Religionen – Wahrheitsansprüche – Konflikte

Unter diesem Titel steht das Ergebnis eines religionstheologischen Symposiums in Bern aus dem Jahre 2008, das zum einen die Attraktivität bestimmter Religionen bedenkt und andererseits das Konfliktpotential beschreibt, das gerade durch das Aufeinanderprallen verschiedener religiöser Traditionen entsteht:

Walter Dietrich / Wolfgang Lienemann (Hg.):
Religionen, Wahrheitsansprüche, Konflikte
Theologische Perspektiven

Beiträge zu einer Theologie der Religionen (BThR), Bd. 10
Zürich: TVZ 2010
— Rezension hier —

Mit dieser Thematik werden Ansätze und Orientierungen der bisherigen  9 Bände aufgenommen, geht es doch immer wieder darum, der interreligiösen Begegnung glaubwürdigen Raum zu schaffen, ohne die eigene religiöse Identität aufzugeben.

Beiträge zu einer Theologie der Religionen, BThR, Band 1-10
mit ausführlichen Besprechungen

Universale Moral ? Die Goldene Regel

Durch Hans Küngs Projekt Weltethos hat sich auch die Debatte um die Universalität der sog. Goldenen Regel wieder verstärkt. Martin Bauschke, Mitarbeiter der „Stifung Weltethos,“ hat es nun unternommen, den religiösen, politischen, philosophischen und alltäglichen Facetten dieser Grundorientierung nachzugehen:

Martin Bauschke:
Die Goldene Regel. Staunen – Verstehen – Handeln.

Berlin: EB-Verlag 2010
— Rezension hier —

Mose und Paulus – Begegnungen von Judentum, Christentum und Islam

Die drei monotheistischen Traditionen haben trotz aller Unterschiede eine gemeinsame Geschichte, die sich in ihrem Offenbarungsverständnis ausdrückt: Bei Mose, dem Gesetzgeber, der Stifter der Tora scheint das auf der Hand zu liegen, bei Paulus im vergleich mit dem Koran schon weniger. Und doch zwei Bücher geben erstaunliche Einblicke:

— Christfried Böttrich / Beate Ego / Friedmann Eißler:
Mose in Judentum, Christentum und Islam.

Göttingen: V & R 2010

— Bertram Schmitz: Paulus und der Koran.
Göttingen: V & R 2010

— Rezensionen hier —

Auf dem Weg zu einer universalen Theologie der Religionen – Zwischenbilanzen und Aufbrüche

Entwicklungen in der christlichen Theologie hin zu einer gleichgewichtigen Begegnung mit anderen religiösen Traditionen nimmt die von dem Basler Systematiker Reinhold Bernhardt herausgegebene Reihe auf: „Beiträge zu einer Theologie der Religionen“ (BThR). Theologischer Verlag Zürich (TVZ) 2005-2010
— Verlagshinweise hier —

Er hat mit Hilfe engagierter TheologInnen, PhilosophInnen und
ReligionswissenschaftlerInnen neue und erweiterte Wege im
interreligiösen Dialog gebahnt und die verstehende Begegnung der
Religionen „cross-cultural“ weiter gebracht.  Inzwischen hat sich ein unterschiedliches Verständnisspektrum im Blick auf eine interreligiös offene Theologie entwickelt.

Übersicht mit Kommentierung und Besprechungen von BThR 1-8 hier

  • BThR 1 (2005): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Kriterien interreligiöser Urteilsbildung,
  • BThR 2 (2006): Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs?
    Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion
  • BThR 3 (2007): Reinhold Bernhardt / Thomas Kuhn (Hg.):
    Religionsfreiheit. Schweizerische Perspektiven
  • BThR 4 (2008): Uwe Gerber: Wie überlebt das Christentum?
    Religiöse Erfahrungen und Deutungen im 21. Jh.
  • BThR 5 (2008): Reinhold Bernhardt / Perry Schmidt-Leukel (Hg.):
    Multiple religiöse Identität.
    Aus verschiedenen religiösen Traditionen schöpfen
  • BThR 6 (2008): Bernhard Nitsche: Gott – Welt – Mensch.
    Raimon Panikkars Denken – Paradigma für eine Theologie in interreligiöser Perspektive?
  • BThR 7 (2009): Reinhold Bernhardt / Klaus von Stosch: Komparative Theologie.
    Interreligiöse Vergleiche als Weg der Religionstheologie
    — Rezension BThR 7 hier —

