Christentum, Weltreligionen und religiöse Bewegungen – elementare Lernwege

ReligionspädagogInnen und Fachleute aus Theologie und Religionswissenschaft haben für die Schule nicht eine neues Kompendium der Religionen geschrieben, sondern elementare Zugänge zu den verschiedenen Glaubensformen heute eröffnet, und zwar grundsätzlich, pädagogisch orientiert und im Blickauf die heutige Situation:

Rainer Lachmann / Martin Rothgangel /

Bernd Schröder (Hg.): Christentum und Religionen elementar


Lebensweltlich – theologisch – didaktisch



                             
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010


                   
— Rezension hier —


Gleichzeitig wird mit diesem 5. Band die Reihe "Theologie für L
ehrerinnen und Lehrer" abgeschlossen. Neben den Themen "Theologische Schlüsselbegriffe" (Bd. 1, 2004, 2. Aufl.), "Elementare Bibeltexte" (Bd. 2, 2008, 3. Aufl.), "Kirchengeschichtliche Grundthemen" (Bd. 3, 2008, 2. Aufl.) und "Ethische Schlüsselprobleme" (Bd. 4, 2006) liegt damit ein didaktisches Kompendium vor, das den Unterrichtenden im Blick auf die Begegnung mit Religionen und religiösen Strömungen manches leichter machen dürfte.

Begegnungen mit dem Orient – “Books Ex Oriente”

Der Orient gehört wesensmäßig zu unserem eigenen Kulturverständnis. Die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam stammen alle aus dem "Osten". Goethes Dichtung des West-östlichen Divan erinnert in besonderer Weise an die Zusammengehörigkeit von Ost und West.

Während der zu Suhrkamp gehörende
Verlag der Weltreligionen
ein großes Buchreihenprojekt inszeniert hat, versucht dies nun unter bescheideneren Bedingungen der Übersetzer und Verleger Axel Monte mit den "Books ex Oriente". Texte im Heftformat, die sich in eine Reihe "Ex Oriente" und in eine andere "Ex Occidente" gliedern. So wird deutlich, dass die Kulturbrücken zwischen Oriente und Okzident nicht nur sinnvoll sind, sondern der Verstärkung bedürfen.

Übersicht und Besprechungen hier

zu den bisherigen Heften. Renommierte Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart behandeln
— jüdische und islamische Mystik
in der Entwicklungslinie
     von den Anfängen im Osten hin zu "jüdischen Pietisten" in Ägypten
     sowie die späteren Kabbalisten und Sabbatianer
— die "immerwährende Philosophie"
— indoeuropäische Märchen und Mythen
— die sog. Kriegermönche in Tibet und Bedeutungsgehalte der Apokalyptik

Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Böhme-Studien Bd. 1:
— Günther Bonheim und Petra Kattner im Auftrag des Internationalen Jacob-Böhme-Instituts (Hg.):
Mystik und Schriftkommentierung. Berlin: Weißensee-Verlag 2007.
Darin auch ein Beitrag von Axel Monte (S. 165-181): Die dritte Schrift – Islamische Mystik und ihr Verhältnis zur Schriftlichkeit.

Buch des Monats Februar 2010 – Jesus asiatisch sehen lernen

Der durch seine indisch-biografischen Hintergrund und durch das 2. Vatikanische Konzil gleichermaßen geprägte Jesuit Michael Amaladoss öffnet angesichts westlicher Einseitigkeiten neue Horizonte eines interreligiös möglichen Jesusverständnisses:

Michael Amaladoss: Jesus neu sehen. Indische Denkanstöße
(Herder 2010) – Rezension hier –

Dieses erweiterte Verständnis wird durch die Aufdeckung der asiatischen Gesichter Jesu möglich. Sie werden in diesem Buch mit bewundernswerter Deutlichkeit in der Zusammengehörigkeit von westlichen und östlichen Jesusbildern angesprochen. Auf dem Pilgerweg der Religionen hin zum "Reich Gottes" werden Brücken gebaut und wird Versöhnung mit den "anderen" gestiftet.

