Liebe, die den Tod überwindet

Bücher für Trauernde sind inzwischen reichhaltig auf dem Markt. Die vorliegenden Zusammenstellung ist insofern etwas Besonderes, als der Diplompsychologe und Paar-Therapeut Rudolf Kachler durch meditative Texte von bekannten Autorinnen und Autoren, darunter erfahrene Seelsorger, mit solchen Worten Schwingungen des Trostes angesichts von Sterben, Tod, und Trauerschmerz aufleuchten lässt:

Rudolf Kachler (Hg.):
In meiner Trauer wohnt die Liebe.
Gedanken, die den Tod überwinden.

Stuttgart: Kreuz 2010
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Islam mit europäischem Gesicht

Unter diesem Titel haben drei interreligiös und didaktisch ausgewiesene Fachleute ein Buch herausgebracht, dass das Thema Integration auf die Basis von realisierbaren multireligiösen Möglichkeiten stellt – im Sinne eines friedvollen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen:

Benjamin Idriz / Stephan Leimgruber / Stefan Jakob Wimmer (Hg.):
Islam mit europäischem Gesicht.
Perspektiven und Impulse.

Kevelaer: Butzon und Bercker 2010
— Rezension hier —

Vgl.  weitere Bücher zum Thema “Islamfeindschaft” und “Islamverherrlichung” im Blog Ein-Sichten (September 2010)

Neue Wege zum Gottesverständnis

Marion Küstenmacher / Tilmann Haberer / Werner Tiki Küstenmacher:
GOTT 9.0.
Wohin unsere Gesellschaft
spirituell wachsen wird.
Mit einem Vorwort von Richard Rohr.
Gütersloher Verlagshaus 2010
— Ausführliche Rezension: hier —

Die ausgetretenen Pfade der Glaubensformulierungen und eine oft unbewegliche Dogmatik lassen viele Menschen nach neuen Wegen religiöser Erfahrung suchen. Das Ehepaar Küstenmacher und Tilmann Haberer bieten durch Cartoons heiter verstärkt Annäherungen an das Geheimnis Gottes auf ungewöhnliche Weise an, indem sie auch die Computersprache aufnehmen.
Der ungewöhnliche Zugang besteht nun darin, dass sie eine Art Wegbeschreibung zur Gotteserkenntnis versuchen, indem sie den einzelnen Glaubens-Einsichten Farben zuordnen, und zwar von 1.0 (beige) bis 9.0. (Koralle). Natürlich ist zu fragen, ob man die Annäherung an das Göttliche in eine solche Stufenordnung bringen kann und ob angesichts der geschichtsträchtigen Farbsymbolik in allen Kulturkreisen nicht doch einiges verloren geht (z.B. beim mystischen Blau).

Wie dem auch sei, Anregungen, über Gott neu nachzudenken und einen eigenen Weg der Spiritualität zu gehen, bietet das Buch in reichhaltiger Fülle.

Buch des Monats November 2010 – Seelsorge interreligiös

Pastoralpsychologisch erfahrene AutorInnen verschiedener Religionen haben im Blick auf unsere faktisch multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften in Europa ein Handbuch erarbeitet, das nicht nur bisherige Defizite spiritueller Begleitung von Menschen aufzeigt, sondern gangbare Orientierung eröffnet. Wo Menschen mit ganz unterschiedlichen biografischen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen, sind die Vertreter der Religionen besonders gefragt, gemeinsam auf solche Herausforderungen zu reagieren. Dies geschieht beeindruckend in:

Helmut Weiß / Karl Federschmidt / Klaus Temme (Hg.):
Handbuch Interreligiöse Seelsorge

Neukirchener Verlagshaus 2010
— Rezension hier —

Das Buch zeichnet sich also nicht nur durch sorgfältige Analysen aus, die zur Einordnung von “spiritual care” in die jeweilige religiöse Tradition dienen, sondern die AutorInenn entwickeln aus diesen religiösen Bezugspunkten Perspektiven für Kindergarten, Diakonie, Krankenhaus, Gefängnis., Schule, Jugend- und Stadtteilarbeit sowie im Blick auf die Notfallseelsorge. Bereits vorliegende Erfahrungen können zur weiteren Projekten ermutigen.

Buch des Monats Oktober 2010 – Jacques Gaillot – Der Bischof mit dem virtuellen Bistum

“Es gibt wenige Bischöfe, die nicht nur die Not und den Reformstau ihrer Kirche sehen, sondern mit positiver Kritik zu mutigen Schritten mahnen, sie trotz des großen Risikos selber entschlossen gehen”. So heißt es im Klappentext des Buches, das dem ehemaligen vom Papst 1995 abgesetzten Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, gewidmet ist, der am 11. September 2010 seinen 75. Geburtstag in Paris feierte.

Roland Breitenbach (Hg.)
Jacques Gaillot.
Die Freiheit wird euch wahr machen.
Würzburg: Reimund Maier Verlag 2010
— Rezension hier —

Der kirchlich und politisch engagierte Bischof wurde in ein nicht mehr vorhandenes Bistum in der algerischen Wüste versetzt: Partenia. Daraus wurde das einzige virtuelle Bistum der Welt, dem sich Menschen aller Nationen udn aller Schichten verbunden wissen. Sie hoffen und sie engagieren sich für eine freie Kirche der Wahrhaftigkeit, die sich mit den Ausgegrenzten, Armen udn Verlassenen verbunden weiß.

