M. Gandhi und D. Bonhoeffer

9. November 1938 als Wende. Tyrannenmord? Putsch? Gewaltfreier Widerstand?

Der 9.11. 38 öffnete Bonhoeffer die Augen über die Brutalität und Erbarmungslosigkeit der Nazis. Heute vielleicht müssen wir die Augen öffnen für das Böse in W. Putin und der Hamas.


Reinhold Niebuhr hatte Dietrich Bonhoeffer schon zuvor gesagt: „Das Deutschland der Nazis ist kein Ort für gewaltfreien Widerstand. Gandhis Erfolg hingen vom britischen politischen Liberalismus ab.“
Und H. Fischer schrieb zu Gandhis ganz anderer Situation: dass ein britischer „Richter zu Gandhi sagte, es tue ihm leid, dass er ihn verurteilen müsse. Das könnte es bei den Nazis nie gegeben haben. Ich habe ihm damals gesagt: Bei den Nazis würde jeder Widerstand mit Inhaftierung, mit KZ und möglicherweise mit dem Tode enden. Das ist etwas, was er (Bonhoeffer) selbst, glaube ich, nie eingesehen hat, weil er an das Gute in allen Menschen glaubte, ganz fest glaubte.“

Der 9.11. (Reichspogromnacht) war Bonhoeffers geistiger und strategischer Wendepunkt.


Vorher war seine Strategie
1. Keine Flucht in den Elfenbeinturm (Uni-Kariere im New York oder Berlin)
2. Er rief auf zum Pfarrerstreik.
3. Er plante mehrfach nach Indien zu reisen, um direkt bei M. Gandhi etwas für den gewaltfreien Widerstand gegen die Nazis zu lernen. Gandhi lädt Bonhoeffer sogar ein, bei sich zu wohnen. (Anmerkung: Vor sechs Jahren erst ist B.´s Brief an Gandhi von 1934 aufgetaucht, übersetzt v. W.Huber).


Doch es kommt anders!
4. Sozialer Einsatz: B. übernimmt in einem Soz. Brennpunkt in Berlin eine Konfirmandengruppe. (Prägung der Jugend)
5. Er wurde Vorsitzender einer Jugendbewegung (Wichtige Rede auf der dänischen Insel Fanø: Frieden gibt es nicht durch Sicherheit).
6. B. gründet seinen eigenen Ashram in Pommern: In der Nähe von Stettin gründet er ein geheimes Seminar und ein Bruderhaus, um dort Menschen (geistlich) zu prägen für die Reform der KIRCHE (s. u. dazu). Und diese erneuerte Kirche sollte im Staat etwas verändern.
7. Ein anderer, Herbert Fischer, war hingegen ein Jahr bei Gandhi. Aber er sagte: „Also, eines muss ich sagen: Bonhoeffer hat getan, was Gandhi mir eigentlich vorgeworfen hatte, nicht getan zu haben. Er sagte: `Wenn Du für Gewaltlosigkeit bist, dann solltest Du dort dafür kämpfen, wo die Nazis sind! Dort ist es notwendig, und dort gilt es, Widerstand zu organisieren!‘ „.

Bonhoeffers Wandel nach dem 9.11.:
1. Plötzlich finden wir kaum mehr Predigten von B. Kaum Veröffentlichungen. Er wollte nun arbeiten, ohne aufzufallen.
2. B. wird vom Propheten zum Putschisten.
3. Eine Schattenregierung wird gebildet. B. nutzt seine Kontakte nach London und die USA.
4. Der Tyrannenmord und die Schuldübernahme dafür werden geistlich und organisatorisch erarbeitet.

Sehr eindrücklich seine Worte zum Ashram in Pommern:
„Um in den gegenwärtigen und kommenden kirchlichen Kämpfen das Wort Gottes zur Entscheidung und zur Scheidung der Geister zu predigen, um in jeder neu erwachsenen Notlage sofort zum Dienst der Verkündigung bereit zu sein, bedarf es einer Gruppe völlig freier, einsatzbereiter Pastoren. Sie müssen bereit sein, unter allen Umständen, unter Verzicht auf alle finanziellen und sonstigen Privilegien des Pfarrerstandes zur Stelle zu sein, wo der Dienst gefordert wird. Indem sie aus einer Bruderschaft herkommen und immer wieder in sie zurückkehren, finden sie dort die Heimat und die Gemeinschaft, die sie für ihren Dienst brauchen. Nicht klösterliche Abgeschiedenheit, sondern innerste Konzentration für den Dienst nach außen ist das Ziel.“
Diese grundsätzliche Erwägung zur Einrichtung des Bruderhauses in Finkenwalde vereint die praktische „christliche Lebensführung in Gebet, Meditation, Schriftstudium und brüderliche Aussprache“ (Beichte) mit dem „Dienst nach außen“, das heißt für den Kirchenkampf gegen die Verfälschung des Evangeliums durch die „Deutschen Christen“, (damalige Bezeichnung für die hitlertreue Nazikirche). „Ashram in Pommem“ bedeutet in diesem Sinne: kommunitäre Lebensform mit sozialem und politischem Engagement, mit spirituellen Exerzitien (Meditations- und Kontemplationsübungen) und freiwilliger Armut und einfacher Lebensweise.


Vgl. auch
https://www.dietrich-bonhoeffer-verein.de/dietrich-bonhoeffer/bonhoeffers-friedensverstaendnis/

Foto unten auf der dänischen Insel Fanö; Bonhoeffer links unten.

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