Buch des Monats Februar 2010 – Jesus asiatisch sehen lernen

Der durch seine indisch-biografischen Hintergrund und durch das 2. Vatikanische Konzil gleichermaßen geprägte Jesuit Michael Amaladoss öffnet angesichts westlicher Einseitigkeiten neue Horizonte eines interreligiös möglichen Jesusverständnisses:

Michael Amaladoss: Jesus neu sehen. Indische Denkanstöße
(Herder 2010) – Rezension hier –

Dieses erweiterte Verständnis wird durch die Aufdeckung der asiatischen Gesichter Jesu möglich. Sie werden in diesem Buch mit bewundernswerter Deutlichkeit in der Zusammengehörigkeit von westlichen und östlichen Jesusbildern angesprochen. Auf dem Pilgerweg der Religionen hin zum "Reich Gottes" werden Brücken gebaut und wird Versöhnung mit den "anderen" gestiftet.

Vgl auch seinen Aufsatz (2006):
Im Dienst des interreligiösen Dialogs in Indien 

 

Wozu Gott? Gottesbilder und Religion(en) auf dem Prüfstand

Im Rahmen des Funkkollegs "Religion und Gesellschaft" beim Hessischen Rundfunk ist ein Begleitband erschienen, der in vielen Facetten deutlich macht, dass Religion in der Moderne nicht verschwunden ist, vielmehr die "Rückkehr von Religion" auffällt. In dem Buch:

Wozu Gott? Religionen zwischen Fundamentalismus und Fortschritt (Verlag der Weltreligionen 2009)

— Rezension hier —

bedenken prominente AutorInnen aus Religionswissenschaft, Theologie, Philosophie, Soziologie und Journalismus nicht nur die veränderte Situation, sondern versuchen auch im Blick auf die vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche von der Politik bis zur Kunst Konsequenzen zu ziehen. Die Abschaffung der Gottesbilder und das Gewaltpotential von Religionen wird ebenso diskutiert wie ihre humanisierenden Einflüsse.

Buch des Monats Januar 2010 – Frauen als Avantgarde

Das von der ZDF-Moderatorin Petra Gerster und der Germanistin und Publizistin Andrea Stoll herausgebrachte Buch:

Ihrer Zeit voraus. Frauen verändern die Welt
(cbj-Verlag 2009)
– Rezension hier –

fügt nicht nur der beachtlichen Zahl von Frauenbüchern ein weiteres hinzu, sondern wagt einen subjektiven Querschnitt durch die Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart.

Das mit ansprechenden Bildern und Fotos sowie kurzen biografischen Hinführungen und einem ausführlichen Register versehene Buch eignet sich in besonderer Weise als Einstieg, um Geschichte und Gegenwart verstärkt unter dem Blickwinkel von Frauen wahrzunehmen.

Die gute didaktische Aufschlüsselung des Bandes macht es gleichzeitig zu einer Unterrichtshilfe für die vorbereitenden LehrerInnen, aber es kann auch als Lektüre-Möglichkeit für interessierte Jugendliche genommen werden.

Gandhi – Verantwortung der Religionen für Gewaltlosigkeit

Die Literatur zu Gandhi ist kaum zu übersehen. Das hier angezeigte Buch bietet durch den Vergleich von Gandhi und Jesus die Möglichkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leben der beiden Protagonisten des friedens zu sehen. Besonders interessant ist, wie gerade die Bergpedigt und das gewaltfreie Handeln Jesu Gandhi beeinflusst hat. Hinzu kommt, dass dieser Vergleich die dialogische Offenheit beider Vorbilder den Weg zur Gleichwertigkeit bei der Begegnung der Religionen betont:

Wolfgang Sternstein: Gandhi und Jesus.
Das Ende des Fundamentalismus.
Gütersloher Verlagshaus 2009
— Rezension hier —

Unterstützend sollen zwei ältere Titel ins Spiel gebracht werden, die besonders den systematischen Zusammenhang des gewaltfreien Widerstehens aus Gandhis religiösem Denken (Margaret Chatterjee) offenkundig machen, zusammen mit der Herausforderung: Gandhi für Christen (A. Ronald Sequeira):
Hier die Besprechungen

Daneben sei nicht die Langzeitwirkung des berühmt gewordenen Filmes von Richard Attenborough vergessen:
Gandhi. Der Film (1982)

Vgl. auch die Materialsammlung zu  Gandhi bei rpi-virtuell 

Siehe auch: Brückenbauer des interreligiösen Dialogs

 

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09). 

 

Buch des Monats November 2009 – Multireligiös lernen – ein Beispiel aus der Schweiz

Im Umkreis von Universität und Schulen im Schweizer Luzern haben Religionswissenschaftler, Theologen und Lehrer ein Buch zusammengestellt, das für einen konfessionsübgreifenden Religionsunterricht als Leitfaden gedacht ist:

Willi Bühler / Benno Bühlmann / Andreas Kessler (Hg.):
Sachbuch Religionen.

Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam. Luzern 2009
– Rezension hier –

Die "Sachlichkeit" der Autoren, die bewusst auf eine Bevorzugung der einen oder anderen Religion oder gar des Christentums verzichten, ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine sympathische Darstellung der großen religiösen Traditionen sich mit authentischen Einblicken, besonders in die Schweizer religiös-plurale Situation verbindet. Dies wird durch Rituale und Porträts von Jugendlichen und einer ansprechenden Bebilderung erreicht. Sie stellt überwiegend Einblicke in aktuelle unterschiedliche Religiosität dar.

Man möchte angesichts der Schwierigkeiten für einen interreligiösen Unterricht in Deutschland sagen: Was in der Schweiz möglich ist, müsste doch im Blick auf den deutschen Religionsunterricht auch möglich sein!

Übrigens: In der Schweiz hat man die Auswahl zum Buch des Monats November 2009 sehr positiv aufgenommen (Die Neue Luzerner Zeitung berichtet).