir eine größere Rundreise in die Anden an. Unser Ziel, die Hauptstadt Quito, erreichen wir nach einer abenteuerlichen und langen Reise per Minibus noch am selben Abend. Quito ist eine Stadt mit Weltkulturerbe. Am nächsten Tag besichtigen wir den größten Indiomarkt des Landes in Otavalo und als Pflicht jeder Ecuadorreise das Äquatordenkmal nördlich von Quito. Die Fahrt auf dem Dach der berühmten Andenbahn zwischen Riobamba und Alausi ist ein Erlebnis, das wir uns nicht entgehen lassen.

Nach dieser Rundreise wird der Betrieb auf der Baustelle fortgesetzt. Wir schaffen es, im Erdgeschoss alle Wände zu errichten und zudem auch im 1.Stock etwa die Hälfte der Wände aufzubauen. Parallel dazu haben wir auch bereits begonnen die Elektroinstallationen einzubauen. An manchen Abenden versuchen wir auch etwas Spanisch zu lernen. Dabei wollen wir uns vor allem wichtige Alltagswörter und Redewendungen aneignen.

Wir besuchen die Klinik, die von Padre Herbert Leuthner und einer koreanischen Schwester aufgebaut wurden. Auch der Schule (CRESEM) statten wir einen Besuch ab, bei dem wir Spielsachen und Geschenke an die Kinder verteilen konnten. Wir staunen nicht schlecht, mit welcher Fantasie und geringem Aufwand Spielzeug selbst gebastelt und im Unterricht verwendet wird. Die Kinder präsentieren uns stolz ihre Erzeugnisse aus Papier, Wachs und Holz, die wir auch kaufen können. Am Ende der ersten drei Wochen können wir auf eine sehr produktive Arbeit auf der Baustelle zurückblicken.

Den fünf Teilnehmern, die jetzt die Gruppe Richtung Heimat verlassen, fällt der Abschied sehr schwer. Dafür kommen sechs „neue“ Teilnehmer unter der Leitung von Werkstättenlehrer Josef Trummer zum Solidaritätseinsatz und sie verstärken mit frischer Energie die Stammmannschaft auf der Baustelle: Erste Eindrücke von Land und Leute vermitteln die zahlreichen Umzüge und Paraden auf den Hauptstraßen der Stadt. Jetzt in der Zeit nach der Ernte genießt und feiert man das Leben. Auch wir dürfen uns als Gruppe der Parade anschließen und präsentieren stolz die österreichische Fahne.

Auf der Baustelle wachsen auch die restlichen Innen- und Außenwände zur Decke. Die Mitarbeiter des Baumeisters beginnen mit dem Verputzen von Decken und Wänden, während wir an der Installation für die Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen arbeiten.

Am Wochenende fahren wir an den Pazifik, um Wale zu beobachten und eine Insel vor der Küste zu besuchen.

An den nächsten Tagen stehen wir wieder auf der Baustelle im Einsatz. Wasser- und Abwasserinstallationen müssen mit großem Stemmaufwand eingebaut werden. Da sich während der Bauarbeiten immer wieder Umplanungen ergeben haben, stimmen vorgesehene Deckendurchbrüche nicht mehr mit den tatsächlichen Leitungsführungen überein. Elisabeth, die koreanische Leiterin der Klinik und des CRESEM nutzt alle Möglichkeiten für Verbesserungen bei den Umplanungen, die wir auch prompt ausführen. Dadurch geraten wir gegenüber unseren eigenen Planungen etwas in Verzug.

Am Wochenende erreichen wir nach einer abenteuerlichen Fahrt durch ein Naturschutzgebiet die Stadt Cuenca. Nördlich der Stadt befindet sich in Ingapirca eine bedeutende Inkatempel-Ruine, die wir besuchen. In Cuenca werden auch Panamahüte erzeugt und in viele Länder exportiert. Viele nützen die Gelegenheit, die zahlreichen Indiomärkte zu besuchen und kaufen bunte Pullover, Jacken, Hosen, Schal, Taschen, Decken, Tücher aus Wolle und zahlreiche kleine Erinnerungsstücke und Geschenke für Freunde und Familie zuhause.

Zurück in Pedro Carbo bereiten wir eine österreichische Spezialität (Gulasch mit Serviettenknödel und Palatschinken) als Abendessen für unsere Freunde vor. Etwa 40 Personen genießen so „annähernd“ österreichische Küche und wir verbringen einen netten Abend mit unseren Gästen.

Neben der Arbeit auf der Baustelle basteln wir auch Spielsachen für die Kinder des CRESEM. Julia, eine engagierte Freiwillige aus Salzburg, arbeitet für ein Jahr in der Schule mit und versucht neue einfache Lern- und Spielgeräte selbst herzustellen. Wir helfen beim Bau eines Kasperltheaters samt Inventar und haben großen Spaß an der Arbeit.

Auf der Baustelle erreichen wir mit dem Einbau der letzten Wasser- und Abwasserrohre doch noch unser eigenes Planungsziel, bevor nach sechs Wochen für alle die Zeit des Abschiedes gekommen ist.

Mit einem netten Abschiedsfest bedanken sich Lehrer, Schüler, Padre Herbert und viele weitere Freunde für unsere geleistete Arbeit.

Wir müssen nach 6 Wochen ein großartiges Land mit liebenswerter Bevölkerung schweren Herzens verlassen. Mit zahlreichen Abschiedsgeschenken ausgestattet treten wir die lange Heimreise an, träumen natürlich vom Erlebten und sind uns einig: Ecuador, wir kommen wieder! Am 10. August erreichen wir wieder heimatlichen Boden.

Wo der nächste Solidaritätseinsatz hinführen wird, ist aber noch nicht entschieden, weil bereits wieder viele andere Projekte mit der Bitte um Unterstützung an den Verein EZA HTL-Mödling herangetreten sind.

Am Schluss sollen auch noch die 20 Teilnehmer genannt werden:

2 Lehrer an der HTL Mödling: Erhard Halmer und Josef Trummer

5 Absolvent/Innen: Roland Nöbauer (U-Abt.),
Christiane Irxenmayer und Kerstin Kaulich (I-Abt.)
Maximilian Schönowsky (H-Abt.)
Silvia Martinek (M-Abt.)

9 Schüler/Innen: Julia Bayer (H-Abt.)
Irene Zluva, Selma Hohenwarter, Nina Rezak, Alexander Strobl,
Martin Thalhammer und Christian Woltron (alle U-Abt.)
Silka Poonam Piffl (M-Abt.)
Johannes Schrenk (Z-Abt.)

2 langjährige Mitfahrer: Herbert Kaser (Pensionist) und Johannes Lörner (Krankenpfleger)

2 neue Mitfahrerinnen: Sonja Piffl (HAK-Absolventin) und Irmtraud Kabengi (Pensionistin)

Verfasser des Berichtes: Roland Nöbauer und Alois Spitzbart