Vielfalt des Orients – Festschrift für Peter Heine

Einblicke in die Vielfalt des Orients und den vom Mittelmeer bis Indien bietet die von fachkompetenten FreundInnen, SchülerInnen und KollegInnen herausgegebene Festschrift für den renommierten Islamwissenschaftler Peter Heine zu dessen 65. Geburtstag. 

Anke Bentzin / Henner Fürtig / Thomas Krüppner / Riem Spielhaus (Hg.):
Zwischen Orient und Okzident.

Studien zu Mobilität von Wissen, Konzepten und Praktiken.
Festschrift für Peter Heine
Freiburg u.a.: Herder 2010,368 S. 

In Anspielung an das Goethe-Zitat aus dem West-östlichen Divan: "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" bedeutet die Lektüre dieser Artikelvielzahl zugleich eine geografisch und geschichtlich orientierte Reise in die Vielfalt des Orients zwischen Antike und Gegenwart. Grundsätzliches zur (islamischen) Religionsauslegung ("Aushandlungen"!) bis in die Praxis von Scharia und Kopftuchfragen, Wissentransfer und Identitätsprobleme sowie Globalisierung damals und heute eröffenen auch viele bisher nicht gesehene und ungewöhnliche Perspektiven (etwa bei der Kulinarik).  

Tod und Jenseitsvorstellungen im Glauben der Völker

Es ist schon über 20 Jahre her, dass der Bonner Religionswissenschaftler Hans-Joachim Klimkeit zusammen mit seinen Fachkollegen eine Ringvorlesung hielt, in der es um Sterben und sowie das "Jenseits" in den verschiedenen religiösen Traditionen ging. Das 1983 in 2. Auflage herausgekommene Buch ist immer noch ein beeindruckendes Zeugnis für eine religiös geprägte Lebensgestaltung, die mit dem Tod nicht alles an ihr Ende gekommen sieht. So werden Jenseitsvorstellungen von der Vorgeschichte über das Zweistromland, den Alten Orient bis zu heutigen großen Religionen – auch mit ihren Kunstwerken – vorgestellt:

Hans-Joachim Klimkeit (Hg.):
Tod und Jenseits im Glauben der Völker.

Wiesbaden: Harrassowitz 1083, 2. Aufl.
Mit Beispielen belegte
Besprechung (hier)
im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund, Sommersemster 2010

 

Experience Extrême – oder das Spiel mit dem Tod

Eine heftige Debatte löste die Ausstrahlung eines sog. Fernsehquiz‘ im französischen Sender France 2 aus, weil dort im Stile der Unterhaltungsformate der Kandidat bei falschen Antworten mit (scheinbaren) Stromstößen bestraft wurde. Dies wussten jedoch die zufällig ausgesuchten Fragenden nicht.

Die Produzenten der Sendung hatten sich an dem berühmten Milgram-Experiment der 60er Jahre an der Universität Yale orientiert und es aktualisierend (ohne den damaligen wissenschaftlichen Anspruch) of dide immer brutaler agierende Medienwelt übertragen.Die Ewrgebnisse sind noch erschreckender als damals!

Die fast gleichzeitig erschienene Dokumentation zur Sendung gibt Hintergründe, Abläufe und Probleme des „Spiels mit dem Tode“ ausführlich wieder. Leider gibt es das Buch bisher nur auf Französisch.
Im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund wurden Buch und Sendung ausführlich besprochen.

Buch des Monats Juli 2010 – Religiöse Grundlagen der Menschenrechte

An der Achtung für der Würde des „Anderen“ entscheidet sich serh deutlich, wie es die Religionen grundsätzlich und praktisch mit den Menschenrechten und der Menschenwürde handeln. Die religiöse Geschichte der Menschenrechte ist für alle Religionen nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Die katholische Theologin Katharina Ceming versucht nun, den „Ernstfall“ Menschenrechte (auch im Blick auf Frauenrechte) durch die verschiedenen Religionen durchzudenken. Dabei ist ihr ein beeindruckendes Werk gelungen:

Katharina Ceming:
Ernstfall Menschenrechte.
Die Würde des Menschen und die Weltreligionen
München: Kösel 2010
— Rezension hier —

Katharina Ceming hat die Zusammenhänge von Spiritualität und Ethik schon mehrfach aufgenommen und dabei Gemeinsamkeiten der Religionen immer wieder herausgehoben.
Hier sei an das Buch erinnert:
Sorge dich nicht um morgen –

Die Bergpredigt buddhistisch gelesen.

