Die religionspluralistische Theologie in der Auseinandersetzung und das Problem des Synkretismus

In einer multikulturellen Welt ist auch die (christliche) Theologie besonders herausgefordert, den Dialog mit den verschiedenen religiösen Strömungen und Weltanschauungen „aufd Augenhöhe“ zu pflegen. In den letzten jahrzehnten hat es beeindruckende Versuche gegeben, bisherige Grenzen zwischen den Religionen zu überbrücken. Besonders wichtig wurde in diesem Zusammehang die religionpluralistische Theologie, auf die sich der Autor, ein ev. Pfarrer und Dozent aus Südkorea, besonders bezieht. Er tut dies allerdings so, dass er den von Karl Barth aufgerissenen Graben zwischen Religion udn Offenbarung imgrunde weiter vertieft:

Sun Ryul Kim:
Gott in und über den Religionen.

Auseinandersetzung mit der „pluralistischen Religionstheologie“

und das Problem des Synkretismus

Beiträge zu einer Theologie der Religionen Bd. 9
Zürich: TVZ 2010

— Rezension hier —

Zwar werden neben John Hick eher Vertreter einer inklusivistischen Religionstheologie behandelt (S. Mark Heim und Jacques Dupuis) , dennoch ist auch hier die Beurteilung mit dem Verdikt der „Nicht-Dialogfähigkeit“ dieser Ansätze belegt. Vielleicht ist dies eher ein kontraproduktiver Beitrag zu einer Theologie der Religionen.

Mehr zur Reihe: Beiträge zu einer Theologie der Religionen: hier

Buch des Monats August 2010 – Jacques Dupuis und der religiöse Pluralismus

Der belgische Jesuit Jacques Dupuis (1923-2004) ist durch sein theologisches Engagement bei der Begegnung der Religionen bekannt geworden. Der Vatikan versuchte mit einer Notifikation (2001) diese interreligiöse Offenheit auszubremsen. Das bereits 1997 in Englisch und Französisch erschienene Buch (Rezension hier), inzwischen Standardwerk einer christlichen Theologie der Religionen in Fortführung des 2. Vatikanischen Konzils, ist nun endlich in Deutsch verfügbar:

Jacques Dupuis
Unterwegs zu einer christlichen Theologie des religiösen Pluralismus.
Hg.: Ulrich Winkler, Vorwort Hans Waldenfels
mit dem Text der Notifikation und weiteren Stellungnahmen
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Ausführliche Rezension hier —

Jacques Dupuis gelingt es mit diesem Werk, Geschichte und Systematik interreligiöser Begegnung so aufzuarbeiten, dass die  Unterschiede und Konvergenzen aus einer trinitarisch-christologischen Sicht heraus deutlich werden. Religiöser Pluralismus wird damit zur Chance vertiefter Begegnung religiöser Traditionen und ihrer Heilsangebote.

Tod und Jenseitsvorstellungen im Glauben der Völker

Es ist schon über 20 Jahre her, dass der Bonner Religionswissenschaftler Hans-Joachim Klimkeit zusammen mit seinen Fachkollegen eine Ringvorlesung hielt, in der es um Sterben und sowie das "Jenseits" in den verschiedenen religiösen Traditionen ging. Das 1983 in 2. Auflage herausgekommene Buch ist immer noch ein beeindruckendes Zeugnis für eine religiös geprägte Lebensgestaltung, die mit dem Tod nicht alles an ihr Ende gekommen sieht. So werden Jenseitsvorstellungen von der Vorgeschichte über das Zweistromland, den Alten Orient bis zu heutigen großen Religionen – auch mit ihren Kunstwerken – vorgestellt:

Hans-Joachim Klimkeit (Hg.):
Tod und Jenseits im Glauben der Völker.

