Abraham bei Juden Christen und Muslimen

Rz-Bauschke-AbrahamMartin Bauschke: Der Freund Gottes. Abraham im Islam.
Darmstadt: WBG 2014, 200 S., Register der zitierten Koranstellen, Übersichts- und Vergleichstabellen — ISBN 978-3-534-26416-2

Das vorliegende Buch des Theologen und Religionswissenschaftlers Martin Bauschke Buch ist eine Neubearbeitung von: Der Spiegel des Propheten. Abraham im Koran und im Islam (Frankfurt/M.: Lembeck 2008). Der Autor hat es nicht nur erweitert sondern auch die Strukturierung noch deutlicher vorgenommen und damit die verschiedenen („Ideal“-)Bilder  zur Sprache gebracht.

Der Autor hebt im Blick auf die unterschiedlichen „Lesebrillen“ der drei monotheistischen Rekligionen den gegenwärtigen „trialogischen“ Kontext hervor. Angesichts der gegenwärtigen Konflikte im Lande Abrahams bliebt nichts anderes übrig, als auch die Schatten der Vorbilder nicht zu verschweigen und positiv für die Gegenwart daraus zu lernen. Die Gastfreundschaft Abrahams als des Gottesfreundes wirkt darum als Einladung zu gegenwärtiger Aktualisierung. Es gilt, den Dialog ganz praktisch in der kommunikativen Begegnung mit den Nachbarreligionen zu leben. Unter diesen Gesichtspunkten lohnt es sich, das Buch des Autors aufmerksam zu lesen. Angesichts der vielen und sicher oft unbekannten Abrahamsgeschichten in den Traditionen der drei monotheistischen Religionen dürfte sich hier zugleich eine attraktive Quelle für Unterrichtende in Schule, Erwachsenenbildung und Hochschule auftun.

 

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Reinhard Kirste

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Rz-Bauschke/Abraham, 06.12.14

Gerechter Krieg? Gerechter Frieden!

Rz-Neuhold-FriedenLeopold Neuhold (Hg.): Frieden, Frieden, aber es gibt keinen Frieden.
Theologie im kulturellen Dialog Band 24.
Innsbruck/Wien: Tyrolia 2014, 193 S.— ISBN 978-3-7022-3198-9.

Die hier präsentierten Beiträge wurden im Rahmen einer Vortragsreihe an der Karl-Franzens Universität Graz im Wintersemester 2011/2012 gehalten. Der Grazer Sozialethiker Leopold Neuhold, der das Buch herausgegeben hat, sieht die Intentionen in folgende Richtung gehen: Es geht beim Thema „Frieden“ nicht nur um Gewaltminimierung, sondern um die wirkende Wirklichkeit“ der Menschenrechte in unmittelbaren Bezug zur persönlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Welt (S. 11).

Die ebenfalls fast durchweg von der Universität Graz stammenden Autoren und Wissenschaftler gehen diese Aufgabe unterschiedlich an – mit theologiegeschichtlichen Bezügen und geografischen Verdeutlichungen und mehr grundlegenden Klärungsversuchen. Dabei werden kirchenkritische Anfragen nicht ausgeblendet.

Der pessimistische Titel des Buches (aus Jeremia 6,14) wirkt als beunruhigendes Steuerungselement durch alle Beiträge hindurch. Schaden abwehrende Lösungsansätze für einen gerechten Frieden scheinen an der konfliktbeladenen Realität der heutigen Welt zu scheitern. Vielleicht wäre es insgesamt weiterführender gewesen, wenn Beispiele konsequenten Pazifismus und der christlichen Friedensbewegung sowie Praktiken der Gewaltlosigkeit wie die von Gandhi oder Martin Luther King in diesem Kontext intensiver bedacht worden wären.

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Reinhard Kirste


Rz-Neuhold-Frieden, 11.07.14     Creative Commons-Lizenz

Buch des Monats April 2014: Die römischen Götter und das Christentum

Rz-Imperium-Götter2Badisches Landesmuseum (Hg.): Imperium der Götter: Isis – Mithras – Christus.
Kulte und Religionen im Römischen Reich

Darmstadt: Konrad Theiss 2013, 480 S. über 580 Abb., 4 Karten.
— ISBN 978-3-8062-2871-7
Begleitband zur
Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe 16.11.2013 bis 18.05.2014 —
Link: 
http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sonderausstellungen/Aktuell/Imperium_der_Goetter.htm

Mit dieser Ausstellung im Schloss Karlsruhe ist es dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe besonders schön gelungen, die sich gegenseitig beeinflussende Göttervielfalt im Römischen Reich (Schwerpunkt: 3. nachchristliches Jahrhundert) zu veranschaulichen. Die didaktische Zusammenstellung der Exponate aus bedeutenden Museen Europas, aber auch aus deutschen Fundorten, zeigen eine multireligiöse Vielfalt ungeahnten Ausmaßes.
Der Gang durch die Ausstellung und den aufwändig gestalteten Begleitband ist deshalb so spannend, weil in der Entwicklung des Christentums im Römischen Imperium göttliche Grundmuster in den wachsenden christlichen Glauben einfließen. Es sind Bilder und Symbole, die das Christentum bis heute geprägt haben. Deshalb verbinden sich in den Mysterienkulten und den Erlösungsvorstellungen im Kontext von Isis, Mithras und Christus grundlegende faszinierende Menschheitserfahrungen.

Mit dem Ausstellungsband ist zugleich ein lohnenden Fundus entstanden, der es ermöglicht, sich intensiv mit den religionsgeschichtlichen Zusammenhängen bei der Ausbreitung des Christentums auseinanderzusetzen.

