Ramadan im Kindergarten – Beispiel interreligiösen Lernens

Rz-Kammeyer-Kita-RamadanNaciye Kamçılı-Yıldız / Şenay Biricik / Katharina Kammeyer / Claudia Tombrink:
Kinder feiern Ramadan. Ein interreligiöses Praxisbuch für den Kindergarten
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München: Don Bosco 2015, 96 S., farbig illustriert, inklusive einem Downloadcode für Zusatzmaterial wie Bastelvorlagen, bildhafte Erzählvorlagen, Elternbriefe u.ä. — ISBN: 978-3-7698-2111-6 —

In einer multikulturellen Gesellschaft rücken die Rituale und Feste anderer Religionen verstärkt in den Blickpunkt. Das gilt wohl am stärksten für den Islam mit seinen etwa 4 Millionen Anhängern in Deutschland. Die Öffentlichkeit nimmt besonders zwei Festzeiten besonders wahr: den Fastenmonat Ramadan und das Opferfest mit der Wallfahrt nach Mekka.  Zum Verständnis des Ramadan mit seinem Fest des Fastenbrechens ist nun ein Praxisbuch für den Kindergarten herausgekommen. Gerade Kindergarten und Schule haben eine wichtige Vermittlungs- und Verstehensfunktion für die Heranwachsenden.
Die Autorinnen dieser interreligiösen Orientierung kommen aus dem universitären Bereich, aus der Schule und dem Kindergarten. Sie bringen sowohl in der Reflexion wie in der praktischen Situation vor Ort „inter-religionspädagogische“ Kompetenzen mit. Außerdem wird nicht nur aus einer religiösen Sicht berichtet, sondern die Autorinnen stellen bewusst ihren jeweils christlichen bzw. islamischen Hintergrund dar. Im Sinne einer Lern-Kooperation legen sie eine Handreichung vor, indem sie knapp und präzise zuerst die Motivation und die Ziele interreligiöser Erziehung beschreiben. Dann wird ausführlicher über die Bedeutung des Ramadan im islamischen Kontext geschrieben. Dies wird nun in Anregungen, (Rollen-)Spielen, Bastelanleitungen, Nacherzählungen auf der Verstehens-Ebene der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren umgesetzt: Einen Mondkalender basteln, Ramadan aus Mäusesicht …, Einladungskarten zum Iftar-Essen, Spielzeug spenden usw. usf.

So finden Eltern und ErzieherInnen viele Ideen und praktische Vorschläge, um neben christlichen und säkularen Ausprägungen auch die „islamische“ Seite eines Kindergartens interkulturell zu verstärken und entsprechend zur Geltung zu bringen.

Das vorliegende „Kindergarten-Ramadan-Buch“ füllt damit eine Lücke, und man kann nur wünschen, dass dieses hilfreiche Buch in vielen Kindergärten bald zum Basismaterial wird.

Ausführliche Beschreibung: hier

Reinhard Kirste

Rz-Kammeyer-Kita-Ramadan, 07.04.2015   Creative Commons-Lizenz

Den Islam spielend lernen?

Rz-The-Top-5-for-Life-SpielbrettJinan Rashid (Hg.): The Top 5 For Life.
Das Sinnspiel, das Spaß macht.

Leipzig: Cube & Orbit 2011.
Kommunikations-Spiel zum Islam mit Spielbrett, Aktions- und Bildkarten.


Für Kinder ab 6 Jahren – mit aktuell bis zu 10 Spielversionen — Preis: 29,90 € —
In diesem Brettspielspiel (mit Karten) einer offensichtlich jüngeren muslimischen Autorin werden den TeilnehmerInnen in leicht fassbarer Weise die Hauptthemen des Islam nahegebracht:
 Die Fünf Säulen (= The Top 5): Glaubensbekenntnis, Ritualgebet, Fasten im Ramadan, Wallfahrt nach Mekka, Sozialabgabe.
Das Verständnis dieser Säulen wird durch die islamisch-monotheistische Gottessicht und die Bedeutung des Propheten Mohammed erweitert, und zwar mit dem Ziel, eine gewisse Lebensorientierung zu ermöglichen.
Dem Spiel sind mehrere Anleitungen beigefügt, die einiges über die Variationsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen aussagen, allerdings sind die inhaltlichen Informationen über den Islam im Zusammenhang der Spielkarten eher sparsam ausgefallen.

Die Vorzüge
Das Spiel „Top 5 for Life“ ist damit grundsätzlich nach einer guten Idee entwickelt: ein Spiel, bei dem man auf vielfältige Art und Weise über eine Religion ins Gespräch kommen kann. Besonders gelungen ist die Vielfalt an Möglichkeiten, die das Spiel bietet: es kann in allen Altersklassen, allein, sowie in kleinen und in großen Gruppen gespielt werden. Diese Variabilität ist ein sehr großer Pluspunkt. Natürlich lässt sich das Spiel auch allein spielen. Alles könne sich so ein Bild, über zentralen Inhalte des Islam verschaffen.

Probleme:
Pädagogisches: Was die kindgerechte Vermittlung der Inhalte betrifft, stockt leider stockt gerade in den Spielvarianten für Kinder und Jugendliche die Spieldynamik erheblich. Ein Kind soll eine Bildkarte zuordnen und die anderen Kinder entscheiden, ob die Erklärung einen Punkt wert ist. Die Tatsache dass Kinder entscheiden sollen, ob das Gegenüber gewinnt oder verliert gestaltet sich unseres Erachtens schnell zum Problem, weil dadurch die Beurteilung eines Anderen in den Vordergrund tritt.

Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Zuordnung zu den Oberbegriffen, weil durch die Mehrfachmöglichkeiten die Eindeutigkeit verloren geht und dadurch Unklarheiten über Bild- und Inhaltszuordnungen aufkommen. Das kann eine Chance sein, kann aber ebenso Verwirrung stiften, weil man im Spiel normalerweise eindeutige Zuordnungen erwartet.

Mediale Darstellung: Sie betrifft überwiegend die Optik und die Beschaffenheit des Spiels an sich. Sowohl die Bilder auf dem Spielbrett, als auch die der Karten sind teilweise stark verpixelt und auch in ihrer Gestaltung uneinheitlich (Comic, Foto, etc.). Das wirkt nicht sehr ansprechend. So sollte auch das Spielbrett von der grafischen Gestaltung einheitlicher sein, z.B. nur Zeichnungen oder nur Fotos. Insgesamt wäre ein besser Qualität wünschenswert.

Der Preis: Das Preis- Leistungsverhältnis ist nicht ausgewogen. Auch wenn die Herstellung eines solchen Spieles allein vom Material her nicht billig ist, darf man dennoch erwarten, dass bei einem Preis von fast 30 € die technische Qualität insgesamt besser ist.

Fazit:
Die Grundidee stimmt und sollte methodisch weiter ausgebaut werden. Als Gesamteindruck neben den unbestreitbaren Vorzügen bliebt, dass „The Top 5 for Life“ nicht ganz bis zum Ende durchdacht ist und deshalb in der Gestaltung eine Reihe von Brüchen festzustellen sind. Dies ließe sich gewiss in einer überarbeiten Auflage des Spiels verbessern.

Wir haben in einem Seminar zur Religionslehrerausbildung Chancen, Einsatzmöglichkeiten und Nachteile ausführlich bedacht. Wir können von daher nur eine beschränkte Empfehlung aussprechen.

Mehr zum Hintergrund des muslimischen Netzwerks „Zahnräder“:           
http://www.zahnraeder-netzwerk.de/2013/04/22/zrk2013/

Rezension im Rahmen des Seminars „Interreligiöses Lernen und dessen theologische Grundlagen“ an der Technischen Universität Dortmund (Sommersemester 2013)

Wiebke Bierbrodt und Arbeitsgruppe

Rz-The-TOP-5-for-Life, 16.07.13


 

Spiele, Rituale und virtuelle Welten

Rz-Bornet-SpielPhilippe Bornet / Maya Burger (eds.): Religions in Play.
Games, Rituals, and Virtual Worlds.

CULTuREL 2. Zürich: Pano (TVZ) 2012, 351 S., Abb., Register
— ISBN 978-3-290-22010-5 —

Ausführliche Beschreibung: hier

Kurzrezension
In der theologischen Diskussion der Gegenwart gibt es nur wenige Auseinandersetzungen mit dem „Spiel“ im Allgemeinen und mit den digitalen Welten im Besonderen. Offensichtlich aber haben Spiele generell sehr viel mit Religion zu tun. Das gilt für die Spiele in der Erziehung, im Sport und mit dem Computer, ja in allen Medien überhaupt. Zwei Wissenschaftler der Universität Lausanne, der Literaturwissenschaftler Philippe Bornet und die Indologin und Religionsgeschichtlerin Maya Burger, haben Referate und Ergebnisse eines Symposiums aus dem Jahre 2010 in Lausanne über „Homo Ludens: Play, Culture, and Religion“ systematisierend zusammengestellt und öffentlich zugänglich gemacht. Sie decken damit zugleich Elemente und Sichtweisen auf, die auf spannende Verhaltensmuster verweisen, wie sie sich u.a. auch in religiös geprägten Alltags- und Festritualen zeigen.

Die Themen sind schwerpunktmäßig:

  • Spielpraktiken und Religion vom Mittelalter bis zur Aufklärung. 
  • Zusammenhänge von  Chance, Spiel, Religiosität und Religion
  • Korrelationen von Spiel und Ritual 
  • Virtuelle Welten, Computerspiele und Filme.

 Das Buch eröffnet auf dem Weg über die Korrelationen von Spiel, Ritual, Elementen des Religiösen und virtueller Welt wichtige Einblicke in die kulturellen und geschichtlichen Grundlagen von Spiel überhaupt.  Das in der Konferenzsprache Englisch geführte Symposium hat nun auch eine englische Buchausgabe zur Folge. Dadurch wird es im deutschsprachigen Raum vielleicht nicht genügend in seiner soliden wissenschaftlichen und zugleich aktuellen Vorreiterfunktion erkannt. Die angesprochenen Themenfelder beleuchten alte und sich ändernde (religiöse) Weltsichten und Kulturspezifika von Spiel und Ritual. Das geht nicht nur TheologInnen, ReligionswissenschaftlerInnen und AnthropologInnen an, sondern im Computerzeitalter ganz direkt jede/n religiös und gesellschaftlich Interessierte/n.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Reinhard Kirste

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Rz-Bornet-Spiel, 21.02.13