Wiesbaden: Harrassowitz 1083, 2. Aufl.
Mit Beispielen belegte
Besprechung (hier)
im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund, Sommersemster 2010

 

Buch des Monats Juli 2010 – Religiöse Grundlagen der Menschenrechte

An der Achtung für der Würde des „Anderen“ entscheidet sich serh deutlich, wie es die Religionen grundsätzlich und praktisch mit den Menschenrechten und der Menschenwürde handeln. Die religiöse Geschichte der Menschenrechte ist für alle Religionen nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Die katholische Theologin Katharina Ceming versucht nun, den „Ernstfall“ Menschenrechte (auch im Blick auf Frauenrechte) durch die verschiedenen Religionen durchzudenken. Dabei ist ihr ein beeindruckendes Werk gelungen:

Katharina Ceming:
Ernstfall Menschenrechte.
Die Würde des Menschen und die Weltreligionen
München: Kösel 2010
— Rezension hier —

Katharina Ceming hat die Zusammenhänge von Spiritualität und Ethik schon mehrfach aufgenommen und dabei Gemeinsamkeiten der Religionen immer wieder herausgehoben.
Hier sei an das Buch erinnert:
Sorge dich nicht um morgen –

Die Bergpredigt buddhistisch gelesen.

München: Kösel 2009
Rezension hier —

Besonders durch das von von ihr gegründete Institut: Quelle des guten Lebens nimmt diese Überlegungen kontinierlich und lebenspraktisch auf.
Die INTR°A-Bibliothek hat dieses Buch wegen seiner religiös-aktuellen Bedeutung zum Buch des Monats Juli 2010 gewählt.

 

Tiziano Terzani – in der Spannung von Frieden und Krieg, Krankheit und Sterben

Im Rahmen eines Seminars zum Thema "Jenseitsvorstellungen in den Religionen" wurden Bücher des italienischen Schriftstellers und Journalisten Tiziano Terzani (1938-2004) vorgestellt, dessen Begegnungen mit asiatischer Spiritualität und Religiosität auch sein persönliches Leben bis zu seinem bewussten Sterben beeinflusst haben. Drei Bücher seien besonders hervorgehoben:

Tiziano Terzani:

  • Das Ende ist mein Anfanng. Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens (2008)
  • Noch eine Runde auf dem Karussell. Vom Leben und vom Sterben (2004)
  • Briefe gegen den Krieg 2003

In der Vielfalt von Terzanis Veröffentlichungen kommt ein starkes Engagegent für Gerechtigkeit und Frieden ebenso zum Ausdruck wie eine religiös-wachsende Weisheit und innere Gelassenheit durch die Begegnung mit asiatischen Religionen.  

Die Jenseitsmythen der Menschheit

Unter diesem Titel haben zwei erfahrene Pädagogen udn Theologen Jenseitsmythen aus verschiedenen religiösen Traditionen zusammengestellt, große Religionen, traditionale Glaubensweisen – bereits vergangene, aber auch heute noch sehr lebendige, und zwar:

Aus dem Mittelmeerraum und dem Mittleren Osten in der Antike, Nordgermanen, Judentum, Christentum, Zoroastrismus, Islam, Indien, Tibet, Ostasien, Indonesien, Australien, Neuseeland und Ozeanien, Schwarzarfika, Sibirien, die beiden Amerikas.

Im Rahmen eines Seminars an der TU Dortmund über Jenseitsvorstellungen in den Religionen wurde das Buch ausführlich besprochen:

Dietrich Steinwede / Dietmar Först:
Die Jenseitsmythen der Menschheit.

Düsseldorf: Patmos 2005
— Rezension und Beispiele hier —

Islamische Reformkräfte – das Beispiel Indonesien

Angesichts der negativen Schlagzeilen, die "der" Islam immer wieder macht, lohnt der differenzierte Blick in den variantenreichtum des Islam, wie er sich mit reformerischem Gesicht in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten islamischen Land zeigt.

Es ist ausgesprochen wichtig, solche Reformentwicklungen auch in Europa wahrzunehmen und gleichzeitig solche Möglichkeiten als Gesprächsbasis zu benutzen:

Simone Gröschl:

Islamische Reformdiskurse in Indonesien.


Vom Neo-Modernismus

                         

zum "Netzwerk Liberaler Islam".

                    
Saarbrücken: VDM Dr. Müller (E-Book) 2010
         — Rezension hier —

      

In diesem sorgsam recherchierten Buch wird deutlich, dass interreligiöse Begegnungen für eine harmnische Gesellschaft ein wesentlicher Faktor bleiben.

