OER, Open Educational Resources
Die Sache an und für sich ist nichts neues. Offen und frei zugängliche Ressourcen gibt es schon immer. Seit bestehen des Internet gibt es Initiativen, die diese Ressourcen sammeln und sich gegenseitig zugänglich machen. Eine davon ist rpi-virtuell für den religionspädagogischen Raum.
Der besondere Wert dieser offenen Ressourcen wird leider erst bewusst, seit die freie Zugänglichkeit nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint, weil Verwertungsgesellschaften und Medienfirmen auch das noch vermarkten wollen, was zum sogenannten Allgemeingut gehört.
Das Neue an der Diskussion, wie ich sie in Torsten Larbigs und verlinkten Blogs lesen kann, ist, dass nicht mehr nur mit Empörung auf die bildungsbedrohende Medienvermarktung reagiert wird, sondern konkrete Pläne geschmiedet werden, wie offene Bildungsressourcen im Netz durch entsprechende Lizenzen vor dem Vermarktungsinteressierten künftig zu schützen sind. Dahinter steht kein geringeres Ziel, als in der Kapstatdt-Open-Education-Declaration (OED) gefordert wird: “ … Bildung und Wissen unbeschränkt verfügbar zu machen. Diese Entwicklung geht einher mit der Einführung neuer pädagogischer Ansätze, bei denen sich Lehrende und Lernende in einem gleichberechtigten Prozess gemeinsam Wissen erschließen.“ (http://www.capetowndeclaration.org/translations/german-translation)
Mir ist vor allem der letzte Satz wichtig. Hinter OER ist zugleich die Absage an eine Vermittlungsdidaktik. Bildung geschieht nicht von oben nach unten, sondern bildet sich im gleichberechtigten Gegenüber von wechselseitig Lernenden und Lehrenden. Bildungsressourcen an sich machen noch keine Bildung.
Diese grundsätzlichen Überlegungen haben schon die Konzeption des neuen rpi-vrituell wesentlich beeinflusst: Neben den „gewohnten“ virtuellen Seminarräumen, werden offene Gruppenräume gefördert, die sich um Themen versammeln und diese erschließen, Ressourcen entwickeln und veröffentlichen können. Die Verbreitung geschieht über Webblogs und in der geplanten Ausbaustufe auch über Schnittstellen zu den großen sozialen Netzwerken, wohl wissend dass rpi-virtuell keine Bildungsnische repräsentieren darf.
Zu der Idee der OER gehört in der Konsequenz auch eine didaktische Innovation im Umgang mit den offenen Ressourcen. Offen kann dann nicht nur frei zugänglich heißen, sondern muss auch „offen für Entwicklung, Ergänzung und Veränderung“ bedeuten. Peter Baumgartner spricht von der Notwendigkeit der Adaptierbarkeit von OER für unterschiedliche didaktische Modelle. Gleichzeitig geht es um die Möglichkeiten der kooperative Weiterentwicklung der Ressourcen. In der Softwareentwicklung würde man von „Versionen“ und von „Forks“ reden. Der „open resource“ lehnt sich bewusst an den „open source“ Begriff an. Die Stärke einer open source liegt nicht an der freien Zugänglichkeit an und für sich, sondern daran, dass diese von anderen weiter entwickelt und verbessert werden darf. Dieser Gedanke des gleichberechtigten Schaffen von gemeinsamen Wissen und Kompetenz ist in der Tat schwer vereinbar mit kommerziellen Verlagsinteressen.
Ich bin Torsten Larbig danbkbar für sein Initiative und kann die von ihm genannten Ziele nur begrüßen. Technisch gesehen, denke ich, verfügen wir heute über enorme Möglichkeiten, die Idee der OER zu realisieren (Meine Zweifel habe ich, dass diese einfach durch die Vergabe von Hashtags ala open coruse gelingt). Weitaus schwieriger sind die Bremsen in unseren Köpfen zu lösen. OER hieße auch uns selbst zu öffnen und zu veröffentlichen, unseren Bildungsalltag, unser Handeln als Lehrende, unsere eigenen Ressourcen, die Schatzkammern zu öffnen, und natürlich auch die das öffentliche Eingestehen müssen, das nicht alles Schätze sind.
Vielleicht wäre am Ende dieses Prozesses auch unser Schulwesen verändert. Der Traum von einem Schulsystem in dem nicht die (Human) Ressourcen selektiert werden, sondern wo offene Ressourcen miteinander entwickelt werden und sich entwickeln können.
Volle Zustimmung, besonders gefällt mir die Aussage „Hinter OER ist zugleich die Absage an eine Vermittlungsdidaktik. Bildung geschieht nicht von oben nach unten, sondern bildet sich im gleichberechtigten Gegenüber von wechselseitig Lernenden und Lehrenden.“ Das erfordert eine andere Denkhaltung zu Lehre und Lernen, und ist aus meiner Sicht der entscheidende Schlüssel.