Vgl auch seinen Aufsatz (2006):
Im Dienst des interreligiösen Dialogs in Indien 

 

Gemeinsames Fundament für die Kulturen der Welt

Innerhalb der Geisteswissenschaften diskutiert man intensiv, wo und wie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen und Kulturen liegen. Ethnologen, haben sich bisher eher zurückgehalten und Kulturwissenschaftler haben verstärkt das "Eigene" betont.

Der Bonner Ethnologie Christoph Antweiler gibt diese Zurückhaltung auf, indem er mit dem Begriff der "kulturellen Universalien" eine Verständigungsbasis zwischen den Kuklturen aufbaut.

Christoph Antweiler: Was ist den Menschen gemeinsam?
Über Kultur und Kulturen.

Darmstadt: WBG (2007) 2009, 2. Aufl.

— Rezension hier —

 So versucht er nicht nur, frischen Wind in diese anthropologisch notwendige  Debatte zu bringen, sondern auch die im englischsprachigen Raum unter den Kulturwissenschaftlern laufenend Diskurse in den deutschen Sprachraum hineinzuziehen. Auch wenn das Buch durch seine wissenschaftlichen Zuspitzungen nicht immer leicht zu lesen ist, liegt ein Grundlagenwerk vor uns, das in relativ kurzer Zeit bereits eine 2. Auflage erreicht hat.

Eine leicht lesbare kompakte Variante dazu hat Antweiler unter dem Titel geschrieben: Heimat Mensch. Was uns alle verbindet. (Murmann 2009) 

Strukturen polemischer Begegnung zwischen Christentum und Islam

Der hier vorzustellende Band aus der Reihe des CORPUS ISLAMO-CHRISTIANUM (CISC) führt die LeserInnen wie all die anderen Titel zurück in die Antike.

Schriften zum Islam von Arethas und Euthymios Zigabenos und Fragmente der griechischen Koranübersetzung (Harrassowitz 2009)


— Rezension hier —

Auch wenn uns hier ein wissenschaftlich sorgfältig edierte und orientierend kommenteirte Textsammlung vorgestellt wird, lohnt der Bliock hinein nicht nur für Fachwissenschaftler. Denn die frühe Begegnung von Christentum und Islam zeigt (leider auch), dass sich die alten Auseinandersetzungsmuster offensichtlich bis in die Gegenwart erhalten haben.

 

Mystik und Moral in den Weltreligionen – Religionen im Gespräch (RIG)

Die Buchreihe "Religionen im Gespräch" (RIG) nimmt die verschiedenen Schwerpunkte interreligiöser Begegnungsmöglichkeiten auf
(vgl. Gesamt-Inhaltsverzeichnisse RIG 1-9).
Die Rezensionen von RIG 1-9 geben einen Einblick in interreligiöse Entwicklungen.

Der Zusammenhang von Mystik, Spiritualität, Moral und Ethik stellt sich in diesem Zusammenhang als besonders spannend dar. In einigen Bänden konzentrierten sich diese Themen in der folgenden Weise:

— RIG 4 (1996): Wertewandel und religiöse Umbrüche
— RIG 5 (1998): Die dialogische Kraft des Mystischen
— RIG 7 (2002): Neue Herausforderungen für den interreligiösen Dialog
— RIG 8 (2004): Wegmarken zur Transzendenz
— RIG 9 (2006): Europa im Orient – der Orient in Europa

 Einzelne Beiträge aus RIG 1-9 sind als PDF-Datei abrufbar.

Weiteres Material zur Mystik innerhalb der Religionen: Links + PDF 

Im INTR°A-Textarchiv werden wichtige Materialien zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung der Religionen, Spiritualität, ethischen Fragen und Globalisierung gesammelt (Aktualisierung, 02.12.09). 