 

Buch des Monats Juni 2010: Versöhnung zwischen Ost und West – Henri Le Saux

In einer überarbeiteten und erweiterten Auflage ist das schon 1979 erschienene „biografische Tagebuch“ von
Henri Le Saux (1910-1973) über die Begegnung mit seinem Guru Sri Gnanananda herausgekommen: Ein beeindruckendes Zeugnis des Benediktinermönches mit dem indischen Namen Swami Abhishiktananda.
Dieser Brückenbauer zwischen christlicher und indischer Spiritualität gehört zu denjenigen, die das Feuer der göttlichen Weisheit über die Grenzen der eigenen Religion hinaustrug und damit auch eine Bereicherung des eigenen christlichen Glaubens verdeutlichte.

Swami Abhishiktananda (Henri Le Saux):
Das Feuer der Weisheit.
Die verbindung von christlicher Mystik und östlicher Weisheit
Hg.: Bettina Bäumer und Christian Hackbarth-Johnson
Grafing: Aquamarin 2009, 188 S.
— Rezension hier —

Durch die erneute Herausgabe dieser Texte durch zwei kompetente Kenner und Freunde von Henri Le Saux wird diesem großen Wegbereitern des Dialogs mit Asien ein beeindruckendes und weiterwirkendes Gedächtnis gesetzt.

Vision einer interreligiösen Welt-Theologie

Die lateinamerikanische Buchreihe „Por los muchos caminos de Dios“ = „Auf den vielfältigen Wegen Gottes“ endet mit ihrem 5. Band bei der Vision einer planetarischen Theologie:
Theologie nicht mehr gefangen im Ghetto der eigenen dogmatischen Aussagen, sondern orientiert an einer versöhnenden, auf Gerechtigkeit basierenden Weltverantwortung. Die Internationale Theologische Kommission der Ökumenischen Assoziation der Dritte-Welt-Theologen (EATWOT) hat dieses visionäre Experiment gewagt und ihr Vorsitzender hat dieses englischsprachige Buch herausgegeben:

José María Vigil (ed.): Toward a Planetary Theology.
Along the Many Paths of God, Vol V.

Montreal (Canada): Dunamis Publ. 2010
— Ausführliche Rezension hier —

Es lohnt sich, den Gedanken der größeren Ökumene mit den Autoren im einzelnen zu verfolgen und sich von diesem Weg zur Anerkennung der Gleich-Wertigkeit der Religionen herausfordern zu lassen.

Der in Panama lebende Claretinerpater José María Vigil hat übrigens mit seinen bisherigen Veröffentlichungen bereits erstaunliche religionsplualistische Schritte im Kontext der Theologie der Befreiung getan
(Mehr zu Vigils Arbeiten hier).

Der zuvor in Glasgow und inzwischen in Münster lehrende Professor für Religiöse Studien und Interkulturelle Theologie, Perry Schmidt-Leukel, hatte mit seinem Buch Transformation by Integration. How interfaith encounter changes Christianitiy (SCM-Canterbury Press 2009) in eine ähnliche Richtung gewiesen
(Näheres, siehe Rezension).

Einer der bedeutendsten Vordenker einer asiatisch geprägten interreligiösen Theologie der Befreiung ist der singhalesische Theologe Tissa Balasuriya, den der Vatikan zeitweise exkommunizierte. Er hat seit kurzem ein eigenes Blog: Blog Balasuriya

Buch des Monats Mai 2010 – Willigis Jäger und die Essenz aller Religionen

Der Benediktinermönch Willigis Jäger gehört zu den Vordenkern und großen spirituellen Brückenbauern im Zusammenklang von östlichen und westlichen Traditionen.
Zu seinem 85. Geburtstag ist eine Zusammenstellung von Texten unter dem Stichwort der Sophia perennis erschienen, eine Entdeckungsreise über die traditionellen Religionen hinaus:

Willigis Jäger: Ewige Weisheit.

Das Geheimnis hinter allen spirituellen Wegen.

Redaktion: Christa Spannbauer und Ursula Richard
München: Kösel 2010


— Rezension hier —
— mit Besprechung weiterer Bücher von Willigis Jäger —

Dieses durch Erfahrung gesättigte Buch macht  Mut, sich auf den Pilgerweg in die Tiefe des Seins zu begeben und damit zum eigentlichen Menschsein zu finden, das von vorurteilsfreier Liebe geprägt ist.