Mehr zu Jacques Gaillot auch im INTR°A-Blog

Die religionspluralistische Theologie in der Auseinandersetzung und das Problem des Synkretismus

In einer multikulturellen Welt ist auch die (christliche) Theologie besonders herausgefordert, den Dialog mit den verschiedenen religiösen Strömungen und Weltanschauungen “aufd Augenhöhe” zu pflegen. In den letzten jahrzehnten hat es beeindruckende Versuche gegeben, bisherige Grenzen zwischen den Religionen zu überbrücken. Besonders wichtig wurde in diesem Zusammehang die religionpluralistische Theologie, auf die sich der Autor, ein ev. Pfarrer und Dozent aus Südkorea, besonders bezieht. Er tut dies allerdings so, dass er den von Karl Barth aufgerissenen Graben zwischen Religion udn Offenbarung imgrunde weiter vertieft:

Sun Ryul Kim:
Gott in und über den Religionen.

Auseinandersetzung mit der “pluralistischen Religionstheologie”

und das Problem des Synkretismus

Beiträge zu einer Theologie der Religionen Bd. 9
Zürich: TVZ 2010

— Rezension hier —

Zwar werden neben John Hick eher Vertreter einer inklusivistischen Religionstheologie behandelt (S. Mark Heim und Jacques Dupuis) , dennoch ist auch hier die Beurteilung mit dem Verdikt der “Nicht-Dialogfähigkeit” dieser Ansätze belegt. Vielleicht ist dies eher ein kontraproduktiver Beitrag zu einer Theologie der Religionen.

Mehr zur Reihe: Beiträge zu einer Theologie der Religionen: hier

Bedeutung und Funktion von Religion in der Mediengesellschaft

Die älteren und neueren Medien wie Theater, Film, Fernsehen, Internet spielen in einer Gesellschaft, in der das Bild mehr und mehr die Schrift überlagert eine herausragende und machtvoll beeinflussende Rolle. Wie kommt Religion nun in einer Gesellschaft vor, die so stark durch die (Massen-)Medien geprägt ist? Im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Universität Graz sind TheologInnen, ReligionswissenschaftlerInnen, aber auch Medienschaffende und Mediziner dieser Frage nachgegangen. Herausgekommen ist ein facettenreiches Buch:

Christian Wessely / Alexander D. Ornella (Hg.):
Religion und Mediengesellschaft.

Beiträge zu einem Paradoxon.
Theologie im kulturellen Dialog Bd. 20
Innsbruck / Wien: Tyrolia 2010
— Rezension hier —

Ein Resümee der von Widersprüchlichkeiten geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit und der in ihr wirkenden und benutzen Varianten von Religiosität konnten Herausgeber und Autoren sicher nicht leisten. Anstöße und Anregungen finden sich jedoch reichlich in diesem Buch.

Evangelium und Inkulturation – Brücken und Brüche

Zum 65. Geburtstag des bekannten jesuitischen Pastoraltheologen Michael Sievernich ist eine umfangreiche Festschrift erschienen, die die unterschiedlichen Facetten des spannenden Themenfeldes von Inkulturation, Mission, Evangelisierung und interreligiöser Begegnung umschreibt. Die Herausgeber, Mariano Delgado von der Universität Fribourg (Schweiz) und der emeritierte Bonner Fundamentaltheologie und Religionsphilosoph Hans Waldenfels haben eine beachtliche Zahl von kompetenten und international anerkannten Beiträgern zusammengebracht.

Mariano Delgado / Hans Waldenfels (Hg.):
Evangelium und Kultur. Begegnungen und Brüche
Festschrift für Michael Sievernich.

Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte 12
Fribourg (CH): Academic Press / Stuttgart: Kohlhammer 2010
— Rezension hier —

Dieses Buch stellt sich wie eine Reise dar, und zwar "chronografisch" und geografisch: ein spannender interkultureller Weg vom Mittelalter in die Neuzeit und fast durch alle Kontinente dieser Erde.

 

An der Grenze des Todes – zum Roman “Die Hütte” von W.P. Young

Das Thema von Schicksalsschlägen und Begegnungen mit dem Tod beschäftigt nicht nur Philosophen und Theologen, sondern auch Schriftsteller auf unterschiedlichste Weise. Der christlich geprägte amerikanische Romanautor William Paul Young entwirft dazu eine Serie von Schicksalsschlägen, die in der die Entführung und Ermorderung der Tochter des Protagonisten gipfelt. Dem folgt Jahre späterein Szenario der Gottesbegegnung in jener Hütte, in dem der Mord geschah:


William Paul Young:

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott.
Roman: Hamburg: Allegria 2009

— Besprechung hier —

Verwundete Glaubensgewissheit und Gewaltreaktionen in der Begegnung von Christentum und Islam

Verunsicherung des eigenen Glaubens stellt religiöse Gewissheiten in Frage und kann leicht in Aggression umschlagen. Das haben Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart oft genug erlebt und erleben es immer wieder. Gleichzeitig wird die Begegnung zwischen diesen beiden monotheistischen Religionen durch die oft gewaltsam erhobenen Ansprüche belastet und macht immer wieder die gegenseitig erlittenen Verwundungen offenbar. Das hat ein  Herausgeberteam von den Universitäten Münster und Paderborn ermutigt, diesen Verwundungen genauer nachzugehen:

Jürgen Werbick / Muhammad Sven Kalisch / Klaus von Stosch (Hg.):
Verwundete Gewissheit.
Strategien zum Umgang mit Verunsicherung im Christentum und im Islam.

Beiträge zur komparativen Theologie Bd. 1
Paderborn u.a.: Schöningh 2010
— Rezension hier —

Die in einem solchen Rahmen angestellten Vergleiche sind darum nicht nur ein innertheologisches Beschäftigungsspiel, sondern diese können friedenspädagogische Orientierungen geben.