REZENSIONEN von BThR 8-10

  • BThR 8 (2009): Matthias Tanner / Felix Müller / Frank Mathwig / Wolfgang Lienemann:  Streit um das Minarett. Zusammenleben in der religiös pluralistischen Gesellschaft
  • BThR 9 (2010): Sung Ryul Kim: Gott in und über den Religionen.
    Auseinandersetzung mit der >pluralistischen Religionstheologie<
    und das Problem des Synkretismus
    — Rezension BThR 9 hier —
  • BThR 10 (2010): Walter Dietrich / Wolfgang Lienemann (Hg.):
    Religionen, Wahrheitsansprüche, Konflikte
    Theologische Perspektiven
    — Rezension BThR 10 hier —

Islam mit europäischem Gesicht

Unter diesem Titel haben drei interreligiös und didaktisch ausgewiesene Fachleute ein Buch herausgebracht, dass das Thema Integration auf die Basis von realisierbaren multireligiösen Möglichkeiten stellt – im Sinne eines friedvollen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen:

Benjamin Idriz / Stephan Leimgruber / Stefan Jakob Wimmer (Hg.):
Islam mit europäischem Gesicht.
Perspektiven und Impulse.

Kevelaer: Butzon und Bercker 2010
— Rezension hier —

Vgl.  weitere Bücher zum Thema „Islamfeindschaft“ und „Islamverherrlichung“ im Blog Ein-Sichten (September 2010)

Buch des Monats November 2010 – Seelsorge interreligiös

Pastoralpsychologisch erfahrene AutorInnen verschiedener Religionen haben im Blick auf unsere faktisch multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften in Europa ein Handbuch erarbeitet, das nicht nur bisherige Defizite spiritueller Begleitung von Menschen aufzeigt, sondern gangbare Orientierung eröffnet. Wo Menschen mit ganz unterschiedlichen biografischen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, sind die Vertreter der Religionen besonders gefragt, gemeinsam auf solche Herausforderungen zu reagieren. Dies geschieht beeindruckend in:

Helmut Weiß / Karl Federschmidt / Klaus Temme (Hg.):
Handbuch Interreligiöse Seelsorge

Neukirchener Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Das Buch zeichnet sich also nicht nur durch sorgfältige Analysen aus, die zur Einordnung von „spiritual care“ in die jeweilige religiöse Tradition dienen, sondern die AutorInenn entwickeln aus diesen religiösen Bezugspunkten Perspektiven für Kindergarten, Diakonie, Krankenhaus, Gefängnis., Schule, Jugend- und Stadtteilarbeit sowie im Blick auf die Notfallseelsorge. Bereits vorliegende Erfahrungen können zur weiteren Projekten ermutigen.

Annäherungen an den Koran – Vielfalt neuerer Übersetzungen

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe deutscher Koran-Ausgaben und Übersetzungen
(vgl. Wikipedia zum Koran insgesamt).

Zuweilen hat man den Eindruck, dass deutsche Verlage um die beste Übersetzung wetteifern. Sie versuchen dabei Authentizität im Blick auf das arabische Original und wissenschaftliche Korrektheit miteinander zu verbinden. Die Ergebnisse sind recht unterschiedlich.

Der Herder-Verlag hat 2009 mit der Übersetzung von Ahmad Milad Karimi auch noch einen Islamwissenschaftler, Bernhard Uhde, für das Poetische des Koran betonende deutsche Ausgabe gewonnen.
Die vorliegende Rezension, verbunden mit einem Vergleich einiger Suren aus der Koranausgabe von Max Henning (Hugendubel 1999) bezieht sich auch auf die Ausgabe von Muhammad Asad (s.u.).

Der Patmos-Verlag ist einen anderen Weg gegangen (ebenfalls 2009). Er hat die englische Koranausgabe des berühmten Konvertiten Muhammad Asad, alias Leopold Weiss zusammen mit dessen Kommentar ins Deutsche übertragen lassen. Herausgekommen ist eine sprachlich nicht immer ganz befriedigende, aber unter historischen Gesichtspunkten wichtige Ausgabe, deren Bedeutung durch Asads wenig orthodoxen Kommentar noch steigt (Rezension hier).

Nun ist auch die Koran-Übersetzung von Hartmut Bobzin fertig (C.H. Beck München 2010). Im Interview beschreibt er seine Motivation und die Typik seiner Übertragung ins Deutsche. — (Rezension hier)
Der Schriftsteller Stefan Weidner hält sie trotz einer Reihe von Schwerfälligkeiten für die derzeit beste deutsche Koranübersetzung, wie er in Qantara.de schreibt.