München: Kösel 2009
Rezension hier —

Besonders durch das von von ihr gegründete Institut: Quelle des guten Lebens nimmt diese Überlegungen kontinierlich und lebenspraktisch auf.
Die INTR°A-Bibliothek hat dieses Buch wegen seiner religiös-aktuellen Bedeutung zum Buch des Monats Juli 2010 gewählt.

 

Tiziano Terzani – in der Spannung von Frieden und Krieg, Krankheit und Sterben

Im Rahmen eines Seminars zum Thema "Jenseitsvorstellungen in den Religionen" wurden Bücher des italienischen Schriftstellers und Journalisten Tiziano Terzani (1938-2004) vorgestellt, dessen Begegnungen mit asiatischer Spiritualität und Religiosität auch sein persönliches Leben bis zu seinem bewussten Sterben beeinflusst haben. Drei Bücher seien besonders hervorgehoben:

Tiziano Terzani:

  • Das Ende ist mein Anfanng. Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens (2008)
  • Noch eine Runde auf dem Karussell. Vom Leben und vom Sterben (2004)
  • Briefe gegen den Krieg 2003

In der Vielfalt von Terzanis Veröffentlichungen kommt ein starkes Engagegent für Gerechtigkeit und Frieden ebenso zum Ausdruck wie eine religiös-wachsende Weisheit und innere Gelassenheit durch die Begegnung mit asiatischen Religionen.  

Eric-Emmanuel Schmitt – Lebensfragen im Spiegel der Weltreligionen

Der französische Erfolgsautor Eric-Emmanuel Schmitt hat mit vier Büchern eine religiöse Tetralogie so entwickelt, dass interreligiöse Begegnung existentiell erlebt und für die Protagonisten Hoffnung entsteht. In Deutsch erschienen:

  • Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2003) – Islam
  • Oskar und die Dame in Rosa (2003) – Christentum
  • Das Kind von Noah (2004) – Judentum
  • Milarepa (2006) – Buddhismus

Im Rahmen eines Seminars zum Thema "Jenseitsvorstellungen in den Religionen" wurde auch die Erzählung  gab es auch eine

 

Dies ist eine beeindruckende Auseinandersetzung mit dem Sterben, dem der zehnjähriger Junge Oskar durch neu gewonnenes Vertrauen in Gott bewusst entgegen gehen kann. Die Christin Oma Rosa wird ihm dabei zur hilfreichen Begleiterin.

 
 

Islamische Reformkräfte – das Beispiel Indonesien

Angesichts der negativen Schlagzeilen, die "der" Islam immer wieder macht, lohnt der differenzierte Blick in den variantenreichtum des Islam, wie er sich mit reformerischem Gesicht in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten islamischen Land zeigt.

Es ist ausgesprochen wichtig, solche Reformentwicklungen auch in Europa wahrzunehmen und gleichzeitig solche Möglichkeiten als Gesprächsbasis zu benutzen:

Simone Gröschl:

Islamische Reformdiskurse in Indonesien.


Vom Neo-Modernismus

                         

zum "Netzwerk Liberaler Islam".

                    
Saarbrücken: VDM Dr. Müller (E-Book) 2010
         — Rezension hier —

      

In diesem sorgsam recherchierten Buch wird deutlich, dass interreligiöse Begegnungen für eine harmnische Gesellschaft ein wesentlicher Faktor bleiben.

 

Vision einer interreligiösen Welt-Theologie

Die lateinamerikanische Buchreihe „Por los muchos caminos de Dios“ = „Auf den vielfältigen Wegen Gottes“ endet mit ihrem 5. Band bei der Vision einer planetarischen Theologie:
Theologie nicht mehr gefangen im Ghetto der eigenen dogmatischen Aussagen, sondern orientiert an einer versöhnenden, auf Gerechtigkeit basierenden Weltverantwortung. Die Internationale Theologische Kommission der Ökumenischen Assoziation der Dritte-Welt-Theologen (EATWOT) hat dieses visionäre Experiment gewagt und ihr Vorsitzender hat dieses englischsprachige Buch herausgegeben:

José María Vigil (ed.): Toward a Planetary Theology.
Along the Many Paths of God, Vol V.