Ausführliche Besprechung mit Fotobeispielen: hier

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Sterben und Tod – ein Handbuch mit umfassender Orientierung

Héctor Wittwer, Daniel Schäfer, Andreas Frewer (Hg.): Sterben und Tod
Geschichte – Theorie – Ethik. Ein interdisziplinäres Handbuch.
Unter Mitwirkung von Klaus Feldmann, Udo Tworuschka und Joachim Wittkowski.
Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler 2010, IX, 389 S., 3 Tabellen, Personen- und Sachregister –
ISBN 978-3-476-02230-1

Zum Kulturen und Zeiten übergreifenden Themenbereich „Sterben und Tod“ liegt hier zum ersten Mal im deutschen Sprachraum ein systematisch aufgebautes, geradezu enzyklopädisches Handbuch vor. Es ist ein wissenschaftlich umfassend aufbereitetes Werk, wie im Anhang die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats und die in ihrem jeweiligen Fachgebiet kompetenten Autoren beweisen. Es ist jedoch noch mehr: Ein Orientierungskompendium für all jene, die sich mit den Lebensfragen und Verhaltensweisen an der Grenze zum Tod und für ein mögliches Danach intensiver befassen wollen. 

So werden zum Einen  wichtiger Schlüsselbegriffe und damit entscheidende Fragen aufgegriffen, z.B.: Wie sieht humanes Sterben aus? Wann ist ein Mensch wirklich tot? Welche Auswirkungen haben rechtliche Vorgaben gegen Ende und am Ende des Lebens? Warum gibt es Menschenopfer der unterschiedlichsten Art?

Zum Andern werden hier nicht nur die religiös-kulturellen, medizinischen, psychologischen, ethnischen Zusammenhänge sowie der rasante Fortschritt in der Medizintechnik angesprochen, sondern auch die Veränderung der Umgangsweisen mit Sterben und Tod zwischen Tabuisierung, Verdrängung aus der Öffentlichkeit und Wiederaufbrechen einer neuen Sterbe- und Friedhofskultur.

Ausführliche Rezension: hier

 

Das Christentum – zwischen Eucharistie und Blutopfer

Der Kirchenhistoriker und Liturgiewissenschaftler
Arnold Angenendt aus Münster greift in die Debatte um Sühnopfer-Vorstellungen, Sündenbock-Theorien und verdeckte Gewaltverherrlichung durch Opfermentalität und Märtyrertum sehr kundig ein. Er weist religionsgeschichtliche und theologische Entwicklungen auf. In seiner Auseiandersetzung mit dem berühmten Kulturanthropologen René Girard sieht er dessen Neubegründung der Gewaltlosigkeit des Christentums durch die Kreuzigung Jesu (!) kritisch. Gegen Girards mimetische Muster und Sündenbocktheorie im Blick auf die religiöse Gewalt stellt er das geistige Opfer in den Mittelpunkt. Dieses findet in der Liturgie der Eucharistie seinen versöhnenden Ausdruck.

Arnold Angenendt:
Die Revolution des geistigen Opfers
Blut – Sündenbock – Eucharistie
Freiburg u.a. Herder 2011
— Rezension hier —

In den Ein-Sichten wurden von René Girard bereits besprochen:

Theologische Facetten des Opferbegriff von Kristina Augst in:
— Schönberger Hefte Nr. 01 (2012): hier
— Überblick zum Gesamtheft mit dem Themenschwerpunkt „Opfer“

Die Thematik hat eine breite Debatte in den letzten Jahren hervorgebracht. Hier einige Beispiele aus der Fülle der Titel, von denen einige auch schon in den „Ein-Sichten“ besprochen wurden:.

  • Béatrice ACKLIN ZIMMERMANN / Franz ANNEN, (Hg.): Versöhnt durch den Opfertod Christi. Die christliche Sühnopfertheologie auf der Anklagebank.
    Zürich 2009  — Rezension hier —
  • Jan ASSMANN: Monotheismus und die Sprache der Gewalt. Wien 2006
  • Georg BAUDLER: Die Befreiung von einem Gott der Gewalt. Erlösung in der Religionsgeschichte von Judentum, Christentum und Islam. Düsseldorf 1999
  • Ulrich BERNER / Christoph BOCHINGER / Rainer FLASCHE (Hg.): Opfer und Gebet in den Religionen. Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie Bd. 26. Neukirchen-Vluyn 2005
  • Walter BURKERT: Anthropologie des religiösen Opfers. Die Sakaralisierung der Gewalt. München 21987
  • Walter BURKERT: Kulte des Altertums. Biologische Grundlagen der Religion. München 1998
  • Josef IMBACH: Ist Gott käuflich? Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand. Gütersloh 2011
  • Klaus-Peter JÖRNS: Lebensgaben feiern. Abschied vom Sühnopfermahl: Eine neue Liturgie. Gütersloh 2007
  • Ralf MIGGELBRINK: Der Zorn Gottes. Geschichte und Aktualität einer ungeliebten Tradition. Freiburg u.a.: 2000
  • Józef NIEWIADOMSKI / Roman A. SIEBENROCK (Hg.): Opfer – Helden Märtyrer. Das Martyrium als religionspolitische Herausforderung. Innsbruck 2011.  — Rezension hier —
  • Martin RIESEBRODT: Cultus und Heilsversprechen. Eine Theorie der Religionen. München 2007
  • Dorothee SÖLLE: Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach dem „Tode Gottes“. Stuttgart 1965 (erw. Neuauflage 1982)
    — Rezension von Christoph Fleischer —
  • WETH, Rudolf (Hg.): Das Kreuz Jesu. Gewalt, Opfer, Sühne.
    Neukirchen-Vluyn 2001