 

Buch des Monats September 2009 – Islambilder zwischen Reformation und Aufklärung

Aus einem interdisziplinären Projekt an der Universität Augsburg 2007 ist ein insofern spannendes Buch hervorgegangen, als die Vielfalt der Einstellungen zum Islam von der Reformation bis zur frühen Neuzeit teilweise an ungewöhnlichen Einzelbeispielen aufgezeigt wird. So gibt es u.a. erstaunliche Annäherungen zwischen Unitarismus und Islam:

Dietrich Klein / Birte Platow (Hg.):
Wahrnehmung des Islam zwischen Reformation und Aufklärung
Mänchen: W. Fink 2008
— Rezension hier —

Die ForscherInnen haben nicht nur ein weniger bekanntes Feld gründlich bearbeitet, sie haben auch deutlich machen können, wie Auseiandersetzung und Begegnung mit dem Islam in dieser Geschichtsepoche auch heutige Dialoge zwischen Christen und Muslimen beeinflusst.

Hintergründe des christlichen Fundamentalismus – Materialien für die Schule

Beim Stichwort "Fundamentalismus" denken die meisten sofort an den Islam in seinen radikalen und gewaltsamen Ausprägungen. Dabei wird allzuleicht vergessen, dass dieser Begriff zur Bewertung des protestantischen Fundamentalismus entstanden ist, geprägt durch entsprechende Gruppierungen in den USA im 19. Jahrhundert.

Mit dem Materialheft "Christlicher Fundamentalismus" (Rezension hier) werden SchülerInnen der Sekundarstufe I  didaktisch gut aufbereitete und interessante Zugänge geboten, die gerade für den Fächer übergreifenden Unterricht die Vielfalt und Problematik fundamentalistischer Radikalität klarer heraustreten lassen.

Europa im Orient – der Orient in Europa

Bereits 2006 brachte die Interreligiöse Arbeitsstelle (INTR°A) den 9. Band der Reihe "Religionen im Gespräch" (RIG 9) heraus. Damit kamen allerdings die Reihe dieser "Zwei-Jahresbücher" (RIG 1-9) als Druckfassung an ihr Ende. Seitdem stellt INTR°A verstärkt Materialien und Besprechungen im Internet vor, und zwar unter der Rubrik "Themen und Texte" und bei "Rezensionen".

RIG 9 wurde nicht nur mehrfach besprochen, sondern bildete wegen der dort angeschnittenen grundsätzlichen Fragen und praktischen Berichte auch die Arbeitsbasis mehrerere Seminare. Auch eine große Zahl von Büchern zu Themen der interreligiösen Begegnung wurden dort besprochen –  vgl. Übersicht über alle Rezensionen von 1990-2006.

Zwei ausführliche Besprechungen werden hier vorgestellt, die eine aus der Zeitschrift "Freies Christentum", die der Bund für Freies Christentum, regelmäßig herausbringt, die andere entstand in einem Seminar an der Technischen Universität Dortmund.

Christentum in Afrika und im Nahen Osten

Christliche Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika lenken den Blick auf Regionen, die zum einen zu den frühesten christlichen Gebieten gehörten und zum zum anderen durch Kolonialgeschichte und christliche Mission aus Europa geprägt sind.

Im vorliegenden hier besprochenen Buch des Rostocker Religionswissenschaftlers Klaus Hock wird die Christentumsgeschichte des westlichen Asiens und Afrikas vom Maghreb bis in den Süden nicht nur aufgearbeitet, sondern dargestellt wie plural und spannungsreich die Entwicklungen in den einzelnen Regionen verliefen oder verlaufen. Während die Christen im Orient immer weniger werden, nimmt das Christentum in Schwarzafrika, allerdings oft mit fundamentalistischen Tendenzen zu. Und die Auseiandersetzung mit dem Islam und den traditionalen Religionen gehört zu den Alltagsphänomenen.

Klaus Hock hat mit dieser Arbeit eine Lücke im Verstädnis von Ausbreitung und Identitätssuche eines eigenständigen Christentum im Nahen Osten und Afrika geschlossen.