Montreal (Canada): Dunamis Publ. 2010
— Ausführliche Rezension hier —

Es lohnt sich, den Gedanken der größeren Ökumene mit den Autoren im einzelnen zu verfolgen und sich von diesem Weg zur Anerkennung der Gleich-Wertigkeit der Religionen herausfordern zu lassen.

Der in Panama lebende Claretinerpater José María Vigil hat übrigens mit seinen bisherigen Veröffentlichungen bereits erstaunliche religionsplualistische Schritte im Kontext der Theologie der Befreiung getan
(Mehr zu Vigils Arbeiten hier).

Der zuvor in Glasgow und inzwischen in Münster lehrende Professor für Religiöse Studien und Interkulturelle Theologie, Perry Schmidt-Leukel, hatte mit seinem Buch Transformation by Integration. How interfaith encounter changes Christianitiy (SCM-Canterbury Press 2009) in eine ähnliche Richtung gewiesen
(Näheres, siehe Rezension).

Einer der bedeutendsten Vordenker einer asiatisch geprägten interreligiösen Theologie der Befreiung ist der singhalesische Theologe Tissa Balasuriya, den der Vatikan zeitweise exkommunizierte. Er hat seit kurzem ein eigenes Blog: Blog Balasuriya

Woran glaubt die Welt? Auswertung des Religionsmonitors und Ergänzendes zur religiösen Mediennutzung

Die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene und internationale ausgeweitete Untersuchung unter dem Stichwort "Religionsmonitor" hat eine Fülle wichtiger Ergebnisse zu Religiosität, Spiritualität und Religionenverständnis gebracht. Noch im Jahre 2007 kam die erste vorläufige Übersicht heraus
(hier die Kommentierung zum Religionsmonitor 2008).

Im Herbst 2009 ist nun die gesamte auswertende
 

mit Analysen und Kommentaren erschienen. Imgrunde wird erst jetzt  deutlich, wie differenziert weitreichend zugleich die Veränderungen der religiösen Landschaften – mit Schwerpunkten ausgewählter Länder auf allen Kontinenten (mit Australien nur am Rand erwähnt) – die jeweiligen Gesellschaften prägen.

Dies gilt im Blick auf die großen christlichen Konfessionen, aber auch für den Islam und es gilt noch mehr im Blick auf die Typen von Religiosität, wo signifikante Unterschiede zwischen den Generationen deutlich werden, allerdings nicht selten dort, wo man sie ursprünglich nicht vermutet hätte.

In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fragt nun der Religionsmonitor auch nach religiöser Mediennutzung Jugendlicher. Vermutlich wird die Auswertung Ende 2010 erfolgen.

Zusammenstellung und Detailergebnisse auf der beigefügten CD-ROM
Grundauswertung und Methodenberichte zu den einzelnen Ländern

Australien Indonesien Russland
Brasilien Israel Schweiz
Deutschland Italien Spanien
Frankreich Marokko Südkorea
Großbritannien Nigeria Thailand
Guatemala Österreich Türkei
Indien Polen USA

Protokolle der qualitativen Erhebung (Deutschland)

Protokolle der Tiefen- und
Experteninterviews


 

Religiosität in der Stadt – das Beispiel Graz

Die Städte und Regionen verändern sich. Migration und Globalisierung haben weitreichende Wirkungen auf die traditionellen Religionen und Konfessionen in der westliche Hemisphäre. In verschiedenen Städten und Landkreise Europas und Nordamerikas hat man darum untersucht, wie sich die Religiosität der Menschen verändert hat und welche religiösen Gruppierungen das kulturelle Spektrum verändern und bereichern.

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist eine österreichische Untersuchung:

Anna Strobl: Was Graz glaubt.
Religion und Spiritualität in der Stadt.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 19.
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

 Die Kirchen und christlicehn Gemeisnahften sind angesichts der neuer religiöser Bewegungen und der einwanderndenReligionen in besonderer Weise herausgefordert. Der interreligiöse Dialog wird dabei zu einem Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.