Zur aktuellen Debatte: Islam wohin?

Rz-Herder-Korr-IslamReligion unter Verdacht.
Wohin entwickelt sich der Islam?

Herder-Korrespondenz – Spezial – Nr. 02 (2015), 84 S., Abb.
— ISBN 978-3-451-02719-2 —

Der Herder-Verlag hat mit der neuesten Nummer seiner renommierten Herder-Korrespondenz ein brisantes Thema in den Fokus gerückt. Anregung und Aufregung zugleich sind garantiert, weil unterschiedliche Gesprächspartner zu Worte kommen. Sie diskutieren aktuelle Entwicklungen generell und im Blick auf verschiedene „islamische“ Länder, hinterfragen Entwicklungen in Deutschland und geben auch theologischen Überlegungen Raum. Dies alles geschieht in gedrängter und dennoch übersichtlicher Kürze.
Im Mittelpunkt dürfte die Auseinandersetzung zwischen dem bekannten Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide (Universität Münster) und dem Wissenschaftsjournalisten Hamed Abdel-Samad stehen, der durch seine polenischen Äußerungen bekannt geworden ist. Aber die die anderen Beiträge zu den vielfältigen Strömungen und Facetten des heutigen Islam zwischen Friedensethik und Terrorismus sollten ebenso intensiv beachtet werden.

Bilanz: Wer sich kompakt und präzise zugleich mit vielfältigen geschichtlichen und aktuellen Strömungen „des“ Islam beschäftigen will, wird nach dieser Lektüre nicht nur einen erheblichen Erkenntnisgewinn haben, sondern auch wesentliche Zusammenhänge in den derzeitigen oft polemisch gefärbten Debatten besser verstehen.

Ausführliche Besprechung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Herder-Korr-Islam, 05.11.15  Creative Commons-Lizenz

Das Institut Kirche und Judentum Berlin als christlich-jüdischer Wegbereiter

Markus Witte und Tanja Pilger (Hg.): Mazel tov.
Interdisziplinäre Beiträge zum Verhältnis von Christentum und Judentum
.

Studien zu Kirche und Israel, Neue Folge (SKLNF), Bd. 1
   

Festschrift anlässlich des 50.Geburtstages des Instituts Kirche und Judentum      

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 581 S., Register
ISBN 978-3-374-03012-5 —      

1960 wurde an der damaligen Kirchlichen Hochschule in Berlin-Zehlendorf das „Institut Kirche und Judentum“ gegründet. Von 1883 bis 1956 gab es an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, das „Institutum Judaicum Berolinense“. Das 50jährige Bestehen des Instituts Kirche und Judentum – nach Integrierung der Kirchlichen Hochschule in die Humboldt-Universität nun ein Teil derselben, war Anlass für ein Jubiläumssymposium, aus dem dieser umfassende Band erwuchs.

Der Alttestamentler und gegenwärtige Leiter des Instituts Kirche und Judentum, Markus Witte, und seine Mitarbeiterin Tanja Pilger haben daraus eine Festschrift zusammengestellt, in der sich renommierte Bibelwissenschaftler, theologische Systematiker, Judaisten, Kirchenhistoriker, Kunstgeschichtler (die meisten von der Humboldt-Universität = HU) zu Grundfragen und zur Ambivalenz christlich-jüdischer Begegnung quer durch die Jahrhunderte äußern. Sie gehen systematisch und (theologisch) aktualisierend vor und ziehen immer wieder jüdische und christliche Quellentexte heran, aber auch eindrückliche christliche Bilddokumente.

Neben den Laudationes und Grußworten aus christlichem und jüdischem Munde wird die Fülle des Materials durch die Strukturierung in exegetische Beiträge, historische Beispiele bis zur Gegenwart, kunstgeschichtliche Besonderheiten und Theologisches zum Gottesverständnis sowie ausgewählten Predigten (mit einem kritischen Anmerkungsbeispiel) gebündelt. So ist ein Kaleidoskop von Themen entstanden, das den Facettenreichtum des christlich-jüdischen Dialogs zum Ausdruck bringt, zu dem das Berliner Institut einen wichtigen Beitrag seit über einem halben Jahrhundert leistet. Dieser teilweise disparaten Fülle kann nicht im Einzelnen nachgegangen werden, so dass die Schwerpunktsetzungen des Rezensenten natürlich subjektiv geprägt sind.

In dem Facettenreichtum der Ausführungen spiegelt sich – verstärkt durch einige jüdische Beiträge – eine überwiegend christliche Debatte im Kontext ursprünglicher und problematischer Abgrenzung vom Judentum. Die Spannbreite der Beiträge reicht dabei von der kritischen Betrachtung judenfeindlicher Stereotypen über weiterhin theologisch-abgrenzende Dialogversuche bis hin zur generellen Neubestimmung des Verhältnisses zum Judentum.

Angesichts dieser Debattenlage wird das Institut viel Besonnenheit, aber auch viel Glück („Mazel tov“) bei seinem dialogischen Handeln gebrauchen können.

Reinhard Kirste

 Rz-Mazel tov, 28.07.12

Jesus zwischen Juden, Christen und Muslimen

Míkel de Epalza –
Religionswissenschaft, Religionsgeschichte  und „Trialog“
Die Basis zum gegenseitigen Verstehen von Christentum und Islam zu verbessern und zu vertiefen, gehört zu den wichtigen Aufgaben in der Gesellschaft. Einen wesentlich Beitrag kann dazu auch die Aufarbeitung der christlich-islamischen Beziehungen in der Geschichte bieten. Die Iberische Halbinsel bietet dazu ein vorzügliches Lernfeld. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet war der Religionswissenschaftler und Arabistik-Spezialist Míkel de Epalza Ferrer (1938-2008) von der Universität Alicante. Seine international hoch geschätzten Arbeiten sind in Deutschland kaum bekannt geworden. Dazu gehört auch die langjährige Herausgeberschaft der Zeitschrift / des Jahrbuchs Sharq al-Andalus zu Studien des “Mudéjares” und der “Moriscos” (Muslime unter christlicher Herrschaft und Nachfahren der Muslime nach der conquista 1492).
Ausführliches zu Leben und Werk von
Míkel de Epalza Ferrer im Nachruf
von Prof. Dr. Luis F. Bernabé Pons,
sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für arabisch-islamische Studien der Universität Alicante..

Die Interreligöse Arbeitsstelle (INTR°A), dessen Mitglied Míkel de Epalza war, hat eine Reihe von seinen Texten in Deutsch herausbringen können, auch das inzwischen vergriffenene Buch: