Gandhi – Verantwortung der Religionen für Gewaltlosigkeit

Die Literatur zu Gandhi ist kaum zu übersehen. Das hier angezeigte Buch bietet durch den Vergleich von Gandhi und Jesus die Möglichkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leben der beiden Protagonisten des friedens zu sehen. Besonders interessant ist, wie gerade die Bergpedigt und das gewaltfreie Handeln Jesu Gandhi beeinflusst hat. Hinzu kommt, dass dieser Vergleich die dialogische Offenheit beider Vorbilder den Weg zur Gleichwertigkeit bei der Begegnung der Religionen betont:

Wolfgang Sternstein: Gandhi und Jesus.
Das Ende des Fundamentalismus.
Gütersloher Verlagshaus 2009
— Rezension hier —

Unterstützend sollen zwei ältere Titel ins Spiel gebracht werden, die besonders den systematischen Zusammenhang des gewaltfreien Widerstehens aus Gandhis religiösem Denken (Margaret Chatterjee) offenkundig machen, zusammen mit der Herausforderung: Gandhi für Christen (A. Ronald Sequeira):
Hier die Besprechungen

Daneben sei nicht die Langzeitwirkung des berühmt gewordenen Filmes von Richard Attenborough vergessen:
Gandhi. Der Film (1982)

Vgl. auch die Materialsammlung zu  Gandhi bei rpi-virtuell 

Siehe auch: Brückenbauer des interreligiösen Dialogs

 

Nicht nur die eigene Religion – globale Spiritualität als Hoffnungszeichen

Nicht nur die eigene Glaubenstradition bietet oft unerkannte Kraftquellen, vielmehr ist durch die Begegnung der Religionen nicht nur ein allgemeiner Austausch möglich geworden, sondern die Friedenskräfte innerhalb verschiedener religiöser Traditionen führen ganz unterschiedliche Menschen auf der Suche nach der Wahrheit des Transzendenten zueinander und ermöglichen, Weggefährten einer globalen Spiritualität zu werden.

Dies beschreiben auf ganz unterschiedliche Weise und doch mit ähnlicher Zielsetzung zwei Bücher aus dem Herder-Verlag:

 

— Christoph Quarch (Hg.): Unsere Welt ist heilig.
     
Auf dem Weg zu einer globalen Spiritualität
— Joan Chittister: Weisheitsgeschichten aus den
      Weltreligionen.
     
Antworten auf die Fragen des Lebens
                          Hier die Besprechung beider Bücher

Das eine lässt viele religiös verschiedene Menschen zu Wort kommen, das andere ist aus dem Erfahrungsfeld spiritueller Begleitung entstanden, das herkömmliche dogmatische oder katechetische Grenzen überschreitet.
Veränderung und neues Bewusstsein – gespeist aus den Wurzeln gelebten Glaubens – unterschiedlich und doch ganz in der Verantwortung für unsere Welt- zwei zum Nachdenken und zur Orientierung anregende Bücher.

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09). 

 

Körper und Geist in Achtsamkeit – Bücher des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh

Gibt es so etwas wie eine buddhistische Psychologie? Gibt es darüber hinaus ein Erfahrungsfeld, das Heilung in umfassenden Sinne signalisiert?
Der über 80jährige aus Vietnam stammende buddhistische Mönch und Zen-Meister Thich Nhah Hanh weist immer wieder auf dei Konditionierungen unsere Seins und auf die Möglichkeit, vertraute und oft gefährdende Handlungsmuster zu durchbrechen. Lebenspraktisch und alltagsbezogen hat er in seinen vielen Reden und Anleitungen Orientierungshilfe gegeben, ohne dass sich die Zuhörenden nun auf die Religion des Buddhismus festlegen müssen. Heilende Veränderung des Selbst – davon berichten seine Bücher immer wieder.

Eine Übersicht über einen Teil seiner älteren und neuesten Bücher kann 
hier als Sammelrezension
abgerufen werden.

Buch des Monats November 2009 – Multireligiös lernen – ein Beispiel aus der Schweiz

Im Umkreis von Universität und Schulen im Schweizer Luzern haben Religionswissenschaftler, Theologen und Lehrer ein Buch zusammengestellt, das für einen konfessionsübgreifenden Religionsunterricht als Leitfaden gedacht ist:

Willi Bühler / Benno Bühlmann / Andreas Kessler (Hg.):
Sachbuch Religionen.

Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam. Luzern 2009
– Rezension hier –

Die "Sachlichkeit" der Autoren, die bewusst auf eine Bevorzugung der einen oder anderen Religion oder gar des Christentums verzichten, ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine sympathische Darstellung der großen religiösen Traditionen sich mit authentischen Einblicken, besonders in die Schweizer religiös-plurale Situation verbindet. Dies wird durch Rituale und Porträts von Jugendlichen und einer ansprechenden Bebilderung erreicht. Sie stellt überwiegend Einblicke in aktuelle unterschiedliche Religiosität dar.

Man möchte angesichts der Schwierigkeiten für einen interreligiösen Unterricht in Deutschland sagen: Was in der Schweiz möglich ist, müsste doch im Blick auf den deutschen Religionsunterricht auch möglich sein!