2009 kam eine weitere ausführliche Übersetzung heraus, der im Anhang noch weitere Beiträge zu einem sachgemäßen Koranverständnis hinzugefügt wurden: Ali Ünal: Der Koran und seine Übersetzung mit Kommentar und Anmerkungen, eine Übertragung aus dem Englischen von Fatima Grimm und Wilhelm Willeke (Offenbach: Fontäne 2009) — (Rezension hier)

Überhaupt lohnt ein Überblick der beachtlichen Zahl von Koranausgaben mit Hadithen, Kommentaren und Vergleichen von Bibel unbd Koran (Details hier), die hier in einer orientierenden Zusammenstellung präsentiert werden.

Vielfalt des Orients – Festschrift für Peter Heine

Einblicke in die Vielfalt des Orients und den vom Mittelmeer bis Indien bietet die von fachkompetenten FreundInnen, SchülerInnen und KollegInnen herausgegebene Festschrift für den renommierten Islamwissenschaftler Peter Heine zu dessen 65. Geburtstag. 

Anke Bentzin / Henner Fürtig / Thomas Krüppner / Riem Spielhaus (Hg.):
Zwischen Orient und Okzident.

Studien zu Mobilität von Wissen, Konzepten und Praktiken.
Festschrift für Peter Heine
Freiburg u.a.: Herder 2010,368 S. 

In Anspielung an das Goethe-Zitat aus dem West-östlichen Divan: "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" bedeutet die Lektüre dieser Artikelvielzahl zugleich eine geografisch und geschichtlich orientierte Reise in die Vielfalt des Orients zwischen Antike und Gegenwart. Grundsätzliches zur (islamischen) Religionsauslegung ("Aushandlungen"!) bis in die Praxis von Scharia und Kopftuchfragen, Wissentransfer und Identitätsprobleme sowie Globalisierung damals und heute eröffenen auch viele bisher nicht gesehene und ungewöhnliche Perspektiven (etwa bei der Kulinarik).  

Buch des Monats September 2010 – Islamkritik ohne Polemik

Angesichts sich immer wiederholender Phasen undifferenzierter und gehässiger Islamkritik, zuletzt besonders durch die Auftritte und das Buch von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin, sollten auch andere Stimmen gehört werden. Eine solch andere Stimmenvielfalt hat der Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders als Fortsetzung des Bandes „Islamfeindlichkeit“ (vgl. Beitrag und Rezension bei INTR°A) zusammengetragen, und zwar in:

Thorsten Gerald Schneiders (Hg.):
Islamverherrlichung. Wenn die Kritik zum Tabu wird.

Wiesbaden: VS-Verlag 2010

— Rezension hier —

Der Titel ist etwas missverständlich, denn es geht in dieser Zusammenstellungen von christlich und muslimisch geprägten Fachautoren darum, die falschen Fronten der Islamkritik abzubauen. Dabei werden Schwachstellen und Ärgernisse sowohl in der Vergangenheit und Gegenwart nicht verschwiegen. Es tut jedoch gut, wenn die durchaus gängige inkriminierende Begleitmusik beim Themenfeld „Islam, Muslime, Einwanderung, Integration“ durch selbst ernannte Experten hier nicht zu hören ist.

Verwundete Glaubensgewissheit und Gewaltreaktionen in der Begegnung von Christentum und Islam

Verunsicherung des eigenen Glaubens stellt religiöse Gewissheiten in Frage und kann leicht in Aggression umschlagen. Das haben Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart oft genug erlebt und erleben es immer wieder. Gleichzeitig wird die Begegnung zwischen diesen beiden monotheistischen Religionen durch die oft gewaltsam erhobenen Ansprüche belastet und macht immer wieder die gegenseitig erlittenen Verwundungen offenbar. Das hat ein  Herausgeberteam von den Universitäten Münster und Paderborn ermutigt, diesen Verwundungen genauer nachzugehen:

Jürgen Werbick / Muhammad Sven Kalisch / Klaus von Stosch (Hg.):
Verwundete Gewissheit.
Strategien zum Umgang mit Verunsicherung im Christentum und im Islam.

Beiträge zur komparativen Theologie Bd. 1
Paderborn u.a.: Schöningh 2010
— Rezension hier —

Die in einem solchen Rahmen angestellten Vergleiche sind darum nicht nur ein innertheologisches Beschäftigungsspiel, sondern diese können friedenspädagogische Orientierungen geben.