Übrigens: In der Schweiz hat man die Auswahl zum Buch des Monats November 2009 sehr positiv aufgenommen (Die Neue Luzerner Zeitung berichtet).

Kleiner Leitfaden zu Meditation und Mystik

Nachdem das Iserlohner-Con-Text-Heft, ICT 15: “Auf dem Weg zur Achtsamkeit” lange vergriffen war, ist es nun seit einiger Zeit neu bearbeitet wieder erschienen, allerdings nicht als Print-Ausgabe, sondern als
PDF-Datei zum kostenlosen Download (3 MB).

Sowohl grundsätzliche Überlegungen wie praktische Anregungen, kleine Geschichten und ausführliche Literaturhinweise bzw. Besprechungen verbinden sich zu einem leicht handhabbaren Ganzen, das vielleich ermutigt, mehr über den Zusammenhang von Spiritualität, Mystik und Religionen zu erfahren.

Auf der Homepage der Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A) gibt es weitere Anregungen unter dem Stichwort “Kontemplatives”.

Weitere Materialien bietet das Seminar “Mystik und Moral”.

Eine gute Einführung in orignales mystisches Denken bietet “Das fließende Licht der Gottheit” von
Mechthild von Magdeburg, rezensiert von Prof. Christoph Auffarth

Buch des Monats September 2009 – Islambilder zwischen Reformation und Aufklärung

Aus einem interdisziplinären Projekt an der Universität Augsburg 2007 ist ein insofern spannendes Buch hervorgegangen, als die Vielfalt der Einstellungen zum Islam von der Reformation bis zur frühen Neuzeit teilweise an ungewöhnlichen Einzelbeispielen aufgezeigt wird. So gibt es u.a. erstaunliche Annäherungen zwischen Unitarismus und Islam:

Dietrich Klein / Birte Platow (Hg.):
Wahrnehmung des Islam zwischen Reformation und Aufklärung
Mänchen: W. Fink 2008
— Rezension hier —

Die ForscherInnen haben nicht nur ein weniger bekanntes Feld gründlich bearbeitet, sie haben auch deutlich machen können, wie Auseiandersetzung und Begegnung mit dem Islam in dieser Geschichtsepoche auch heutige Dialoge zwischen Christen und Muslimen beeinflusst.

Zen-Buddhismus und Christentum – was trennt, was eint?

Die Religionswissenschaftlerin, Zen-Praktizierende und Asien Erfahrene Ursula Baatz hat mit dem Buch

"Erleuchtung trifft Auferstehung. Zen-Buddhismus und Christentum. Eine Orientierung" (Rezension hier)

den Versuch unternommen, das spannungsreiche und zugleich intensive Verhältnis von Zen und christlicher Spiritualität zu durchleuchten.

Als Schülerin des berühmten Jesuiten und Zen-Meisters Hugo Enomiya-Lassalle nimmt sie Erfahrungen und Beurteilungen von unterschiedlich Zen Praktizierenden hauptsächlich in Japan und im deutschsprachigen Raum auf, zeigt Zen-Wirkungen auf den Philippinen, weist auf europäische Engführungen bestimmter Zen-Verständnisse hin und plädiert für eine Zweisprachigkeit im Blick auf Zen und Christentum. Damit können jedoch offen bleibende Fragen nicht ausgeräumt werden, so dass vielleicht eine erneute Prüfung unter religionspluralistischen Vorzeichen weitere Orientierung bringen könnte.

Transformation des Christentums durch Dialog

Der Protagonist religionspluralistischer Theologie, der Englander John Hick, hat das neue Buch des Münsteraner Professors für Religiöse Studien, Perry Schmidt-Leukel, Transformation by Integration (hier: Rezension) als ein aufregendes Buch deshalb bewertet, weil es eine neue Phase des interreligiösen Dialogs eröffnet.

Durch die Interaktion in der Begegnung von Menschen verschiedener Glaubensweisen, ändern sich festgefahrene Muster. Indem für das Verständnis des eigenen Glaubens die anderen Religionen komplementär wichtig werden und in die eigene religiöse Biografie einbezogen werden, entwickelt sich ein hoffnungsvolles Christentum für das Friedenswirken in der Gesellschaft. So gewinnt eine christliche religionpluralistische Theologie ganz aktuelle und konkrete Dimensionen.

Friedensfähigkeit und Gewaltpotential der Religionen

Unter diesem Untertitel steht das Buch des bekannten Münchner Soziologen
Ulrich Beck: der eigene Gott (Frankfurt/M. 2009 – Rezension hier).

In seinem eher essayistisch strukturierten Buch bringt der Autor in scharfsinnigen Analysen zum Ausdruck, dass mit der zunehmenden Säkularisierung die Religion keineswegs aufgehört habe zu existieren. Vielmehr entwickeln sich eine von den religiösen Organisationen unabhängige und oft synkretistische neue religiöse Bewegungen im Sinne von Suchbewegungen hin zu neuen Transzendenerfahrungen. Da gleichzeitig auch religiöse Schübe der Individualisierung zu beobachten, hat der “eigene Gott” zwei Gesichter ein postmodernes, universalistisch offenes un dein fundamentalistisches. Nur eine “kosmopolitische Realität der Zweiten Moderne” wird Medthoden und Modelle zur Zivilisierung religiöser Konflikte entwickeln können.